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II. Der Kreislauf der Wirtschaft; Einkommensbildung und GĂŒterverteilung.

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D i e L e h r m e i n u n g e n


Der M e t a l l i s m u s .
Der N o m i n a l i s m u s .


Sind wir dem Wesen des Geldes in funktioneller Hinsicht

bei der vergangenen Betrachtung nĂ€her gekommen und konnten wir
das gewonnene Bild uns formen, ohne dass wir uns mit Entschieden-
het zu einer herrschenden Theorie bekannten, – haben wir dort
nur das tatsĂ€chliche Geschehen kritiklos hingenommen und es ver-
sucht, die einzelnen Daten zu organischem Fluss an einander zu rei-
hen, so mĂŒssen wir jetzt den Geldtheorien unser Ohr leihen, deren je-
de mit Bestimmtheit und seltenem Fanatismus ihren Standpunkt fĂŒr
den allein richtigen vertritt.

Eine eigentliche wissenschaftliche Forschung nach dem 

Wesen des Geldes beginnt naturgemĂ€ss mit dem Metallismus, einer
Geldlehre, deren Inhalt uns noch ganz deutlich werden wird. Dieses
theoretische Besinnen erfĂŒllte darauf denn auch ausnahmslos und
ohne Widerspruch die Geister und heute sogar können wir noch sagen,
dass die alten klassischen Gesetzte jenes orthodoxen Metallismus
ohne nennenswerte Redivierung [sic] im Schwange sind und immer noch
Grundlage auch aller spĂ€teren, selbst der modernsten Entwicklung.

In den AnfĂ€ngen des Geldverkehrs war das Geld und damit

sprechen wir von allen Geldstoff schlechthin, auch wenn er schon
staatlicher PrÀgung unterzogen war, doch eigentlich nichts anderes,
als ein Gut wie eben die ĂŒbrigen GĂŒter alle, das sich nur


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bei Tauschbedarf in das Tauschgut vorĂŒbergehend in " Geld"
wandelte und so jeweils durch das Heraustreten aus dem allgemeinen
GĂŒterkreis in den ihm entgegen stehenden, ihn bewegenden Geld-
kreis automatisch die nötige Geldmenge schuf. Die Warenbewegung
ist das primĂ€re, gegenĂŒber der Geldbewegung und zieht diese nach
sich. Und gleich wie von Wirtschaft zu Wirtschaft so floss das
Gold wechselnd von Gemeinschaft zu Gemeinschaft gewissermaassen
im intervalutaren Verkehr als das allgemein beliebte und gebrĂ€uch-
liche Geldtauschgut, als ein Weltgeld.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts aber bedingte der

natĂŒrliche Mangel an Edelmetallen ein Verlassen oder wenigstens
doch E[ergĂ€nzt handschriftl.]einschrĂ€nken dieses Systems des sich selbst regulierenden
Zu- und Abstroms von Geld, von Gold. Damit ging eine verwandte
Tendenz Hand in Hand, nĂ€mlich ein Bestreben, das ersparte Edelme-
tall in den Tresor der Banken aufzuspeichern und mehr und mehr
den goldersetzenden Banknoten die Hauptrolle im Geldverkehr zu 
ĂŒberlassen. Das schien der herrschenden metallistischen Geldauf-
fassung nicht zu widersprechen, denn selbst der fĂŒrhende National-
ökonom jener Epoche – Ricardo – sagt ĂŒber jene papierenen Umlaufs-
mittel, die wohl gleichartig funktionierend doch nicht Metall –
(Waren) geld waren:" Ein Geldumlauf ist in seinem vollkommensten
Zustand, wenn es gĂ€nzlich in Papiergeld besteht, aber in einem
Papiergeld von gleichem Werte wie das Gold, das es zu vertreten
erklĂ€rt. Der Gebrauch von Papier anstatt von Gold ersetzt das
kostspieligste durch das billigste Material und befĂ€higt das


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Land, ohne irgendjemand zu benachteiligen, alles Gold, das es frĂŒher
zu diesem Zwecke benĂŒtzte gegen Rohstoffe, Werkzeuge und Nahrungs-
mittel einzutauschen, durch deren Gebrauch sein Wohlstand und seine
GenĂŒsse vermehrt werden."

Ist nun aber dieses Papiergeld nur Stellvertreter des

Edelmetalles und dieses allein nur das eigentliche Geld, das trotz
des grössten Anreizes zu seiner Förderung dennoch zum Verkehr nim-
mer ausreicht, und zudem noch als volkswirtschaftlich unrentabel
gelten muss; ist das Papiergeld – die Banknoten – also nur Symbol
eines gedachten Goldquantums, dann allerdings muss notwendig die
Frage auftauchen, wie gross muss diese Papiergeldmenge oder wie
gross wĂ€re wohl die im Verkehr benötigte Goldmenge, deren Wert das
Papier vorstellen mĂŒsste? Wenn der Metallismus diese Menge nicht
mit einer ökonomischen Erscheinung in der Wirtschaft verkettet
und aus einer Denkgrösse eine messbare werden lĂ€sst, dann wird er
in der modernen Wirtschaft zu sehr dem schwankenden Rohre gleichen,
als dass man es wagen könnte, die Geldschöpfung so zu basieren.
Ricarod [sic] schreibt noch im gleichen Kapitel darĂŒber: Das Publikum
vor allen VerĂ€nderungen im Werte der Umlaufsmittel zu schĂŒtzen
ausser denjenigen welchen der MĂŒnzwert selbst unterworfen ist, und
den Umlauf gleichzeitig mit einem möglichst wenig kostspieligen
Metall zu bewerkstelligen, heisst den vollkommensten Zustand zu
erreichen." Dazu empfiehlt er dann die Einlösbarkeit der Noten
in Barren Gold und umgekehrt; etwa[hanschriftlich durchgestrichens] dieselben GrundsĂ€tze, die zur
Herrschaft der GeldwĂ€hrung bei uns in Uebung waren und die Knapp


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als Hylodromie und Hylophantismus in seine Theorie einreihte.

Wenn allerdings, so muss auch Ricardo enden, bei unge-

wöhnlichen Gelegenheiten, wo eine allgemeine Panik das Land er-
greift, jedermann die Edelmetalle besitzen möchte, als die bequems-
te Form, sein Vermögen zu realisieren, dann ist auch diese Ordnung
nicht mehr durchfĂŒhrbar. Das eigentliche Geld des Metallismus,
das Edelmetall verschwindet aus dem Verkehr und keine Zentralbank
der Welt könnte sog. r u n s im grossen Maass begegnen. Dann muss
das Papiergeld,(die Banknote ) [ergĂ€nzt handschriftl.,] dieses nur auf Vertrauen beruhende
Geldsurrogat, gerade in den Zeiten des völlig geschwundenen Ver-
trauens dennoch Geldienste [sic] leisten.

Solange unsere Betrachtung nur dem Metallismus gilt,

haben wir den Begriff der Werteinheit nicht besonders zu erklĂ€ren
und zu definieren. Wenn wir hier von Geld sprechen und wir verste-
hen gwöhnlich [sic] darunter das chartale StĂŒck, das Zahlungsmittel, dann
sprechen wir gleichzeitig von Werteinheit, denn in jenem System
gibt es begrifflich keinen Unterschied zwischen Werteinheit und
Zahlungsmittel; hier ist Werteinheit gleichbedeutend mit einem
bestimmten Quantum Gold und ist so identisch mit der MĂŒnze selbst.
Die MĂŒnze ist also Zahlungsmittel und Wertmaass zu gleicher Zeit.
Dem spĂ€terhin von anderer Richtung eingeworfenen Gedanken der ab-
strakten Werteinheit, einer reinen Denkgrösse als dem angeblichen
Wertmesser, lehnt die alte klassische Schule ab. Deren prominente
Vertreter Adam Smith und Ricardo standen auf dem Boden der objek-
tiven Wertlehre, derart, dass sie als BestimmungsgrĂŒnde des Wertes


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der Waren die Faktoren Arbeit, Kapital und [darĂŒber handschriftlicht ergĂ€nzt: .... .......... ] und Rente gelten liessen.
Ersterer nicht immer in konsequenter DurchfĂŒhrung, Ricardo aber in seinen principles um so geschlossener.

Die MĂŒnze ist eine Ware wie andere mit den gleichen

WertbestimmungsgrĂŒnden. Preise und Ausdruck des VerhĂ€ltnisses
des objektiven Wertes des Goldes mit dem der zu vergleichenden
Ware und ein G[handschriftlich o, e ergĂ€nzt]ldwert existiert nur soweit, als wir darunter einen
Goldwert; eben den objektiv messbaren Wert der Goldmenge verste-
hen. FĂŒr den strengsten Metallisten kommt ĂŒberhaupt nur der Ge-
brauchswert des Goldes als Vergleichsmaass in Frage; er schĂ€tzt
rein subjektiv nach Lust-oder Unlustempfinden, was natĂŒrlich zur
Folge haben muss, dass dort, wo vollwertiges Metallgeld im Kurse
ist, die gesetzliche Zahlungskraft damit bedeutungslos ist.

Nach Diehl aber ist beispielsweise zur DurchfĂŒhrung ge-

regelter Preisbildung ein Geldgut, also ein wertvoller Geldstoff
notwendig, denn er will den Kern der Preisbildung in der wohl sehr
fragwĂŒrdigen Formel begriffen wissen:
" Nun schĂ€tzt ihr an einem allgemein[handschriftlich durchgestrichene] beliebten Gegenstand, z.B.
dem Golde ab, wie viel ihr fĂŒr meine Ware geben wollt? "
Diese metallische Lehre konnte nur so lange unangefochten blei-
ben, so lange die tatsĂ€chliche Uebung sich aus jenen SĂ€tzen erklĂ€ren
liess. Sobald aber papierne, oder auch nur unterwertige Umlaufmit-
tel in den Vordergrund des Verkehrs ge[handschriftlich durchgestrichen: d]rĂŒckt waren, wurden, den
Metallismus verneinende und bekĂ€mpfende Stimmen laut. Ihnen wieder-
um musste dieser entgegentreten und in seinem System jenen neuen


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Zahlungsmitteln Raum geben. Die Bezeichnung Geld geriet ja fĂŒr
jegliches «Papier» ohne weiteres in Wegfall, denn eigentliches
Geld war immer nur das 100 %ige Metallgeld. Banknoten waren doch
immer nur â€“ man mag die absolute Notwendigeit ihres Entstehens
und ihrer Zirkulation eingesehen haben oder nicht, – Geldsurro-
gat, jederzeit umtauschbares Kreditpapier, das seinen Wert nur von
dem durch sie reprĂ€sentiertem in Hintergrunde ruhenden Golde lieh,
das seinerseits wie bei der Dritteldeckung in der Gesamtheit sogar
nur eine vorgestellte Mengengrösse sein musste. TatsĂ€chlich wurde
denn auch nur die Einlösepflicht der Banknoten in Zeiten der Not
und Gefahren ohne weiteres aufgehoben, ohne dass jene an Wert
oder UmlaufsfÀhigkeit verloren.

1797 beispielsweise wurde in England infolge seines

Runs die Barzahlung eingestellt und erst 1819 wieder aufgenommen.
22 Jahre herrschte ein Zustand vor, den die Metallisten nur mit
grösstem Zwang zu erklĂ€ren imstande sind, denn hier gab es kein
real gegebenes, sondern höchstens ein historisch ĂŒberliefertes Maass,
den Wert des alleinigen, tatsĂ€chlichen Geldes, der Banknoten, zu regu-
lieren. Wenn ganz besonders in solchen Zeiten jenes Geld keine in-
flationistischen Wirkungen zeitigt, dann beruht es auf keiner natĂŒr-
lichen Eigenschaft dieser Zahlungsmittel, sondern ist Resultat einer
bewussten Geldpolitik, wie solche denn auch von jeglicher Richtung
der Geldlehre als unerlĂ€sslich notwendig erklĂ€rt wird. Wir stimmen
dem Metallismus auch noch hierin zu, dass die volkswirtschaftlich
schĂ€dlichen, preissteigernden Wirkungen wohhl ein geringer Uebel


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sein werden, wenn die Banknotenausgabe in der engen VerknĂŒpfung an
einen Stoff geschieht. FĂŒr uns ist es aber gewissermassen nur ein gra-
dueller Unterschied von dem Zustande, da die Ausgabe allein von
volkswirtschaftlicher Einsicht geleitet wird. Die Goldgebundenheit
gehört also nicht zu den unterscheidenden wesentlichen Merkmalen. Das
muss denn insbesondere der Gipfelpunkt jeder nominalistischen Auffas-
sung sein, klassische Regeln fĂŒr seine elastische Geldschöpfung mit den
Banknoten als Hauptgeldart, möglicherweise sogar als seiner einzigen
Form, aufzustellen. Vieles ist im letzten Abschnitt ĂŒber die Frage
der praktisch geĂŒbten Geldschöpfung schon gesagt worden. Hier sei nur
angedeutet, dass jegliche Bankpolitik dabei weitgehende ErwÀgungen
anzustellen hat. Es ist z.B. wesentlich, ob die neue Werte schaffen-
de Produktion dem GenussgĂŒter- oder dem Produktivmittelmarkt zu-
fliesst, wie gross der Vorrat an GenussgĂŒtern in der Wirtschaft sei
und welche Menge davon der Vollendung entgegenreift. Wichtig sind
ferner alle Fragen, welche die Lage der Nation im intervalutarischen
Verkehr beleuchten und beeinflussen können.

In diesem Zusammenhang ist es bedeutungslos, ob

wir Bendixen zustimmen, der die Geldschöpfung und KreditgewĂ€hrung
der Produktion folgen lĂ€sst, oder ob wir Hahn beipflichten, der 
die Kreditgeldschöpfung als das primĂ€re und erst die Produktion an-
fachende Moment begriffen wissen will.

WĂ€hrend also bei den Metallisten die ErklĂ€rung

der Banknoten auf


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die Frage der Stoffgebundenheit und auf die der Art und Höhe der 
Einlösbarkeit hinauslĂ€uft, verkĂŒnden die Nominalisten [handschriftlich durchgestrichen a und handschriftlich ergĂ€nzt: i]n ihrer
reinen Theorie hierinnen vollkommene Freiheit und wenn sie auch,
wie beispielsweise Knapp und Bendixen aus politischen ErwĂ€gungen
die Deckung [handschriftlich durchgestrichen a und handschriftlich ergĂ€nzt: i]n weniger starken Grenzen beibehalten wollen. Was
die Metallisten zur ErklĂ€rung des Geldwertes nötig haben, kommt
bei den Nominalisten, die den eigentlichen Geldwert nicht kennen,
in Wegfall. FĂŒr sie ist die Frage nach dem Stoff des Geldes eigent-
lich nicht die erste, das ist vielmehr die nach dem Gebunden-oder
Nichtgebundensein an ein Metall und darum finden wir in der Lite-
ratur, obwohl sich ziemlich deckend mit Metallismus und Nominalis-
mus, Metall- und PapierwĂ€hrung, die Bezechnung gebundene und freie
WĂ€hrung. Nicht das ist der Unterschied, dass der Nominalist eine
WĂ€hrung mit einer rein nominellen abstrakten Werteinheit fĂŒr prak-
tisch möglich hĂ€lt; nein, auch bei reiner MtallwĂ€hrung und sei
auch nur Gold im Umlaufe, da wo jegliche als Zahlungsmittel ver-
körperte Werteinheit real als ein Quantum Edelmetall zu greifen
und als solches von den Metallisten die abstrakte Werteinheit zur Beherr-
scherin der Wirtschaft aufgeschwingen.

Nun aber wiederum sehen wir die Metallisten im Angriff,

die immer von neuem die Frage nach dem Werte des Geldes in die
Debatte werfen, die nach ihrer Ansicht und in ihrem System den 
Zentralmittelpunkt abgeben muss. Die Nominalisten argumentieren


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in der Verteidigung, dass es nur eine historische Tatsache sei,
dass das G[handschriftlich durchgestrichen o und ergĂ€nzt e]ld Eigenwert besitzen mĂŒsse, und nur einstmals es not-
wendig war, um in der Beziehungssetzung aller anderen GĂŒter zu
jenem beliebtesten und gebrĂ€uchlisten Gut, Wertrelationen fĂŒr
jene zu erzielen. Einmal lebendig, leben diese fort und sind
schliesslich dann nur noch ZĂ€hler zu dem Generalnenner Geld im 
Ausdruck einer, entweder von der Gemeinschaft oder durch immerwĂ€h-
renden rekurrenten Anschluss vom Staate bezeichneten, immer aber
aus dem Gemeinschaftsleben geborenen Werteinheit. Das Geld als ab-
strakte Werteinheit, als eine nur in de Vorstellung lebende Grösse
kann keinen selbstĂ€ndigen, keinen objektiven Wert haben; das Geld-
stĂŒck hat vielmehr nur den Wert, auf den es lautet. Beim Nominalis-
mus versinnbildlicht das GeldstĂŒck nur einen Wert, der ihm von
ausserhalb zugelegt ist, beim Metallismus ist das GeldstĂŒck TrĂ€ger
und Verkörperung des Wertes in sich selbst. FĂŒr den Nominalismus
muss es darum bedeutungslos, unter UmstĂ€nden sogar störend sein,
wenn seine gedankliche Rechengrösse in ihrer Reinheit durch nur
die Erkenntnis trĂŒbenden Stoff dargestellt wird;– ist doch fĂŒr ihn
die Art der kursierenden Vermittlungsbehelfe von durchaus neben-
sĂ€chlicher Bedeutung. Die Werteinheit kann nicht aus sich selbst
heraus einen Eigenwert haben, denn der so vielfach geĂ€nderte rekur-
rente Anschluss hat die Beziehungen zu dem Urstoff, auf den basiert
in erster Tauschgemeinschaft Relationen und Preise zustande kamen,
verloren und ist als Grösse darum zu sehr verwischt, als dass wir
auch bei Kenntnis des Urstoffs noch einen Wertmesser daraus kon-


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struieren könnten. Jeder, der Werteinheit zugrundegelegte Stoff
ist in einer Hinsicht willkĂŒrlich, istvetwas ZufĂ€lliges. Er muss
aus dem gesamten GĂŒterkreise entnommen sein und, sollen die Geld-
preise in der Höhe unverĂ€ndert bleiben, so muss das die neue WĂ€h-
rung begrĂŒndende staatliche Gesetz den MĂŒnzpreis und rekurrenten
Anschluss in engster Anlehnung an den schon vorher vom MĂŒnzmetall
innegehabten objektiven Tauschwert, seinen Preis in der alten WĂ€h-
rung fixieren. Nur in dem ersten Falle des staatlichen Eingriffs
hat der Gesetzgeber nichts anderes zu bedenken, als nur einer be-
stimmten Stoffmenge einen Namen beizulegen, und sie staatliche [sic]
zu begĂŒltigen. Daraufhin mĂŒssen selbst bei NamensĂ€nderung der
Werteinheit die Bindungen mit der alten WĂ€hrung so enge sein, dass
das teils mit langfristigen, tĂ€glich neu sich formenden und ander-
erseits tÀglich wieder endenden wirtschaftlichen Aktionen rech-
nende öffentliche Leben keinerlei Szörung [sic] hiedurch erleidet. Die
NominalitĂ€t der Schulden ist ein HauptstĂŒtzpunkt und Argument der 
nominalistischen Lehre und ist besonders von Knapp klar heraus ge-
arbeitet worden. Der Wert eines Metalls ist wie der jeder Ware
aus naturgesetzten GrĂŒnden schwankend, ist jedenfalls schwankender
als die sei langer Zeit geĂŒbte und vorgestellte Wertgrösse der 
nominalen Einheit des Geldes.

Wenn der Staat, insbesondere aus ZweckmĂ€ssigkeitsgrĂŒnden

um den intervalutaren Verkehr zu erleichtern, der werteinheit eine
Metallbasis schafft, so ist damit eigentlich die Reinheit der Tau-
sche von Gebrauchswerten schon gestört, denn es gehört zur Politik


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des Staates, den einmal fixierten gesetzlichen MĂŒnzpreis im Gleich-
gewicht zu belassen. Des weiteren ist es, was die Erhaltung der
MĂŒnzparitĂ€ten den anderen LĂ€ndern gegenĂŒber anbetrifft, in solchem
Zustande der gleichen WĂ€hrungen nimmer klar ersichtlich, wie weit
die staatlichen Verwaltungsmassnahmen, wie etwa[handschriftlich durchgestrichen s] Kreditgebung oder
Schuldenprolongationen, an der Wahrung der ParitĂ€t ihr Teil hat,
wĂ€hrend nach einem Grundgesetz der metallistischen Lehre die Pa-
ritĂ€ten sich auf natĂŒrlichem Wege ohne jeden Eingriff lediglich
infolge des Aussenhandels ganz von selbst einspielen mĂŒssen.

Wenn die subjektive GebrauchswertschĂ€tzung des Goldes die

Grundlage der Bewertungen aller ĂŒbrigen GĂŒter bedeutete, dem gegen-
ĂŒber bei vollwertigen Metallgeld die gesetzliche Zahlkraft neben-
sĂ€chlich sein, dann wĂ€re das wĂŒsteste Durcheinander im Wirtschafts-
leben ohne jegliche feste Werte die unausbleibliche Folge. Prak-
tisch anwendbare Bedeutung gewinnt der Geldstoff erst dann, wenn
wir annehmen, dass der gesetzliche MĂŒnzpreis den Mittelwert aus
allen subjektiven SchĂ€tzungen darstellt und so den Wert bildet,
dem sich dann alle am Verkehr Beteiligten unterordnen mĂŒssen.
Diesem Mittelwert aber haftet dann nichts mehr subjektives an,
denn das ist dann der rein objektive aus den Produktionsfaktoren
zusammengesetzte Wert wie Smith und Ricardo das darlegen, wie
die Sozialisten und alle Objektivisten dies unternahmen. FĂŒr diese
alle ist die subjektive SchĂ€tzung durchaus nichts nebensĂ€chliches
aber sie gibt nur den anstoss zum Umfang der Produktion. Aus dieser
selbst ergibt sich der objektive Wert, der dann die Grundlegung


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der [fehlt? auf die] Preise angewendete Messgrösse wird. Zur StĂ€rkung des Nomina-
lismus fĂŒhrt das dann, insofern wir erkenne [fehlt? n], dass dieser wohl sub-
jektiv bedingte objektive Wert der jeweiligen sozialen Gemein-
schaft in der Vorstellung seiner wirklichen Grösse nach immer un-
fassbarer wird. Die Resultante [sic] aus einst wirksamen, subjektiven
SchĂ€tzungen wird in weiterer Entwicklung eine immer tiefer wur-
zelnde mit der ganzen Wirtschaft verflochtene Rechengrösse, der ge-
genĂŒber dann allerdings einzelne abweichende SchĂ€tzungen wirt-
schaftlich irrelevant bleiben mĂŒssen. Mit dem Stoffwert der Wertein-
heit leugnet der Nominalismus doch nicht einen gewissen ökonomi-
schen Inhalt derselben. Mit der Postulierung der abstrakten Wert-
einheit sagt der Nominalismus noch nicht, dass von der Geldseite her 
eine Einwirkung auf die Preise unmöglich wĂ€re, und gerade das Suchen
und Formen dieser Lehre nach einer geordneten «klassischen Geld-
schöpfung» als seiner(notwendigen Krönung lĂ€sst uns erfahren, dass
man auch hier die ZusammenhĂ€nge zwischen Geld und Warenseite er-
kennt. Uns allen ist der Bendix'sche Gedanke, der in grossen ZĂŒ-
gen der vor dem Kriege angewandten praktischen Politik entsprach,
bekannt. Bendixen aber hĂ€tte nicht nötig gehabt, die Fehde gegen
die QuantitĂ€tstheorie aufzunehmen. Soweit er eine rein mechanisch
quantitative Einwirkung der Geldsummen auf die Warenpreise leug-
net, können wir in[handschriftlih durchgestrichen --n- und hand. ergĂ€nzt: s] ohne weiteres zustimmen, aber dennoch gelangen
alle subjektiven Einkommen in der mannigfachsten aber immer in 
Geld ausdrĂŒckbaren VerfĂŒgungs- und abtretungsbereiter Form auf
den Markt und wirken ĂŒber die ewig gĂŒltigen Gesetze von Angebot


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und Nachfrage auf die Preise. In deren Höhe spiegelt sich der
eigentliche sog. Geldwert wieder. Dahin zielend mĂŒssen wir aber
auch die so ausgelegte QuantitĂ€tstheorie gelten lassen. Auf dem
Warenmarkt können wir den ökonomischen Inhalt der Werteinheit
in tausendfacher Form verkörpert finden .- Das wird in kommender
AusfĂŒhrung nach ganz deutlich werden.

Kein Nominalismus wird sich dazu verstehen, das wĂ€hrend

des Krieges ausgegebene ungedeckte Papiergeld als mit seinem
System vereinbar anzuerkennen, aber wĂ€hrend der Metallismus diesen
doch jahrelang wirklichen Zustand als normal und als nicht wis-
senschaftlich erklĂ€renswert histellt, dem Papiergeld den Geld-
charakter abspricht, sagt uns doch hier der Nominalismus, dass und 
wie dieses willkĂŒrlich geschöpfte Geld nicht deshalb, weil es
nicht metallisch gedeckt war, sondern weil es kein GegenĂŒber in 
den wirtschaftlichen GĂŒtern fand, die es als Einkommen auftretend,
kaufend hĂ€tte vernichten können; wie es darum schon den Keim der
Inflation in sich trug. Wiederum wird es deutlich, dass erst das 
Bindeglied zwischen Einkommensbildung oder Produktion und Ein-
kommensvernichtung oder Konsumtion, – ein Geld von theoretischer
Einsicht geschöpft, dem Nominalismus die Seele einhaucht. Betont
sein nochmals, nicht deshalb schuf jenes Papiergeld Inflation,
weil, sein Wert nicht verankert war in Gold, – obwohl das ja
durch sinnfĂ€llig tĂ€uschende Manipulation der Reichsbank offi-
ziell so schien – sondern deshalb weil es nicht gebunden war
an die vielerlei Dinge der GĂŒterwelt, die ihm hĂ€tten Wertgrund-


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– 56 --


lage sein mĂŒssen und die sogar allein ihm hĂ€tten Wert, volkswirt-
schaftlichen Wert verleihen können. Ja, wĂ€re der Staat im Stande
gewesen, die gleich grosse nominelle Menge an Gold auszugeben, so
hĂ€tte bei absolut gesperrten Grenzen und völliger Isoliertheit
auch im intervalutaren Verkehr oder besser im gĂ€nzlichen Wegfall
desselben aus oben besagten GrĂŒnden die Preise doch inflationis-
tische AufblÀhung erfahren. Damit soll gesagt sein, dass mindes-
tens, soweit das Existenzminimum nachgefragt wurde, in diesem
Falle auch Gold hĂ€tte inflationistisch wirken mĂŒssen. Eine ande-
re Frage ist die, ob nicht die Hoffnung auf Wiederherstellung
der alten internationalen VerhĂ€ltnisse ein ungewöhnliches Sparen
des Goldes herbeigefĂŒhrt und damit die inflationistische Wirkung
abgeschwÀcht hÀtte.

So kann der Nominalismus innerhalb seines Systems in ge-

rader Linie auch das staatliche Papiergeld einreihen, das nicht
wie ihm vorgeworfen wurde, damit gutgeheissen und entschuldigt,
sondern lediglich eine Atomisierung erfuhr. Wie ganz anders muss
hier der Metallismus weltfremde Kombinationen anstellen, um den 
Erscheinungen der gestörten Wirtschaft Rechnung zu tragen, und
zwar muss auch hier die subjektive SchĂ€tzung zurecht gebogen
werden in der Form, dass nun der Kaufende gar doppelt schĂ€tze.
Der(erste Vergleich findet zwischen Ware und Gold statt und lĂ€sst
in der Seele des KĂ€ufers einen Preis entstehen, der aber nicht
etwa [hand. gestrichen s] der wirkliche Tauschwert ist; vielmehr folgt daraus erst
die zweite SchĂ€tzung des Minderwerts des Papiergeldes gegenĂŒber


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– 57 -


dem Golde, die dann zu einem Aufschlag auf den Goldwert fĂŒhrt, bis
so schließlich die Preishöhe beiden Parteien genehm ist. Die In-
flation beruhe also auf einem Musstrauen [sic: i] zum Papiergelde, das nicht
nur quantitativ, sondern auch qualitativ in dieser Richtung wirke.
Wenn Diehl meint, der Staat mĂŒsse auch die Warenpreise fixieren,
wenn er wertloses [sic: vertippt S] Papiergeld schaffe, so ist nach allen Erfahrungen
des Krieges und der Nachkriegszeit, die zur GenĂŒge die Unmöglich-
keit, ja, wir können sogar sagen den Widersinn dieser Forderung
dargetan haben, diese Forderung uns kaum mehr verstĂ€ndlich.Als
die letzte und modernste Erscheinung an der wir die Theorie proben
wollen, betrachten wir noch die Erscheinung der Weltteuerung, un-
ter der ganz besonders das Land des Metallismus – England – zu
leiden hat. VerhĂ€ltnisse, die wir nicht zu untersuchen haben, brach-
ten es mit sich, dass auch hier eine allgemeine Preissteigerung
Platz griff, wĂ€hrend das Geldsystem unverĂ€ndert gelassen wurde.
Das Pfund Sterling hat sich also im Werte gesenkt, nicht nominell
zwar, aber doch realiter, da jetzt fĂŒr eine Einheit entsprechend
weniger GĂŒter erhĂ€ltlich sind wie vor dem und umgekehrt fĂŒr die
gleiche GĂŒtermenge mehr Gold zu leisten ist. wĂ€re das Wirtschaft–
ten wirklich ein Tausch von realen GĂŒtern, von Gold und Ware gewe-
sen, dann hĂ€tte in diesem Falle die Preishöhe die gleiche bleiben
mĂŒssen.Bei freier Konkurrenz Goldproduzenten aber musste die-
se Entwicklung an der mangelnden RentabilitĂ€t der Goldbergwerke
die natĂŒrliche Grenze finden.TatsĂ€chlich wurde von Grundbesitzern
auch schon eine Aenderung des MĂŒnzfusses zu deren Gunsten gefor-


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dert, von der englischen Regierung aber unter dem Hinweis abge–
lehnt, das Gold ja der Wertmesser sei und dafĂŒr also nicht mehr
gezahlt werden dĂŒrfe, als sein Wert in WĂ€hrung. Das war dem metal-
listischen Gedanken nach durchaus folgerichtig [sic: Tippfehler: g statt f], demgegenĂŒber
es aber dann eine Durchbrechung des eben ausgesprochenen Satzes
bedeutet, wenn den Goldproduzenten es notwendig gestattet ist,
Gold fĂŒr industrielle Zwecke zu höheren Preisen abzugeben, wenn
ihnen ProduktionsprĂ€mien gewĂ€hrt und steuerliche VergĂŒnstigungen
eingerĂ€umt werden. So war in England beispielsweise wĂ€hrend des
Krieges die Einlösung der Noten in Gold aufgehoben, ohne dass
allerdings der MĂŒnzfuß anders proklamiert worden wĂ€re. Es ent-
zieht sich unserer Kenntnis, wie weit [sic: weit wie hand. sinus-Zeichen darĂŒber] die Bank von England in die -
sem Zeitraum denn noch Gold mit Opfern erworben hat, indem sie fĂŒr
dasselbe einen höheren, als den MĂŒnzpreis zahlen musste, eben dem
Preis, den das Gold auf Grund seiner Produktionskosten im Ver-
hĂ€ltnis zu anderen GĂŒtern erforderte. Die Goldzirkulation im 
Innern fĂ€llt ja weg und nach dieser Richtung hin fĂ€llt ja
der Grund zum Ankauf, wie denn ĂŒberhaupt bei PrĂ€gefreiheit dieser
letzte Fall praktisch nicht möglich werden kann.Aber auch damit,
dass er nur zu Kriegszeiten an die OberflĂ€che gelangt, ist
gleichzeitig deutlich, dass der Gebrauchswert, auf den sich die
Metallisten stĂŒtzen, nun ĂŒber die proklamierte Vertrelation
hinausschiesst und dem Verkehr ein anderer Wert zu Grunde ge-
legt ist, ein Tauschwert des Goldes, der alte historische MĂŒnz-
preis; – die Nominalisten fallen ein: -Eben das Pfund Sterling


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– 59 –


als Name, als ĂŒberlieferte, gedankliche Wertvorstellung.

So haben wir in Rede und Gegenrede Nominalismus und Me-

tallismus zu uns sprechen lassen, Obwohl wir uns dabei nicht grund-
sĂ€tzlich auf die Seite der Nominalisten zu schlagen beabsichtigten,
haben wir doch gegen den orthodoxen Metallismus, der keinerlei Un-
terscheidung zwischen Geld und Ware, eben nicht einmal die Beson-
derheit der Ware Geld, wenn wir sie so nennen wollen, berĂŒcksicht-
tigt, so viele EinwĂ€nde machen mĂŒssen, dass unsere Stellungnahme
nunmehr bereits nĂ€her der nominalittischen Anschauung zu erkennen
ist. Weitere AusfĂŒhrungen werden dies noch zu unterbauen haben.


Die

W a r e n w e r t t h e o r i e

des
G e l d e s .


Eine weitere Betrachtung bleibt uns nun(noch vorbehalten,

das ist die insbesondere von Siegfried B u d g e vertretene
Funktionswert-oder Warenwerttheorie des Geldes. Ihr gegenĂŒber haben
wir die Anweisungstheorie Schumpeters zu setzen, die wohl keine eige
ne Richtung in diesem Sinne verkörpert, sich vielmehr in den meis-
ten Punkten mehr dem Nominalismus nĂ€hert, die aber schon der Be-
zeichnung nach sich uns als ein Pendant der erstgenannten Theorie
vorstellt. Dass die Geldauffassung als eine Anweisung die Körper-
lichkeit des Geldes als Ware nicht ausschliesst, ist kein einigendes


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– 60 –


Band, ja vielmehr ein trennendes, denn fĂŒr Schumpeter ist auch in 
dem Warengelde dennoch nur der Anweisungscharakter das Entschei-
dende und das Unterscheidende von jeglichen anderen Warengattun-
gen. Die Warenwerttheorie des Geldes steht gewissermassen zwi-
schen den Polen der nominalistischen und metallistischen Lehre,
der ersteren insofern, als sie die Möglichkeit, wenigstens die
theoretische, einer WĂ€hrung mit stoffwertlosem unkörperlichem Gel-
de anerkennt; dabei aber, und dieses im Gegensatz zum Nominalis_
mus, den Gedanken der abstrakten Werteinheit nicht gelten lassen
will. Sie neigt sich zur metallistischen Lehre, insofern sie dem
Gelde einen Eigenwert und ihm als TrĂ€ger eines solchen damit auch
die Funktion des Wertmessers zuschreiben will; sie entfernt sich
von der metallistischen Lehre in dem Hervorkehren nicht des sub-
jektiven Gebrauchswertes eines Stoffgeldes sondern in der Prokla-
mierung des Tauschwertes Geld. Solange reine GoldwĂ€hrung mit
freier PrĂ€gung besteht, ist der Geldwert gleichbedeutend mit Gold-
wert, wobei dieser einer Wechselwirkung unterliegt, die einmal von 
der Goldmenge aus die Preise beeinflusst, auf der anderen Seite
aber in ihrer Menge ursprĂŒnglich von den Preisen [sic: vertippt: Precsen] bewegt wird.
Immer mĂŒssen die Tauschmittel die P reissummen realisieren. Hier
wĂ€re zu bedenken, wie weit bei reiner GoldwĂ€hrung die quantitĂ€ts-
theoretischen Beziehungen zwischen Geld und Warensefte reichen.

Das konnten wir ja bereits im Beispiele Englande [sic: Engalnde] beobach-

ten, dass der Stand fĂŒr Warenpreise ĂŒber die RentabilitĂ€t der Pro-
duktion des Geldstoffes entscheidet, die eben bei freiem PrĂ€gerecht


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– 61 –


auch den ungĂŒnstigst Gold Produzierenden noch Arbeitslohn und
durchschnittlichen Kapitalprofit abwerfen muss. Der MĂŒnzwert darf
nicht unter dem gesellschaftlich notwendigen Herstellungswert des
Goldes, das ist sein statischer Konkurrenzpreis plus Schlagsatz,
sinken. Budge kleidet das in den Satz: " Der objektive Wert des
Goldes bildet sich als Resultante der WertschĂ€tzungen all derer,
die auf Gold reflektieren und kristallisiert sich im Beschaffungs-
aufwand des nachgefragten Goldquantums." Dabei ist die rein quan-
titative, die Motive gĂ€nzlich unberĂŒcksichtigt lassende Nachfrage
nicht etwa ein dynamisches Problem, sondern einfach die gegebene
statisch [hand. unterstrichen]e Nachfrage [hand. darĂŒber:, zusammen mit dem statischen Angebot] [hand. durchgestrichen also] starre Grössen, aus denen der objektive
Beschaffungswert des Goldes messbar wird. War beim Metallismus
das Wertmaass das Gold im Sinn der subjektiven SchĂ€tzung, und [hand. durchgestrichen z]war
im Grundgedanken des Metallismus ein Goldwert als eine feste Grös-
se, als ein Tauschwert, ein objektiver Beschaffungswert gar nicht
vonnöten, so ist hier bei der Warenwerttheorie des Geldes dieser
dort vorherrschende subjektive Gebrauchswert, soweit es die Einzel-
person anlangt, völlig ausgeschaltet und an seine Stelle eine
objektiv messbare Grösse getreten, die infolge der gegenseitigen
Bedingtheit des Goldes einmal als Ware und dann als Geld in der
Statik gleich ist dem Werte des Geldes wie er sich in der Zirku-
lation des Geldes herausgebildet hat. Der Geldwert, der in dieser
Theorie, wie wir nun beim Papiergeld sehen werden, eine hervorragen-
de Rolle spielt, ist in diesem Falle eben ein Goldwert in gleicher
Grösse fĂŒr alle. Eine in dieser Auffassung wurzelnde Variante


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– 63 –

metallistischer Auffassung ist hier wohl ersichtlich. Besonders
gravierend aber wird die Unterscheidung von den ĂŒbrigen Schulen,
wenn es ich um die ErklĂ€rung des staatlichen Papiergeldes han-
delt. Ihr Bestreben geht dahin, dem Papiergled die theoretische
Gleichberechtigung neben dem Metallgeld einzurĂ€umen. Die Lehre
des Metallismus, demzufolge Geld Tauschgut und Gegenstand subjek-
tiver SchĂ€tzung sei, soll nunmehr auch auf das Papiergeld Anwen-
dung finden. Weil mit dem Gelde, so wird erklĂ€rt, nicht nur gekauft
und ausgedrĂŒckt, sondern auch geschĂ€tzt und gemessen wird, darum
mĂŒsste man dem Gelde neben der Tauschmittel – auch die Wertmaass-
funktion zuerkennen, also eine Eigenschaft, die ohne weiteres die
Notwendigkeit seiner Stofflichkeit ( des Warencharakters des 
Geldes ) in sich schliesse. Als Ware aber mĂŒsse das Geld sich
dem einzigen Gesetz des Warenwertes ĂŒberhaupt unterordnen. Wie
aber lassen sich beim stoffwertlosen Papiergeld all diese Gesetze
verwirklichen?

Da Papier – und Metallgeld bei gesperrter PrĂ€gung vom

Staate nicht willkĂŒrlich ausgegeben, vielmehr in Seltenheit gehal-
ten wird, muss es die Wirtschaft als das Beschaffungsgut des Tau-
sches zum Monopolpreis kaufen. Derart wird solches Geld zu einem
Monopo[ĂŒbertippt c l] ; ist Monopolgeld geworden, als Geld kenntlich an einer
bestimmten bekannten Form, und Monopol in seiner relativen
Seltenheit; zur Ware und zum Tauschgut charakterisiert durch die
allen Waren anhaftenden Eigenschaften, Brauchbarkeit, NĂŒtzlichkeit
und Kostspieligkeit. Darauf stĂŒtzt sich auch der Zwangskurs des


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– 64 -

Staates und hinwiederum die Kaufkraft des Geldes.

Der Kauf ist, so wird ohne weiteres dargetan, ein Tausch

und jeder Tausch bringt Opfer, bringt Kosten mit sich. Opfer
aber bringt man nur fĂŒr Dinge, welche Wert haben, folglich muss
auch das Geld Wert haben und wertvolles Gut, es muss eine Ware
sein. Die Höhe des Wertes, die Kaufkraft des Geldes ist keine
an sich feststehende Grösse, sondern erst das Resultat des Aus-
tausches von Ware gegen Geld, also von zwei Wertdingen, und sie wird
zu einer allgemein brauchbaren Rechen-und Messgrösse erst dadurch,
dass alle anderen GĂŒter zwecks Auffindung ihrer Relationen mit
eben jener besonderen Ware Geld in Vergleich und Beziehung ge-
bracht werden. FĂŒr den objektiven Wert der GĂŒter gibt es also den
Geldpreis, fĂŒr den objektiven Wert des Geldes dagegen keinen ein-
heitlichen Ausdruck. Das Geld, auch nicht das Gold in dieser Eigen-
schaft, hat bei der Warenwerttheorie, die wir hier noch kritiklos
hinnehmen, keinen Preis, sondern nur einen Wert. Ein Pfund Gold
ist gleich M 1395.--, das bedeutet keine Preisgebung des Goldes,
sondern ist eine IdentitĂ€tsvergleichung. Als das allgemeine Tausch-
mittel ist das Geld Wertding und steht in Beziehung zu allen an-
deren kostenden Dingen der Aussenwelt; ist nur in seiner Beson-
derheit ihr Wertmaass und nur weil es dieses ist, und weil es
aus rein praktischen GrĂŒnden in Teile, in Geldeinheiten zerleg-
bar geschaffen wurde, darum wird es auch zum Preismaass, gewisser-
maassen nur eines auf den Hauptnenner gesetzten Ausdrucks schon
vorher erzielten Wertes. NaturgemÀss muss dieses Papiergeld, das


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– 65 -

im inneren Verkehr zur wertvollen Ware erhoben wurde, im inter-
nationalen Verkehr entthront werden; dort herrscht die Waren-
wĂ€hrung im Sinne der wertvollen Stofflichkeit. Diesen Tatsachen
Rechnung tragend, erwuchs Heyn's System mit der Forderung des
Papiergeldumlaufes im innern und des Goldes im Aussenhandel,
die sog. GeldkernwĂ€hrung.

Es ist selbstverstĂ€ndlich, dass die Hauptangriffe gegen

die vorgetragene Theorie aus dem Lager der nominalistischen
Schule erfolgten und hinweiderum [sic] ein Hauptvertreter der Waren-
theorie, Siegfried Bugge [sic?], seine Polemiken in der Hauptsache
gegen Bendixen und Schumpeter fĂŒhrte. Was wir im grossen Rahmen
unserer Betrachtungen dazu beitragen wollen, wird sich in die
folgenden Darlegungen unserer Gedanken zwanglos einfĂŒgen.


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II. Der Kreislauf der Wirtschaft; Einkommensbildung und GĂŒterverteilung.

20


– 20 -


D e r K r e i s l a u f d e r W i r t s c h a f t .


So lose auch bei nachlĂ€ssiger Betrachtung eine

Atomisierung des wirtschaftlichen Kreislaufe mit der Wertein-
heit zusammenhĂ€ngen mag, wie wenig solches Unterfangen auch zur
Bereicherung der Erkenntnis ihres Wesens beizutragen befĂ€higt
ist, so wird uns doch gerade aus dieser Anschauung, die eigentlich,
losgelöst von jeder theoretischen Lehrmeinung uns nur die wirt-
schaftlichen Bindungen und die wirtschaftlichen Funktionen der
Werteinheit wird aufdecken können, ein Gewinn fĂŒr unsere Untersu-
chung erwachsen. In ihrem Element, der Wirtschaft, gehorcht sie
nimmer dem Winke der Theorie, die Werteinheit wandelt und formt
sich um aus scheinbar eigener Kraft heraus und die orthodoxe
Lehre weiss keinen Zauberspruch mehr, den Geist, dem jene mĂ€hlich
entwachsen ist, zu bannen. Wir sehen, d a s sind die Ă€usseren
Formen der Werteinheit, d a s vermag sie und wenn wir sie dann
so in das weit verzweigte Getriebe der Wirtschaft hineinverfolgt
und ihr Sein in den feinsten Nerven des Wirtschaftskörpers ver-
spĂŒrt haben, dann mĂŒssen wir mit dem wissenschaftlichen RĂŒstzeug
die Sonde anlegen, um den Kern, den Inhalt und den Geist der Wert-
einheit aus allen Aeusserlichkeiten herauszuschĂ€len.

So wie es historisch gesehen Aufgabe irgendeines Tausch-

gutes war, den zufĂ€lligen Austausch von Waren zwischen Einzelper-
sonen, wie es dann dem staatlichen Stoffgelde oblag den Tauschver-

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II. Der Kreislauf der Wirtschaft; Einkommensbildung und GĂŒterverteilung.

19


Wesen und Inhalt der Werteinheit erforschen suchen,

heisst soviel wie die heutige Wirtschaftsverfassung in all ihren
eng verschlungenen ZusammenhĂ€ngen erkennen wollen. Dabei ist es uns
klar, dass wir das VerstĂ€ndnis nicht gewinnen können, etwa aus dem
Studium der MĂŒnzgeschichte, denn Werteinheit ist der viel weitere
Begriff wie Geld: Werteinheit umfasst und umspannt alles, was uns im
tĂ€glichen, wirtschaftlichen Leben in mannigfacheter Form entgegen-
tritt. Was die Werteinehit erreicht, hat seine IndividualitĂ€t verloren
und ist nunmehr in der QuantitĂ€t vor anderen Dingen differenziert.

Sei es Grund und Boden oder Vieh, sei es menschliche TĂ€-

tigkeit vom Dienst des Baerensammlers bis zur höchstqualifiziertes-
ten geistigen oder organisatorischen Arbeit, ob es nun Erz und Kohle
oder gleich der stolze Oceanriese, ein Kindersteinbaukasten oder ein
Wolkenkratzer in der New Yorker City, der millionste Kliescheeabzug
eines Bilderbuches oder ob es das Kunstwerk eines unserer besten
Meister sein ;– Dinge, die wie nie und nimmer vergleichen könnten, in
der Form, dass wie sie auf einen gemeinsamen Ausdruck bringen, sie
scheinen im Spiegel der modernen Wirtschaft gleichgemacht. Der Be-
griff der Werteineheit scheint uns etwas real wirtschaftliches darzustel-
len und es bleiben ĂŒbrig und regieren nurmehr die Zahlen, die sich
gegeneinander wĂ€gen, damit den Mechanismus der Wirtschaft in Gang
setzend.

Wir sagten, die Werteinehit «scheint» eine absolut reale

grösse zu sein und wollen die Beantwortung der Frage, ob die Möglich-
keit einer so beschriebenen Wertgrösse bestehen kann und was deren

file:/WesenUndInhaltDerWerteinheit/wesenundinhaltderwerteinheit_s1.png

II. Der Kreislauf der Wirtschaft; Einkommensbildung und GĂŒterverteilung.

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– 20 -


D e r K r e i s l a u f d e r W i r t s c h a f t .


So lose auch bei nachlĂ€ssiger Betrachtung eine

Atomisierung des wirtschaftlichen Kreislaufe mit der Wertein-
heit zusammenhĂ€ngen mag, wie wenig solches Unterfangen auch zur
Bereicherung der Erkenntnis ihres Wesens beizutragen befĂ€higt
ist, so wird uns doch gerade aus dieser Anschauung, die eigentlich,
losgelöst von jeder theoretischen Lehrmeinung uns nur die wirt-
schaftlichen Bindungen und die wirtschaftlichen Funktionen der
Werteinheit wird aufdecken können, ein Gewinn fĂŒr unsere Untersu-
chung erwachsen. In ihrem Element, der Wirtschaft, gehorcht sie
nimmer dem Winke der Theorie, die Werteinheit wandelt und formt
sich um aus scheinbar eigener Kraft heraus und die orthodoxe
Lehre weiss keinen Zauberspruch mehr, den Geist, dem jene mĂ€hlich
entwachsen ist, zu bannen. Wir sehen, d a s sind die Ă€usseren
Formen der Werteinheit, d a s vermag sie und wenn wir sie dann
so in das weit verzweigte Getriebe der Wirtschaft hineinverfolgt
und ihr Sein in den feinsten Nerven des Wirtschaftskörpers ver-
spĂŒrt haben, dann mĂŒssen wir mit dem wissenschaftlichen RĂŒstzeug
die Sonde anlegen, um den Kern, den Inhalt und den Geist der Wert-
einheit aus allen Aeusserlichkeiten herauszuschĂ€len.

So wie es historisch gesehen Aufgabe irgendeines Tausch-

gutes war, den zufĂ€lligen Austausch von Waren zwischen Einzelper-
sonen, wie es dann dem staatlichen Stoffgelde oblag den Tauschver-

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– 21 -


kehr innerhalb einer Wirtschaftgemeinschaft zu verwirklichen,
wie in allen Stufen und in jeder Phase der Wirtschaft stets noch
die Werteinheit den Körper, d.i. die Technik annahm, die vonnöten
war, sollte von dieser Seite die Entwicklung nicht gehemmt werden,
so wird auch der schon heiraus erkennbare Geist der Werteinheit
gleich in welcherlei Gestalt er uns in der Geldform begegnen mag,
auch in der modernsten arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dazu be-
rufen sein, um Produktion, Distribution und Konsumtion ein alles
verbindendes Band zu schlingen, mit anderen Worten, dem ganzen
wirtschaftlichen Leben, das jetzt scharf getrennt in diesen deut-
lich unterscheidbaren drei Begriffen aufgehen muss, zu einer flĂŒs-
sigen Abwicklung zu verhelfen. Wir sprechen in jener Zeit von Welt-
wirtschaft und sagen damit, dass die einzelnen Glieder derselben
nur um so fester verbundene, geschlossenere Gebilde darstellen mĂŒs-
sen, die den anderen gegenĂŒber als eine solidarisch haftende Ein-
heit in die Erscheinung tritt. Und jede dieser Einheiten hat wieder-
um ihre eigene Wirtschaftsordnung, ihre eigene Wert-oder Rechnungs-
einheit, lebt ihr eigenes Leben und muss die KrĂ€fte dazu aus sich
selbst schöpfen. Diese KrĂ€fte so in Bewegung zu setzen, dass ein
relatives Maximum an GĂŒtern erzeugt, dieser Vorrat wiederum nach
einem, alle beteiligten Faktoren gleich wertenden SchlĂŒssel ver-
teilt und dabei noch das notwendige " volkwirtschaftliche Kapital "
erĂŒbrigt wird, diesen Mechanismus insgesamt wollen wir den Kreis-
lauf der Wirtschaft nenn. So kam man dazu, je nachdem wohin man
das wesentliche Moment und den Nachdruck verlegte, von einer Geld-
wirtschaft, von einer Kreditwirtschaft und schliesslich doch auch

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noch von einer Tauschwirtschaft zu sprechen, wobei aber bei letz-
terer Ausdrucksweise nicht ohne weiteres ersichtlich ist, ob der
Tausch bereits bei Hingabe des Geldes oder erste bei Wiederein-
lösung desselben in Waren als vollendet zu gelten hat. Mag eine
Theorie auch einen Warenkauf mit gleichzeitiger Geldzahlung als
einen Tausch charakterisieren wollen, wobei auch beim stoffwert-
losen Gelde alle Gesetze eines realen Tausches, gleich wie bei
zwei stofflichen GĂŒtern obwalten; bei der Betrachtung der Wirt-
schaft mĂŒssen wir uns wieder begegnen, in deren Grenzen innerhalb
einer bestimmten Periode alles zum letzten definitiven Tausche,
zum Konsum drĂ€ngt. Nur dadurch wird die Wirtschaft wieder in das
Gleichgewicht gebracht und zugleich zu neuer Leistung angefacht.
Und zu diesem letzten Konsumakte gehören von der volkwirtschaft-
lichen Perspektive aus gesehen alle GĂŒter die verzehrt oder doch
nicht mehr mobil gemacht und nimmer in die Zukunft wirken können.
Auch wenn das Geld stoffwertvolles Gut und etwas die zeitlich
beschrĂ€nkten Produktionsphasen Überdauerndes, gewissermassen
Ewiges darstellt und immer aufÂŽs neue gegen GenussgĂŒter zu tau-
schen bereit ist, auch dann wird, natĂŒrlich immer nur periodisch
gesehen, dieses Stoffgeld zum Stillstand verurteilt sein, wenn
die ĂŒber den Eigenbedarf verfĂŒgungsfreien Waren gegen andere
ebensolche sich ausgetauscht haben und so innerhalb der vorhan-
denen Möglichkeiten der grösste SĂ€ttigungsgrad des Konsums er-
reicht ist. Von diesem Augenblicke an ist das Geld begrifflich
nicht mehr T a u s c hgut, sondern einfach Gut, ein Besitz wie
irgend ein anderer, der in der Hand des Wirtschafters nach vol-

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lendetem Austausch seine ĂŒberschĂŒssigen Produkte in andere Konsum-
gĂŒter mittels jenes Geldes doch im Einzelfall, nie aber in der Gesamt-
heit möglich sein. In anderen Falle, wo das GEld in eienm stoffwert-
losen Material vergegenstĂ€ndlicht ist, und das ganz besonders bei
dem durch den Warenwechsel an die Produktion gebundenen Gelde,
das wiederum eingezogen und damit volkswirtschaftlich vernichtet
wird, bei dem akann von einem definitiven Tausche zwischen Geld und
Ware, wenn ĂŒberhaupt, so doch nur sehr gezwungen und gewagt gespro-
chen werden.

Wohl aber können wir dort, wo freie Menschen in wirtschaft-

liche Beziehungen zueinander treten, diese, wenn sie von einem ge-
schlossenen Wirtschaftsverbande organisiert werden, zusammen genom-
men als Tauschwirtschaft allgemein anerkennen. Das Prinzip der
Äquivalenz, das wir geneigt sind, in den Tausch zu legen, kann durch
MachtverhĂ€ltnisse getrĂŒbt bis schrill gestört werden, aber hier
bei der Betrachtung des Kreislaufes kann es nur darauf ankommen,
innerhalb der ganzen Wirtschaft nachzuweisen, dass trotz dieser
Störung plus und minus sich aufhebt und der GĂŒterausgleich auf
dieser Grundlage sich hat vollziehen können.

Wir mĂŒnden hier in die Frage des Wertes und Mehrwehrtes

ein, ohne hier dem weiter nachforschen und ohne erreichen zu wollen,
wie weit im einzelnen jenes plus oder minus ĂŒber das durchschnitt-
liche Einkommen in der nur gedankanklich möglichen Abstraktion «der
Gesellschaft der Gleichen» hinaus schwingt oder zurĂŒckbleibt. Wir
sahen nur, dass solche Möglichkeit besteht, wenn der Arbeitende

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nicht mehr das Werk seiner Arbeit verfĂŒgungsbereit in HĂ€nden
hat, dass die Spanne eine immer grössere zu werden vermag, je
entfernter der Wirtschaftende einer fertigen Ware insbesondere
den Produktionsmitteln steht, je weiter die AbhĂ€ngigkeit reicht,
ohna aber, was wesentlich ist, der Ă€usserlichen Freiheit verlustig
zu gehen. Wenn, wie wir gesehen haben, ein Gut sich definitiv nur gegen ein anderes austauschen kann, so ist das natĂŒrlich fĂŒr die
ganze GĂŒterwelt von GĂŒltigkeit und in der Volkswirtschaft kompen-
sieren sich im Endzustande zwei gleiche GĂŒterkomplexe.Die Schwie-
rigkeit, das plastisch zu erkennen, mĂŒssen wir hier im besonderen
darin suchen, dass in der mordernen Wirtschaft, wohl Nutzungen und
selbstĂ€ndige Dienste, die in keinerlei konnexer Beziehung zu deren
Warenwelt stehen, ihrerseits doch an der GĂŒterentnahme aus der
Wirtschaft, am Kuuo uunsum beteiligt sind und im allgemeinen noch darin,
dass die Tauschhandlungen aus einander gerissen und erst durch
den Kredit wieder verbunden werden, ferner dass der Schleier des
Geldes ĂŒber den gĂŒterwirtschaftlichen wesentlichen VorgĂ€ngen
gebreitet liegt. Wir bestreiten zudem nicht, dass alle VorgĂ€ng
hier nicht ihre Wurzeln haben, wollen aber im Ferneren ein Bild geben, das
, ohne das Gesagte zu negieren, den modernen Erscheinungen doch eher
gerecht und uns allgemein verstĂ€ndlicher wird.

Vorher aber wollen wir noch die Auffassung Schumpeters

wiedergeben, der etwa folgendermaassen ausgefĂŒhrt:

«Wirtschaft ist der Kreislauf von produktiven Aufwen-

dungen und konsumtiven Verwendungen innerhalb einer Periode und
und zwar realisieren sich Produktion und Verteilung durch den

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Austausch von produktiven Leistungen sachlicher und persönlicher
Natur gegen GenussgĂŒter. FĂŒr letztere allein gelte der Ausdruck
Sozialprodukt. Die Produktion ist wirtschaftlich nicht anderes
als ein Kombinieren von Produktionsmitteln und damit realisiert
sie in den GeschĂ€ftsakten, im Eigentum von Produktionsmitteln
gegen GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden-und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden- und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter u.s.f. Die Produzenten von produzierten
Produktionsmitteln tauschen gegen GenussgĂŒter und diese wieder
aus gegen Produktionsmittel, mittels deren sie wieder neu zu pro-
duzieren imstande sind. Der Anteil des einzelnen hĂ€ngt von dem
Marktwert seiner TĂ€tigkeit ab. Jedes Subjekt wirft in den gĂŒter-
wirtschaftlichen Automaten seinen Beitrag und erhĂ€lt durch den
Mechanismus eine GĂŒterquantitĂ€t und alle diese GĂŒterquantitĂ€ten
die Einkommen, erschöpfen das Sozialprodukt. Das Geld nun zerreisst
die Volkswirtschaft, die sonst einen grossen Markt bilden wĂŒrde,
in zwei MĂ€rkte. Auf dem Produktionsmittelmarkt sind die Unterneh-
mer Nachfragenden, die Konsumenten Anbietende, auf dem GenussgĂŒter-
markt umgekehrt und so vollzieht sich dann der Austausch von
Geld gegen GenussgĂŒter. Die Kuuouunsumenten des GenussgĂŒtermarktes
sind dieselben, die auf dem Produktionsmittelmarkt als Anbietende
auftreten und können auf dem GenussgĂŒtermarkt dasselbe Geld aus-
geben, das sie auf dem Produktionsmittelmarkt eingenommen haben,
wobei die Unternehmer bezĂŒglich ihrer eigenen Leistung den

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Anbietenden auf dem Produktionssmittelmarkt und bezĂŒglich ihrer
eigenen Konsumtion den Nachfragenden auf dem GenussgĂŒtermarkt
beizuzĂ€hlen sind. Auf dem Produktionsmittelmarkt steht wiederum
nur soviel zur VerfĂŒgung als korporativnauf dem GenussgĂŒtermarkt
ausgegeben wurde und durch Vermittlung der Unternehmer auf den
ersteren gelangt ist.
Soweit Schumpeter.
Wir mögen die Wirtschaft beleuchten, von welcher Seite
wir auch immer wollen, das Zentralproblem werden wir in der GĂŒter-
verteilung zu suchen haben und der SchlĂŒssel, der uns die Pforten
zum Kuuouusum öffnet, den finden wir im Einkommen.Der Konsumtrieb
ist das Schwungrad fĂŒr jegliche Produktion, fĂŒr jegliche Bewegung
im Wirtschaftskörper ĂŒberhaupt. Er ist immer das primĂ€re Moment
und er allein diktiert die Produktion, mag er auch wieder in seiner
möglichen Höhe an die Grösse der derzeitigen Produktion eng ge-
bunden sein. Eine Vorauseskomptierung des wahrscheinlichen Konsums
ist in der Wirklichkeit denn doch immer vom wirklichen Konsum
abhÀngig und folgt ihr der nicht, so entsteht mangels Abnahme derenWare, wenn auch möglicherweise nur ganz lokal, so doch immerhin
dem Wesen nach eine Krise.
Was wir heute verzehren wollen, muss wohl das Erzeugnis
einer frĂŒheren Produktion gewesen sein, aber eben einer solchen
die vom erfahrungsgemÀse vorauserwartetem heutigen Kuuoouunsum vor-
geschrieben wurde. mit dem Einkommen, das wir heute ausgeben, kau-
fen wir die GĂŒter frĂŒherer Produktionsepochen. Dazu ist nötig, dass
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die Wirtschaft stets von einem konstinuierlich fortlaufenden GĂŒ-
terstrom durchflutet ist, in dem Ein-und Abfluss, Produktion und
Kuuouunsumtion in gewissen Guuruunzen sich die Wage halten mĂŒssen.Zwang-
los finden wir hier die ErklÀrung mancher Krise:nÀmlich dann,
wenn wir aus der MuuĂŒuundung mehr KuuouunsumgĂŒter erwarten, als diese uns
fĂŒr den Augenblick zufĂŒhren kann, oder in anderer Variation, wenn
wir einen spÀteren Kuuouunsum gewaltsam und stossweise hinaufzuschrau-
ben versuchen und fĂŒr diese dahin zielende, sich aber erst spĂ€ter realisierende TĂ€tigkeit heute schon konsumreife Equivalente ver-
langen. Hier der wirtschaftlichen Entwicklung keine Fesseln anzu-
legen und ihr auf der anderen Seite doch auch wieder schwere
Krisen zu ersparen, hier eine wahre Formel zu entdecken, das sind die
Sorgen und zugleich die Streitpunkte der Geldpolitik in bezug
auf die Geldschöpfung als auch hinsichtlich der Bank--und beson-
ders der Diskontopolitik.
Wir stellen fĂŒr unsere Uvvnvvtersuchung der modernen Wirt-
schaft fest, dass wir in ihr mit dem Faktum von Geldpreisen zu
rechnen haben, die uns in ihren ZahlenausdrĂŒcken zwar keinen Auf-
schluss ĂŒber deren absolute Werte, wohl aber ĂŒber das gegenseitige
VerhÀltnis ihrer absoluten Werte geben. Wir wissen, dass diese Preise
einmal historischoaus dem direkten Tauschverkehr, dann aber als
eine gesellschaftliche Erscheinung begriffen werden mĂŒssen, ohne
indes an dem Kern des Wertbegriffes rĂŒtteln zu wollen, der als
Maass des gegenseitigen AbwÀgens nur die wirtschaftlich notwen-
dige, wertvolle und anerkannte Arbeit zulÀsst. Wenn nicht grundle-

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gende ProduktionsÀnderungen eintreten und besonders dann, wenn
wir in einen Weltmarkt verflochten sind, werden wir in den Preisen
mit gegebenen Grössen zu rechnen haben .Die Werteinheit hat die
Bedeutung, - das sei hier wiederholt - uns nur relative Werte
aufzuzeigen.Wohl aber muss jedes Gut seinen absoluten Wert aus
dem oben besagten Arbeitsfaktor ableiten und wie das im einzelnen,
so gilt es natĂŒrlich fĂŒr jedes andere Gut und alle GĂŒter, fĂŒr die
ganze Produktion der Volkswirtschaft ĂŒberhaupt. Die wirtschaftlich
wertvolle und anerkannte Arbeit, das sind in der modernen Wirtschaft
die Produktionskosten der GĂŒter und diese Aufwende insgesamt das
ist das Einkommen der Nation.
Die Kalkulation ist nicht weiter, als eine Addition von
aufzuwendenden Produktionskosten, die eben die Einkommensanteile dar-
stellen. Wie sich dann wieder die verschiedenen Einkommenskategorien
in die Preise aufteilen, denn meist mĂŒssen wir praktisch bei ihnen
mit der starren oberen Grenze rechnen, das ist eine Machtfrage, die
uns in diesem Falle nicht interessieren kann, insofern als wir nicht
die Störungen, die in der Wirtschaftsordnung begrĂŒndet sind, im ein-
zelnen zu untersuchen haben. FĂŒr die Betrachtung des Kreislaufes
der Wirtschaft und insbesondeere fĂŒr das Erkennen des Wesens der
Werteinheit genĂŒgt es festgestellt zu haben, dass alle erzeugten
GĂŒter, alle Einkommen in sich enthalten mĂŒssen, dass aber der Zu-
griff zum Realeinkommen, das meist nur aus einer gar nicht mess-
baren Teilbarkeit an einem Gvvuvvte besteht, fĂŒr den einzelnen gar
nicht möglich ist und als ein Charakteristikum der arbeitsteili-


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gen Verkehrswirtschaft auch gar nicht möglich sein kann. FĂŒglich
muss jeder sein Einkommen in einer Form zur VerfĂŒgung gestellt
haben, die es ihm dennoch ermöglicht, dem realen Wert seines Anteils,
den er iirgendeinem Gvvutvve zugefĂŒhrt hat, in anderen gleichen Werten
auf dem Markte zu erreichen. Wir haben alle unsere Arbeitskraft in
einen Einheitsstrom von Arbeit zusammen getan, in dem alles Per-
sönliche und Individuelle untertaucht, wo aber dennoch jeder gerade
in dem Verbundensein eine Bereicherung der Gesamtheit wie auch des
einzelnen erwartet. Der ganze Arbeitsstrom findet sein Equivalent
im ganzen Arbeitsprodukt, mag auch im einzelnen wiederum der eine
auf Kvvovvsten des anderen seinen Vvvovvrteil zu erringen suchen.
Zum Realeinkommen, zum KvvovvnsumgĂŒtermarkt ist und das Nomi-
naleinkommen das "Sesam, öffne dich". Mittels dessen mĂŒssen wir
wieder den Anschluss an die GĂŒterwelt finden, von der wir uns in
der arbeitsteiligen Wirtschaft mehr und mehr entfernt haben; das
Nominaleinkommen muss insgesamt das Realeinkommen vom Markte wie-
der mobil machen. So ist es uns, - gleich in welcher rechnerischen
Grösse, -die Anweisung auf den Konsumtionsfond und unter Anerken-
nung der QuantitÀtstheorie muss der Ausgleich von Einkommens-und
Preishöhe auf dem Markt sich vollziehen. Betonen wollen wir gleich,
dass diesenEndzustand zwar in jeder Wirtschaft erreicht sein muss,
dass aber keine dauernden Preisrevolutionen notwendig sind, die
Zvvuvvngen der Wirtschaftswage, Nominaleinkommenshöhe und Preisstand zu
equilibrieren.
Wir können sagen:

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Realeinkommen R mal Preis (im Durchschnitt , Index ) P ist
gleich Nvvovvrmaleinkommen N und können diesem Satz sogar allgemeine
GĂŒltigkeit zuerkennen. Vorher aber haben wir schon gesehen, dass
ehedem der Begriff des Normaleinkommens noch möglich war, doch das
System der Preise, d.h. zahlenmÀssig differenzierte Werteinheits-
ausdrĂŒcke sich im Verkehr herauskristallisiert hatten. Wenn nun
dieser nicht mehr imstande ist seine Arbeiter oder Mitglieder in
einem Gute zu entlohnen, das auf Grund seines Stoffwertes in jene
Relation eingezogen werden kann, so muss er an Stelle von Gleich-
wertigem(Tauschgut ) doch Gleichnamiges, Tauschmittel oder Anweisung
auf das Sozialprodukt den Leistenden zur VerfĂŒgung stellen. In
jedem Falle muss die BrĂŒcke geschlagen werden zwischen Einkommen
und Kvvovvnsumtionsmöglichkeit und in der modernen Wirtschaft ist es
das Vorherrschen der Werteinehit, die in Geld oder der Wirkung
nach geldgleicher Form das Nominaleinkommen, eine, isoliert betrachtet
abstrakte Grösse mit etwas durchaus Realem, dem Produkt der ganzen
Gemeinschaft verbindet. Doch ist die Werteinheit eine Àltere Er-
scheinung nd hat doch ihren Ursprung, wo wir erstmals von Preisen
sprechen; die Funktion, die wir ihr hier zuerkennen, das Bindeglied
des zerrissenen und gespaltenen Tausches zu sein, ist dem gegenĂŒber
eine abgeleitete und setzt die erstere voraus.
In der Kalkulation bedienen wir uns der Werteinheit und
addieren damit die darin ausgedrĂŒckten ArbeitsaufwĂ€nde. Der daraus
sich ergebende Preis ist dann der Kvvovvstenfaktor aller Einkommen.





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Die ParalellitÀt in der Höhe der Werteinheit zwischen dem Nominal-
einkommen und den Preisen insgesamt: N ist gleich R mal P, ist
uns damit nichts Verwunderliches. Wir können auf die Wagschale
der GĂŒter nichts legen, ohne auf der anderen, wo die Arbeitsauf-
wĂ€nde und damit die Einkommen sich sammeln, StĂŒcke gleichen Ge-
wichtes, gleiche Mengen von Werteinheiten hinzuzufĂŒgen; ja es fĂŒhrt
kein anderer Weg zur Produktion als durch Aufwendungen von Arbeit
und damit von Einkommen. Der nominelle Preis eines Produktes wird
zerlegt in die prozentualen nominellen Anteile der verschiedenen
Erzeuger und sie erhalten so ihr Nominaleinkommen, prozentuale
Anteile am gesamten Produktionsfond.
Wir sehen, dass in ordnungsmÀssigem Gang der Wirtschaft
die Bindungen so starke sind, dass von einem quantitÀtstheoreti-
schem Ausschwingen zwischen Einkommen und Preisen praktisch gar
nicht mehr gesprochen werden kann; beides sind eigentlich eines
und dasselbe. Die GĂŒterpreise finden wir in gewissen Grenzen als
gegebene Grössen vor, denn die Produktionsweise Àndert sich allge-
mein meist nicht spr--i--[ergÀnzt: handschriftl. u]nghaft und auch alle anderen neuerzeugten
Produkte ordnen sich in VerhÀltnismÀssigkeit schon ehedem sie
auf den Markt gelangen diesem Netz von Relationen ungefÀhr ein.
Mit der Grösse der Produktion und den Preisen wird als abhÀngige
Grösse das Nominaleinkommen in absolut gleicher Höhe geschaffen.
Preiskampf und Preisrevolution kann begrifflich nicht möglich
sein, wenn beide Faktoren jeweils das gleiche bedeuten, wenn sie
nur verschieden aufgeteilt, das eine Mal in nominelle GĂŒterpreise,

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das andere Mal in nominelle Einkommen, gegeneinander gestellt aber
doch sich gegenseitig aufheben mĂŒssen. Der Kvvovvnsum bestimmt nicht
nur die Höhe, sondern auch die Auswahl der Produktion und je nach
seinen objektiven WertschÀtzungen einerseits und den objektiven
BeschaffungswiderstĂ€nden andererseits werden diese oder jene GĂŒter
herangezogen werden .Was aber in diesem Zusammenhang mitbestimmt
das sind die Einkommen, die nicht nur allein von der Form als einer
gesellschaftlichen Einrichtung, sondern auch von der IntensitÀt
und der QualitÀt der Produktion beeinflusst und geÀndert werden.
Wir deuten damit an, dass in einem gegebenen Land unter gegebenen
ProduktionsverhÀltnissen alle Einkommenskategorien in einem bestimm-
ten VerhĂ€ltnis zu einander stehen mĂŒssen; dass Unternehmer und Ar-
beiter, Bauern, Beamter und freie Berufe nicht willkĂŒrlich nebenein-
ander bestehen, sondern von einer wirtschaftlichen Notwendigkeit
gezwungen sich zu einem harmonischen Ganzen vereinen mĂŒssen. Neben
dem PreisgebÀude oder besser mit dem PreisgebÀude ist auch das
EinkommensgebÀude geschaffen und gebunden, nicht so dass bei beiden
eine absolute Starrheit erreicht wÀre, aber doch ein innerer Zusam-
menhang zu konstatieren ist.
Der Kreislauf der Wirtschaft wĂŒrde bei uns in dem Pro-
blem gipfeln, die Einkommen, die das Sozialprodukt aufheben sollen,
so zu ordnen und so unter alle EinkommensempfÀnger zu verteilen,
das insgesamt nicht mehr nominelles Einkommens auf dem Markte er-
scheinen kann, als wÀhrend der Produktion gleichnamige Einheiten
fĂŒr die erstellten Produkte verausgabt wurden. Darin mĂŒssen sich

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aller, aber auch alle Berufsgruppen teilen. In den GĂŒterkalkulati-
onen finden wir die Substanz fĂŒr alle Einkommen.
In einem Schema wollen wir aufzeigen, wie wir uns die
Abwicklung vorstellen und werden zu diesem Behufe vier Arten
von Einkommen zu unterscheiden haben:

1.) Die an der Produktion und an der Zumarktebringung der Genuss-
gĂŒter unmittelbar Beteiligten, also die Produzenten, HĂ€ndler, Zins-,
Renten- Gehalts- und LohnempfÀnger. Sie stellen die primÀre Haupt-
einkommensform dar und verkörpern das gesamte Einkommen der Gesell-
schaft. Alle weiteren Einkommen werden aus dieser Masse gespeist.

2.) Die an der Evvrvvschaffung des festen "volkswirtschaftlichen
Kapitals" arbeitenden Berufskreise (Bauarbeiter und -unternehmer,
BrĂŒcken-, Eisenbahnbauer usw.); sie schöpfen ihr Einkommen aus
den Ersparnissen aller ĂŒbrigen Gruppen ( 1 ; 3 ; 4 . )

3.) Die freien Berufe, wie Aerzte, Schriftsteller, KĂŒnstler usw., die
aus den freiwilligen Abgaben aller ĂŒbrigen ihren Anteil geltend
machen können .

4.) Die Beamten im öffentlichen Dienst, die mittels Steuern jeg-
licher Art durch den Fiskus kaufkrÀftig werden.

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Was an jeder bildlichen Darstellung fehlerhaft sein
muss, ist das stossweise Geschehen der Akte, die sich in Wirklich-
keit natĂŒrlich im organischen Flusse befinden. Das mĂŒssen wir auch
hier berĂŒcksichtigen, wenn wir eine Periode in ein einmaliges Ge-
schehen zusammenpressen. Was uns deutlich werden soll, ist die
Para[ergÀnzt handschriftlich: l]ellitÀt von Nominaleinkommen mit der Preishöhe der Gesamtpro-
duktion. Wenn nach unserer Zeichnung in der Kalkulation das Produkt
einen Preis von 100 erzielt, so darf fĂŒr jenes Produkt auch nicht
mehr wie 100 Einheiten auf dem Markte kaufkrÀftig werden. Arbeiter,
Angestellte, Produzenten und HĂ€ndler (Gruppe I) geben insgesamt ab
an Beamte durch Steuern und Abgaben 4 mal 3 ist 12, an freie
Berufe 4 mal 2 ist 8, an die Kapitalerstellenden 4 mal 3 ist 12;
treten also von ihren Einkommen ab 12 , 8 und 12 ist 32 und es
bleiben ihnen folglich 68 und diese 68 und 32 zusammen auf dem
KonsumgĂŒtermarkt ausgegeben, heben das Produkt von 100 auf.
Weiter ist im Bilde angenommen, dass die verschiedenen sekundÀren
Einkommenszweige sich gegenseitig ZuschĂŒsse leisten, der Einfach-
heit halber hier immer das gleiche. Was an die kapitalerzeugenden
Berufe hingegeben wurde, bedeutet zwar fĂŒr die Abtretenden privat-
wirtschaftliches Kapital ; - privatwirtschaftliches Kapital aber,
das sich in sog. volkswirtschaftlichem Kapital niedergeschlagen
hat in dem Werk derjenigen, welche die Konsummöglichkeit von den
Sparenden erhielten. Diese haben dann, sofern es sich nicht um
direkten Eigenbesitz mit Eigenverantwortung handelt [ergÀnzt handschriftlich:, ] einen obligato-
rischen oder schliesslich auch dinglichen Anspruch.

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Halbfabrikate gelten als GenussgĂŒter, denn es ist leicht zu ersehen,
dass diese in der weiterverarbeitenden Produktion in deren Kalku-
lationen als ein fertiger Posten erschienen, fĂŒr den in der voraus-
gegangenen Produktion EinzelarbeitsaufwÀnde entlohnt werden muss-
ten. Zins und Rente wurde ohne weiteres dem Produzenten- und HĂ€nd-
leranteil zugerechnet. Des weiteren sind die Posten fĂŒr Abschrei-
bung und Abnutzung weggelassen, denn ob von der Gesamtheit aus ge-
sehen 20 mal 5 zurĂŒckbehalten, dafĂŒr dann einmal 100 aufgewendet
wurde, ist belanglos und muss sich zum mindesten in grösseren Zeit-
lÀufen ausgleichen.
Das Realeinkommen der Gemeinschaft besteht in der Masse
der erzeugten GĂŒter, das Nominaleinkommen in der Summe ihrer Geld-
preise. Das ist nichts zufÀlliges, sondern die notwendige Folge des
Gleichlaufs von Produktion und sie begleitender Einkommensbildung .
Wenn wir sagen, die Preise und in ihnen die Idee der Werteinheit
seien VerhĂ€ltniszahlen zwischen den einzelnen GĂŒterwerten, so dass
diese vergleichbar und gesellschaftlich gĂŒltig austauschbar wer-
den, so mĂŒssen wir auch bekennen, dass innerhalb der Einkommen
selbst der gleiche Geist wie bei den Preisen vorherrscht; auch sie
werden, ohne dass die absolute Leistung mehr erkenntlich ist, doch
nach gesellschaftlicher Wertung geschieden und vergleichbar. Die
Nominaleinkommen sind das Speigelbild der Preise und so können wir
die letzteren auch als VerhÀltniszahlen zwischen Real- und Nominal-
einkommen bezeichnen. Das wir den Preisen die primÀre Rolle ein-
rÀumen, könnte als gegen die Tatsachen verstossend erschienen, denn

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Àusserlich treten tatsÀchlich zuerst die Einkommen in Erscheinung
und nehmen möglichst an dem Preise im einzelnen die letzte Kor-
rektur vor; aber die Preise sind nicht nur historisch gegenĂŒber
dem Nominaleinkommen das UrsprĂŒngliche, sondern selbst in der von
uns geschilderten Ordnung bilden sie sich nur in strenger Anlehnung
an einen wirtschaftlichen bereits fixierten, oder wenigstens voraus-
kalkulierten Preis.
Was aber nachzuholen wichtig ist, das ist der Begriff des
Nominaleinkommens, den wir bisher als etwas Gegebenes hingestellt
haben. Wir konnten das tun, nachdem wir im ersten Abschnitt vom
Gelde gesprochen und in ihm das technische Mittel erkannt haben,
das die Verkehrswirtschaft zu funktionieren befÀhigt. Aber wir
sahen auch, Voraussetzung fĂŒr das Geld ist wiederum das Vorhanden-
und Wirksamsein der Preisidee, wenn auch ursprĂŒnglich nur Stoff-
quantitÀten zum Vergleich gelangen. Das Nominaleinkommen ist nun,
(wenigsten teilweise) dieses Geldeinkommen. Wie weit die beiden
Begriffe sich decken, ist in jedem Einzelfall wohl verschieden;
sie können das völlig tun, wenn das ganze Einkommen in Geld erstat.
tet ist, d.h., wenn keine Möglichkeit besteht, reale GĂŒter direkt als
Einkommen zu erhalten, wÀhrend also Real. und Nominaleinkommen sich
stets decken mĂŒssen, weil es nur verschiedene AusdrĂŒcke gleicher
Sache sind, ist das Geldeinkommen nicht ohne weiteres eine 3.Aus-
drucksform dafĂŒr; wird oftmals nur ein Tel [sic] der erstgenannten Be-
griffe sein und kann nur in der Ausschliesslichkeit des Einkom-
mensempfanges in dieser Form zum gleichen Werte werden. Das Geld
lebt, um die GĂŒter auszutauschen, die eine FĂŒlle von Relationen

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darstellen;- wenn es heute nun den Kauf vermittelt durch Hingabe
von Nominaleinkommen gegen GĂŒter, so ist das durch den Schleier
gesehen der gleiche witschaftliche Vorgang. Diese letzte Karte
decken wir auf, wenn wir den Mechanismus kurz erklÀren, wie das
Nominaleinkommen, das Geldeinkommen entsteht. Nach unserer ganzen
AusfĂŒhrung kann es keine Fvvrvvage sein, dass wir es in engster Anleh-
nung an die GĂŒterproduktion zur Schöpfung bringen mĂŒssen. Stellen
wir dabei die Geldkreation auf Grund des akzeptierten Warenwech-
sels als die der Vollendung am nÀchsten kommende Einrichtung hin,
so handeln wir nur folgerichtig unserer bisher beschriebenen Auf-
fassung.
Ivvmvv Gelde, dem ReprÀsentanten unseres Nominaleinkommens
haben wir einen Anspruch an die Allgemeinheit, wÀhrend wir --i--unsere
wertvollen Dienste der privaten Produktion liehen und auch hier-
her die Quelle unseres Einkommens verlegten. Jede Hingabe von Dienst
Nutzung oder Gvvuvvt bewirkt zuerst einmal ein privates Forderungs-
recht, das wir irgendwann einmal zum Eigengebrauch lebendig wer-
den lassen wollen. Eine solche private Forderung ist die Buchfor-
derung und es ist der Warenwechsel, den der Fabrikant fĂŒr eine wirt-
schaftlich abgenommene Leistung in HÀnden hÀlt. In diesem Wechsel
sind aber, da viele HĂ€nde dem Unternehmer dienstbar waren, das
Produkt zu vollenden, auch alle deren Arbeitsleistungen und fĂŒg-
lich deren Einkommen eingeschlossen und hier erlöst uns die Geld-
schöpfung vor weiteren privaten , in's kleinste zu zerlegenden
Forderungsrechten, welche die Arbeiter wiederum ihren Unternehmer


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Unternehmer [sic] geltend machen mĂŒssten. Die starre Berufsgliederung
zeugt davon, dass wir das Vertrauen zur Gemeinschaft, zu der Wirt-
schaft haben, und darum entÀussern wir uns unserer vergegenstÀnd-
lichten Arbeit, weil wir erwarten und wissen, dass wir auf dem
Markte auch ohne dieses Gut oder Teilgut selbst doch der Equi-
valente habhaft werden können. Ivvmvv privaten Verkehr konnten nur
privaten Forderungen entstehen. Die private Produktion aber ist
so enge mit einander verbunden und in solch' grosser gegensei-
tiger AbhÀngigkeit, dass wir in der Marktwirtschaft, wo alles
in einander greift, wo alle fĂŒr einen und einer fĂŒr alle zusammen
stehen, dass wir dort jedes derartige private Forderungsrecht
in ein öffentliches umwandeln und als das Symbol der Forderung
an die Allgemeinheit das Geld der Gemeinschaft, das staatliche
Geld ansehen. Die Reichsbank fĂŒhrt hier nur eine Funktion des
Marktes zu Ende. Jede Forderung ist von der anderen Seite gesehen
aber eine Schuld, also hier eine Schuld, die von der Gesamtheit
getilgt werden muss. Praktisch geschieht das, indem wir bei der
Kvvovvnsumtion Teile dieser Forderung fortgeben, bis unser ganzes
Forderungsrecht, eben unser Einkommen sich aufgelöst hat und in
der Wirkung das Fvvovvrderungsrecht und das Geld aus der Wirtschaft
entfernt ist. Wir haben konsumiert. Mit der letzten Konsumtion
und der letzten Wechseleinlösung ist der Kreislauf beendet.
Dass das Geld uns als etwas anscheinend ewig Bleibendes
in der Wirtschaft gegenĂŒbertritt, beruht auf einer TĂ€uschung.
In Wahrheit entsteht es tÀglich mit der Leistung und vergeht mit

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der Kvvovvnsumtion, gleich wie uns ein grosses Feuerwerk eine dauernde
Helle vorspiegelt, die durch tausende von Raketen, die nacheinander
aufsteigen und wieder in's Nichts zurĂŒckfallen, verursacht wird.
Es könnte hier natĂŒrlich nicht unsere Aufgabe sein, die
Technik genau auseinander zu setzen; was wir vielmehr schildern
wollen, das sind die ZvvuvvsammenhÀnge, sowiet sie das gezeichnete Bild
vollenden mĂŒssen. Zvvuvvr Verteidigung des Wechsels wollen wir aber
doch die HauteinwÀnde betrachten. Seine Sicherheit und seine Eig-
nung zur Geldschöpfung, d.h., ob er wirklich absatzfÀhige Konsum-
gĂŒter reprĂ€sentiert, das können wir ruhig xxx dem viel bekritelten
Profitstreben der Privatwirtschaft ĂŒberlassen. Sie hat selbst
das denkbar grösste Interesse daran, Gnade vor den Augen ihrer
Mitmenschen zu finden. Die grösste Sicherheit liegt nicht etwa
in den geforderten prima Unterschriften, sondern in der wirt-
schaftlichen Uvvnvvmöglichkeit, dass auch nur eine nennenswerte Anzahl
von Wechseln notleidend wĂŒrde. Die Gefahr auch, dass mehrere Wech-
sel fĂŒr ein und dieselbe Ware im Umlaufe sind, ist nicht so hoch
zu bewerten, denn der erste Wechselschuldner, der darauf GlÀubiger
wird, kann den diskontierten Wechselbetrag nucht als Einkommen
geltend werden lassen, d.h. konsumieren; muss er doch sein Accept
wieder einlösen. Im ĂŒbrigen gelangt immer nur ein Prozentsatz
von Wechseln bis zum obersten Organ der Reichsbank, die ĂŒbrigen
können aus dem Uvvmvvlaufe der gerade freien Gelder gespeist werden.
Doch zurĂŒck zu unserer Betrachtung: Die Einkommensgrösse,
die wir mit dem gesamten erzeugten GĂŒtervorrat gegenĂŒber stellen,
eben in dem Sinne, dass beide nur neben einander zur Entstehung

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kommen können, kann uns nur eine gedanklich mögliche Grösse
sein. Wenn wir das Geldeinkommen mit Nominaleinkommen gleich
setzen und es in Paralelle stellen zum gesamten Realeinkommen,
dann mĂŒssten wir fordern, dass jegliche Einkommen in neu geschöpf-
ter Geldform zur Verteilung gelangen. In Wahrheit wird aber Pro-
duktion in Natura verteilt, es wird mit noch umlaufendem Gelde
bezahlt, es werden Gegenforderungen au--s--[ergÀnzt handschriftl.]fgerechnet, Wechsel dienen
als Zahlungsmittel, Giroguthaben ersetzen neues Geld und so kommt
es, dass wir in diesem ganzen Konglomerat die Einkommensgrösse zu
suchen haben. Was das Geld anlangt, so ist in der Grösse der
Produktion wohl eine obere Gvvrvvenze geschaffen. nach unten aber ist
der Verkehr souverÀn. Denken wir nun daran, dass das gleiche Geld
teilweise als blosses Rechengeld z.B. an den Quartalsterminen
aufzutreten pflegt, des weiteren auch mit tÀtig ist, den Kapital-
markt zu speisen. In diesen FĂ€llen steht das Geld fern seiner
eigentlichen primÀren Funktion. Das Geld ist auf der einen Seite
Bescheinigung fĂŒr unsere Leistung, die sich in realem Gute hat
niederschlagen mĂŒssen, das uf dem Markte erscheinen wird, auf der
anderen Seite ist es eine Anweisung auf wieder ein reales Gut ;
verbunden also, vermittelt uns das Geld den Austausch zwischen
den realen GĂŒtern. Das Nominaleinkommen schiebt sich nur dazwischen
als eine Folgeerscheinung der heutigen Produktionsweise. Diesen
Dienst vermag das Geld, das haben wir bereits im ersten Abschnitt
gesehen, zu leisten, weil es im ZvvuvvsammenfĂŒgen und Teilen von Wert-
einheiten auch die GĂŒter vergleichbar und teilbar werden lĂ€sst.
Die Werteinheit schafft Preise und lĂ€sst durch sie den GĂŒter-

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austausch möglich werden. Das erste und letzte Glied des modernen
wirtschaftlichen Kreislaufes betrachtet. - die Distribution
scheiden wir aus , - bietet uns wieder das gleiche ursprĂŒngliche
Bild.

Die Wirtschaft erschöpft sich im Austausch von realen
GĂŒtern, und die Werteinheit ist das Instrument, auch dort, wo der
Tausch dem Bereiche des ZufÀlligen entwÀchst und sich zu einer
gesellschaftlichswirtschaftlichen Erscheinung erhebt und verdichtet,
auch dort den Gesetzen des Realtausches die freie Bahn zu bereiten.


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alter der geschlossenen Hauswirtschaft, wo deren MItglieder je nach
Eignung durch Geschlecht und Geschicklichkeit, in freier Arbeit den
Unterhalt der Familie beschafften. Von einem Werten in solcher Wirt-
schaft kann man eigentlich nur in dem Sinn sprechen, als die Arbeit
eben nur auf solche Dinge angewandt wurde, denen man den GĂŒterwert
zuerkannte, und d.h. wieder Dinge, die im VerhÀltnis zu der Dringlich-
keit des BedĂŒrfnisses den gleichen Begfriedigungs- und SĂ€ttigungsgrad
erhoffen liessen.
Die wirtschaftliche Entwicklung, die wir als Tatsache
annehmen wollen, schreitet fort. Durch irgendwelche UmstÀnde, wie die
Völkerwanderungen, traten die Menschen nicht nur in Beziehungen zu
anderen Wirtschaften ihres Stammes und ihrer Art, sondern auch zu
fremden Völkern mit anderen Sitten, GebrÀuchen und Lebensgewohnheiten;
lernen damit fremde BedĂŒrfnisse kennen und schĂ€tzen. Die ersten Tausch-
handlungen werden hier zustande gekommen sein, ohne dass aber eine
Werteinheit dabei nötig war, - ein Gut tauschte das andere aus.

Schon in den AnfÀngen des wirtschaftlichen Verkehrs
spielt die persönliche Qualifikation eine Rolle, insofern als sie
zur Bildung von Berufen drÀngt, ohne aber, wie wir sehen werden, den
reinen Naturaltausch noch zu stören. Wenn der Töpfer und der Korb-
flechter ihre Produkte auszutauschen trachten, so werden sie etwa die
Ueberlegung anstellen: Der Korbflechter, der die irdene Schale benö-
tigt, wird abschÀtzen, dass er zwei Tage zu deren Herstellung aufwenden
muss, wÀhrend der Töpfer sie vielleicht in einem Tage schon herstellt.
Dem Töpfer, dem der Korb begehrenswert erscheint, wird umgekehrt zwei
Tage Arbeit zu dessen Beschaffung benötigen; der Korbflechter hinwie-
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derum hierzu nur einen Tag. In der Hingabe ihres Erzeugnisses tauschen
die beiden die Arbeit eines Tages- (Ton und Weiden sind mit gleichem
Beschaffungswiederstand zu erreichen, die Geschicklichkeit der Tauschen-
den in ihrem Berufe, ihre persönliche Quali--z--fikation ist gleich) - sie
tauschen absolute Äquivalente. In dem Maasse aber, in dem die Hauswirt-
schaften an der Geschlossenheit, die eben ihr Wesen ausmachte, verlieren
und die FĂ€den mit anderen solchen anknĂŒpfen, weil sie aus solchem Tun
grössere und jedenfalls reichlichere BedĂŒrfnisbefriedigung erhoffen,
in gleichen Maass arbeiten sie auf eine, wenn auch noch primitive Ar-
beitsteilung hin und helfen eine neue Wirtschaftsverfassung vorberei-
ten.

Die HĂ€ufung der Tauschoperationen vermehrt zugleich die
Schwierigkeit ihrer DurchfĂŒhrung, denn nicht immer wird der Tauschende
den finden, der gerade sein Erzeugnis benötigt und das gewĂŒnschte feil-
bietet. Die GĂŒter sind naturnotwendig auch nicht von gleicher Teilbar-
keit und Dauerhaftigkeit. Wie, wenn ich hundert kleine Dinge oder leicht
verderbliche Genussmittel benötige und nur ein Rind dafĂŒr zu tauschen
in der Lage bin. S o l a n g e wird der Tausch eine ZufÀlligkeit blei-
ben, so lange keine Möglichkeit besteht, diese WiderstÀnde zu umgehen.
Nicht Menschengeist hat erfunden, sondern die natĂŒrliche, organische
Entwicklung drÀngte darnach und liess aus dem Verkehr selbst heraus
ein allgemein beliebtes, gern in Tausch genommenes Gut erwachsen, das
dank seiner Eigenschaften - widerstandsfÀhig, relativ kostbar, teilbar
haltbar und leicht transportierbar - imstande war, jene die Entwicklung
fesselnde Schwierigkeit zu ĂŒberbrĂŒcken und damit den Tausch als allge-
mein geĂŒbte wirtschaftliche Handlung zu legalisieren. Die Geschichtss-
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schreibung erzÀhlt uns von Vieh, Muscheln, Fellen und vor allem und
damit betrachten wir bereits wieder eine neue Form der Entwicklung -
von Edelmetallen.
Alle Momente, die wir zu solcher bevorzugten Stellung
fĂŒr nötig erachten, die Edelmetalle vereinten sie in sich bis dass
sie in einer gewissen, irgendwie durch Stamm oder Wahl zusammenhÀngen-
den Gemeinschaft als Universaltauschgut den gesamten Verkehr beherrsch
ten. Jetzt musste jedes Ding beim Tausch das Medium des Edelmetalles
passieren und erhielt seinen Wertausdruck in der Reduktion auf eine
Teilgewichtsmenge des allgemeinen Tauschgutes. Und zwar können wir
sagen, je grösser und weit verzwiegter diese Gemeinschaft der mit
gleichen Maassen Wertenden ist, je grösser und verzweigter ihr Bedarf,
je entwickelter ihr öffentliches Leben ist, desto sicherer, zielbewuss-
ter und natĂŒrlicher, desto genauer ausbalanciert werden in der Vielheit
der Beziehungen die GĂŒterwertungen im Verkehr sich herauskristallisie-
ren. Das Edelmetall wird mÀhlich, ohne dass wir genau das Datum der
Geburtsstunde werden nennen können, vom Tauschgut zum Tauschmittel
sich wandeln, womit dann auch gleichzeitig begrifflich der Werteinheit
ihr Standort und ihr Wirkungskreis angewiesen wird. Wir haben dabei
wohl den Einwand zu erwarten, dass dann, wenn durchaus gleichwertige,
reale GĂŒter, wie auch hier noch, zum Tausch gelangen, der Charakter des
Tauschgutes noch absolute GĂŒltigkeit besitzt. Anerkannt sei das einst-
weilen aber nur fĂŒr einen dritten, der ohne selbst mit seinen SchĂ€tzun-
gen den gegebenen Zustand gĂŒltig werden liess, neu in den fraglichen
Wirtschaftskörper gestellt werde. Nur der wird die bekannten ErwÀgungen
anstellen, wieviel ihm eine Sache wert, wieviel ihm die Beschaffungsar-
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beit wert oder nicht erscheint. FĂŒr das Glied der Wirtschaftsgemein-
schaft selbst werden die relativen Wertbeziehungen in gewissen Grenzen
eine konstante, historisch zu begreifende Grösse darstellen. So weit
eine Beeinflussung seinerseits möglich war, hat er seine Stimme bereits
in die Wagschale geworfen. FĂŒr ihn wird eine Gleichung, wie ein Korb
ist gleich 10 g Gold, so genau sich auch in den objektiven Massen ĂŒber-
einstimmen mag, in seinem wirtschaftlichen Denken noch auch keine ab-
schließende Betrachtung, nicht der endgĂŒltige Zustand sein. Seine gedank-
liche Rechnung wird weiter greifen und etwa die Formel zeigen:
Ein Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale. Gold ist
zur Durchgangsstation, ist nur Mittel um zu seiner Wortgleichung:
Ein Korb ist gleich einer Tonschale, zu gelangen. Wenn alle so zustande
gekommenen Gleichungen objektiv wahr, deren Faktoren wirklich gleich-
wertig sind, gemessen an dem zur Beschaffung notwendigen Arbeitsauf-
wand, denn nur dieser allein kann in der noch primitiven Wirtschafts-
ordnung massgebend sein, dann scheint auch die Berechtigung vorzuliegen,
das wesentliche Moment nicht in der Funktion als Tauschgut sondern als
Tauschmittel zu suchen. Keineswegs verkennen wir dabei die grundlegende
Bedeutung des Tauschgutes, soweit alle spÀter definierten Werteinheiten
historisch auf jenem fussen, und nicht einmal der konsequenteste Formali
mus wird sich dazu verstehen; wir anerkennen aber auch die Notwendigkeit
in der FĂŒlle der relativen WertzusammenhĂ€nge und ihren Schwankungen
einen ruhenden Pol zu suchen oder zu konstruieren, von dem wir ausgehen,
um wieder zu ihm zurĂŒckkehren zu mĂŒssen, der Anfang und Ende jeder
wirtschaftlichen Handlung bedeutet. Dass wir aber gerade zu letzterem
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Behufe das reale Tauschgut benötigen, ist nicht einzusehen, solange
es kein G u t geben kann - und nie wird die Natur uns ein solches
bescheren - , das ĂŒber Zeit und Raum hinaus die absolute Wertkon-
stanz in sich birgt.
Wenn wir nach dem absoluten Werte forschen, sind wir
nicht erkenntnisreicher geworden, wenn wir wissen, dass ein Korb
nicht nur gleich einer Tonschale sondern auch gleich 10 g Gold ist.
Verbreitert hat sich lediglich die Basis, die Zahl der Relationen
und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Gleichung wahr ist. Ver-
gessen wir doch nicht die ursprĂŒngliche Bedeutung der Werteinheit,
uns beim Tausch Diener zu sein, ihn zu erleichtern. Die Tauschopera-
tionen zwischen Einzelkontrahenten bedĂŒrfen zu DurchfĂŒhrung keines
dritten, realen Gutes, ja, es wÀre geradzu unsinnig, ein solches einzu-
schalten. Die Forderung nach dem "artgleichen Messwerkzeug" findet
hier sogar zur vollsten Befriedigung seine Lösung. Nachdem wir die
subjektiven SchÀtzungen, die die Arbeit erst in jene Richtung in ge-
wisser StÀrke gelenkt hat, als Daten hinnehmen können, sehen wir es
in geradezu kristallener Klarheit und SchÀrfe, dass der Arbeitsauf-
wand, dessen wirtschaftlicher Wert, der Beschaffungswidersand es ist,
der das natĂŒrlichste, gerechteste Mass uns liefert und zudem noch
unabhÀngig ist von allen absoluten und damit relativen Schwankungen
der einzelnen GĂŒter selbst und untereinander. Ja mögen dies in den
unwahrscheinlichsten Ausmassen revolutionieren, den Ruhepunkt wer-
den sie erst dann wieder erreichen, wenn sie nach dem natĂŒrlichen
Gesetz der gleichen Arbeitswertmengen, hier ohne jede Störung ĂŒber-
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haupt, Arbeitsmengen als Arbeitszeiten sich ausgependelt haben.
Welche Arbeit, welches Mass, welches Gut könnte dabei
von Schwankungen verschont und als absolut unberĂŒhrt fest gelten?
Keines, auch das Gold nicht, mĂŒssen wir darauf antworten. Auch das Gold
kann auf keinem anderen Wege seinen Tauschwert abgeleitet v
erhalten.
Wenn also eine Reduktion auf Gold als dem sogen. Wertmaass
nicht auch gleichzeitig die GewĂ€hr dafĂŒr bietet, dass auf lanfe Sicht
hinaus keine Aenderung der Produktionsweise eintreten wird und in-
folge grösserer oder geringerer WertschÀtzungen einzutreten braucht,
so ist es unlogisch, auf diesem Punkte schon genĂŒge zu finden. Nie
und nimmer ist das Gold und ist kein Gut von Natur aus ein, ĂŒber den
Augenblick hinausreichendes absolutes Wertmaass und wenn es darum
das Wesen der Werteinheit ausmachen mĂŒsste auf ein solches Gut
von historisch gĂŒltiger Konstanz basiert zu sein, sie könnte dieser
Funktion in der Wirtschaft nicht gerecht werden.
Aber wir sahen es, wenn wir von ihrer Funktion als Tausch-
mittel sprachen, dass das wesentliche Moment nur das eine sein kann
die relativen Beziehungen der GĂŒterwerte auszudrĂŒcken und dies ver-
mag sie unbeeinflusst von Wertschwankungen fremder GĂŒter als
auch denen ihres Eigenkörpers. Gleich, ob einzelne oder alle oder
ob nur das Gold als Wertmaass seinen Eigenwert Àndert, das Tausch-
mittel Gold wird als Werteinheit die relativen Beziehungen auch
nach völliger Umlagerung doch wieder genau anzugeben vermögen.
Und nochmals sei betont, was die absoluten Wertgrössen anlangt, eine
dahin gehende ErwÀgung bereits vor diesem Akte liegen muss und
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begrifflich nicht damit zusammenhÀngt.
Wann wir ĂŒberhaupt in der geschichtlichen Betrachtung
erstmals mit dem Begriff Werteinheit operieren wollen, muss eine
mehr oder minder willkĂŒrliche ErwĂ€gung sein. Nicht wollen wir von
Werteinheit sprechen etwa beim ersten zufÀlligen Tausch, indem wir
sagen, und wir könnten das, das eine Gut sei gewissermassen die Wert-
einheit des anderen, sondern wollen Werteinheit dann erst als Tat-
sache gelten lassen, wenn eine Gemeinschaft in all ihren wirtschaft-
lichen Handlungen sich zwanglos eines einzigen Wertausdruckes be-
dient. Voraussetzung fĂŒr die Werteinheit ist als eine historische
Entwicklung in einem wirtschaftlichen Verband und die Werteinheit
ist in der GĂŒltigkeit und in der Wahrheit des Ausdruckes um so
allgemeiner und bestimmter, je kulturell entwickelter, je weiter
verzweigt und doch wieder je fester in einander gefĂŒgt das gemein-
same öffentliche und wirtschaftliche Leben sich dort abspielt.
Die kon-s-tinuierliche Linie, die harmonisch-organische
Entwicklung, die die geschlossenen Hauswirtschaften ĂŒberwunden, sie
zu VerbĂ€nden darĂŒber hinaus und diese wiederum vielleicht zu noch
grösseren Gemeinschaften zusammengeschweisst hat, sie schafft dazu
notwendig auch die Ă€usseren Formen und MIttel fĂŒr das rechtliche
und öffentliche Leben. Als eine der wesentlichen Normen hat die
Gesellschaft, die wir von nun an zur Verdeutlichung den Staat nennen
wollen, das wirtschaftliche Leben zu regeln und ordnen ĂŒbernommen;
die Sitte prĂ€gt er zu RechtsĂ€tzen und als einen solchen mĂŒssen wir
es ansehen, wenn er die reale Werteinheit durch Namengebung Àusser-
lich zu einer staatlichen Kategorie stempelt. Der Staat lĂ€sst StĂŒcke von
bestimmtem Edelmetallgewicht durch die PrÀgung zu seinem, inner-
halb seiner Grenzen gĂŒltigem Gelde werden. Die staatliche AutoritĂ€t
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sollte Wage und Probierstein erĂŒbrigen, das aufblĂŒhende Wirt-
schaftsleben sollte von den starren Fesseln befreit werden.
Die Relationen drĂŒcken sich nimmer in Gewichtsmengen aus, sondern
in einem Teil oder der numerischen Vielheit der staatlich prokla-
mierten, dabei noch durchaus realen Werteinheit, wobei diesen Neu-
ordnung immer nur einer Umrechnung, keineswegs einer Umwertung
gleichbedeutend sen kann. Was wir bisher die Relationen der
GĂŒterwerte nannten, das sind jetzt die Preise, denn diese sind im
Grunde nichts anderes als VerhÀltniszahlen. Die Tauschmittelfunk-
tion des Geldes als der Form, oder besser der Werteinheit als des
Inhalts schÀlt sich mit jeden weiteren Schritt der Betrachtung
immer deutlicher heraus. Zwar sind die beiderseitigen Objekte
jedes einzelnen Tausches immer noch RealitÀten, und das ist not-
wendig, solange die staatliche AutoritÀt noch nict in dem spÀ-
teren Maasse gefestigt und in lĂ€ngerer Webung eine GewĂ€hr fĂŒr
die reibungslose Abwicklung des Verkehrs gegeben war.
Greifen wir unsere frĂŒhere Gleichung wieder auf, die
lautete:
1 Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale.
Bei der Inbeziehungsetung des Korbes zu den 10 g Gold ist die
reale Uebereinstimmung, wenngleich die 10 g Gold fĂŒr den Korb-
flechter nichts Definitives bedeuten und er im Geiste gleich
wider die dazugehörige Gleichung wie 10 g Gold zu 1 Ton-
schale anstellt, doch ohne weiteres erkenntlich gegeben. Bei der
Reduktion auf den Preis aber, 1 Korb ist gleich 27,90 M ( Fiktion:
Vom reaalen Goldtausch wurde direkt zum Marktwert ĂŒbergegangen
gleich Vergleichung der Vorkriegszeit 1 kg Gold ist gleich
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2.790.- M) fehlt uns zum vollen VerstÀndnis des equivalenten
Tausches wieder eine weitere Gleichung:
2.790,- M zu 1000 g wie 27,90 M zu 10 g,
mit anderen Worten - wir mĂŒssen den MĂŒnzfuss kennen. Noch umstĂ€nd-
licher und verzweigter werden die Vergleiche, wenn der Korbflech-
ter nun gar noch weitere ErwÀgungen anstellen muss, um in den Be-
sitz der Tonschale zu gelangen. Das Geld wÀre die törichteste Ein-
richtung und wir könnten nicht glauben, dass es solches Geld gÀbe,
dass der Verkehr zu seiner Erleichterung und Beschleunigung sich
eines solchen I vvnvv strumentes bediente oder es eigentlich erst so
recht schuf, das ihn wie eine Zwangsjacke hemmen mĂŒsste, wenn, ja
wenn eben die Funktion des Tausch g u t e s das wesentliche Merk-
mal des Geldes bedeutete.
Das Vorhandensein des realen Tauschgutes kann uns somit
nicht hinden, so sehr es auch das Bild verschleiern kann, den wahren
Charackter des Geldes im Tauschmittel zu erblicken, ja sogar dann
erst den Begriff Geld ĂŒberhaupt anzuwenden, wenn die Werteinheit,
auf die es lautet, ihrem Inhalt und Wesen nach vom Objekt zum MIt-
tel sich gewandelt hat. Wenn die Werteinehit, das Gut Gold, gleich
wie es in jener definiert ist, allein den Gegenpol zu allen anderen
GĂŒter bildet, so ist es naturnotwendig, dass es, ausgenommen den
Fall wirklich einmal zur letzte Befriedigung zu dienen, die histo.
rische Verankerung und damit auch seine SelbststÀndigkeit im mensch-
lichen Denken verliert und uns als Grösse nurmehr in der Vielfalt
der Relationen und Preise etwas zu sagen hat. Die Gewonheit des
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tÀglichen Lebens spricht auch nicht mehr von Tausch, sondern von
Kauf, ja selbst der dem Sinn nach richtige Ausdruck Tauschmittel
bildet sich in K^^o^^nsequenz um in Zahlungsmittel. Ist das nicht
auch, wenn auch nur rein Àusserlich eine BestÀtigung des von uns
herausgebildeten Gedankenganges? Das konkrete Geld spielt eine
ganz untergeordnete Rolle, seinen Geist erhÀlt es durch die Wert-
einheit eingehaucht, auf die es lautet, und die Wirklichkeit die
Grundlage des ganzen Wirtschaftsverkehrs bildet.
Wir streiten hier nicht darĂŒber, ob das Geld stoffwert-
voll oder wertlos zirkulieren muss und kann, das ist eine sekundÀre
Frage. Uns ist nur wichtig, ob die Werteinheit real bestimmt und
im Stoffe verankert oder ob sie auch eine abstrakte rein rechneri-
sche Grösse sein kann.Wenn wir sehen und sagten, dass die WErtein-
heit ihrem Wesen nach vom Objekt zum Mittel geworden ist, so ist
ein Teil der Antwort schon voraus genommen, und es bleibt uns nur
noch zu fragen ĂŒbrig, dass, wenn schon das Mittel die Seele der
Werteinheit ausmachen soll, ob es dann losgelöst von jeder Bindung
an eine RealitÀt, ob es dennoch in einer solchen sich verkörpern
oder ob es nur eine solche symbolisieren mĂŒsse.Hier bleibt uns
noch genĂŒgend zu lösen ĂŒbrig.
Wiederlegt hoffen wir nur das eine zu haben, dass von dem
Augenblicke an, wo wir von Werteinheit sprechen - in der wirt-
schaftlichen Gemeinschaft, die sich allgemein und immer gleichem
historisch begrĂŒndeten Wertausdruckes bedinet - nicht jeder wirt-
schaftliche Akt, jeder Tausch, Kauf oder Verkauf wie wir es gerade
nennen wollen, immer von neuem die ErwÀgung des AbschÀtzens
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am Golde notwendig macht. Bewiesen hoffen wir zu haben, dass es in
genanntem Stadium, auch wenn die Werteeinheit noch in stoffwertvol-
lem Material verkörpert ist, es doch nicht mehr ihre Aufgabe sein
kann, absolutes Maass fĂŒr alle ĂŒbrigen Dinge abzugeben, sondern
im Ausdruck der Ein-oder Vielheit die GĂŒter der Aussenwelt kom-
mensurabel zu machen.Ob dann, wenn die Werteinheit ihrem Wesen nach
und funktionell bereits "die reine ObjektivitÀt" besitzt, eine Zu-
rĂŒckreduktion auf den historischen Urgrund als Stoff nicht doch
notwendig oder wenigstens wĂŒnschenswert erscheint und unter wel-
chen besonderen U^^m^^stÀnden das der Fall wÀre, kann erst die weite-
re Untersuchung aufklĂ€ren. Die daran sich anknĂŒpfenden Erörterungen
wollen wir darum auch hier abbrechen, um die weiteren Daten der
Entwicklung zu skizzieren.
Soweit wir bisher analysieren konnten, erkannten wir,
dass die Werteinheit zwar eine Wandlung bezĂŒglich ihres Inhaltes
und ihres Wesens erfahren hatte, wÀhrend der Equivalenztausch Àus-
serlich immer noch aufrecht erhalten blieb. Je mehr nun aber die
Produktion der Grösse und Reichhaltigkeit nach sich steigerte,
desto schwieriger musste es sein, diese gleichen Mengen von Edel-
metallen fĂŒr den Handel zu beschaffen und so konnte es nicht aus-
bleiben, dass man zwar auf der einen seite den Segen der eröhten
ProduktivitĂ€t verspĂŒrte, auf der anderen aber auch die AnhĂ€ufung
von Gold und Silber, diesen toten Schatz, als eine zwcklose Mate-
rial-und Kraftverschwendung erkannte. Wir befinden uns hier an der
Bruchstelle, wo wir zu einer neuen Phase unserer Wirtschaft kommen,
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die mit dem Worte K r e d i t gekennzeichnet ist.Mit Hilfe des
Kredits wurde Gold als ausschliessliches Zahlungs-oder Tausch-
mittel ĂŒberwunden; wir tauschen nicht mehr Ware mit barem Gelde,
sondern Ware auf Kredit gegen eine Forderung. So wirkt die Seele
des Geldes als Werteinheit begrifflich weiter auch dort, wo sie
sich ĂŒner den Stoff erhebt.
Ueberlegen wir aber,dass nur derjenige Kredit geben kann,
der nicht sofort auf das Equivalent seiner Arbeit angewiesen ist;
dass also wirtschaftliche LeistungsfĂ€higkeit Voraussetzung fĂŒr
ein durch KreditgewÀhrung entstandenes Forderungsrecht bildet.
Persönlich, sachlich, örtlich und zeitlich gebunden ist es nicht
dazu geeignet im Bedarfsfalle mobil gemacht werden zu können und
so lange das nicht jeder Zeit möglich war, solange das eine ZufÀl-
ligkeit und Ausnahmeerscheinung darstellte, solange konnte auch
die KreditgewÀhrung, die das Charakteristikum erst dann darstellt,
wenn sie allgemein geĂŒbt ist, nicht die Erlösung aus den Fesseln
des Stoffgeldes uns bescheren. Eine Kompensation der verschiedens-
ten Forderungsrechte wÀre zwar begrifflich theoretisch möglich,
denn die Summe aller Soll- und Ahbenposten mĂŒssen von der Perspek-
tive der Volkswirtschaft gesehen sich genau aufheben; hier aber
handelt es sich darum, einen fĂŒr das tĂ€gliche Leben gangbaren, prak-
tischen Ausweg zu finden. Wer wird dieser Schwierigkeiten leichter
Herr werden, als die autonome Wirtschaft selbst, die sich nicht
durch ihre Eigenbehelfe in starre Banden legen lÀsst, die vielmehr
aus sich selbst heraus die technischen Mittel gebÀren wird, die
si zu ihrer glatten Abwicklung wird nötig haben. Und diesen TrÀger
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finden wir im Wechsel, der damit die ganze Wirtschaft auf ein
sicheres F^^u^^ndament stellt. Von seinen sonstigen Rechtstiteln ab-
gesehen bedeutet er in seiner Urform nichts anderes wie eine
Quittung ĂŒber wirtschaftlich gegebenen Kredit. Der Wechsel ist fĂŒr
den Kreditgebenden Legitimationspapier fĂŒr eine wirtschaftliche
Leistung, fĂŒr die Hingabe eines Gutes; er ist gewissermassen das
Protokoll darĂŒber, dass ein Tausch beabsichtigt sei, dass aber erst
der eine der beiden Kontrahenten zu leisten in der Lage war, wÀh-
rend der andere urkundlich bestÀtigt oder verspricht, den schul-
digen Gegenwert nach einer bestimmten Frist einzulösen. Die dem
Sinna nach unverÀndert fortbestehende Tauschwirtschaft erfÀhrt nur
durch die, zwischen die Tauschhandlungen getretene, aber durch
den Kredit ĂŒberbrĂŒckte Zeitspanne eine Komplizeirung, die uns bei
nachlĂ€ssiger Betrachtung verfĂŒhren könnte, den Tausch, dessen letzte
Handlung erst immer den definitiven Ruhepunkt bedeuten kann, zu
negieren. Die ganze Entwicklung erkennen wir als eine zwangslÀufi-
ge, die gewaltsam zur letzten Spitze treiben muss, wenn wir die
tatsÀchliche moderne Wirtschaft unserer Betrachtung zu grunde
legen. Wo neben dem stossweisen Produktionsprozess tausend kon--s--ti-
nuierlich fortlaufende Konsumakte einher gehen, da mĂŒssen die
Tauschoperationen dieser Gruppen ihr besonderes GeprÀge erhalten
und werden besondere technische Mittel beanspruchen. Und werden
wir uns klar, dass in der heutigen Wirtschaft wir fast alle sowohl
auf der einen wie auch auf der anderen Seite zu stehen kommen,
dann erkennen wir das ganze Problem nicht mehr als ein privates,
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sondern als ein im höchsten Masse gesellschaftlcihes an, das in
gesellschaftlichen, gesetzlichen Normen den sichtbaren Ausdruck
finden muss. Und die Krönung der ganzen Entwicklung erleben wir
in der Geldschöpfung auf Grund des acceptierten Warenwechsels.
Die TĂ€tigkeit der Instanz, die der Wirtschaft den^^ie^^ Wechsel mit
ihren zufĂ€lligen Summen ausgedrĂŒckt in werteinheiten in staat-
lich begĂŒltigte StĂŒcke auf runde Summen lautend, und dazu frei
ĂŒbertragbar, das ist in Geld umwechselt oder genauer gesaggt, vor-
schiesst, ist, mag sie auch von einem, dem Namen nach privaten In-
stitut wie der Reichsbank geleitet sein, eine durchaus volkswirt-
schaftliche, denn diese Stelle ist der organisierte Ausdruck der
Gemeinschaft, sie handelt im Namen und zum Nutzen der Gesamtheit.
Den Dienst, den solches Geld fĂŒr jene Gemeinschaft leistet,
können wir uns vergegenwÀrtigen, wenn wir uns den gesamten Zahlungs-
verkehr - oder wir können ihn auch noch durch alle Àussenren
Formen als Tauschgrundlage erkennen, wenn wir d--en--iesen auf ein allgemein-
nes Abrechnungs_ und Verrechnungsverfahren gestellt denken, wie dies
ohne Geld in der arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dann notwendig
der Fall sein mĂŒsste. Es wĂ€re ein auf die höchste Spitze getriebe-
ner, bargeldloser Verkehr, wie wir ihn uns vielleicht noch technisch,
kaum aber praktisch könnten vorstellen. Aller Zahlungsverkehr des
Landes wird durch den Giroverkehr ihrer Zentralbank vollzogen.
Bendisen hat in seinem "Geld und Kapital" diesen Zustand einmal
angedeutet, bei dem dann die Banknoten nicht Verpflichtung zur Zahlung, sondern Verpflichtung der Zentrale zur Gutschrift wÀren.
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Zwischen einer solchen aus Leistung geborenen G u t s c h r i f t s-
Banknote und unserer Z a h l u n g s m i t t e l-Banknote ist
inhaltlich und in wirtschaftlicher Wirkung kein Unterschied.
Was obiger Variante im tÀtigen und tÀglichen Leben entgegensteht,
das ist bildlich und drastisch ausgedrĂŒckt der "10 Pfennig-Automat"
der rosten muss, wenn wir es nurmehr mit Be-und Entlastung zu tun
haben. Wenn wir eingangs sagtenm die Wirtschaft schiesst vor, um
die Tauschhandlungen zu beendigen, so ist damit auch eigentlich schon
gesagt, dass das Geld als das sichtbare Verrrechnungsmittel darnach
begrifflich ausser Kurs gesetzt sein muss, aber das geschieht in
der Form der Einlösung beim Wechselschuldner als dem sÀumigen
Tauschkontrahenten. Er nur allein kann in Wahrheit den Tauschakt
beenden. Wenn in der Erwartung jener letzten Leistung die Wirt-
schaft jene Tauschwerteinheiten sich eigentlich kĂŒnstlich selbst
vorstreckt, so konnte sie das eben nur tun, weil das GĂŒterreservoir
der Wirtschaft infolge gleichen Z^^u^^und Abstroms nie geleert ist.
Das kann hier einstweilen nur angedeutet werden.
Wir wollen die Möglichkeit einer weiteren Fortentwick-
lung oder vielleicht wÀre es nur eine Umbildung der Anpassung,
nicht ohne weiteres verneinen; wir sind nur fĂŒr den Augenblick
der gegenwÀrtigen Verfassung auf der Spitze angelangt. Die Entwickl-
lung von der B^^u^^chforderung ĂŒber den Wechsel bis zur Banknote
zeigt deutlcih in jedem Stadium den Fortschritt und zugleich Stand
und Egenart der Wirtschaft. Die Banknote ist enthoben ĂŒber per-
sönliche, sachliche, örtliche und zeitliche Bindung, wie sie der For-
derung und wenn schwÀcher, so doch auch dem Wechsel anhaftet.
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Aus ihnen hervorgegangen und gleichen Wesens mit ihnen, dadurch
wurzelnd in der produktiven Leistung der Gemeinschaft die mittel
allgemein gĂŒltigen Wertbegriffen rechnet, so ist die Banknote, sol-
che Werteinheiten reprÀsentierend das moderne Geld geworden, das
wie ursprĂŒnglich das reale Tauschgut - das Geld im Gewichte oder
auch bereits im Ausdrucke der Werteinheit - in unserer Wirtschaft
als Tauschmittelfunktion den Verkehr ermöglicht. Jetzt, wo zu den
GĂŒtern in besonderem Maasse noch Diense und Nutzungne als selbs-
stĂ€ndige wirtschaftliche Faktoren treten, mĂŒssen auch diese in
den Kreis der Relationen mit hineingezogen werden und damit taucht
die eingangs gestellte Frage erneut auf, welches Maass denn geeig-
net wÀre, die durchaus differenzierten Dinge ihrem absoluten Werte
nach zu bestimmen. Zwar haben wir dem Wert der Waren auch vorher
schon nach der Menge der angewendeten Arbeit bestimmt; dieses
allein war wertbildend ohne RĂŒcksicht auf die Art des der Arbeit
zu gruned liegenden Naturstoffes der an sich wirtschaftlich
wertlos ist. Die Entlohnung der Arbeit bedeutete ehedem die gegen
das gestellte Gut getauschte Ware, worinnen gleiche Arbeitsmengen
in beiden FÀllen verkörpert waren. Heute hat nicht jeder Arbeiter
mehr das Produkt seiner Arbeitsleistung in HĂ€nden und darum
mĂŒssen die Beziehungen nicht nur auf die GĂŒterwerte sondern
getrennt von ihnen auch auf deren Einzelfaktoren, die Dienste
erweitert werden. Das Geld und in besonderem Maasse die Kategorie
des stoffwertlosen Papiergeldes ist nur befÀhigt Relationen
aufzudecken, obgleich dieses " n u r " genĂŒgt, den Mechanismus
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des Wirtschaftslebens in Bewegung zu halten1/2 Wie jedes Teilgut frĂŒh-
her --e--in einem entsprechenden Teilgewicht dargestellt, so kann
auch bei modernen Bankgelde jeder Faktor des in Arbeitsteilung
entstandenen Produktes in einer entsprechenden Anzahl von Wert-
einheiten symbolisch vergegenstÀndlicht und damit die Distri-
bution ermöglicht werden. Der Begriff der Werteinheit ist heute
so in unser Denken und FĂŒhlen eingehĂ€mmert, dass wir uns im tĂ€g-
lichen Leben nicht die Frage nach deren absoluten Werte stellen
mĂŒssen. Wohl aber muss die Wissenschaft versuchen, das Dunkel
zu durchdringen; insbesondere wird es sich darum handeln, das in
so langer Entwicklung geborene Bankgeld - unser heutiges Geld
schlechthin - um dazu alles, was begrifflich damit verwoben ist
wie Bardeckung, Geldeinlösungspflicht, PrÀgefreiheit und mehr
nÀher zu analysieren. Die Betrachtung des Kreislaufes der Wirt-
schaft, der Einkommensbildung und GĂŒterverteilung, die den Rahmen
des folgenden Teils abgeben soll, wird geeignet sein, die Zusam-
menhÀnge unserer Wirtschaft aufzudecken und manche der gestell-
ten Fragen der endlichen Beantwortung ertgegen reifen lassen.
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noch von einer Tauschwirtschaft zu sprechen, wobei aber bei letz-
terer Ausdrucksweise nicht ohne weiteres ersichtlich ist, ob der
Tausch bereits bei Hingabe des Geldes oder erste bei Wiederein-
lösung desselben in Waren als vollendet zu gelten hat. Mag eine
Theorie auch einen Warenkauf mit gleichzeitiger Geldzahlung als
einen Tausch charakterisieren wollen, wobei auch beim stoffwert-
losen Gelde alle Gesetze eines realen Tausches, gleich wie bei
zwei stofflichen GĂŒtern obwalten; bei der Betrachtung der Wirt-
schaft mĂŒssen wir uns wieder begegnen, in deren Grenzen innerhalb
einer bestimmten Periode alles zum letzten definitiven Tausche ,
zum Konsum drÀngt. Nur dadurch wird die Wirtschaft wieder in das
Gleichgewicht gebracht und zugleich zu neuer Leistung angefacht.
Und zu diesem letzten Konsumakte gehören von der volkwirtschaft-
lichen Perspektive aus gesehen alle GĂŒter die verzehrt oder doch
nicht mehr mobil gemacht und nimmer in die Zukunft wirken können.
Auch wenn das Geld stoffwertvolles Gut und etwas die zeitlich
beschrĂ€nkten Produktionsphasen Überdauerndes, gewissermassen
Ewiges darstellt und immer aufÂŽs neue gegen GenussgĂŒter zu tau-
schen bereit ist, auch dann wird, natĂŒrlich immer nur periodisch
gesehen, dieses Stoffgeld zum Stillstand verurteilt sein, wenn
die ĂŒber den Eigenbedarf verfĂŒgungsfreien Waren gegen andere
ebensolche sich ausgetauscht haben und so innerhalb der vorhan-
denen Möglichkeiten der grösste SÀttigungsgrad des Konsums er-
reicht ist. Von diesem Augenblicke an ist das Geld begrifflich
nicht mehr T a u s c hgut, sondern einfach Gut, ein Besitz wie
irgend ein anderer, der in der Hand des Wirtschafters nach vol-
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lendetem Austausch seine ĂŒberschĂŒssigen Produkte in andere Konsum-
gĂŒter mittels jenes Geldes doch im Einzelfall, nie aber in der Gesamt-
heit möglich sein. In anderen Falle, wo das GEld in eienm stoffwert-
losen Material vergegenstÀndlicht ist, und das ganz besonders bei
dem durch den Warenwechsel an die Produktion gebundenen Gelde,
das wiederum eingezogen und damit volkswirtschaftlich vernichtet
wird, bei dem --a--kann von einem definitiven Tausche zwischen Geld und
Ware, wenn ĂŒberhaupt, so doch nur sehr gezwungen und gewagt gespro-
chen werden.
Wohl aber können wir dort, wo freie Menschen in wirtschaft-
liche Beziehungen zueinander treten, diese, wenn sie von einem ge-
schlossenen Wirtschaftsverbande organisiert werden, zusammen genom-
men als Tauschwirtschaft allgemein anerkennen. Das Prinzip der
Äquivalenz, das wir geneigt sind, in den Tausch zu legen, kann durch
MachtverhĂ€ltnisse getrĂŒbt bis schrill gestört werden, aber hier
bei der Betrachtung des Kreislaufes kann es nur darauf ankommen,
innerhalb der ganzen Wirtschaft nachzuweisen, dass trotz dieser
Störung plus und minus sich aufhebt und der GĂŒterausgleich auf
dieser Grundlage sich hat vollziehen können.
Wir mĂŒnden hier in die Frage des Wertes und Mehrwehrtes
ein, ohne hier dem weiter nachforschen und ohne erreichen zu wollen,
wie weit im einzelnen jenes plus oder minus ĂŒber das durchschnitt-
liche Einkommen in der nur gedankanklich möglichen Abstraktion "der
Gesellschaft der Gleichen" hinaus schwingt oder zurĂŒckbleibt. Wir
sahen nur, dass solche M^^ö^^glichkeit besteht, wenn der Arbeitende
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nicht mehr das Werk seiner Arbeit verfĂŒgungsbereit in HĂ€nden
hat, dass die Spanne eine immer grössere zu werden vermag, je
entfernter der Wirtschaftende einer fertigen Ware insbesondere
den Produktionsmitteln steht, je weiter die AbhÀngigkeit reicht,
ohna aber, was wesentlich ist, der Àusserlichen Freiheit verlustig
zu gehen. Wenn, wie wir gesehen haben, ein G^^u^^t sich definitiv nur gegen ein anderes austauschen kann, so ist das natĂŒrlich fĂŒr die
ganze GĂŒterwelt von GĂŒltigkeit und in der Volkswirtschaft kompen-
sieren sich im Endzustande zwei gleiche GĂŒterkomplexe.Die Schwie-
rigkeit, das plastisch zu erkennen, mĂŒssen wir hier im besonderen
darin suchen, dass in der mordernen Wirtschaft, wohl Nutzungen und
selbstÀndige Dienste, die in keinerlei konnexer Beziehung zu deren
Warenwelt stehen, ihrerseits doch an der GĂŒterentnahme aus der
Wirtschaft, am Kuuo uunsum beteiligt sind und im allgemeinen noch darin,
dass die Tauschhandlungen aus einander gerissen und erst durch
den Kredit wieder verbunden werden, ferner dass der Schleier des
Geldes ĂŒber den gĂŒterwirtschaftlichen wesentlichen VorgĂ€ngen
gebreitet liegt. Wir bestreiten zudem nicht, dass alle VorgÀng
hier nicht ihre Wurzeln haben, wollen aber im Ferneren ein Bild geben, das
, ohne das Gesagte zu negieren, den modernen Erscheinungen doch eher
gerecht und uns allgemein verstÀndlicher wird.
Vorher aber wollen wir noch die Auffassung Schumpeters
wiedergeben, der etwa folgendermaassen ausgefĂŒhrt:
"Wirtschaft ist der Kreislauf von produktiven Aufwen-
dungen und konsumtiven Verwendungen innerhalb einer Periode und
und zwar realisieren sich Produktion und Verteilung durch den
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Austausch von produktiven Leistungen sachlicher und persönlicher
Natur gegen GenussgĂŒter. FĂŒr letztere allein gelte der Ausdruck
Sozialprodukt. Die Produktion ist wirtschaftlich nicht anderes
als ein Kombinieren von Produktionsmitteln und damit realisiert
sie in den GeschÀftsakten, im Eigentum von Produktionsmitteln
gegen GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden-und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden- und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter u.s.f. Die Produzenten von produzierten
Produktionsmitteln tauschen gegen GenussgĂŒter und diese wieder
aus gegen Produktionsmittel, mittels deren sie wieder neu zu pro-
duzieren imstande sind. Der Anteil des einzelnen hÀngt von dem
Marktwert seiner TĂ€tigkeit ab. Jedes Subjekt wirft in den gĂŒter-
wirtschaftlichen Automaten seinen Beitrag und erhÀlt durch den
Mechanismus eine GĂŒterquantitĂ€t und alle diese GĂŒterquantitĂ€ten
die Einkommen, erschöpfen das Sozialprodukt. Das Geld nun zerreisst
die Volkswirtschaft, die sonst einen grossen Markt bilden wĂŒrde,
in zwei MĂ€rkte. Auf dem Produktionsmittelmarkt sind die Unterneh-
mer Nachfragende--n-- ,die Konsumenten Anbietende , auf dem GenussgĂŒter-
markt umgekehrt und so vollzieht sich dann der Austausch von
Geld gegen GenussgĂŒter. Die Kuuouunsumenten des GenussgĂŒtermarktes
sind dieselben, die auf dem Produktionsmittelmarkt als Anbietende
auftreten und können auf dem GenussgĂŒtermarkt dasselbe Geld aus-
geben, das sie auf dem Produktionsmittelmarkt eingenommen haben,
wobei die Unternehmer bezĂŒglich ihrer eigenen Leistung den
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Anbietenden auf dem Produktionssmittelmarkt und bezĂŒglich ihrer
eigenen Konsumtion den Nachfragenden auf dem GenussgĂŒtermarkt
beizuzÀhlen sind. Auf dem Produktionsmittelmarkt steht wiederum
nur soviel zur VerfĂŒgung als korporativ--n--auf dem GenussgĂŒtermarkt
ausgegeben wurde und durch Vermittlung der Unternehmer auf den
ersteren gelangt ist.

Soweit Schumpeter.
Wir mögen die Wirtschaft beleuchten, von welcher Seite

wir auch immer wollen, das Zentralproblem werden wir in der GĂŒter-
verteilung zu suchen haben und der SchlĂŒssel, der uns die Pforten
zum Kuuouusum öffnet, den finden wir im Einkommen.Der Konsumtrieb
ist das Schwungrad fĂŒr jegliche Produktion, fĂŒr jegliche Bewegung
im Wirtschaftskörper ĂŒberhaupt. Er ist immer das primĂ€re Moment
und er allein diktiert die Produktion, mag er auch wieder in seiner
möglichen Höhe an die Grösse der derzeitigen Produktion eng ge-
bunden sein. Eine Vorauseskomptierung des wahrscheinlichen Konsums
ist in der Wirklichkeit denn doch immer vom wirklichen Konsum
abhĂ€ngig und folgt ihr der nicht, so entsteht mangels Abnahme derenWare, wenn auch möglicherweise nur ganz lokal, so doch immerhin
dem Wesen nach eine Krise.

Was wir heute verzehren wollen, muss wohl das Erzeugnis

einer frĂŒheren Produktion gewesen sein, aber eben einer solchen
die vom erfahrungsgemĂ€se vorauserwartetem heutigen Kuuoouunsum vor-
geschrieben wurde. mit dem Einkommen, das wir heute ausgeben, kau-
fen wir die GĂŒter frĂŒherer Produktionsepochen. Dazu ist nötig, dass

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die Wirtschaft stets von einem konstinuierlich fortlaufenden GĂŒ-
terstrom durchflutet ist, in dem Ein-und Abfluss, Produktion und
Kuuouunsumtion in gewissen Guuruunzen sich die Wage halten mĂŒssen.Zwang-
los finden wir hier die ErklĂ€rung mancher Krise:nĂ€mlich dann,
wenn wir aus der MuuĂŒuundung mehr KuuouunsumgĂŒter erwarten, als diese uns
fĂŒr den Augenblick zufĂŒhren kann, oder in anderer Variation, wenn
wir einen spĂ€teren Kuuouunsum gewaltsam und stossweise hinaufzuschrau-
ben versuchen und fĂŒr diese dahin zielende, sich aber erst spĂ€ter realisierende TĂ€tigkeit heute schon konsumreife Equivalente ver-
langen. Hier der wirtschaftlichen Entwicklung keine Fesseln anzu-
legen und ihr auf der anderen Seite doch auch wieder schwere
Krisen zu ersparen, hier eine wahre Formel zu entdecken, das sind die
Sorgen und zugleich die Streitpunkte der Geldpolitik in bezug
auf die Geldschöpfung als auch hinsichtlich der Bank--und beson-
ders der Diskontopolitik.

Wir stellen fĂŒr unsere Untersuchung der modernen Wirt-

schaft fest, dass wir in ihr mit dem Faktum von Geldpreisen zu
rechnen haben, die uns in ihren ZahlenausdrĂŒcken zwar keinen Auf-
schluss ĂŒber deren absolute Werte, wohl aber ĂŒber das gegenseitige
VerhĂ€ltnis ihrer absoluten Werte geben. Wir wissen, dass diese Preise
einmal historischoaus dem direkten Tauschverkehr, dann aber als
eine gesellschaftliche Erscheinung begriffen werden mĂŒssen, ohne
indes an dem Kern des Wertbegriffes rĂŒtteln zu wollen, der als
Maass des gegenseitigen AbwĂ€gens nur die wirtschaftlich notwen-
dige, wertvolle und anerkannte Arbeit zulĂ€sst. Wenn nicht grundle-


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gende ProduktionsĂ€nderungen eintreten und besonders dann, wenn
wir in einen Weltmarkt verflochten sind, werden wir in den Preisen
mit gegebenen Grössen zu rechnen haben. Die Werteinheit hat die
Bedeutung, – das sei hier wiederholt – uns nur relative Werte
aufzuzeigen.Wohl aber muss jedes Gut seinen absoluten Wert aus
dem oben besagten Arbeitsfaktor ableiten und wie das im einzelnen,
so gilt es natĂŒrlich fĂŒr jedes andere Gut und alle GĂŒter, fĂŒr die
ganze Produktion der Volkswirtschaft ĂŒberhaupt. Die wirtschaftlich
wertvolle und anerkannte Arbeit, das sind in der modernen Wirtschaft
die Produktionskosten der GĂŒter und diese Aufwende insgesamt das
ist das Einkommen der Nation.

Die Kalkulation ist nicht weiter, als eine Addition von 

aufzuwendenden Produktionskosten, die eben die Einkommensanteile dar-
stellen. Wie sich dann wieder die verschiedenen Einkommenskategorien
in die Preise aufteilen, denn meist mĂŒssen wir praktisch bei ihnen
mit der starren oberen Grenze rechnen, das ist eine Machtfrage, die
uns in diesem Falle nicht interessieren kann, insofern als wir nicht
die Störungen, die in der Wirtschaftsordnung begrĂŒndet sind, im ein-
zelnen zu untersuchen haben. FĂŒr die Betrachtung des Kreislaufes
der Wirtschaft und insbesondeere fĂŒr das Erkennen des Wesens der
Werteinheit genĂŒgt es festgestellt zu haben, dass alle erzeugten
GĂŒter, alle Einkommen in sich enthalten mĂŒssen, dass aber der Zu-
griff zum Realeinkommen, das meist nur aus einer gar nicht mess-
baren Teilbarkeit an einem Gute besteht, fĂŒr den einzelnen gar
nicht möglich ist und als ein Charakteristikum der arbeitsteili-


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gen Verkehrswirtschaft auch gar nicht möglich sein kann. FĂŒglich
muss jeder sein Einkommen in einer Form zur VerfĂŒgung gestellt
haben, die es ihm dennoch ermöglicht, dem realen Wert seines Anteils,
den er iirgendeinem Gute zugefĂŒhrt hat, in anderen gleichen Werten
auf dem Markte zu erreichen. Wir haben alle unsere Arbeitskraft in 
einen Einheitsstrom von Arbeit zusammen getan, in dem alles Per-
sönliche und Individuelle untertaucht, wo aber dennoch jeder gerade
in dem Verbundensein eine Bereicherung der Gesamtheit wie auch des
einzelnen erwartet. Der ganze Arbeitsstrom findet sein Equivalent
im ganzen Arbeitsprodukt, mag auch im einzelnen wiederum der eine
auf Kosten des anderen seinen Vorteil zu erringen suchen.

Zum Realeinkommen, zum KonsumgĂŒtermarkt ist und das Nomi-

naleinkommen das Â«Sesam, öffne dich». Mittels dessen mĂŒssen wir
wieder den Anschluss an die GĂŒterwelt finden, von der wir uns in 
der arbeitsteiligen Wirtschaft mehr und mehr entfernt haben; das
Nominaleinkommen muss insgesamt das Realeinkommen vom Markte wie-
der mobil machen. So ist es uns, – gleich in welcher rechnerischen
Grösse, -die Anweisung auf den Konsumtionsfond und unter Anerken-
nung der QuantitĂ€tstheorie muss der Ausgleich von Einkommens-und
Preishöhe auf dem Markt sich vollziehen. Betonen wollen wir gleich,
dass diesenEndzustand zwar in jeder Wirtschaft erreicht sein muss,
dass aber keine dauernden Preisrevolutionen notwendig sind, die
Zungen der Wirtschaftswage, Nominaleinkommenshöhe und Preisstand zu
equilibrieren.

Wir können sagen:

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Realeinkommen R mal Preis (im Durchschnitt, Index ) P ist

gleich Normaleinkommen N und können diesem Satz sogar allgemeine
GĂŒltigkeit zuerkennen. Vorher aber haben wir schon gesehen, dass
ehedem der Begriff des Normaleinkommens noch möglich war, doch das
System der Preise, d.h. zahlenmĂ€ssig differenzierte Werteinheits-
ausdrĂŒcke sich im Verkehr herauskristallisiert hatten. Wenn nun
dieser nicht mehr imstande ist seine Arbeiter oder Mitglieder in
einem Gute zu entlohnen, das auf Grund seines Stoffwertes in jene
Relation eingezogen werden kann, so muss er an Stelle von Gleich-
wertigem(Tauschgut ) doch Gleichnamiges, Tauschmittel oder Anweisung
auf das Sozialprodukt den Leistenden zur VerfĂŒgung stellen. In
jedem Falle muss die BrĂŒcke geschlagen werden zwischen Einkommen
und Konsumtionsmöglichkeit und in der modernen Wirtschaft ist es
das Vorherrschen der Werteinehit, die in Geld oder der Wirkung
nach geldgleicher Form das Nominaleinkommen, eine, isoliert betrachtet
abstrakte Grösse mit etwas durchaus Realem, dem Produkt der ganzen
Gemeinschaft verbindet. Doch ist die Werteinheit eine Ă€ltere Er-
scheinung nd hat doch ihren Ursprung, wo wir erstmals von Preisen
sprechen; die Funktion, die wir ihr hier zuerkennen, das Bindeglied
des zerrissenen und gespaltenen Tausches zu sein, ist dem gegenĂŒber
eine abgeleitete und setzt die erstere voraus.

In der Kalkulation bedienen wir uns der Werteinheit und

addieren damit die darin ausgedrĂŒckten ArbeitsaufwĂ€nde. Der daraus
sich ergebende Preis ist dann der Kostenfaktor aller Einkommen.


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Die ParalellitĂ€t in der Höhe der Werteinheit zwischen dem Nominal-
einkommen und den Preisen insgesamt: N ist gleich R mal P, ist 
uns damit nichts Verwunderliches. Wir können auf die Wagschale
der GĂŒter nichts legen, ohne auf der anderen, wo die Arbeitsauf-
wĂ€nde und damit die Einkommen sich sammeln, StĂŒcke gleichen Ge-
wichtes, gleiche Mengen von Werteinheiten hinzuzufĂŒgen; ja es fĂŒhrt
kein anderer Weg zur Produktion als durch Aufwendungen von Arbeit
und damit von Einkommen. Der nominelle Preis eines Produktes wird
zerlegt in die prozentualen nominellen Anteile der verschiedenen
Erzeuger und sie erhalten so ihr Nominaleinkommen, prozentuale
Anteile am gesamten Produktionsfond.

Wir sehen, dass in ordnungsmĂ€ssigem Gang der Wirtschaft

die Bindungen so starke sind, dass von einem quantitĂ€tstheoreti-
schem Ausschwingen zwischen Einkommen und Preisen praktisch gar
nicht mehr gesprochen werden kann; beides sind eigentlich eines
und dasselbe. Die GĂŒterpreise finden wir in gewissen Grenzen als
gegebene Grössen vor, denn die Produktionsweise Ă€ndert sich allge-
mein meist nicht spri[ergĂ€nzt: handschriftl. u]nghaft und auch alle anderen neuerzeugten
Produkte ordnen sich in VerhĂ€ltnismĂ€ssigkeit schon ehedem sie
auf den Markt gelangen diesem Netz von Relationen ungefĂ€hr ein.
Mit der Grösse der Produktion und den Preisen wird als abhĂ€ngige
Grösse das Nominaleinkommen in absolut gleicher Höhe geschaffen.
Preiskampf und Preisrevolution kann begrifflich nicht möglich
sein, wenn beide Faktoren jeweils das gleiche bedeuten, wenn sie
nur verschieden aufgeteilt, das eine Mal in nominelle GĂŒterpreise,


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das andere Mal in nominelle Einkommen, gegeneinander gestellt aber
doch sich gegenseitig aufheben mĂŒssen. Der Konsum bestimmt nicht
nur die Höhe, sondern auch die Auswahl der Produktion und je nach
seinen objektiven WertschĂ€tzungen einerseits und den objektiven
BeschaffungswiderstĂ€nden andererseits werden diese oder jene GĂŒter
herangezogen werden. Was aber in diesem Zusammenhang mitbestimmt
das sind die Einkommen, die nicht nur allein von der Form als einer
gesellschaftlichen Einrichtung, sondern auch von der IntensitĂ€t
und der QualitĂ€t der Produktion beeinflusst und geĂ€ndert werden.
Wir deuten damit an, dass in einem gegebenen Land unter gegebenen
ProduktionsverhĂ€ltnissen alle Einkommenskategorien in einem bestimm-
ten VerhĂ€ltnis zu einander stehen mĂŒssen; dass Unternehmer und Ar-
beiter, Bauern, Beamter und freie Berufe nicht willkĂŒrlich nebenein-
ander bestehen, sondern von einer wirtschaftlichen Notwendigkeit
gezwungen sich zu einem harmonischen Ganzen vereinen mĂŒssen. Neben
dem PreisgebĂ€ude oder besser mit dem PreisgebĂ€ude ist auch das
EinkommensgebĂ€ude geschaffen und gebunden, nicht so dass bei beiden
eine absolute Starrheit erreicht wĂ€re, aber doch ein innerer Zusam-
menhang zu konstatieren ist.

Der Kreislauf der Wirtschaft wĂŒrde bei uns in dem Pro-

blem gipfeln, die Einkommen, die das Sozialprodukt aufheben sollen,
so zu ordnen und so unter alle EinkommensempfĂ€nger zu verteilen,
das insgesamt nicht mehr nominelles Einkommens auf dem Markte er-
scheinen kann, als wĂ€hrend der Produktion gleichnamige Einheiten
fĂŒr die erstellten Produkte verausgabt wurden. Darin mĂŒssen sich


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aller, aber auch alle Berufsgruppen teilen. In den GĂŒterkalkulati-
onen finden wir die Substanz fĂŒr alle Einkommen.

In einem Schema wollen wir aufzeigen, wie wir uns die

Abwicklung vorstellen und werden zu diesem Behufe vier Arten
von Einkommen zu unterscheiden haben:


1.) Die an der Produktion und an der Zumarktebringung der Genuss-
gĂŒter unmittelbar Beteiligten, also die Produzenten, HĂ€ndler, Zins-,
Renten- Gehalts- und LohnempfĂ€nger. Sie stellen die primĂ€re Haupt-
einkommensform dar und verkörpern das gesamte Einkommen der Gesell-
schaft. Alle weiteren Einkommen werden aus dieser Masse gespeist.


2.) Die an der Erschaffung des festen «volkswirtschaftlichen
Kapitals» arbeitenden Berufskreise (Bauarbeiter und -unternehmer,
BrĂŒcken-, Eisenbahnbauer usw.); sie schöpfen ihr Einkommen aus
den Ersparnissen aller ĂŒbrigen Gruppen ( 1 ; 3 ; 4 . )


3.) Die freien Berufe, wie Aerzte, Schriftsteller, KĂŒnstler usw., die
aus den freiwilligen Abgaben aller ĂŒbrigen ihren Anteil geltend
machen können .


4.) Die Beamten im Ă¶ffentlichen Dienst, die mittels Steuern jeg-
licher Art durch den Fiskus kaufkrĂ€ftig werden.


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Was an jeder bildlichen Darstellung fehlerhaft sein

muss, ist das stossweise Geschehen der Akte, die sich in Wirklich-
keit natĂŒrlich im organischen Flusse befinden. Das mĂŒssen wir auch
hier berĂŒcksichtigen, wenn wir eine Periode in ein einmaliges Ge-
schehen zusammenpressen. Was uns deutlich werden soll, ist die
Para[ergĂ€nzt handschriftlich: l]ellitĂ€t von Nominaleinkommen mit der Preishöhe der Gesamtpro-
duktion. Wenn nach unserer Zeichnung in der Kalkulation das Produkt
einen Preis von 100 erzielt, so darf fĂŒr jenes Produkt auch nicht
mehr wie 100 Einheiten auf dem Markte kaufkrĂ€ftig werden. Arbeiter,
Angestellte, Produzenten und HĂ€ndler (Gruppe I) geben insgesamt ab
an Beamte durch Steuern und Abgaben 4 mal 3 ist 12, an freie
Berufe 4 mal 2 ist 8, an die Kapitalerstellenden 4 mal 3 ist 12;
treten also von ihren Einkommen ab 12, 8 und 12 ist 32 und es
bleiben ihnen folglich 68 und diese 68 und 32 zusammen auf dem
KonsumgĂŒtermarkt ausgegeben, heben das Produkt von 100 auf.
Weiter ist im Bilde angenommen, dass die verschiedenen sekundĂ€ren
Einkommenszweige sich gegenseitig ZuschĂŒsse leisten, der Einfach-
heit halber hier immer das gleiche. Was an die kapitalerzeugenden
Berufe hingegeben wurde, bedeutet zwar fĂŒr die Abtretenden privat-
wirtschaftliches Kapital ; – privatwirtschaftliches Kapital aber,
das sich in sog. volkswirtschaftlichem Kapital niedergeschlagen
hat in dem Werk derjenigen, welche die Konsummöglichkeit von den
Sparenden erhielten. Diese haben dann, sofern es sich nicht um
direkten Eigenbesitz mit Eigenverantwortung handelt [ergĂ€nzt handschriftlich:, ] einen obligato-
rischen oder schliesslich auch dinglichen Anspruch.


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Halbfabrikate gelten als GenussgĂŒter, denn es ist leicht zu ersehen,
dass diese in der weiterverarbeitenden Produktion in deren Kalku-
lationen als ein fertiger Posten erschienen, fĂŒr den in der voraus-
gegangenen Produktion EinzelarbeitsaufwÀnde entlohnt werden muss-
ten. Zins und Rente wurde ohne weiteres dem Produzenten- und HĂ€nd-
leranteil zugerechnet. Des weiteren sind die Posten fĂŒr Abschrei-
bung und Abnutzung weggelassen, denn ob von der Gesamtheit aus ge-
sehen 20 mal 5 zurĂŒckbehalten, dafĂŒr dann einmal 100 aufgewendet
wurde, ist belanglos und muss sich zum mindesten in grösseren Zeit-
lÀufen ausgleichen.

Das Realeinkommen der Gemeinschaft besteht in der Masse

der erzeugten GĂŒter, das Nominaleinkommen in der Summe ihrer Geld-
preise. Das ist nichts zufĂ€lliges, sondern die notwendige Folge des
Gleichlaufs von Produktion und sie begleitender Einkommensbildung .
Wenn wir sagen, die Preise und in ihnen die Idee der Werteinheit
seien VerhĂ€ltniszahlen zwischen den einzelnen GĂŒterwerten, so dass
diese vergleichbar und gesellschaftlich gĂŒltig austauschbar wer-
den, so mĂŒssen wir auch bekennen, dass innerhalb der Einkommen
selbst der gleiche Geist wie bei den Preisen vorherrscht; auch sie
werden, ohne dass die absolute Leistung mehr erkenntlich ist, doch
nach gesellschaftlicher Wertung geschieden und vergleichbar. Die
Nominaleinkommen sind das Speigelbild der Preise und so können wir
die letzteren auch als VerhĂ€ltniszahlen zwischen Real- und Nominal-
einkommen bezeichnen. Das wir den Preisen die primĂ€re Rolle ein-
rĂ€umen, könnte als gegen die Tatsachen verstossend erschienen, denn


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Ă€usserlich treten tatsĂ€chlich zuerst die Einkommen in Erscheinung
und nehmen möglichst an dem Preise im einzelnen die letzte Kor-
rektur vor; aber die Preise sind nicht nur historisch gegenĂŒber
dem Nominaleinkommen das UrsprĂŒngliche, sondern selbst in der von
uns geschilderten Ordnung bilden sie sich nur in strenger Anlehnung
an einen wirtschaftlichen bereits fixierten, oder wenigstens voraus-
kalkulierten Preis.

Was aber nachzuholen wichtig ist, das ist der Begriff des

Nominaleinkommens, den wir bisher als etwas Gegebenes hingestellt
haben. Wir konnten das tun, nachdem wir im ersten Abschnitt vom
Gelde gesprochen und in ihm das technische Mittel erkannt haben,
das die Verkehrswirtschaft zu funktionieren befĂ€higt. Aber wir
sahen auch, Voraussetzung fĂŒr das Geld ist wiederum das Vorhanden-
und Wirksamsein der Preisidee, wenn auch ursprĂŒnglich nur Stoff-
quantitĂ€ten zum Vergleich gelangen. Das Nominaleinkommen ist nun,
(wenigsten teilweise) dieses Geldeinkommen. Wie weit die beiden
Begriffe sich decken, ist in jedem Einzelfall wohl verschieden;
sie können das völlig tun, wenn das ganze Einkommen in Geld erstat.
tet ist, d.h., wenn keine Möglichkeit besteht, reale GĂŒter direkt als
Einkommen zu erhalten, wĂ€hrend also Real. und Nominaleinkommen sich
stets decken mĂŒssen, weil es nur verschiedene AusdrĂŒcke gleicher
Sache sind, ist das Geldeinkommen nicht ohne weiteres eine 3.Aus-
drucksform dafĂŒr; wird oftmals nur ein Tel [sic] der erstgenannten Be-
griffe sein und kann nur in der Ausschliesslichkeit des Einkom-
mensempfanges in dieser Form zum gleichen Werte werden. Das Geld
lebt, um die GĂŒter auszutauschen, die eine FĂŒlle von Relationen


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darstellen;– wenn es heute nun den Kauf vermittelt durch Hingabe
von Nominaleinkommen gegen GĂŒter, so ist das durch den Schleier
gesehen der gleiche witschaftliche Vorgang. Diese letzte Karte
decken wir auf, wenn wir den Mechanismus kurz erklĂ€ren, wie das
Nominaleinkommen, das Geldeinkommen entsteht. Nach unserer ganzen
AusfĂŒhrung kann es keine Frage sein, dass wir es in engster Anleh-
nung an die GĂŒterproduktion zur Schöpfung bringen mĂŒssen. Stellen
wir dabei die Geldkreation auf Grund des akzeptierten Warenwech-
sels als die der Vollendung am nĂ€chsten kommende Einrichtung hin,
so handeln wir nur folgerichtig unserer bisher beschriebenen Auf-
fassung.

Im Gelde, dem ReprĂ€sentanten unseres Nominaleinkommens

haben wir einen Anspruch an die Allgemeinheit, wĂ€hrend wir iunsere
wertvollen Dienste der privaten Produktion liehen und auch hier-
her die Quelle unseres Einkommens verlegten. Jede Hingabe von Dienst
Nutzung oder Gut bewirkt zuerst einmal ein privates Forderungs-
recht, das wir irgendwann einmal zum Eigengebrauch lebendig wer-
den lassen wollen. Eine solche private Forderung ist die Buchfor-
derung und es ist der Warenwechsel, den der Fabrikant fĂŒr eine wirt-
schaftlich abgenommene Leistung in HĂ€nden hĂ€lt. In diesem Wechsel
sind aber, da viele HĂ€nde dem Unternehmer dienstbar waren, das 
Produkt zu vollenden, auch alle deren Arbeitsleistungen und fĂŒg-
lich deren Einkommen eingeschlossen und hier erlöst uns die Geld-
schöpfung vor weiteren privaten, in's kleinste zu zerlegenden
Forderungsrechten, welche die Arbeiter wiederum ihren Unternehmer


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Unternehmer [sic] geltend machen mĂŒssten. Die starre Berufsgliederung
zeugt davon, dass wir das Vertrauen zur Gemeinschaft, zu der Wirt-
schaft haben, und darum entĂ€ussern wir uns unserer vergegenstĂ€nd-
lichten Arbeit, weil wir erwarten und wissen, dass wir auf dem 
Markte auch ohne dieses Gut oder Teilgut selbst doch der Equi-
valente habhaft werden können. Im privaten Verkehr konnten nur
privaten Forderungen entstehen. Die private Produktion aber ist
so enge mit einander verbunden und in solch' grosser gegensei-
tiger AbhĂ€ngigkeit, dass wir in der Marktwirtschaft, wo alles
in einander greift, wo alle fĂŒr einen und einer fĂŒr alle zusammen
stehen, dass wir dort jedes derartige private Forderungsrecht
in ein Ă¶ffentliches umwandeln und als das Symbol der Forderung
an die Allgemeinheit das Geld der Gemeinschaft, das staatliche
Geld ansehen. Die Reichsbank fĂŒhrt hier nur eine Funktion des
Marktes zu Ende. Jede Forderung ist von der anderen Seite gesehen
aber eine Schuld, also hier eine Schuld, die von der Gesamtheit
getilgt werden muss. Praktisch geschieht das, indem wir bei der
Konsumtion Teile dieser Forderung fortgeben, bis unser ganzes
Forderungsrecht, eben unser Einkommen sich aufgelöst hat und in 
der Wirkung das Forderungsrecht und das Geld aus der Wirtschaft
entfernt ist. Wir haben konsumiert. Mit der letzten Konsumtion
und der letzten Wechseleinlösung ist der Kreislauf beendet.

Dass das Geld uns als etwas anscheinend ewig Bleibendes

in der Wirtschaft gegenĂŒbertritt, beruht auf einer TĂ€uschung.
In Wahrheit entsteht es tĂ€glich mit der Leistung und vergeht mit


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der Konsumtion, gleich wie uns ein grosses Feuerwerk eine dauernde
Helle vorspiegelt, die durch tausende von Raketen, die nacheinander
aufsteigen und wieder in's Nichts zurĂŒckfallen, verursacht wird.

Es könnte hier natĂŒrlich nicht unsere Aufgabe sein, die

Technik genau auseinander zu setzen; was wir vielmehr schildern
wollen, das sind die ZusammenhĂ€nge, sowiet sie das gezeichnete Bild
vollenden mĂŒssen. Zur Verteidigung des Wechsels wollen wir aber
doch die HauteinwĂ€nde betrachten. Seine Sicherheit und seine Eig-
nung zur Geldschöpfung, d.h., ob er wirklich absatzfĂ€hige Konsum-
gĂŒter reprĂ€sentiert, das können wir ruhig xxx dem viel bekritelten
Profitstreben der Privatwirtschaft ĂŒberlassen. Sie hat selbst
das denkbar grösste Interesse daran, Gnade vor den Augen ihrer
Mitmenschen zu finden. Die grösste Sicherheit liegt nicht etwa
in den geforderten prima Unterschriften, sondern in der wirt-
schaftlichen Unmöglichkeit, dass auch nur eine nennenswerte Anzahl
von Wechseln notleidend wĂŒrde. Die Gefahr auch, dass mehrere Wech-
sel fĂŒr ein und dieselbe Ware im Umlaufe sind, ist nicht so hoch
zu bewerten, denn der erste Wechselschuldner, der darauf GlĂ€ubiger
wird, kann den diskontierten Wechselbetrag nucht als Einkommen
geltend werden lassen, d.h. konsumieren; muss er doch sein Accept
wieder einlösen. Im ĂŒbrigen gelangt immer nur ein Prozentsatz
von Wechseln bis zum obersten Organ der Reichsbank, die ĂŒbrigen
können aus dem Umlaufe der gerade freien Gelder gespeist werden.

Doch zurĂŒck zu unserer Betrachtung: Die Einkommensgrösse,

die wir mit dem gesamten erzeugten GĂŒtervorrat gegenĂŒber stellen,
eben in dem Sinne, dass beide nur neben einander zur Entstehung


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kommen können, kann uns nur eine gedanklich mögliche Grösse
sein. Wenn wir das Geldeinkommen mit Nominaleinkommen gleich
setzen und es in Paralelle stellen zum gesamten Realeinkommen,
dann mĂŒssten wir fordern, dass jegliche Einkommen in neu geschöpf-
ter Geldform zur Verteilung gelangen. In Wahrheit wird aber Pro-
duktion in Natura verteilt, es wird mit noch umlaufendem Gelde
bezahlt, es werden Gegenforderungen aus[ergĂ€nzt handschriftl.]fgerechnet, Wechsel dienen
als Zahlungsmittel, Giroguthaben ersetzen neues Geld und so kommt
es, dass wir in diesem ganzen Konglomerat die Einkommensgrösse zu
suchen haben. Was das Geld anlangt, so ist in der Grösse der
Produktion wohl eine obere Grenze geschaffen. nach unten aber ist
der Verkehr souverĂ€n. Denken wir nun daran, dass das gleiche Geld
teilweise als blosses Rechengeld z.B. an den Quartalsterminen
aufzutreten pflegt, des weiteren auch mit tĂ€tig ist, den Kapital-
markt zu speisen. In diesen FĂ€llen steht das Geld fern seiner
eigentlichen primĂ€ren Funktion. Das Geld ist auf der einen Seite
Bescheinigung fĂŒr unsere Leistung, die sich in realem Gute hat 
niederschlagen mĂŒssen, das uf dem Markte erscheinen wird, auf der
anderen Seite ist es eine Anweisung auf wieder ein reales Gut ;
verbunden also, vermittelt uns das Geld den Austausch zwischen
den realen GĂŒtern. Das Nominaleinkommen schiebt sich nur dazwischen
als eine Folgeerscheinung der heutigen Produktionsweise. Diesen
Dienst vermag das Geld, das haben wir bereits im ersten Abschnitt
gesehen, zu leisten, weil es im ZusammenfĂŒgen und Teilen von Wert-
einheiten auch die GĂŒter vergleichbar und teilbar werden lĂ€sst.
Die Werteinheit schafft Preise und lĂ€sst durch sie den GĂŒter-


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austausch möglich werden. Das erste und letzte Glied des modernen
wirtschaftlichen Kreislaufes betrachtet. – die Distribution
scheiden wir aus, – bietet uns wieder das gleiche ursprĂŒngliche
Bild.


Die Wirtschaft erschöpft sich im Austausch von realen

GĂŒtern, und die Werteinheit ist das Instrument, auch dort, wo der 
Tausch dem Bereiche des ZufĂ€lligen entwĂ€chst und sich zu einer
gesellschaftlichswirtschaftlichen Erscheinung erhebt und verdichtet,
auch dort den Gesetzen des Realtausches die freie Bahn zu bereiten.


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alter der geschlossenen Hauswirtschaft, wo deren MItglieder je nach
Eignung durch Geschlecht und Geschicklichkeit, in freier Arbeit den
Unterhalt der Familie beschafften. Von einem Werten in solcher Wirt-
schaft kann man eigentlich nur in dem Sinn sprechen, als die Arbeit
eben nur auf solche Dinge angewandt wurde, denen man den GĂŒterwert
zuerkannte, und d.h. wieder Dinge, die im VerhĂ€ltnis zu der Dringlich-
keit des BedĂŒrfnisses den gleichen Begfriedigungs- und SĂ€ttigungsgrad
erhoffen liessen.

Die wirtschaftliche Entwicklung, die wir als Tatsache

annehmen wollen, schreitet fort. Durch irgendwelche UmstĂ€nde, wie die
Völkerwanderungen, traten die Menschen nicht nur in Beziehungen zu
anderen Wirtschaften ihres Stammes und ihrer Art, sondern auch zu
fremden Völkern mit anderen Sitten, GebrĂ€uchen und Lebensgewohnheiten;
lernen damit fremde BedĂŒrfnisse kennen und schĂ€tzen. Die ersten Tausch-
handlungen werden hier zustande gekommen sein, ohne dass aber eine
Werteinheit dabei nötig war, – ein Gut tauschte das andere aus.


Schon in den AnfĂ€ngen des wirtschaftlichen Verkehrs

spielt die persönliche Qualifikation eine Rolle, insofern als sie
zur Bildung von Berufen drĂ€ngt, ohne aber, wie wir sehen werden, den
reinen Naturaltausch noch zu stören. Wenn der Töpfer und der Korb-
flechter ihre Produkte auszutauschen trachten, so werden sie etwa die
Ueberlegung anstellen: Der Korbflechter, der die irdene Schale benö-
tigt, wird abschĂ€tzen, dass er zwei Tage zu deren Herstellung aufwenden
muss, wĂ€hrend der Töpfer sie vielleicht in einem Tage schon herstellt.
Dem Töpfer, dem der Korb begehrenswert erscheint, wird umgekehrt zwei
Tage Arbeit zu dessen Beschaffung benötigen; der Korbflechter hinwie-

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derum hierzu nur einen Tag. In der Hingabe ihres Erzeugnisses tauschen
die beiden die Arbeit eines Tages- (Ton und Weiden sind mit gleichem
Beschaffungswiederstand zu erreichen, die Geschicklichkeit der Tauschen-
den in ihrem Berufe, ihre persönliche Qualizfikation ist gleich) – sie
tauschen absolute Äquivalente. In dem Maasse aber, in dem die Hauswirt-
schaften an der Geschlossenheit, die eben ihr Wesen ausmachte, verlieren
und die FĂ€den mit anderen solchen anknĂŒpfen, weil sie aus solchem Tun
grössere und jedenfalls reichlichere BedĂŒrfnisbefriedigung erhoffen,
in gleichen Maass arbeiten sie auf eine, wenn auch noch primitive Ar-
beitsteilung hin und helfen eine neue Wirtschaftsverfassung vorberei-
ten.


Die HĂ€ufung der Tauschoperationen vermehrt zugleich die

Schwierigkeit ihrer DurchfĂŒhrung, denn nicht immer wird der Tauschende
den finden, der gerade sein Erzeugnis benötigt und das gewĂŒnschte feil-
bietet. Die GĂŒter sind naturnotwendig auch nicht von gleicher Teilbar-
keit und Dauerhaftigkeit. Wie, wenn ich hundert kleine Dinge oder leicht
verderbliche Genussmittel benötige und nur ein Rind dafĂŒr zu tauschen
in der Lage bin. S o l a n g e wird der Tausch eine ZufĂ€lligkeit blei-
ben, so lange keine Möglichkeit besteht, diese WiderstĂ€nde zu umgehen.
Nicht Menschengeist hat erfunden, sondern die natĂŒrliche, organische
Entwicklung drĂ€ngte darnach und liess aus dem Verkehr selbst heraus
ein allgemein beliebtes, gern in Tausch genommenes Gut erwachsen, das
dank seiner Eigenschaften – widerstandsfĂ€hig, relativ kostbar, teilbar
haltbar und leicht transportierbar – imstande war, jene die Entwicklung
fesselnde Schwierigkeit zu ĂŒberbrĂŒcken und damit den Tausch als allge-
mein geĂŒbte wirtschaftliche Handlung zu legalisieren. Die Geschichtss-

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schreibung erzĂ€hlt uns von Vieh, Muscheln, Fellen und vor allem und
damit betrachten wir bereits wieder eine neue Form der Entwicklung -
von Edelmetallen.

Alle Momente, die wir zu solcher bevorzugten Stellung

fĂŒr nötig erachten, die Edelmetalle vereinten sie in sich bis dass
sie in einer gewissen, irgendwie durch Stamm oder Wahl zusammenhĂ€ngen-
den Gemeinschaft als Universaltauschgut den gesamten Verkehr beherrsch
ten. Jetzt musste jedes Ding beim Tausch das Medium des Edelmetalles
passieren und erhielt seinen Wertausdruck in der Reduktion auf eine
Teilgewichtsmenge des allgemeinen Tauschgutes. Und zwar können wir
sagen, je grösser und weit verzwiegter diese Gemeinschaft der mit
gleichen Maassen Wertenden ist, je grösser und verzweigter ihr Bedarf,
je entwickelter ihr Ă¶ffentliches Leben ist, desto sicherer, zielbewuss-
ter und natĂŒrlicher, desto genauer ausbalanciert werden in der Vielheit
der Beziehungen die GĂŒterwertungen im Verkehr sich herauskristallisie-
ren. Das Edelmetall wird mĂ€hlich, ohne dass wir genau das Datum der
Geburtsstunde werden nennen können, vom Tauschgut zum Tauschmittel
sich wandeln, womit dann auch gleichzeitig begrifflich der Werteinheit
ihr Standort und ihr Wirkungskreis angewiesen wird. Wir haben dabei
wohl den Einwand zu erwarten, dass dann, wenn durchaus gleichwertige,
reale GĂŒter, wie auch hier noch, zum Tausch gelangen, der Charakter des
Tauschgutes noch absolute GĂŒltigkeit besitzt. Anerkannt sei das einst-
weilen aber nur fĂŒr einen dritten, der ohne selbst mit seinen SchĂ€tzun-
gen den gegebenen Zustand gĂŒltig werden liess, neu in den fraglichen
Wirtschaftskörper gestellt werde. Nur der wird die bekannten ErwĂ€gungen
anstellen, wieviel ihm eine Sache wert, wieviel ihm die Beschaffungsar-

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beit wert oder nicht erscheint. FĂŒr das Glied der Wirtschaftsgemein-
schaft selbst werden die relativen Wertbeziehungen in gewissen Grenzen
eine konstante, historisch zu begreifende Grösse darstellen. So weit
eine Beeinflussung seinerseits möglich war, hat er seine Stimme bereits
in die Wagschale geworfen. FĂŒr ihn wird eine Gleichung, wie ein Korb
ist gleich 10 g Gold, so genau sich auch in den objektiven Massen ĂŒber-
einstimmen mag, in seinem wirtschaftlichen Denken noch auch keine ab-
schließende Betrachtung, nicht der endgĂŒltige Zustand sein. Seine gedank-
liche Rechnung wird weiter greifen und etwa die Formel zeigen:
Ein Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale. Gold ist
zur Durchgangsstation, ist nur Mittel um zu seiner Wortgleichung:
Ein Korb ist gleich einer Tonschale, zu gelangen. Wenn alle so zustande
gekommenen Gleichungen objektiv wahr, deren Faktoren wirklich gleich-
wertig sind, gemessen an dem zur Beschaffung notwendigen Arbeitsauf-
wand, denn nur dieser allein kann in der noch primitiven Wirtschafts-
ordnung massgebend sein, dann scheint auch die Berechtigung vorzuliegen,
das wesentliche Moment nicht in der Funktion als Tauschgut sondern als
Tauschmittel zu suchen. Keineswegs verkennen wir dabei die grundlegende
Bedeutung des Tauschgutes, soweit alle spĂ€ter definierten Werteinheiten
historisch auf jenem fussen, und nicht einmal der konsequenteste Formali
mus wird sich dazu verstehen; wir anerkennen aber auch die Notwendigkeit
in der FĂŒlle der relativen WertzusammenhĂ€nge und ihren Schwankungen
einen ruhenden Pol zu suchen oder zu konstruieren, von dem wir ausgehen,
um wieder zu ihm zurĂŒckkehren zu mĂŒssen, der Anfang und Ende jeder
wirtschaftlichen Handlung bedeutet. Dass wir aber gerade zu letzterem

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Behufe das reale Tauschgut benötigen, ist nicht einzusehen, solange
es kein G u t geben kann – und nie wird die Natur uns ein solches
bescheren -, das ĂŒber Zeit und Raum hinaus die absolute Wertkon-
stanz in sich birgt.

Wenn wir nach dem absoluten Werte forschen, sind wir 

nicht erkenntnisreicher geworden, wenn wir wissen, dass ein Korb
nicht nur gleich einer Tonschale sondern auch gleich 10 g Gold ist.
Verbreitert hat sich lediglich die Basis, die Zahl der Relationen
und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Gleichung wahr ist. Ver-
gessen wir doch nicht die ursprĂŒngliche Bedeutung der Werteinheit,
uns beim Tausch Diener zu sein, ihn zu erleichtern. Die Tauschopera-
tionen zwischen Einzelkontrahenten bedĂŒrfen zu DurchfĂŒhrung keines
dritten, realen Gutes, ja, es wĂ€re geradzu unsinnig, ein solches einzu-
schalten. Die Forderung nach dem Â«artgleichen Messwerkzeug» findet
hier sogar zur vollsten Befriedigung seine Lösung. Nachdem wir die
subjektiven SchĂ€tzungen, die die Arbeit erst in jene Richtung in ge-
wisser StĂ€rke gelenkt hat, als Daten hinnehmen können, sehen wir es
in geradezu kristallener Klarheit und SchĂ€rfe, dass der Arbeitsauf-
wand, dessen wirtschaftlicher Wert, der Beschaffungswidersand es ist,
der das natĂŒrlichste, gerechteste Mass uns liefert und zudem noch
unabhĂ€ngig ist von allen absoluten und damit relativen Schwankungen
der einzelnen GĂŒter selbst und untereinander. Ja mögen dies in den 
unwahrscheinlichsten Ausmassen revolutionieren, den Ruhepunkt wer-
den sie erst dann wieder erreichen, wenn sie nach dem natĂŒrlichen
Gesetz der gleichen Arbeitswertmengen, hier ohne jede Störung ĂŒber-

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haupt, Arbeitsmengen als Arbeitszeiten sich ausgependelt haben.

Welche Arbeit, welches Mass, welches Gut könnte dabei

von Schwankungen verschont und als absolut unberĂŒhrt fest gelten?
Keines, auch das Gold nicht, mĂŒssen wir darauf antworten. Auch das Gold
kann auf keinem anderen Wege seinen Tauschwert abgeleitet v
erhalten.

Wenn also eine Reduktion auf Gold als dem sogen. Wertmaass

nicht auch gleichzeitig die GewĂ€hr dafĂŒr bietet, dass auf lanfe Sicht
hinaus keine Aenderung der Produktionsweise eintreten wird und in-
folge grösserer oder geringerer WertschÀtzungen einzutreten braucht,
so ist es unlogisch, auf diesem Punkte schon genĂŒge zu finden. Nie
und nimmer ist das Gold und ist kein Gut von Natur aus ein, ĂŒber den 
Augenblick hinausreichendes absolutes Wertmaass und wenn es darum
das Wesen der Werteinheit ausmachen mĂŒsste auf ein solches Gut
von historisch gĂŒltiger Konstanz basiert zu sein, sie könnte dieser
Funktion in der Wirtschaft nicht gerecht werden.

Aber wir sahen es, wenn wir von ihrer Funktion als Tausch-

mittel sprachen, dass das wesentliche Moment nur das eine sein kann
die relativen Beziehungen der GĂŒterwerte auszudrĂŒcken und dies ver-
mag sie unbeeinflusst von Wertschwankungen fremder GĂŒter als
auch denen ihres Eigenkörpers. Gleich, ob einzelne oder alle oder
ob nur das Gold als Wertmaass seinen Eigenwert Ă€ndert, das Tausch-
mittel Gold wird als Werteinheit die relativen Beziehungen auch
nach völliger Umlagerung doch wieder genau anzugeben vermögen.
Und nochmals sei betont, was die absoluten Wertgrössen anlangt, eine
dahin gehende ErwĂ€gung bereits vor diesem Akte liegen muss und 

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begrifflich nicht damit zusammenhÀngt.

Wann wir ĂŒberhaupt in der geschichtlichen Betrachtung

erstmals mit dem Begriff Werteinheit operieren wollen, muss eine
mehr oder minder willkĂŒrliche ErwĂ€gung sein. Nicht wollen wir von
Werteinheit sprechen etwa beim ersten zufÀlligen Tausch, indem wir
sagen, und wir könnten das, das eine Gut sei gewissermassen die Wert-
einheit des anderen, sondern wollen Werteinheit dann erst als Tat-
sache gelten lassen, wenn eine Gemeinschaft in all ihren wirtschaft-
lichen Handlungen sich zwanglos eines einzigen Wertausdruckes be-
dient. Voraussetzung fĂŒr die Werteinheit ist als eine historische
Entwicklung in einem wirtschaftlichen Verband und die Werteinheit
ist in der GĂŒltigkeit und in der Wahrheit des Ausdruckes um so
allgemeiner und bestimmter, je kulturell entwickelter, je weiter
verzweigt und doch wieder je fester in einander gefĂŒgt das gemein-
same öffentliche und wirtschaftliche Leben sich dort abspielt.
Die kon-s-tinuierliche Linie, die harmonisch-organische
Entwicklung, die die geschlossenen Hauswirtschaften ĂŒberwunden, sie
zu VerbĂ€nden darĂŒber hinaus und diese wiederum vielleicht zu noch
grösseren Gemeinschaften zusammengeschweisst hat, sie schafft dazu
notwendig auch die Ă€usseren Formen und MIttel fĂŒr das rechtliche
und Ă¶ffentliche Leben. Als eine der wesentlichen Normen hat die
Gesellschaft, die wir von nun an zur Verdeutlichung den Staat nennen
wollen, das wirtschaftliche Leben zu regeln und ordnen ĂŒbernommen;
die Sitte prĂ€gt er zu RechtsĂ€tzen und als einen solchen mĂŒssen wir
es ansehen, wenn er die reale Werteinheit durch Namengebung Ă€usser-
lich zu einer staatlichen Kategorie stempelt. Der Staat lĂ€sst StĂŒcke von 
bestimmtem Edelmetallgewicht durch die PrĂ€gung zu seinem, inner-
halb seiner Grenzen gĂŒltigem Gelde werden. Die staatliche AutoritĂ€t

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sollte Wage und Probierstein erĂŒbrigen, das aufblĂŒhende Wirt-
schaftsleben sollte von den starren Fesseln befreit werden.
Die Relationen drĂŒcken sich nimmer in Gewichtsmengen aus, sondern
in einem Teil oder der numerischen Vielheit der staatlich prokla-
mierten, dabei noch durchaus realen Werteinheit, wobei diesen Neu-
ordnung immer nur einer Umrechnung, keineswegs einer Umwertung
gleichbedeutend sen kann. Was wir bisher die Relationen der 
GĂŒterwerte nannten, das sind jetzt die Preise, denn diese sind im 
Grunde nichts anderes als VerhĂ€ltniszahlen. Die Tauschmittelfunk-
tion des Geldes als der Form, oder besser der Werteinheit als des
Inhalts schĂ€lt sich mit jeden weiteren Schritt der Betrachtung
immer deutlicher heraus. Zwar sind die beiderseitigen Objekte
jedes einzelnen Tausches immer noch RealitĂ€ten, und das ist not-
wendig, solange die staatliche AutoritĂ€t noch nict in dem spĂ€-
teren Maasse gefestigt und in lĂ€ngerer Webung eine GewĂ€hr fĂŒr
die reibungslose Abwicklung des Verkehrs gegeben war.

Greifen wir unsere frĂŒhere Gleichung wieder auf, die

lautete:
1 Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale.
Bei der Inbeziehungsetung des Korbes zu den 10 g Gold ist die
reale Uebereinstimmung, wenngleich die 10 g Gold fĂŒr den Korb-
flechter nichts Definitives bedeuten und er im Geiste gleich
wider die dazugehörige Gleichung wie 10 g Gold zu 1 Ton-
schale anstellt, doch ohne weiteres erkenntlich gegeben. Bei der
Reduktion auf den Preis aber, 1 Korb ist gleich 27,90 M ( Fiktion:
Vom reaalen Goldtausch wurde direkt zum Marktwert ĂŒbergegangen
gleich Vergleichung der Vorkriegszeit 1 kg Gold ist gleich

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2.790.- M) fehlt uns zum vollen VerstĂ€ndnis des equivalenten
Tausches wieder eine weitere Gleichung:

2.790,- M zu 1000 g wie 27,90 M zu 10 g,

mit anderen Worten – wir mĂŒssen den MĂŒnzfuss kennen. Noch umstĂ€nd-
licher und verzweigter werden die Vergleiche, wenn der Korbflech-
ter nun gar noch weitere ErwĂ€gungen anstellen muss, um in den Be-
sitz der Tonschale zu gelangen. Das Geld wĂ€re die törichteste Ein-
richtung und wir könnten nicht glauben, dass es solches Geld gĂ€be,
dass der Verkehr zu seiner Erleichterung und Beschleunigung sich
eines solchen I n strumentes bediente oder es eigentlich erst so
recht schuf, das ihn wie eine Zwangsjacke hemmen mĂŒsste, wenn, ja
wenn eben die Funktion des Tausch g u t e s das wesentliche Merk-
mal des Geldes bedeutete.

Das Vorhandensein des realen Tauschgutes kann uns somit

nicht hinden, so sehr es auch das Bild verschleiern kann, den wahren
Charackter des Geldes im Tauschmittel zu erblicken, ja sogar dann
erst den Begriff Geld ĂŒberhaupt anzuwenden, wenn die Werteinheit,
auf die es lautet, ihrem Inhalt und Wesen nach vom Objekt zum MIt-
tel sich gewandelt hat. Wenn die Werteinehit, das Gut Gold, gleich
wie es in jener definiert ist, allein den Gegenpol zu allen anderen
GĂŒter bildet, so ist es naturnotwendig, dass es, ausgenommen den
Fall wirklich einmal zur letzte Befriedigung zu dienen, die histo.
rische Verankerung und damit auch seine SelbststĂ€ndigkeit im mensch-
lichen Denken verliert und uns als Grösse nurmehr in der Vielfalt
der Relationen und Preise etwas zu sagen hat. Die Gewonheit des

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tĂ€glichen Lebens spricht auch nicht mehr von Tausch, sondern von
Kauf, ja selbst der dem Sinn nach richtige Ausdruck Tauschmittel
bildet sich in Konsequenz um in Zahlungsmittel. Ist das nicht
auch, wenn auch nur rein Ă€usserlich eine BestĂ€tigung des von uns
herausgebildeten Gedankenganges? Das konkrete Geld spielt eine
ganz untergeordnete Rolle, seinen Geist erhĂ€lt es durch die Wert-
einheit eingehaucht, auf die es lautet, und die Wirklichkeit die
Grundlage des ganzen Wirtschaftsverkehrs bildet.

Wir streiten hier nicht darĂŒber, ob das Geld stoffwert-

voll oder wertlos zirkulieren muss und kann, das ist eine sekundĂ€re
Frage. Uns ist nur wichtig, ob die Werteinheit real bestimmt und
im Stoffe verankert oder ob sie auch eine abstrakte rein rechneri-
sche Grösse sein kann.Wenn wir sehen und sagten, dass die WErtein-
heit ihrem Wesen nach vom Objekt zum Mittel geworden ist, so ist
ein Teil der Antwort schon voraus genommen, und es bleibt uns nur
noch zu fragen ĂŒbrig, dass, wenn schon das Mittel die Seele der
Werteinheit ausmachen soll, ob es dann losgelöst von jeder Bindung
an eine RealitĂ€t, ob es dennoch in einer solchen sich verkörpern
oder ob es nur eine solche symbolisieren mĂŒsse.Hier bleibt uns
noch genĂŒgend zu lösen ĂŒbrig.

Wiederlegt hoffen wir nur das eine zu haben, dass von dem

Augenblicke an, wo wir von Werteinheit sprechen – in der wirt-
schaftlichen Gemeinschaft, die sich allgemein und immer gleichem
historisch begrĂŒndeten Wertausdruckes bedinet – nicht jeder wirt-
schaftliche Akt, jeder Tausch, Kauf oder Verkauf wie wir es gerade
nennen wollen, immer von neuem die ErwĂ€gung des AbschĂ€tzens

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am Golde notwendig macht. Bewiesen hoffen wir zu haben, dass es in
genanntem Stadium, auch wenn die Werteeinheit noch in stoffwertvol-
lem Material verkörpert ist, es doch nicht mehr ihre Aufgabe sein
kann, absolutes Maass fĂŒr alle ĂŒbrigen Dinge abzugeben, sondern
im Ausdruck der Ein-oder Vielheit die GĂŒter der Aussenwelt kom-
mensurabel zu machen.Ob dann, wenn die Werteinheit ihrem Wesen nach
und funktionell bereits «die reine ObjektivitĂ€t» besitzt, eine Zu-
rĂŒckreduktion auf den historischen Urgrund als Stoff nicht doch
notwendig oder wenigstens wĂŒnschenswert erscheint und unter wel-
chen besonderen UmstĂ€nden das der Fall wĂ€re, kann erst die weite-
re Untersuchung aufklĂ€ren. Die daran sich anknĂŒpfenden Erörterungen

wollen wir darum auch hier abbrechen, um die weiteren Daten der

Entwicklung zu skizzieren.

Soweit wir bisher analysieren konnten, erkannten wir,

dass die Werteinheit zwar eine Wandlung bezĂŒglich ihres Inhaltes
und ihres Wesens erfahren hatte, wĂ€hrend der Equivalenztausch Ă€us-
serlich immer noch aufrecht erhalten blieb. Je mehr nun aber die
Produktion der Grösse und Reichhaltigkeit nach sich steigerte,
desto schwieriger musste es sein, diese gleichen Mengen von Edel-
metallen fĂŒr den Handel zu beschaffen und so konnte es nicht aus-
bleiben, dass man zwar auf der einen seite den Segen der eröhten
ProduktivitĂ€t verspĂŒrte, auf der anderen aber auch die AnhĂ€ufung
von Gold und Silber, diesen toten Schatz, als eine zwcklose Mate-
rial-und Kraftverschwendung erkannte. Wir befinden uns hier an der
Bruchstelle, wo wir zu einer neuen Phase unserer Wirtschaft kommen,

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die mit dem Worte K r e d i t gekennzeichnet ist.Mit Hilfe des
Kredits wurde Gold als ausschliessliches Zahlungs-oder Tausch-
mittel ĂŒberwunden; wir tauschen nicht mehr Ware mit barem Gelde,
sondern Ware auf Kredit gegen eine Forderung. So wirkt die Seele
des Geldes als Werteinheit begrifflich weiter auch dort, wo sie
sich ĂŒner den Stoff erhebt.

Ueberlegen wir aber,dass nur derjenige Kredit geben kann,

der nicht sofort auf das Equivalent seiner Arbeit angewiesen ist;
dass also wirtschaftliche LeistungsfĂ€higkeit Voraussetzung fĂŒr
ein durch KreditgewĂ€hrung entstandenes Forderungsrecht bildet.
Persönlich, sachlich, örtlich und zeitlich gebunden ist es nicht
dazu geeignet im Bedarfsfalle mobil gemacht werden zu können und
so lange das nicht jeder Zeit möglich war, solange das eine ZufĂ€l-
ligkeit und Ausnahmeerscheinung darstellte, solange konnte auch
die KreditgewĂ€hrung, die das Charakteristikum erst dann darstellt,
wenn sie allgemein geĂŒbt ist, nicht die Erlösung aus den Fesseln
des Stoffgeldes uns bescheren. Eine Kompensation der verschiedens-
ten Forderungsrechte wĂ€re zwar begrifflich theoretisch möglich,
denn die Summe aller Soll- und Ahbenposten mĂŒssen von der Perspek-
tive der Volkswirtschaft gesehen sich genau aufheben; hier aber
handelt es sich darum, einen fĂŒr das tĂ€gliche Leben gangbaren, prak-
tischen Ausweg zu finden. Wer wird dieser Schwierigkeiten leichter
Herr werden, als die autonome Wirtschaft selbst, die sich nicht
durch ihre Eigenbehelfe in starre Banden legen lĂ€sst, die vielmehr
aus sich selbst heraus die technischen Mittel gebĂ€ren wird, die
si zu ihrer glatten Abwicklung wird nötig haben. Und diesen TrĂ€ger

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finden wir im Wechsel, der damit die ganze Wirtschaft auf ein
sicheres Fundament stellt. Von seinen sonstigen Rechtstiteln ab-
gesehen bedeutet er in seiner Urform nichts anderes wie eine
Quittung ĂŒber wirtschaftlich gegebenen Kredit. Der Wechsel ist fĂŒr
den Kreditgebenden Legitimationspapier fĂŒr eine wirtschaftliche
Leistung, fĂŒr die Hingabe eines Gutes; er ist gewissermassen das
Protokoll darĂŒber, dass ein Tausch beabsichtigt sei, dass aber erst
der eine der beiden Kontrahenten zu leisten in der Lage war, wĂ€h-
rend der andere urkundlich bestĂ€tigt oder verspricht, den schul-
digen Gegenwert nach einer bestimmten Frist einzulösen. Die dem
Sinna nach unverÀndert fortbestehende Tauschwirtschaft erfÀhrt nur
durch die, zwischen die Tauschhandlungen getretene, aber durch
den Kredit ĂŒberbrĂŒckte Zeitspanne eine Komplizeirung, die uns bei
nachlĂ€ssiger Betrachtung verfĂŒhren könnte, den Tausch, dessen letzte
Handlung erst immer den definitiven Ruhepunkt bedeuten kann, zu
negieren. Die ganze Entwicklung erkennen wir als eine zwangslĂ€ufi-
ge, die gewaltsam zur letzten Spitze treiben muss, wenn wir die
tatsĂ€chliche moderne Wirtschaft unserer Betrachtung zu grunde
legen. Wo neben dem stossweisen Produktionsprozess tausend konsti-
nuierlich fortlaufende Konsumakte einher gehen, da mĂŒssen die
Tauschoperationen dieser Gruppen ihr besonderes GeprĂ€ge erhalten
und werden besondere technische Mittel beanspruchen. Und werden
wir uns klar, dass in der heutigen Wirtschaft wir fast alle sowohl
auf der einen wie auch auf der anderen Seite zu stehen kommen,
dann erkennen wir das ganze Problem nicht mehr als ein privates,

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sondern als ein im höchsten Masse gesellschaftlcihes an, das in
gesellschaftlichen, gesetzlichen Normen den sichtbaren Ausdruck
finden muss. Und die Krönung der ganzen Entwicklung erleben wir
in der Geldschöpfung auf Grund des acceptierten Warenwechsels.
Die TĂ€tigkeit der Instanz, die der Wirtschaft denie Wechsel mit
ihren zufĂ€lligen Summen ausgedrĂŒckt in werteinheiten in staat-
lich begĂŒltigte StĂŒcke auf runde Summen lautend, und dazu frei
ĂŒbertragbar, das ist in Geld umwechselt oder genauer gesaggt, vor-
schiesst, ist, mag sie auch von einem, dem Namen nach privaten In-
stitut wie der Reichsbank geleitet sein, eine durchaus volkswirt-
schaftliche, denn diese Stelle ist der organisierte Ausdruck der
Gemeinschaft, sie handelt im Namen und zum Nutzen der Gesamtheit.

Den Dienst, den solches Geld fĂŒr jene Gemeinschaft leistet,

können wir uns vergegenwĂ€rtigen, wenn wir uns den gesamten Zahlungs-
verkehr – oder wir können ihn auch noch durch alle Ă€ussenren
Formen als Tauschgrundlage erkennen, wenn wir deniesen auf ein allgemein-
nes Abrechnungs_ und Verrechnungsverfahren gestellt denken, wie dies
ohne Geld in der arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dann notwendig
der Fall sein mĂŒsste. Es wĂ€re ein auf die höchste Spitze getriebe-
ner, bargeldloser Verkehr, wie wir ihn uns vielleicht noch technisch,
kaum aber praktisch könnten vorstellen. Aller Zahlungsverkehr des
Landes wird durch den Giroverkehr ihrer Zentralbank vollzogen.
Bendisen hat in seinem «Geld und Kapital» diesen Zustand einmal
angedeutet, bei dem dann die Banknoten nicht Verpflichtung zur Zahlung, sondern Verpflichtung der Zentrale zur Gutschrift wĂ€ren.

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Zwischen einer solchen aus Leistung geborenen G u t s c h r i f t s-
Banknote und unserer Z a h l u n g s m i t t e l-Banknote ist
inhaltlich und in wirtschaftlicher Wirkung kein Unterschied.
Was obiger Variante im tĂ€tigen und tĂ€glichen Leben entgegensteht,
das ist bildlich und drastisch ausgedrĂŒckt der Â«10 Pfennig-Automat»
der rosten muss, wenn wir es nurmehr mit Be-und Entlastung zu tun
haben. Wenn wir eingangs sagtenm die Wirtschaft schiesst vor, um
die Tauschhandlungen zu beendigen, so ist damit auch eigentlich schon
gesagt, dass das Geld als das sichtbare Verrrechnungsmittel darnach
begrifflich ausser Kurs gesetzt sein muss, aber das geschieht in
der Form der Einlösung beim Wechselschuldner als dem sĂ€umigen
Tauschkontrahenten. Er nur allein kann in Wahrheit den Tauschakt
beenden. Wenn in der Erwartung jener letzten Leistung die Wirt-
schaft jene Tauschwerteinheiten sich eigentlich kĂŒnstlich selbst
vorstreckt, so konnte sie das eben nur tun, weil das GĂŒterreservoir
der Wirtschaft infolge gleichen Zuund Abstroms nie geleert ist.
Das kann hier einstweilen nur angedeutet werden.

Wir wollen die Möglichkeit einer weiteren Fortentwick-

lung oder vielleicht wĂ€re es nur eine Umbildung der Anpassung,
nicht ohne weiteres verneinen; wir sind nur fĂŒr den Augenblick
der gegenwĂ€rtigen Verfassung auf der Spitze angelangt. Die Entwickl-
lung von der Buchforderung ĂŒber den Wechsel bis zur Banknote
zeigt deutlcih in jedem Stadium den Fortschritt und zugleich Stand
und Egenart der Wirtschaft. Die Banknote ist enthoben ĂŒber per-
sönliche, sachliche, örtliche und zeitliche Bindung, wie sie der For-
derung und wenn schwĂ€cher, so doch auch dem Wechsel anhaftet.

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Aus ihnen hervorgegangen und gleichen Wesens mit ihnen, dadurch
wurzelnd in der produktiven Leistung der Gemeinschaft die mittel
allgemein gĂŒltigen Wertbegriffen rechnet, so ist die Banknote, sol-
che Werteinheiten reprĂ€sentierend das moderne Geld geworden, das
wie ursprĂŒnglich das reale Tauschgut – das Geld im Gewichte oder
auch bereits im Ausdrucke der Werteinheit – in unserer Wirtschaft
als Tauschmittelfunktion den Verkehr ermöglicht. Jetzt, wo zu den
GĂŒtern in besonderem Maasse noch Diense und Nutzungne als selbs-
stĂ€ndige wirtschaftliche Faktoren treten, mĂŒssen auch diese in
den Kreis der Relationen mit hineingezogen werden und damit taucht
die eingangs gestellte Frage erneut auf, welches Maass denn geeig-
net wĂ€re, die durchaus differenzierten Dinge ihrem absoluten Werte
nach zu bestimmen. Zwar haben wir dem Wert der Waren auch vorher
schon nach der Menge der angewendeten Arbeit bestimmt; dieses
allein war wertbildend ohne RĂŒcksicht auf die Art des der Arbeit
zu gruned liegenden Naturstoffes der an sich wirtschaftlich
wertlos ist. Die Entlohnung der Arbeit bedeutete ehedem die gegen
das gestellte Gut getauschte Ware, worinnen gleiche Arbeitsmengen
in beiden FĂ€llen verkörpert waren. Heute hat nicht jeder Arbeiter
mehr das Produkt seiner Arbeitsleistung in HĂ€nden und darum
mĂŒssen die Beziehungen nicht nur auf die GĂŒterwerte sondern
getrennt von ihnen auch auf deren Einzelfaktoren, die Dienste
erweitert werden. Das Geld und in besonderem Maasse die Kategorie
des stoffwertlosen Papiergeldes ist nur befĂ€higt Relationen
aufzudecken, obgleich dieses " n u r " genĂŒgt, den Mechanismus

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des Wirtschaftslebens in Bewegung zu halten1/2 Wie jedes Teilgut frĂŒh-
her ein einem entsprechenden Teilgewicht dargestellt, so kann
auch bei modernen Bankgelde jeder Faktor des in Arbeitsteilung
entstandenen Produktes in einer entsprechenden Anzahl von Wert-
einheiten symbolisch vergegenstĂ€ndlicht und damit die Distri-
bution ermöglicht werden. Der Begriff der Werteinheit ist heute
so in unser Denken und FĂŒhlen eingehĂ€mmert, dass wir uns im tĂ€g-
lichen Leben nicht die Frage nach deren absoluten Werte stellen
mĂŒssen. Wohl aber muss die Wissenschaft versuchen, das Dunkel
zu durchdringen; insbesondere wird es sich darum handeln, das in
so langer Entwicklung geborene Bankgeld – unser heutiges Geld
schlechthin – um dazu alles, was begrifflich damit verwoben ist
wie Bardeckung, Geldeinlösungspflicht, PrĂ€gefreiheit und mehr
nĂ€her zu analysieren. Die Betrachtung des Kreislaufes der Wirt-
schaft, der Einkommensbildung und GĂŒterverteilung, die den Rahmen
des folgenden Teils abgeben soll, wird geeignet sein, die Zusam-
menhĂ€nge unserer Wirtschaft aufzudecken und manche der gestell-
ten Fragen der endlichen Beantwortung ertgegen reifen lassen.

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D e r K r e i s l a u f d e r W i r t s c h a f t .


So lose auch bei nachlĂ€ssiger Betrachtung eine

Atomisierung des wirtschaftlichen Kreislaufe mit der Wertein-
heit zusammenhĂ€ngen mag, wie wenig solches Unterfangen auch zur
Bereicherung der Erkenntnis ihres Wesens beizutragen befĂ€higt
ist, so wird uns doch gerade aus dieser Anschauung, die eigentlich,
losgelöst von jeder theoretischen Lehrmeinung uns nur die wirt-
schaftlichen Bindungen und die wirtschaftlichen Funktionen der
Werteinheit wird aufdecken können, ein Gewinn fĂŒr unsere Untersu-
chung erwachsen. In ihrem Element, der Wirtschaft, gehorcht sie
nimmer dem Winke der Theorie, die Werteinheit wandelt und formt
sich um aus scheinbar eigener Kraft heraus und die orthodoxe
Lehre weiss keinen Zauberspruch mehr, den Geist, dem jene mĂ€hlich
entwachsen ist, zu bannen. Wir sehen, d a s sind die Ă€usseren
Formen der Werteinheit, d a s vermag sie und wenn wir sie dann
so in das weit verzweigte Getriebe der Wirtschaft hineinverfolgt
und ihr Sein in den feinsten Nerven des Wirtschaftskörpers ver-
spĂŒrt haben, dann mĂŒssen wir mit dem wissenschaftlichen RĂŒstzeug
die Sonde anlegen, um den Kern, den Inhalt und den Geist der Wert-
einheit aus allen Aeusserlichkeiten herauszuschĂ€len.

So wie es historisch gesehen Aufgabe irgendeines Tausch-

gutes war, den zufĂ€lligen Austausch von Waren zwischen Einzelper-
sonen, wie es dann dem staatlichen Stoffgelde oblag den Tauschver-

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II. Der Kreislauf der Wirtschaft; Einkommensbildung und GĂŒterverteilung.

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Wesen und Inhalt der Werteinheit erforschen suchen,

heisst soviel wie die heutige Wirtschaftsverfassung in all ihren
eng verschlungenen ZusammenhĂ€ngen erkennen wollen. Dabei ist es uns
klar, dass wir das VerstĂ€ndnis nicht gewinnen können, etwa aus dem
Studium der MĂŒnzgeschichte, denn Werteinheit ist der viel weitere
Begriff wie Geld: Werteinheit umfasst und umspannt alles, was uns im
tĂ€glichen, wirtschaftlichen Leben in mannigfacheter Form entgegen-
tritt. Was die Werteinehit erreicht, hat seine IndividualitĂ€t verloren
und ist nunmehr in der QuantitĂ€t vor anderen Dingen differenziert.

Sei es Grund und Boden oder Vieh, sei es menschliche TĂ€-

tigkeit vom Dienst des Baerensammlers bis zur höchstqualifiziertes-
ten geistigen oder organisatorischen Arbeit, ob es nun Erz und Kohle
oder gleich der stolze Oceanriese, ein Kindersteinbaukasten oder ein
Wolkenkratzer in der New Yorker City, der millionste Kliescheeabzug
eines Bilderbuches oder ob es das Kunstwerk eines unserer besten
Meister sein ;– Dinge, die wie nie und nimmer vergleichen könnten, in
der Form, dass wie sie auf einen gemeinsamen Ausdruck bringen, sie
scheinen im Spiegel der modernen Wirtschaft gleichgemacht. Der Be-
griff der Werteineheit scheint uns etwas real wirtschaftliches darzustel-
len und es bleiben ĂŒbrig und regieren nurmehr die Zahlen, die sich
gegeneinander wĂ€gen, damit den Mechanismus der Wirtschaft in Gang
setzend.

Wir sagten, die Werteinehit «scheint» eine absolut reale

grösse zu sein und wollen die Beantwortung der Frage, ob die Möglich-
keit einer so beschriebenen Wertgrösse bestehen kann und was deren

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II. Der Kreislauf der Wirtschaft; Einkommensbildung und GĂŒterverteilung.

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D e r K r e i s l a u f d e r W i r t s c h a f t .


So lose auch bei nachlĂ€ssiger Betrachtung eine

Atomisierung des wirtschaftlichen Kreislaufe mit der Wertein-
heit zusammenhĂ€ngen mag, wie wenig solches Unterfangen auch zur
Bereicherung der Erkenntnis ihres Wesens beizutragen befĂ€higt
ist, so wird uns doch gerade aus dieser Anschauung, die eigentlich,
losgelöst von jeder theoretischen Lehrmeinung uns nur die wirt-
schaftlichen Bindungen und die wirtschaftlichen Funktionen der
Werteinheit wird aufdecken können, ein Gewinn fĂŒr unsere Untersu-
chung erwachsen. In ihrem Element, der Wirtschaft, gehorcht sie
nimmer dem Winke der Theorie, die Werteinheit wandelt und formt
sich um aus scheinbar eigener Kraft heraus und die orthodoxe
Lehre weiss keinen Zauberspruch mehr, den Geist, dem jene mĂ€hlich
entwachsen ist, zu bannen. Wir sehen, d a s sind die Ă€usseren
Formen der Werteinheit, d a s vermag sie und wenn wir sie dann
so in das weit verzweigte Getriebe der Wirtschaft hineinverfolgt
und ihr Sein in den feinsten Nerven des Wirtschaftskörpers ver-
spĂŒrt haben, dann mĂŒssen wir mit dem wissenschaftlichen RĂŒstzeug
die Sonde anlegen, um den Kern, den Inhalt und den Geist der Wert-
einheit aus allen Aeusserlichkeiten herauszuschĂ€len.

So wie es historisch gesehen Aufgabe irgendeines Tausch-

gutes war, den zufĂ€lligen Austausch von Waren zwischen Einzelper-
sonen, wie es dann dem staatlichen Stoffgelde oblag den Tauschver-

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kehr innerhalb einer Wirtschaftgemeinschaft zu verwirklichen,
wie in allen Stufen und in jeder Phase der Wirtschaft stets noch
die Werteinheit den Körper, d.i. die Technik annahm, die vonnöten
war, sollte von dieser Seite die Entwicklung nicht gehemmt werden,
so wird auch der schon heiraus erkennbare Geist der Werteinheit
gleich in welcherlei Gestalt er uns in der Geldform begegnen mag,
auch in der modernsten arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dazu be-
rufen sein, um Produktion, Distribution und Konsumtion ein alles
verbindendes Band zu schlingen, mit anderen Worten, dem ganzen
wirtschaftlichen Leben, das jetzt scharf getrennt in diesen deut-
lich unterscheidbaren drei Begriffen aufgehen muss, zu einer flĂŒs-
sigen Abwicklung zu verhelfen. Wir sprechen in jener Zeit von Welt-
wirtschaft und sagen damit, dass die einzelnen Glieder derselben
nur um so fester verbundene, geschlossenere Gebilde darstellen mĂŒs-
sen, die den anderen gegenĂŒber als eine solidarisch haftende Ein-
heit in die Erscheinung tritt. Und jede dieser Einheiten hat wieder-
um ihre eigene Wirtschaftsordnung, ihre eigene Wert-oder Rechnungs-
einheit, lebt ihr eigenes Leben und muss die KrĂ€fte dazu aus sich
selbst schöpfen. Diese KrĂ€fte so in Bewegung zu setzen, dass ein
relatives Maximum an GĂŒtern erzeugt, dieser Vorrat wiederum nach
einem, alle beteiligten Faktoren gleich wertenden SchlĂŒssel ver-
teilt und dabei noch das notwendige " volkwirtschaftliche Kapital "
erĂŒbrigt wird, diesen Mechanismus insgesamt wollen wir den Kreis-
lauf der Wirtschaft nenn. So kam man dazu, je nachdem wohin man
das wesentliche Moment und den Nachdruck verlegte, von einer Geld-
wirtschaft, von einer Kreditwirtschaft und schliesslich doch auch

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noch von einer Tauschwirtschaft zu sprechen, wobei aber bei letz-
terer Ausdrucksweise nicht ohne weiteres ersichtlich ist, ob der
Tausch bereits bei Hingabe des Geldes oder erste bei Wiederein-
lösung desselben in Waren als vollendet zu gelten hat. Mag eine
Theorie auch einen Warenkauf mit gleichzeitiger Geldzahlung als
einen Tausch charakterisieren wollen, wobei auch beim stoffwert-
losen Gelde alle Gesetze eines realen Tausches, gleich wie bei
zwei stofflichen GĂŒtern obwalten; bei der Betrachtung der Wirt-
schaft mĂŒssen wir uns wieder begegnen, in deren Grenzen innerhalb
einer bestimmten Periode alles zum letzten definitiven Tausche,
zum Konsum drĂ€ngt. Nur dadurch wird die Wirtschaft wieder in das
Gleichgewicht gebracht und zugleich zu neuer Leistung angefacht.
Und zu diesem letzten Konsumakte gehören von der volkwirtschaft-
lichen Perspektive aus gesehen alle GĂŒter die verzehrt oder doch
nicht mehr mobil gemacht und nimmer in die Zukunft wirken können.
Auch wenn das Geld stoffwertvolles Gut und etwas die zeitlich
beschrĂ€nkten Produktionsphasen Überdauerndes, gewissermassen
Ewiges darstellt und immer aufÂŽs neue gegen GenussgĂŒter zu tau-
schen bereit ist, auch dann wird, natĂŒrlich immer nur periodisch
gesehen, dieses Stoffgeld zum Stillstand verurteilt sein, wenn
die ĂŒber den Eigenbedarf verfĂŒgungsfreien Waren gegen andere
ebensolche sich ausgetauscht haben und so innerhalb der vorhan-
denen Möglichkeiten der grösste SĂ€ttigungsgrad des Konsums er-
reicht ist. Von diesem Augenblicke an ist das Geld begrifflich
nicht mehr T a u s c hgut, sondern einfach Gut, ein Besitz wie
irgend ein anderer, der in der Hand des Wirtschafters nach vol-

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lendetem Austausch seine ĂŒberschĂŒssigen Produkte in andere Konsum-
gĂŒter mittels jenes Geldes doch im Einzelfall, nie aber in der Gesamt-
heit möglich sein. In anderen Falle, wo das GEld in eienm stoffwert-
losen Material vergegenstĂ€ndlicht ist, und das ganz besonders bei
dem durch den Warenwechsel an die Produktion gebundenen Gelde,
das wiederum eingezogen und damit volkswirtschaftlich vernichtet
wird, bei dem akann von einem definitiven Tausche zwischen Geld und
Ware, wenn ĂŒberhaupt, so doch nur sehr gezwungen und gewagt gespro-
chen werden.

Wohl aber können wir dort, wo freie Menschen in wirtschaft-

liche Beziehungen zueinander treten, diese, wenn sie von einem ge-
schlossenen Wirtschaftsverbande organisiert werden, zusammen genom-
men als Tauschwirtschaft allgemein anerkennen. Das Prinzip der
Äquivalenz, das wir geneigt sind, in den Tausch zu legen, kann durch
MachtverhĂ€ltnisse getrĂŒbt bis schrill gestört werden, aber hier
bei der Betrachtung des Kreislaufes kann es nur darauf ankommen,
innerhalb der ganzen Wirtschaft nachzuweisen, dass trotz dieser
Störung plus und minus sich aufhebt und der GĂŒterausgleich auf
dieser Grundlage sich hat vollziehen können.

Wir mĂŒnden hier in die Frage des Wertes und Mehrwehrtes

ein, ohne hier dem weiter nachforschen und ohne erreichen zu wollen,
wie weit im einzelnen jenes plus oder minus ĂŒber das durchschnitt-
liche Einkommen in der nur gedankanklich möglichen Abstraktion «der
Gesellschaft der Gleichen» hinaus schwingt oder zurĂŒckbleibt. Wir
sahen nur, dass solche Möglichkeit besteht, wenn der Arbeitende

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nicht mehr das Werk seiner Arbeit verfĂŒgungsbereit in HĂ€nden
hat, dass die Spanne eine immer grössere zu werden vermag, je
entfernter der Wirtschaftende einer fertigen Ware insbesondere
den Produktionsmitteln steht, je weiter die AbhĂ€ngigkeit reicht,
ohna aber, was wesentlich ist, der Ă€usserlichen Freiheit verlustig
zu gehen. Wenn, wie wir gesehen haben, ein Gut sich definitiv nur gegen ein anderes austauschen kann, so ist das natĂŒrlich fĂŒr die
ganze GĂŒterwelt von GĂŒltigkeit und in der Volkswirtschaft kompen-
sieren sich im Endzustande zwei gleiche GĂŒterkomplexe.Die Schwie-
rigkeit, das plastisch zu erkennen, mĂŒssen wir hier im besonderen
darin suchen, dass in der mordernen Wirtschaft, wohl Nutzungen und
selbstĂ€ndige Dienste, die in keinerlei konnexer Beziehung zu deren
Warenwelt stehen, ihrerseits doch an der GĂŒterentnahme aus der
Wirtschaft, am Kuuo uunsum beteiligt sind und im allgemeinen noch darin,
dass die Tauschhandlungen aus einander gerissen und erst durch
den Kredit wieder verbunden werden, ferner dass der Schleier des
Geldes ĂŒber den gĂŒterwirtschaftlichen wesentlichen VorgĂ€ngen
gebreitet liegt. Wir bestreiten zudem nicht, dass alle VorgĂ€ng
hier nicht ihre Wurzeln haben, wollen aber im Ferneren ein Bild geben, das
, ohne das Gesagte zu negieren, den modernen Erscheinungen doch eher
gerecht und uns allgemein verstĂ€ndlicher wird.

Vorher aber wollen wir noch die Auffassung Schumpeters

wiedergeben, der etwa folgendermaassen ausgefĂŒhrt:

«Wirtschaft ist der Kreislauf von produktiven Aufwen-

dungen und konsumtiven Verwendungen innerhalb einer Periode und
und zwar realisieren sich Produktion und Verteilung durch den

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Austausch von produktiven Leistungen sachlicher und persönlicher
Natur gegen GenussgĂŒter. FĂŒr letztere allein gelte der Ausdruck
Sozialprodukt. Die Produktion ist wirtschaftlich nicht anderes
als ein Kombinieren von Produktionsmitteln und damit realisiert
sie in den GeschĂ€ftsakten, im Eigentum von Produktionsmitteln
gegen GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden-und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden- und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter u.s.f. Die Produzenten von produzierten
Produktionsmitteln tauschen gegen GenussgĂŒter und diese wieder
aus gegen Produktionsmittel, mittels deren sie wieder neu zu pro-
duzieren imstande sind. Der Anteil des einzelnen hĂ€ngt von dem
Marktwert seiner TĂ€tigkeit ab. Jedes Subjekt wirft in den gĂŒter-
wirtschaftlichen Automaten seinen Beitrag und erhĂ€lt durch den
Mechanismus eine GĂŒterquantitĂ€t und alle diese GĂŒterquantitĂ€ten
die Einkommen, erschöpfen das Sozialprodukt. Das Geld nun zerreisst
die Volkswirtschaft, die sonst einen grossen Markt bilden wĂŒrde,
in zwei MĂ€rkte. Auf dem Produktionsmittelmarkt sind die Unterneh-
mer Nachfragenden, die Konsumenten Anbietende, auf dem GenussgĂŒter-
markt umgekehrt und so vollzieht sich dann der Austausch von
Geld gegen GenussgĂŒter. Die Kuuouunsumenten des GenussgĂŒtermarktes
sind dieselben, die auf dem Produktionsmittelmarkt als Anbietende
auftreten und können auf dem GenussgĂŒtermarkt dasselbe Geld aus-
geben, das sie auf dem Produktionsmittelmarkt eingenommen haben,
wobei die Unternehmer bezĂŒglich ihrer eigenen Leistung den

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Anbietenden auf dem Produktionssmittelmarkt und bezĂŒglich ihrer
eigenen Konsumtion den Nachfragenden auf dem GenussgĂŒtermarkt
beizuzĂ€hlen sind. Auf dem Produktionsmittelmarkt steht wiederum
nur soviel zur VerfĂŒgung als korporativnauf dem GenussgĂŒtermarkt
ausgegeben wurde und durch Vermittlung der Unternehmer auf den
ersteren gelangt ist.
Soweit Schumpeter.
Wir mögen die Wirtschaft beleuchten, von welcher Seite
wir auch immer wollen, das Zentralproblem werden wir in der GĂŒter-
verteilung zu suchen haben und der SchlĂŒssel, der uns die Pforten
zum Kuuouusum öffnet, den finden wir im Einkommen.Der Konsumtrieb
ist das Schwungrad fĂŒr jegliche Produktion, fĂŒr jegliche Bewegung
im Wirtschaftskörper ĂŒberhaupt. Er ist immer das primĂ€re Moment
und er allein diktiert die Produktion, mag er auch wieder in seiner
möglichen Höhe an die Grösse der derzeitigen Produktion eng ge-
bunden sein. Eine Vorauseskomptierung des wahrscheinlichen Konsums
ist in der Wirklichkeit denn doch immer vom wirklichen Konsum
abhÀngig und folgt ihr der nicht, so entsteht mangels Abnahme derenWare, wenn auch möglicherweise nur ganz lokal, so doch immerhin
dem Wesen nach eine Krise.
Was wir heute verzehren wollen, muss wohl das Erzeugnis
einer frĂŒheren Produktion gewesen sein, aber eben einer solchen
die vom erfahrungsgemÀse vorauserwartetem heutigen Kuuoouunsum vor-
geschrieben wurde. mit dem Einkommen, das wir heute ausgeben, kau-
fen wir die GĂŒter frĂŒherer Produktionsepochen. Dazu ist nötig, dass
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die Wirtschaft stets von einem konstinuierlich fortlaufenden GĂŒ-
terstrom durchflutet ist, in dem Ein-und Abfluss, Produktion und
Kuuouunsumtion in gewissen Guuruunzen sich die Wage halten mĂŒssen.Zwang-
los finden wir hier die ErklÀrung mancher Krise:nÀmlich dann,
wenn wir aus der MuuĂŒuundung mehr KuuouunsumgĂŒter erwarten, als diese uns
fĂŒr den Augenblick zufĂŒhren kann, oder in anderer Variation, wenn
wir einen spÀteren Kuuouunsum gewaltsam und stossweise hinaufzuschrau-
ben versuchen und fĂŒr diese dahin zielende, sich aber erst spĂ€ter realisierende TĂ€tigkeit heute schon konsumreife Equivalente ver-
langen. Hier der wirtschaftlichen Entwicklung keine Fesseln anzu-
legen und ihr auf der anderen Seite doch auch wieder schwere
Krisen zu ersparen, hier eine wahre Formel zu entdecken, das sind die
Sorgen und zugleich die Streitpunkte der Geldpolitik in bezug
auf die Geldschöpfung als auch hinsichtlich der Bank--und beson-
ders der Diskontopolitik.
Wir stellen fĂŒr unsere Uvvnvvtersuchung der modernen Wirt-
schaft fest, dass wir in ihr mit dem Faktum von Geldpreisen zu
rechnen haben, die uns in ihren ZahlenausdrĂŒcken zwar keinen Auf-
schluss ĂŒber deren absolute Werte, wohl aber ĂŒber das gegenseitige
VerhÀltnis ihrer absoluten Werte geben. Wir wissen, dass diese Preise
einmal historischoaus dem direkten Tauschverkehr, dann aber als
eine gesellschaftliche Erscheinung begriffen werden mĂŒssen, ohne
indes an dem Kern des Wertbegriffes rĂŒtteln zu wollen, der als
Maass des gegenseitigen AbwÀgens nur die wirtschaftlich notwen-
dige, wertvolle und anerkannte Arbeit zulÀsst. Wenn nicht grundle-

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gende ProduktionsÀnderungen eintreten und besonders dann, wenn
wir in einen Weltmarkt verflochten sind, werden wir in den Preisen
mit gegebenen Grössen zu rechnen haben .Die Werteinheit hat die
Bedeutung, - das sei hier wiederholt - uns nur relative Werte
aufzuzeigen.Wohl aber muss jedes Gut seinen absoluten Wert aus
dem oben besagten Arbeitsfaktor ableiten und wie das im einzelnen,
so gilt es natĂŒrlich fĂŒr jedes andere Gut und alle GĂŒter, fĂŒr die
ganze Produktion der Volkswirtschaft ĂŒberhaupt. Die wirtschaftlich
wertvolle und anerkannte Arbeit, das sind in der modernen Wirtschaft
die Produktionskosten der GĂŒter und diese Aufwende insgesamt das
ist das Einkommen der Nation.
Die Kalkulation ist nicht weiter, als eine Addition von
aufzuwendenden Produktionskosten, die eben die Einkommensanteile dar-
stellen. Wie sich dann wieder die verschiedenen Einkommenskategorien
in die Preise aufteilen, denn meist mĂŒssen wir praktisch bei ihnen
mit der starren oberen Grenze rechnen, das ist eine Machtfrage, die
uns in diesem Falle nicht interessieren kann, insofern als wir nicht
die Störungen, die in der Wirtschaftsordnung begrĂŒndet sind, im ein-
zelnen zu untersuchen haben. FĂŒr die Betrachtung des Kreislaufes
der Wirtschaft und insbesondeere fĂŒr das Erkennen des Wesens der
Werteinheit genĂŒgt es festgestellt zu haben, dass alle erzeugten
GĂŒter, alle Einkommen in sich enthalten mĂŒssen, dass aber der Zu-
griff zum Realeinkommen, das meist nur aus einer gar nicht mess-
baren Teilbarkeit an einem Gvvuvvte besteht, fĂŒr den einzelnen gar
nicht möglich ist und als ein Charakteristikum der arbeitsteili-


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gen Verkehrswirtschaft auch gar nicht möglich sein kann. FĂŒglich
muss jeder sein Einkommen in einer Form zur VerfĂŒgung gestellt
haben, die es ihm dennoch ermöglicht, dem realen Wert seines Anteils,
den er iirgendeinem Gvvutvve zugefĂŒhrt hat, in anderen gleichen Werten
auf dem Markte zu erreichen. Wir haben alle unsere Arbeitskraft in
einen Einheitsstrom von Arbeit zusammen getan, in dem alles Per-
sönliche und Individuelle untertaucht, wo aber dennoch jeder gerade
in dem Verbundensein eine Bereicherung der Gesamtheit wie auch des
einzelnen erwartet. Der ganze Arbeitsstrom findet sein Equivalent
im ganzen Arbeitsprodukt, mag auch im einzelnen wiederum der eine
auf Kvvovvsten des anderen seinen Vvvovvrteil zu erringen suchen.
Zum Realeinkommen, zum KvvovvnsumgĂŒtermarkt ist und das Nomi-
naleinkommen das "Sesam, öffne dich". Mittels dessen mĂŒssen wir
wieder den Anschluss an die GĂŒterwelt finden, von der wir uns in
der arbeitsteiligen Wirtschaft mehr und mehr entfernt haben; das
Nominaleinkommen muss insgesamt das Realeinkommen vom Markte wie-
der mobil machen. So ist es uns, - gleich in welcher rechnerischen
Grösse, -die Anweisung auf den Konsumtionsfond und unter Anerken-
nung der QuantitÀtstheorie muss der Ausgleich von Einkommens-und
Preishöhe auf dem Markt sich vollziehen. Betonen wollen wir gleich,
dass diesenEndzustand zwar in jeder Wirtschaft erreicht sein muss,
dass aber keine dauernden Preisrevolutionen notwendig sind, die
Zvvuvvngen der Wirtschaftswage, Nominaleinkommenshöhe und Preisstand zu
equilibrieren.
Wir können sagen:

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Realeinkommen R mal Preis (im Durchschnitt , Index ) P ist
gleich Nvvovvrmaleinkommen N und können diesem Satz sogar allgemeine
GĂŒltigkeit zuerkennen. Vorher aber haben wir schon gesehen, dass
ehedem der Begriff des Normaleinkommens noch möglich war, doch das
System der Preise, d.h. zahlenmÀssig differenzierte Werteinheits-
ausdrĂŒcke sich im Verkehr herauskristallisiert hatten. Wenn nun
dieser nicht mehr imstande ist seine Arbeiter oder Mitglieder in
einem Gute zu entlohnen, das auf Grund seines Stoffwertes in jene
Relation eingezogen werden kann, so muss er an Stelle von Gleich-
wertigem(Tauschgut ) doch Gleichnamiges, Tauschmittel oder Anweisung
auf das Sozialprodukt den Leistenden zur VerfĂŒgung stellen. In
jedem Falle muss die BrĂŒcke geschlagen werden zwischen Einkommen
und Kvvovvnsumtionsmöglichkeit und in der modernen Wirtschaft ist es
das Vorherrschen der Werteinehit, die in Geld oder der Wirkung
nach geldgleicher Form das Nominaleinkommen, eine, isoliert betrachtet
abstrakte Grösse mit etwas durchaus Realem, dem Produkt der ganzen
Gemeinschaft verbindet. Doch ist die Werteinheit eine Àltere Er-
scheinung nd hat doch ihren Ursprung, wo wir erstmals von Preisen
sprechen; die Funktion, die wir ihr hier zuerkennen, das Bindeglied
des zerrissenen und gespaltenen Tausches zu sein, ist dem gegenĂŒber
eine abgeleitete und setzt die erstere voraus.
In der Kalkulation bedienen wir uns der Werteinheit und
addieren damit die darin ausgedrĂŒckten ArbeitsaufwĂ€nde. Der daraus
sich ergebende Preis ist dann der Kvvovvstenfaktor aller Einkommen.





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Die ParalellitÀt in der Höhe der Werteinheit zwischen dem Nominal-
einkommen und den Preisen insgesamt: N ist gleich R mal P, ist
uns damit nichts Verwunderliches. Wir können auf die Wagschale
der GĂŒter nichts legen, ohne auf der anderen, wo die Arbeitsauf-
wĂ€nde und damit die Einkommen sich sammeln, StĂŒcke gleichen Ge-
wichtes, gleiche Mengen von Werteinheiten hinzuzufĂŒgen; ja es fĂŒhrt
kein anderer Weg zur Produktion als durch Aufwendungen von Arbeit
und damit von Einkommen. Der nominelle Preis eines Produktes wird
zerlegt in die prozentualen nominellen Anteile der verschiedenen
Erzeuger und sie erhalten so ihr Nominaleinkommen, prozentuale
Anteile am gesamten Produktionsfond.
Wir sehen, dass in ordnungsmÀssigem Gang der Wirtschaft
die Bindungen so starke sind, dass von einem quantitÀtstheoreti-
schem Ausschwingen zwischen Einkommen und Preisen praktisch gar
nicht mehr gesprochen werden kann; beides sind eigentlich eines
und dasselbe. Die GĂŒterpreise finden wir in gewissen Grenzen als
gegebene Grössen vor, denn die Produktionsweise Àndert sich allge-
mein meist nicht spr--i--[ergÀnzt: handschriftl. u]nghaft und auch alle anderen neuerzeugten
Produkte ordnen sich in VerhÀltnismÀssigkeit schon ehedem sie
auf den Markt gelangen diesem Netz von Relationen ungefÀhr ein.
Mit der Grösse der Produktion und den Preisen wird als abhÀngige
Grösse das Nominaleinkommen in absolut gleicher Höhe geschaffen.
Preiskampf und Preisrevolution kann begrifflich nicht möglich
sein, wenn beide Faktoren jeweils das gleiche bedeuten, wenn sie
nur verschieden aufgeteilt, das eine Mal in nominelle GĂŒterpreise,

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das andere Mal in nominelle Einkommen, gegeneinander gestellt aber
doch sich gegenseitig aufheben mĂŒssen. Der Kvvovvnsum bestimmt nicht
nur die Höhe, sondern auch die Auswahl der Produktion und je nach
seinen objektiven WertschÀtzungen einerseits und den objektiven
BeschaffungswiderstĂ€nden andererseits werden diese oder jene GĂŒter
herangezogen werden .Was aber in diesem Zusammenhang mitbestimmt
das sind die Einkommen, die nicht nur allein von der Form als einer
gesellschaftlichen Einrichtung, sondern auch von der IntensitÀt
und der QualitÀt der Produktion beeinflusst und geÀndert werden.
Wir deuten damit an, dass in einem gegebenen Land unter gegebenen
ProduktionsverhÀltnissen alle Einkommenskategorien in einem bestimm-
ten VerhĂ€ltnis zu einander stehen mĂŒssen; dass Unternehmer und Ar-
beiter, Bauern, Beamter und freie Berufe nicht willkĂŒrlich nebenein-
ander bestehen, sondern von einer wirtschaftlichen Notwendigkeit
gezwungen sich zu einem harmonischen Ganzen vereinen mĂŒssen. Neben
dem PreisgebÀude oder besser mit dem PreisgebÀude ist auch das
EinkommensgebÀude geschaffen und gebunden, nicht so dass bei beiden
eine absolute Starrheit erreicht wÀre, aber doch ein innerer Zusam-
menhang zu konstatieren ist.
Der Kreislauf der Wirtschaft wĂŒrde bei uns in dem Pro-
blem gipfeln, die Einkommen, die das Sozialprodukt aufheben sollen,
so zu ordnen und so unter alle EinkommensempfÀnger zu verteilen,
das insgesamt nicht mehr nominelles Einkommens auf dem Markte er-
scheinen kann, als wÀhrend der Produktion gleichnamige Einheiten
fĂŒr die erstellten Produkte verausgabt wurden. Darin mĂŒssen sich

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aller, aber auch alle Berufsgruppen teilen. In den GĂŒterkalkulati-
onen finden wir die Substanz fĂŒr alle Einkommen.
In einem Schema wollen wir aufzeigen, wie wir uns die
Abwicklung vorstellen und werden zu diesem Behufe vier Arten
von Einkommen zu unterscheiden haben:

1.) Die an der Produktion und an der Zumarktebringung der Genuss-
gĂŒter unmittelbar Beteiligten, also die Produzenten, HĂ€ndler, Zins-,
Renten- Gehalts- und LohnempfÀnger. Sie stellen die primÀre Haupt-
einkommensform dar und verkörpern das gesamte Einkommen der Gesell-
schaft. Alle weiteren Einkommen werden aus dieser Masse gespeist.

2.) Die an der Evvrvvschaffung des festen "volkswirtschaftlichen
Kapitals" arbeitenden Berufskreise (Bauarbeiter und -unternehmer,
BrĂŒcken-, Eisenbahnbauer usw.); sie schöpfen ihr Einkommen aus
den Ersparnissen aller ĂŒbrigen Gruppen ( 1 ; 3 ; 4 . )

3.) Die freien Berufe, wie Aerzte, Schriftsteller, KĂŒnstler usw., die
aus den freiwilligen Abgaben aller ĂŒbrigen ihren Anteil geltend
machen können .

4.) Die Beamten im öffentlichen Dienst, die mittels Steuern jeg-
licher Art durch den Fiskus kaufkrÀftig werden.

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Was an jeder bildlichen Darstellung fehlerhaft sein
muss, ist das stossweise Geschehen der Akte, die sich in Wirklich-
keit natĂŒrlich im organischen Flusse befinden. Das mĂŒssen wir auch
hier berĂŒcksichtigen, wenn wir eine Periode in ein einmaliges Ge-
schehen zusammenpressen. Was uns deutlich werden soll, ist die
Para[ergÀnzt handschriftlich: l]ellitÀt von Nominaleinkommen mit der Preishöhe der Gesamtpro-
duktion. Wenn nach unserer Zeichnung in der Kalkulation das Produkt
einen Preis von 100 erzielt, so darf fĂŒr jenes Produkt auch nicht
mehr wie 100 Einheiten auf dem Markte kaufkrÀftig werden. Arbeiter,
Angestellte, Produzenten und HĂ€ndler (Gruppe I) geben insgesamt ab
an Beamte durch Steuern und Abgaben 4 mal 3 ist 12, an freie
Berufe 4 mal 2 ist 8, an die Kapitalerstellenden 4 mal 3 ist 12;
treten also von ihren Einkommen ab 12 , 8 und 12 ist 32 und es
bleiben ihnen folglich 68 und diese 68 und 32 zusammen auf dem
KonsumgĂŒtermarkt ausgegeben, heben das Produkt von 100 auf.
Weiter ist im Bilde angenommen, dass die verschiedenen sekundÀren
Einkommenszweige sich gegenseitig ZuschĂŒsse leisten, der Einfach-
heit halber hier immer das gleiche. Was an die kapitalerzeugenden
Berufe hingegeben wurde, bedeutet zwar fĂŒr die Abtretenden privat-
wirtschaftliches Kapital ; - privatwirtschaftliches Kapital aber,
das sich in sog. volkswirtschaftlichem Kapital niedergeschlagen
hat in dem Werk derjenigen, welche die Konsummöglichkeit von den
Sparenden erhielten. Diese haben dann, sofern es sich nicht um
direkten Eigenbesitz mit Eigenverantwortung handelt [ergÀnzt handschriftlich:, ] einen obligato-
rischen oder schliesslich auch dinglichen Anspruch.

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Halbfabrikate gelten als GenussgĂŒter, denn es ist leicht zu ersehen,
dass diese in der weiterverarbeitenden Produktion in deren Kalku-
lationen als ein fertiger Posten erschienen, fĂŒr den in der voraus-
gegangenen Produktion EinzelarbeitsaufwÀnde entlohnt werden muss-
ten. Zins und Rente wurde ohne weiteres dem Produzenten- und HĂ€nd-
leranteil zugerechnet. Des weiteren sind die Posten fĂŒr Abschrei-
bung und Abnutzung weggelassen, denn ob von der Gesamtheit aus ge-
sehen 20 mal 5 zurĂŒckbehalten, dafĂŒr dann einmal 100 aufgewendet
wurde, ist belanglos und muss sich zum mindesten in grösseren Zeit-
lÀufen ausgleichen.
Das Realeinkommen der Gemeinschaft besteht in der Masse
der erzeugten GĂŒter, das Nominaleinkommen in der Summe ihrer Geld-
preise. Das ist nichts zufÀlliges, sondern die notwendige Folge des
Gleichlaufs von Produktion und sie begleitender Einkommensbildung .
Wenn wir sagen, die Preise und in ihnen die Idee der Werteinheit
seien VerhĂ€ltniszahlen zwischen den einzelnen GĂŒterwerten, so dass
diese vergleichbar und gesellschaftlich gĂŒltig austauschbar wer-
den, so mĂŒssen wir auch bekennen, dass innerhalb der Einkommen
selbst der gleiche Geist wie bei den Preisen vorherrscht; auch sie
werden, ohne dass die absolute Leistung mehr erkenntlich ist, doch
nach gesellschaftlicher Wertung geschieden und vergleichbar. Die
Nominaleinkommen sind das Speigelbild der Preise und so können wir
die letzteren auch als VerhÀltniszahlen zwischen Real- und Nominal-
einkommen bezeichnen. Das wir den Preisen die primÀre Rolle ein-
rÀumen, könnte als gegen die Tatsachen verstossend erschienen, denn

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Àusserlich treten tatsÀchlich zuerst die Einkommen in Erscheinung
und nehmen möglichst an dem Preise im einzelnen die letzte Kor-
rektur vor; aber die Preise sind nicht nur historisch gegenĂŒber
dem Nominaleinkommen das UrsprĂŒngliche, sondern selbst in der von
uns geschilderten Ordnung bilden sie sich nur in strenger Anlehnung
an einen wirtschaftlichen bereits fixierten, oder wenigstens voraus-
kalkulierten Preis.
Was aber nachzuholen wichtig ist, das ist der Begriff des
Nominaleinkommens, den wir bisher als etwas Gegebenes hingestellt
haben. Wir konnten das tun, nachdem wir im ersten Abschnitt vom
Gelde gesprochen und in ihm das technische Mittel erkannt haben,
das die Verkehrswirtschaft zu funktionieren befÀhigt. Aber wir
sahen auch, Voraussetzung fĂŒr das Geld ist wiederum das Vorhanden-
und Wirksamsein der Preisidee, wenn auch ursprĂŒnglich nur Stoff-
quantitÀten zum Vergleich gelangen. Das Nominaleinkommen ist nun,
(wenigsten teilweise) dieses Geldeinkommen. Wie weit die beiden
Begriffe sich decken, ist in jedem Einzelfall wohl verschieden;
sie können das völlig tun, wenn das ganze Einkommen in Geld erstat.
tet ist, d.h., wenn keine Möglichkeit besteht, reale GĂŒter direkt als
Einkommen zu erhalten, wÀhrend also Real. und Nominaleinkommen sich
stets decken mĂŒssen, weil es nur verschiedene AusdrĂŒcke gleicher
Sache sind, ist das Geldeinkommen nicht ohne weiteres eine 3.Aus-
drucksform dafĂŒr; wird oftmals nur ein Tel [sic] der erstgenannten Be-
griffe sein und kann nur in der Ausschliesslichkeit des Einkom-
mensempfanges in dieser Form zum gleichen Werte werden. Das Geld
lebt, um die GĂŒter auszutauschen, die eine FĂŒlle von Relationen

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darstellen;- wenn es heute nun den Kauf vermittelt durch Hingabe
von Nominaleinkommen gegen GĂŒter, so ist das durch den Schleier
gesehen der gleiche witschaftliche Vorgang. Diese letzte Karte
decken wir auf, wenn wir den Mechanismus kurz erklÀren, wie das
Nominaleinkommen, das Geldeinkommen entsteht. Nach unserer ganzen
AusfĂŒhrung kann es keine Fvvrvvage sein, dass wir es in engster Anleh-
nung an die GĂŒterproduktion zur Schöpfung bringen mĂŒssen. Stellen
wir dabei die Geldkreation auf Grund des akzeptierten Warenwech-
sels als die der Vollendung am nÀchsten kommende Einrichtung hin,
so handeln wir nur folgerichtig unserer bisher beschriebenen Auf-
fassung.
Ivvmvv Gelde, dem ReprÀsentanten unseres Nominaleinkommens
haben wir einen Anspruch an die Allgemeinheit, wÀhrend wir --i--unsere
wertvollen Dienste der privaten Produktion liehen und auch hier-
her die Quelle unseres Einkommens verlegten. Jede Hingabe von Dienst
Nutzung oder Gvvuvvt bewirkt zuerst einmal ein privates Forderungs-
recht, das wir irgendwann einmal zum Eigengebrauch lebendig wer-
den lassen wollen. Eine solche private Forderung ist die Buchfor-
derung und es ist der Warenwechsel, den der Fabrikant fĂŒr eine wirt-
schaftlich abgenommene Leistung in HÀnden hÀlt. In diesem Wechsel
sind aber, da viele HĂ€nde dem Unternehmer dienstbar waren, das
Produkt zu vollenden, auch alle deren Arbeitsleistungen und fĂŒg-
lich deren Einkommen eingeschlossen und hier erlöst uns die Geld-
schöpfung vor weiteren privaten , in's kleinste zu zerlegenden
Forderungsrechten, welche die Arbeiter wiederum ihren Unternehmer


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Unternehmer [sic] geltend machen mĂŒssten. Die starre Berufsgliederung
zeugt davon, dass wir das Vertrauen zur Gemeinschaft, zu der Wirt-
schaft haben, und darum entÀussern wir uns unserer vergegenstÀnd-
lichten Arbeit, weil wir erwarten und wissen, dass wir auf dem
Markte auch ohne dieses Gut oder Teilgut selbst doch der Equi-
valente habhaft werden können. Ivvmvv privaten Verkehr konnten nur
privaten Forderungen entstehen. Die private Produktion aber ist
so enge mit einander verbunden und in solch' grosser gegensei-
tiger AbhÀngigkeit, dass wir in der Marktwirtschaft, wo alles
in einander greift, wo alle fĂŒr einen und einer fĂŒr alle zusammen
stehen, dass wir dort jedes derartige private Forderungsrecht
in ein öffentliches umwandeln und als das Symbol der Forderung
an die Allgemeinheit das Geld der Gemeinschaft, das staatliche
Geld ansehen. Die Reichsbank fĂŒhrt hier nur eine Funktion des
Marktes zu Ende. Jede Forderung ist von der anderen Seite gesehen
aber eine Schuld, also hier eine Schuld, die von der Gesamtheit
getilgt werden muss. Praktisch geschieht das, indem wir bei der
Kvvovvnsumtion Teile dieser Forderung fortgeben, bis unser ganzes
Forderungsrecht, eben unser Einkommen sich aufgelöst hat und in
der Wirkung das Fvvovvrderungsrecht und das Geld aus der Wirtschaft
entfernt ist. Wir haben konsumiert. Mit der letzten Konsumtion
und der letzten Wechseleinlösung ist der Kreislauf beendet.
Dass das Geld uns als etwas anscheinend ewig Bleibendes
in der Wirtschaft gegenĂŒbertritt, beruht auf einer TĂ€uschung.
In Wahrheit entsteht es tÀglich mit der Leistung und vergeht mit

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der Kvvovvnsumtion, gleich wie uns ein grosses Feuerwerk eine dauernde
Helle vorspiegelt, die durch tausende von Raketen, die nacheinander
aufsteigen und wieder in's Nichts zurĂŒckfallen, verursacht wird.
Es könnte hier natĂŒrlich nicht unsere Aufgabe sein, die
Technik genau auseinander zu setzen; was wir vielmehr schildern
wollen, das sind die ZvvuvvsammenhÀnge, sowiet sie das gezeichnete Bild
vollenden mĂŒssen. Zvvuvvr Verteidigung des Wechsels wollen wir aber
doch die HauteinwÀnde betrachten. Seine Sicherheit und seine Eig-
nung zur Geldschöpfung, d.h., ob er wirklich absatzfÀhige Konsum-
gĂŒter reprĂ€sentiert, das können wir ruhig xxx dem viel bekritelten
Profitstreben der Privatwirtschaft ĂŒberlassen. Sie hat selbst
das denkbar grösste Interesse daran, Gnade vor den Augen ihrer
Mitmenschen zu finden. Die grösste Sicherheit liegt nicht etwa
in den geforderten prima Unterschriften, sondern in der wirt-
schaftlichen Uvvnvvmöglichkeit, dass auch nur eine nennenswerte Anzahl
von Wechseln notleidend wĂŒrde. Die Gefahr auch, dass mehrere Wech-
sel fĂŒr ein und dieselbe Ware im Umlaufe sind, ist nicht so hoch
zu bewerten, denn der erste Wechselschuldner, der darauf GlÀubiger
wird, kann den diskontierten Wechselbetrag nucht als Einkommen
geltend werden lassen, d.h. konsumieren; muss er doch sein Accept
wieder einlösen. Im ĂŒbrigen gelangt immer nur ein Prozentsatz
von Wechseln bis zum obersten Organ der Reichsbank, die ĂŒbrigen
können aus dem Uvvmvvlaufe der gerade freien Gelder gespeist werden.
Doch zurĂŒck zu unserer Betrachtung: Die Einkommensgrösse,
die wir mit dem gesamten erzeugten GĂŒtervorrat gegenĂŒber stellen,
eben in dem Sinne, dass beide nur neben einander zur Entstehung

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kommen können, kann uns nur eine gedanklich mögliche Grösse
sein. Wenn wir das Geldeinkommen mit Nominaleinkommen gleich
setzen und es in Paralelle stellen zum gesamten Realeinkommen,
dann mĂŒssten wir fordern, dass jegliche Einkommen in neu geschöpf-
ter Geldform zur Verteilung gelangen. In Wahrheit wird aber Pro-
duktion in Natura verteilt, es wird mit noch umlaufendem Gelde
bezahlt, es werden Gegenforderungen au--s--[ergÀnzt handschriftl.]fgerechnet, Wechsel dienen
als Zahlungsmittel, Giroguthaben ersetzen neues Geld und so kommt
es, dass wir in diesem ganzen Konglomerat die Einkommensgrösse zu
suchen haben. Was das Geld anlangt, so ist in der Grösse der
Produktion wohl eine obere Gvvrvvenze geschaffen. nach unten aber ist
der Verkehr souverÀn. Denken wir nun daran, dass das gleiche Geld
teilweise als blosses Rechengeld z.B. an den Quartalsterminen
aufzutreten pflegt, des weiteren auch mit tÀtig ist, den Kapital-
markt zu speisen. In diesen FĂ€llen steht das Geld fern seiner
eigentlichen primÀren Funktion. Das Geld ist auf der einen Seite
Bescheinigung fĂŒr unsere Leistung, die sich in realem Gute hat
niederschlagen mĂŒssen, das uf dem Markte erscheinen wird, auf der
anderen Seite ist es eine Anweisung auf wieder ein reales Gut ;
verbunden also, vermittelt uns das Geld den Austausch zwischen
den realen GĂŒtern. Das Nominaleinkommen schiebt sich nur dazwischen
als eine Folgeerscheinung der heutigen Produktionsweise. Diesen
Dienst vermag das Geld, das haben wir bereits im ersten Abschnitt
gesehen, zu leisten, weil es im ZvvuvvsammenfĂŒgen und Teilen von Wert-
einheiten auch die GĂŒter vergleichbar und teilbar werden lĂ€sst.
Die Werteinheit schafft Preise und lĂ€sst durch sie den GĂŒter-

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austausch möglich werden. Das erste und letzte Glied des modernen
wirtschaftlichen Kreislaufes betrachtet. - die Distribution
scheiden wir aus , - bietet uns wieder das gleiche ursprĂŒngliche
Bild.

Die Wirtschaft erschöpft sich im Austausch von realen
GĂŒtern, und die Werteinheit ist das Instrument, auch dort, wo der
Tausch dem Bereiche des ZufÀlligen entwÀchst und sich zu einer
gesellschaftlichswirtschaftlichen Erscheinung erhebt und verdichtet,
auch dort den Gesetzen des Realtausches die freie Bahn zu bereiten.


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alter der geschlossenen Hauswirtschaft, wo deren MItglieder je nach
Eignung durch Geschlecht und Geschicklichkeit, in freier Arbeit den
Unterhalt der Familie beschafften. Von einem Werten in solcher Wirt-
schaft kann man eigentlich nur in dem Sinn sprechen, als die Arbeit
eben nur auf solche Dinge angewandt wurde, denen man den GĂŒterwert
zuerkannte, und d.h. wieder Dinge, die im VerhÀltnis zu der Dringlich-
keit des BedĂŒrfnisses den gleichen Begfriedigungs- und SĂ€ttigungsgrad
erhoffen liessen.
Die wirtschaftliche Entwicklung, die wir als Tatsache
annehmen wollen, schreitet fort. Durch irgendwelche UmstÀnde, wie die
Völkerwanderungen, traten die Menschen nicht nur in Beziehungen zu
anderen Wirtschaften ihres Stammes und ihrer Art, sondern auch zu
fremden Völkern mit anderen Sitten, GebrÀuchen und Lebensgewohnheiten;
lernen damit fremde BedĂŒrfnisse kennen und schĂ€tzen. Die ersten Tausch-
handlungen werden hier zustande gekommen sein, ohne dass aber eine
Werteinheit dabei nötig war, - ein Gut tauschte das andere aus.

Schon in den AnfÀngen des wirtschaftlichen Verkehrs
spielt die persönliche Qualifikation eine Rolle, insofern als sie
zur Bildung von Berufen drÀngt, ohne aber, wie wir sehen werden, den
reinen Naturaltausch noch zu stören. Wenn der Töpfer und der Korb-
flechter ihre Produkte auszutauschen trachten, so werden sie etwa die
Ueberlegung anstellen: Der Korbflechter, der die irdene Schale benö-
tigt, wird abschÀtzen, dass er zwei Tage zu deren Herstellung aufwenden
muss, wÀhrend der Töpfer sie vielleicht in einem Tage schon herstellt.
Dem Töpfer, dem der Korb begehrenswert erscheint, wird umgekehrt zwei
Tage Arbeit zu dessen Beschaffung benötigen; der Korbflechter hinwie-
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derum hierzu nur einen Tag. In der Hingabe ihres Erzeugnisses tauschen
die beiden die Arbeit eines Tages- (Ton und Weiden sind mit gleichem
Beschaffungswiederstand zu erreichen, die Geschicklichkeit der Tauschen-
den in ihrem Berufe, ihre persönliche Quali--z--fikation ist gleich) - sie
tauschen absolute Äquivalente. In dem Maasse aber, in dem die Hauswirt-
schaften an der Geschlossenheit, die eben ihr Wesen ausmachte, verlieren
und die FĂ€den mit anderen solchen anknĂŒpfen, weil sie aus solchem Tun
grössere und jedenfalls reichlichere BedĂŒrfnisbefriedigung erhoffen,
in gleichen Maass arbeiten sie auf eine, wenn auch noch primitive Ar-
beitsteilung hin und helfen eine neue Wirtschaftsverfassung vorberei-
ten.

Die HĂ€ufung der Tauschoperationen vermehrt zugleich die
Schwierigkeit ihrer DurchfĂŒhrung, denn nicht immer wird der Tauschende
den finden, der gerade sein Erzeugnis benötigt und das gewĂŒnschte feil-
bietet. Die GĂŒter sind naturnotwendig auch nicht von gleicher Teilbar-
keit und Dauerhaftigkeit. Wie, wenn ich hundert kleine Dinge oder leicht
verderbliche Genussmittel benötige und nur ein Rind dafĂŒr zu tauschen
in der Lage bin. S o l a n g e wird der Tausch eine ZufÀlligkeit blei-
ben, so lange keine Möglichkeit besteht, diese WiderstÀnde zu umgehen.
Nicht Menschengeist hat erfunden, sondern die natĂŒrliche, organische
Entwicklung drÀngte darnach und liess aus dem Verkehr selbst heraus
ein allgemein beliebtes, gern in Tausch genommenes Gut erwachsen, das
dank seiner Eigenschaften - widerstandsfÀhig, relativ kostbar, teilbar
haltbar und leicht transportierbar - imstande war, jene die Entwicklung
fesselnde Schwierigkeit zu ĂŒberbrĂŒcken und damit den Tausch als allge-
mein geĂŒbte wirtschaftliche Handlung zu legalisieren. Die Geschichtss-
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schreibung erzÀhlt uns von Vieh, Muscheln, Fellen und vor allem und
damit betrachten wir bereits wieder eine neue Form der Entwicklung -
von Edelmetallen.
Alle Momente, die wir zu solcher bevorzugten Stellung
fĂŒr nötig erachten, die Edelmetalle vereinten sie in sich bis dass
sie in einer gewissen, irgendwie durch Stamm oder Wahl zusammenhÀngen-
den Gemeinschaft als Universaltauschgut den gesamten Verkehr beherrsch
ten. Jetzt musste jedes Ding beim Tausch das Medium des Edelmetalles
passieren und erhielt seinen Wertausdruck in der Reduktion auf eine
Teilgewichtsmenge des allgemeinen Tauschgutes. Und zwar können wir
sagen, je grösser und weit verzwiegter diese Gemeinschaft der mit
gleichen Maassen Wertenden ist, je grösser und verzweigter ihr Bedarf,
je entwickelter ihr öffentliches Leben ist, desto sicherer, zielbewuss-
ter und natĂŒrlicher, desto genauer ausbalanciert werden in der Vielheit
der Beziehungen die GĂŒterwertungen im Verkehr sich herauskristallisie-
ren. Das Edelmetall wird mÀhlich, ohne dass wir genau das Datum der
Geburtsstunde werden nennen können, vom Tauschgut zum Tauschmittel
sich wandeln, womit dann auch gleichzeitig begrifflich der Werteinheit
ihr Standort und ihr Wirkungskreis angewiesen wird. Wir haben dabei
wohl den Einwand zu erwarten, dass dann, wenn durchaus gleichwertige,
reale GĂŒter, wie auch hier noch, zum Tausch gelangen, der Charakter des
Tauschgutes noch absolute GĂŒltigkeit besitzt. Anerkannt sei das einst-
weilen aber nur fĂŒr einen dritten, der ohne selbst mit seinen SchĂ€tzun-
gen den gegebenen Zustand gĂŒltig werden liess, neu in den fraglichen
Wirtschaftskörper gestellt werde. Nur der wird die bekannten ErwÀgungen
anstellen, wieviel ihm eine Sache wert, wieviel ihm die Beschaffungsar-
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beit wert oder nicht erscheint. FĂŒr das Glied der Wirtschaftsgemein-
schaft selbst werden die relativen Wertbeziehungen in gewissen Grenzen
eine konstante, historisch zu begreifende Grösse darstellen. So weit
eine Beeinflussung seinerseits möglich war, hat er seine Stimme bereits
in die Wagschale geworfen. FĂŒr ihn wird eine Gleichung, wie ein Korb
ist gleich 10 g Gold, so genau sich auch in den objektiven Massen ĂŒber-
einstimmen mag, in seinem wirtschaftlichen Denken noch auch keine ab-
schließende Betrachtung, nicht der endgĂŒltige Zustand sein. Seine gedank-
liche Rechnung wird weiter greifen und etwa die Formel zeigen:
Ein Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale. Gold ist
zur Durchgangsstation, ist nur Mittel um zu seiner Wortgleichung:
Ein Korb ist gleich einer Tonschale, zu gelangen. Wenn alle so zustande
gekommenen Gleichungen objektiv wahr, deren Faktoren wirklich gleich-
wertig sind, gemessen an dem zur Beschaffung notwendigen Arbeitsauf-
wand, denn nur dieser allein kann in der noch primitiven Wirtschafts-
ordnung massgebend sein, dann scheint auch die Berechtigung vorzuliegen,
das wesentliche Moment nicht in der Funktion als Tauschgut sondern als
Tauschmittel zu suchen. Keineswegs verkennen wir dabei die grundlegende
Bedeutung des Tauschgutes, soweit alle spÀter definierten Werteinheiten
historisch auf jenem fussen, und nicht einmal der konsequenteste Formali
mus wird sich dazu verstehen; wir anerkennen aber auch die Notwendigkeit
in der FĂŒlle der relativen WertzusammenhĂ€nge und ihren Schwankungen
einen ruhenden Pol zu suchen oder zu konstruieren, von dem wir ausgehen,
um wieder zu ihm zurĂŒckkehren zu mĂŒssen, der Anfang und Ende jeder
wirtschaftlichen Handlung bedeutet. Dass wir aber gerade zu letzterem
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Behufe das reale Tauschgut benötigen, ist nicht einzusehen, solange
es kein G u t geben kann - und nie wird die Natur uns ein solches
bescheren - , das ĂŒber Zeit und Raum hinaus die absolute Wertkon-
stanz in sich birgt.
Wenn wir nach dem absoluten Werte forschen, sind wir
nicht erkenntnisreicher geworden, wenn wir wissen, dass ein Korb
nicht nur gleich einer Tonschale sondern auch gleich 10 g Gold ist.
Verbreitert hat sich lediglich die Basis, die Zahl der Relationen
und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Gleichung wahr ist. Ver-
gessen wir doch nicht die ursprĂŒngliche Bedeutung der Werteinheit,
uns beim Tausch Diener zu sein, ihn zu erleichtern. Die Tauschopera-
tionen zwischen Einzelkontrahenten bedĂŒrfen zu DurchfĂŒhrung keines
dritten, realen Gutes, ja, es wÀre geradzu unsinnig, ein solches einzu-
schalten. Die Forderung nach dem "artgleichen Messwerkzeug" findet
hier sogar zur vollsten Befriedigung seine Lösung. Nachdem wir die
subjektiven SchÀtzungen, die die Arbeit erst in jene Richtung in ge-
wisser StÀrke gelenkt hat, als Daten hinnehmen können, sehen wir es
in geradezu kristallener Klarheit und SchÀrfe, dass der Arbeitsauf-
wand, dessen wirtschaftlicher Wert, der Beschaffungswidersand es ist,
der das natĂŒrlichste, gerechteste Mass uns liefert und zudem noch
unabhÀngig ist von allen absoluten und damit relativen Schwankungen
der einzelnen GĂŒter selbst und untereinander. Ja mögen dies in den
unwahrscheinlichsten Ausmassen revolutionieren, den Ruhepunkt wer-
den sie erst dann wieder erreichen, wenn sie nach dem natĂŒrlichen
Gesetz der gleichen Arbeitswertmengen, hier ohne jede Störung ĂŒber-
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haupt, Arbeitsmengen als Arbeitszeiten sich ausgependelt haben.
Welche Arbeit, welches Mass, welches Gut könnte dabei
von Schwankungen verschont und als absolut unberĂŒhrt fest gelten?
Keines, auch das Gold nicht, mĂŒssen wir darauf antworten. Auch das Gold
kann auf keinem anderen Wege seinen Tauschwert abgeleitet v
erhalten.
Wenn also eine Reduktion auf Gold als dem sogen. Wertmaass
nicht auch gleichzeitig die GewĂ€hr dafĂŒr bietet, dass auf lanfe Sicht
hinaus keine Aenderung der Produktionsweise eintreten wird und in-
folge grösserer oder geringerer WertschÀtzungen einzutreten braucht,
so ist es unlogisch, auf diesem Punkte schon genĂŒge zu finden. Nie
und nimmer ist das Gold und ist kein Gut von Natur aus ein, ĂŒber den
Augenblick hinausreichendes absolutes Wertmaass und wenn es darum
das Wesen der Werteinheit ausmachen mĂŒsste auf ein solches Gut
von historisch gĂŒltiger Konstanz basiert zu sein, sie könnte dieser
Funktion in der Wirtschaft nicht gerecht werden.
Aber wir sahen es, wenn wir von ihrer Funktion als Tausch-
mittel sprachen, dass das wesentliche Moment nur das eine sein kann
die relativen Beziehungen der GĂŒterwerte auszudrĂŒcken und dies ver-
mag sie unbeeinflusst von Wertschwankungen fremder GĂŒter als
auch denen ihres Eigenkörpers. Gleich, ob einzelne oder alle oder
ob nur das Gold als Wertmaass seinen Eigenwert Àndert, das Tausch-
mittel Gold wird als Werteinheit die relativen Beziehungen auch
nach völliger Umlagerung doch wieder genau anzugeben vermögen.
Und nochmals sei betont, was die absoluten Wertgrössen anlangt, eine
dahin gehende ErwÀgung bereits vor diesem Akte liegen muss und
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begrifflich nicht damit zusammenhÀngt.
Wann wir ĂŒberhaupt in der geschichtlichen Betrachtung
erstmals mit dem Begriff Werteinheit operieren wollen, muss eine
mehr oder minder willkĂŒrliche ErwĂ€gung sein. Nicht wollen wir von
Werteinheit sprechen etwa beim ersten zufÀlligen Tausch, indem wir
sagen, und wir könnten das, das eine Gut sei gewissermassen die Wert-
einheit des anderen, sondern wollen Werteinheit dann erst als Tat-
sache gelten lassen, wenn eine Gemeinschaft in all ihren wirtschaft-
lichen Handlungen sich zwanglos eines einzigen Wertausdruckes be-
dient. Voraussetzung fĂŒr die Werteinheit ist als eine historische
Entwicklung in einem wirtschaftlichen Verband und die Werteinheit
ist in der GĂŒltigkeit und in der Wahrheit des Ausdruckes um so
allgemeiner und bestimmter, je kulturell entwickelter, je weiter
verzweigt und doch wieder je fester in einander gefĂŒgt das gemein-
same öffentliche und wirtschaftliche Leben sich dort abspielt.
Die kon-s-tinuierliche Linie, die harmonisch-organische
Entwicklung, die die geschlossenen Hauswirtschaften ĂŒberwunden, sie
zu VerbĂ€nden darĂŒber hinaus und diese wiederum vielleicht zu noch
grösseren Gemeinschaften zusammengeschweisst hat, sie schafft dazu
notwendig auch die Ă€usseren Formen und MIttel fĂŒr das rechtliche
und öffentliche Leben. Als eine der wesentlichen Normen hat die
Gesellschaft, die wir von nun an zur Verdeutlichung den Staat nennen
wollen, das wirtschaftliche Leben zu regeln und ordnen ĂŒbernommen;
die Sitte prĂ€gt er zu RechtsĂ€tzen und als einen solchen mĂŒssen wir
es ansehen, wenn er die reale Werteinheit durch Namengebung Àusser-
lich zu einer staatlichen Kategorie stempelt. Der Staat lĂ€sst StĂŒcke von
bestimmtem Edelmetallgewicht durch die PrÀgung zu seinem, inner-
halb seiner Grenzen gĂŒltigem Gelde werden. Die staatliche AutoritĂ€t
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sollte Wage und Probierstein erĂŒbrigen, das aufblĂŒhende Wirt-
schaftsleben sollte von den starren Fesseln befreit werden.
Die Relationen drĂŒcken sich nimmer in Gewichtsmengen aus, sondern
in einem Teil oder der numerischen Vielheit der staatlich prokla-
mierten, dabei noch durchaus realen Werteinheit, wobei diesen Neu-
ordnung immer nur einer Umrechnung, keineswegs einer Umwertung
gleichbedeutend sen kann. Was wir bisher die Relationen der
GĂŒterwerte nannten, das sind jetzt die Preise, denn diese sind im
Grunde nichts anderes als VerhÀltniszahlen. Die Tauschmittelfunk-
tion des Geldes als der Form, oder besser der Werteinheit als des
Inhalts schÀlt sich mit jeden weiteren Schritt der Betrachtung
immer deutlicher heraus. Zwar sind die beiderseitigen Objekte
jedes einzelnen Tausches immer noch RealitÀten, und das ist not-
wendig, solange die staatliche AutoritÀt noch nict in dem spÀ-
teren Maasse gefestigt und in lĂ€ngerer Webung eine GewĂ€hr fĂŒr
die reibungslose Abwicklung des Verkehrs gegeben war.
Greifen wir unsere frĂŒhere Gleichung wieder auf, die
lautete:
1 Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale.
Bei der Inbeziehungsetung des Korbes zu den 10 g Gold ist die
reale Uebereinstimmung, wenngleich die 10 g Gold fĂŒr den Korb-
flechter nichts Definitives bedeuten und er im Geiste gleich
wider die dazugehörige Gleichung wie 10 g Gold zu 1 Ton-
schale anstellt, doch ohne weiteres erkenntlich gegeben. Bei der
Reduktion auf den Preis aber, 1 Korb ist gleich 27,90 M ( Fiktion:
Vom reaalen Goldtausch wurde direkt zum Marktwert ĂŒbergegangen
gleich Vergleichung der Vorkriegszeit 1 kg Gold ist gleich
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2.790.- M) fehlt uns zum vollen VerstÀndnis des equivalenten
Tausches wieder eine weitere Gleichung:
2.790,- M zu 1000 g wie 27,90 M zu 10 g,
mit anderen Worten - wir mĂŒssen den MĂŒnzfuss kennen. Noch umstĂ€nd-
licher und verzweigter werden die Vergleiche, wenn der Korbflech-
ter nun gar noch weitere ErwÀgungen anstellen muss, um in den Be-
sitz der Tonschale zu gelangen. Das Geld wÀre die törichteste Ein-
richtung und wir könnten nicht glauben, dass es solches Geld gÀbe,
dass der Verkehr zu seiner Erleichterung und Beschleunigung sich
eines solchen I vvnvv strumentes bediente oder es eigentlich erst so
recht schuf, das ihn wie eine Zwangsjacke hemmen mĂŒsste, wenn, ja
wenn eben die Funktion des Tausch g u t e s das wesentliche Merk-
mal des Geldes bedeutete.
Das Vorhandensein des realen Tauschgutes kann uns somit
nicht hinden, so sehr es auch das Bild verschleiern kann, den wahren
Charackter des Geldes im Tauschmittel zu erblicken, ja sogar dann
erst den Begriff Geld ĂŒberhaupt anzuwenden, wenn die Werteinheit,
auf die es lautet, ihrem Inhalt und Wesen nach vom Objekt zum MIt-
tel sich gewandelt hat. Wenn die Werteinehit, das Gut Gold, gleich
wie es in jener definiert ist, allein den Gegenpol zu allen anderen
GĂŒter bildet, so ist es naturnotwendig, dass es, ausgenommen den
Fall wirklich einmal zur letzte Befriedigung zu dienen, die histo.
rische Verankerung und damit auch seine SelbststÀndigkeit im mensch-
lichen Denken verliert und uns als Grösse nurmehr in der Vielfalt
der Relationen und Preise etwas zu sagen hat. Die Gewonheit des
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tÀglichen Lebens spricht auch nicht mehr von Tausch, sondern von
Kauf, ja selbst der dem Sinn nach richtige Ausdruck Tauschmittel
bildet sich in K^^o^^nsequenz um in Zahlungsmittel. Ist das nicht
auch, wenn auch nur rein Àusserlich eine BestÀtigung des von uns
herausgebildeten Gedankenganges? Das konkrete Geld spielt eine
ganz untergeordnete Rolle, seinen Geist erhÀlt es durch die Wert-
einheit eingehaucht, auf die es lautet, und die Wirklichkeit die
Grundlage des ganzen Wirtschaftsverkehrs bildet.
Wir streiten hier nicht darĂŒber, ob das Geld stoffwert-
voll oder wertlos zirkulieren muss und kann, das ist eine sekundÀre
Frage. Uns ist nur wichtig, ob die Werteinheit real bestimmt und
im Stoffe verankert oder ob sie auch eine abstrakte rein rechneri-
sche Grösse sein kann.Wenn wir sehen und sagten, dass die WErtein-
heit ihrem Wesen nach vom Objekt zum Mittel geworden ist, so ist
ein Teil der Antwort schon voraus genommen, und es bleibt uns nur
noch zu fragen ĂŒbrig, dass, wenn schon das Mittel die Seele der
Werteinheit ausmachen soll, ob es dann losgelöst von jeder Bindung
an eine RealitÀt, ob es dennoch in einer solchen sich verkörpern
oder ob es nur eine solche symbolisieren mĂŒsse.Hier bleibt uns
noch genĂŒgend zu lösen ĂŒbrig.
Wiederlegt hoffen wir nur das eine zu haben, dass von dem
Augenblicke an, wo wir von Werteinheit sprechen - in der wirt-
schaftlichen Gemeinschaft, die sich allgemein und immer gleichem
historisch begrĂŒndeten Wertausdruckes bedinet - nicht jeder wirt-
schaftliche Akt, jeder Tausch, Kauf oder Verkauf wie wir es gerade
nennen wollen, immer von neuem die ErwÀgung des AbschÀtzens
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am Golde notwendig macht. Bewiesen hoffen wir zu haben, dass es in
genanntem Stadium, auch wenn die Werteeinheit noch in stoffwertvol-
lem Material verkörpert ist, es doch nicht mehr ihre Aufgabe sein
kann, absolutes Maass fĂŒr alle ĂŒbrigen Dinge abzugeben, sondern
im Ausdruck der Ein-oder Vielheit die GĂŒter der Aussenwelt kom-
mensurabel zu machen.Ob dann, wenn die Werteinheit ihrem Wesen nach
und funktionell bereits "die reine ObjektivitÀt" besitzt, eine Zu-
rĂŒckreduktion auf den historischen Urgrund als Stoff nicht doch
notwendig oder wenigstens wĂŒnschenswert erscheint und unter wel-
chen besonderen U^^m^^stÀnden das der Fall wÀre, kann erst die weite-
re Untersuchung aufklĂ€ren. Die daran sich anknĂŒpfenden Erörterungen
wollen wir darum auch hier abbrechen, um die weiteren Daten der
Entwicklung zu skizzieren.
Soweit wir bisher analysieren konnten, erkannten wir,
dass die Werteinheit zwar eine Wandlung bezĂŒglich ihres Inhaltes
und ihres Wesens erfahren hatte, wÀhrend der Equivalenztausch Àus-
serlich immer noch aufrecht erhalten blieb. Je mehr nun aber die
Produktion der Grösse und Reichhaltigkeit nach sich steigerte,
desto schwieriger musste es sein, diese gleichen Mengen von Edel-
metallen fĂŒr den Handel zu beschaffen und so konnte es nicht aus-
bleiben, dass man zwar auf der einen seite den Segen der eröhten
ProduktivitĂ€t verspĂŒrte, auf der anderen aber auch die AnhĂ€ufung
von Gold und Silber, diesen toten Schatz, als eine zwcklose Mate-
rial-und Kraftverschwendung erkannte. Wir befinden uns hier an der
Bruchstelle, wo wir zu einer neuen Phase unserer Wirtschaft kommen,
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die mit dem Worte K r e d i t gekennzeichnet ist.Mit Hilfe des
Kredits wurde Gold als ausschliessliches Zahlungs-oder Tausch-
mittel ĂŒberwunden; wir tauschen nicht mehr Ware mit barem Gelde,
sondern Ware auf Kredit gegen eine Forderung. So wirkt die Seele
des Geldes als Werteinheit begrifflich weiter auch dort, wo sie
sich ĂŒner den Stoff erhebt.
Ueberlegen wir aber,dass nur derjenige Kredit geben kann,
der nicht sofort auf das Equivalent seiner Arbeit angewiesen ist;
dass also wirtschaftliche LeistungsfĂ€higkeit Voraussetzung fĂŒr
ein durch KreditgewÀhrung entstandenes Forderungsrecht bildet.
Persönlich, sachlich, örtlich und zeitlich gebunden ist es nicht
dazu geeignet im Bedarfsfalle mobil gemacht werden zu können und
so lange das nicht jeder Zeit möglich war, solange das eine ZufÀl-
ligkeit und Ausnahmeerscheinung darstellte, solange konnte auch
die KreditgewÀhrung, die das Charakteristikum erst dann darstellt,
wenn sie allgemein geĂŒbt ist, nicht die Erlösung aus den Fesseln
des Stoffgeldes uns bescheren. Eine Kompensation der verschiedens-
ten Forderungsrechte wÀre zwar begrifflich theoretisch möglich,
denn die Summe aller Soll- und Ahbenposten mĂŒssen von der Perspek-
tive der Volkswirtschaft gesehen sich genau aufheben; hier aber
handelt es sich darum, einen fĂŒr das tĂ€gliche Leben gangbaren, prak-
tischen Ausweg zu finden. Wer wird dieser Schwierigkeiten leichter
Herr werden, als die autonome Wirtschaft selbst, die sich nicht
durch ihre Eigenbehelfe in starre Banden legen lÀsst, die vielmehr
aus sich selbst heraus die technischen Mittel gebÀren wird, die
si zu ihrer glatten Abwicklung wird nötig haben. Und diesen TrÀger
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finden wir im Wechsel, der damit die ganze Wirtschaft auf ein
sicheres F^^u^^ndament stellt. Von seinen sonstigen Rechtstiteln ab-
gesehen bedeutet er in seiner Urform nichts anderes wie eine
Quittung ĂŒber wirtschaftlich gegebenen Kredit. Der Wechsel ist fĂŒr
den Kreditgebenden Legitimationspapier fĂŒr eine wirtschaftliche
Leistung, fĂŒr die Hingabe eines Gutes; er ist gewissermassen das
Protokoll darĂŒber, dass ein Tausch beabsichtigt sei, dass aber erst
der eine der beiden Kontrahenten zu leisten in der Lage war, wÀh-
rend der andere urkundlich bestÀtigt oder verspricht, den schul-
digen Gegenwert nach einer bestimmten Frist einzulösen. Die dem
Sinna nach unverÀndert fortbestehende Tauschwirtschaft erfÀhrt nur
durch die, zwischen die Tauschhandlungen getretene, aber durch
den Kredit ĂŒberbrĂŒckte Zeitspanne eine Komplizeirung, die uns bei
nachlĂ€ssiger Betrachtung verfĂŒhren könnte, den Tausch, dessen letzte
Handlung erst immer den definitiven Ruhepunkt bedeuten kann, zu
negieren. Die ganze Entwicklung erkennen wir als eine zwangslÀufi-
ge, die gewaltsam zur letzten Spitze treiben muss, wenn wir die
tatsÀchliche moderne Wirtschaft unserer Betrachtung zu grunde
legen. Wo neben dem stossweisen Produktionsprozess tausend kon--s--ti-
nuierlich fortlaufende Konsumakte einher gehen, da mĂŒssen die
Tauschoperationen dieser Gruppen ihr besonderes GeprÀge erhalten
und werden besondere technische Mittel beanspruchen. Und werden
wir uns klar, dass in der heutigen Wirtschaft wir fast alle sowohl
auf der einen wie auch auf der anderen Seite zu stehen kommen,
dann erkennen wir das ganze Problem nicht mehr als ein privates,
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sondern als ein im höchsten Masse gesellschaftlcihes an, das in
gesellschaftlichen, gesetzlichen Normen den sichtbaren Ausdruck
finden muss. Und die Krönung der ganzen Entwicklung erleben wir
in der Geldschöpfung auf Grund des acceptierten Warenwechsels.
Die TĂ€tigkeit der Instanz, die der Wirtschaft den^^ie^^ Wechsel mit
ihren zufĂ€lligen Summen ausgedrĂŒckt in werteinheiten in staat-
lich begĂŒltigte StĂŒcke auf runde Summen lautend, und dazu frei
ĂŒbertragbar, das ist in Geld umwechselt oder genauer gesaggt, vor-
schiesst, ist, mag sie auch von einem, dem Namen nach privaten In-
stitut wie der Reichsbank geleitet sein, eine durchaus volkswirt-
schaftliche, denn diese Stelle ist der organisierte Ausdruck der
Gemeinschaft, sie handelt im Namen und zum Nutzen der Gesamtheit.
Den Dienst, den solches Geld fĂŒr jene Gemeinschaft leistet,
können wir uns vergegenwÀrtigen, wenn wir uns den gesamten Zahlungs-
verkehr - oder wir können ihn auch noch durch alle Àussenren
Formen als Tauschgrundlage erkennen, wenn wir d--en--iesen auf ein allgemein-
nes Abrechnungs_ und Verrechnungsverfahren gestellt denken, wie dies
ohne Geld in der arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dann notwendig
der Fall sein mĂŒsste. Es wĂ€re ein auf die höchste Spitze getriebe-
ner, bargeldloser Verkehr, wie wir ihn uns vielleicht noch technisch,
kaum aber praktisch könnten vorstellen. Aller Zahlungsverkehr des
Landes wird durch den Giroverkehr ihrer Zentralbank vollzogen.
Bendisen hat in seinem "Geld und Kapital" diesen Zustand einmal
angedeutet, bei dem dann die Banknoten nicht Verpflichtung zur Zahlung, sondern Verpflichtung der Zentrale zur Gutschrift wÀren.
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Zwischen einer solchen aus Leistung geborenen G u t s c h r i f t s-
Banknote und unserer Z a h l u n g s m i t t e l-Banknote ist
inhaltlich und in wirtschaftlicher Wirkung kein Unterschied.
Was obiger Variante im tÀtigen und tÀglichen Leben entgegensteht,
das ist bildlich und drastisch ausgedrĂŒckt der "10 Pfennig-Automat"
der rosten muss, wenn wir es nurmehr mit Be-und Entlastung zu tun
haben. Wenn wir eingangs sagtenm die Wirtschaft schiesst vor, um
die Tauschhandlungen zu beendigen, so ist damit auch eigentlich schon
gesagt, dass das Geld als das sichtbare Verrrechnungsmittel darnach
begrifflich ausser Kurs gesetzt sein muss, aber das geschieht in
der Form der Einlösung beim Wechselschuldner als dem sÀumigen
Tauschkontrahenten. Er nur allein kann in Wahrheit den Tauschakt
beenden. Wenn in der Erwartung jener letzten Leistung die Wirt-
schaft jene Tauschwerteinheiten sich eigentlich kĂŒnstlich selbst
vorstreckt, so konnte sie das eben nur tun, weil das GĂŒterreservoir
der Wirtschaft infolge gleichen Z^^u^^und Abstroms nie geleert ist.
Das kann hier einstweilen nur angedeutet werden.
Wir wollen die Möglichkeit einer weiteren Fortentwick-
lung oder vielleicht wÀre es nur eine Umbildung der Anpassung,
nicht ohne weiteres verneinen; wir sind nur fĂŒr den Augenblick
der gegenwÀrtigen Verfassung auf der Spitze angelangt. Die Entwickl-
lung von der B^^u^^chforderung ĂŒber den Wechsel bis zur Banknote
zeigt deutlcih in jedem Stadium den Fortschritt und zugleich Stand
und Egenart der Wirtschaft. Die Banknote ist enthoben ĂŒber per-
sönliche, sachliche, örtliche und zeitliche Bindung, wie sie der For-
derung und wenn schwÀcher, so doch auch dem Wechsel anhaftet.
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Aus ihnen hervorgegangen und gleichen Wesens mit ihnen, dadurch
wurzelnd in der produktiven Leistung der Gemeinschaft die mittel
allgemein gĂŒltigen Wertbegriffen rechnet, so ist die Banknote, sol-
che Werteinheiten reprÀsentierend das moderne Geld geworden, das
wie ursprĂŒnglich das reale Tauschgut - das Geld im Gewichte oder
auch bereits im Ausdrucke der Werteinheit - in unserer Wirtschaft
als Tauschmittelfunktion den Verkehr ermöglicht. Jetzt, wo zu den
GĂŒtern in besonderem Maasse noch Diense und Nutzungne als selbs-
stĂ€ndige wirtschaftliche Faktoren treten, mĂŒssen auch diese in
den Kreis der Relationen mit hineingezogen werden und damit taucht
die eingangs gestellte Frage erneut auf, welches Maass denn geeig-
net wÀre, die durchaus differenzierten Dinge ihrem absoluten Werte
nach zu bestimmen. Zwar haben wir dem Wert der Waren auch vorher
schon nach der Menge der angewendeten Arbeit bestimmt; dieses
allein war wertbildend ohne RĂŒcksicht auf die Art des der Arbeit
zu gruned liegenden Naturstoffes der an sich wirtschaftlich
wertlos ist. Die Entlohnung der Arbeit bedeutete ehedem die gegen
das gestellte Gut getauschte Ware, worinnen gleiche Arbeitsmengen
in beiden FÀllen verkörpert waren. Heute hat nicht jeder Arbeiter
mehr das Produkt seiner Arbeitsleistung in HĂ€nden und darum
mĂŒssen die Beziehungen nicht nur auf die GĂŒterwerte sondern
getrennt von ihnen auch auf deren Einzelfaktoren, die Dienste
erweitert werden. Das Geld und in besonderem Maasse die Kategorie
des stoffwertlosen Papiergeldes ist nur befÀhigt Relationen
aufzudecken, obgleich dieses " n u r " genĂŒgt, den Mechanismus
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des Wirtschaftslebens in Bewegung zu halten1/2 Wie jedes Teilgut frĂŒh-
her --e--in einem entsprechenden Teilgewicht dargestellt, so kann
auch bei modernen Bankgelde jeder Faktor des in Arbeitsteilung
entstandenen Produktes in einer entsprechenden Anzahl von Wert-
einheiten symbolisch vergegenstÀndlicht und damit die Distri-
bution ermöglicht werden. Der Begriff der Werteinheit ist heute
so in unser Denken und FĂŒhlen eingehĂ€mmert, dass wir uns im tĂ€g-
lichen Leben nicht die Frage nach deren absoluten Werte stellen
mĂŒssen. Wohl aber muss die Wissenschaft versuchen, das Dunkel
zu durchdringen; insbesondere wird es sich darum handeln, das in
so langer Entwicklung geborene Bankgeld - unser heutiges Geld
schlechthin - um dazu alles, was begrifflich damit verwoben ist
wie Bardeckung, Geldeinlösungspflicht, PrÀgefreiheit und mehr
nÀher zu analysieren. Die Betrachtung des Kreislaufes der Wirt-
schaft, der Einkommensbildung und GĂŒterverteilung, die den Rahmen
des folgenden Teils abgeben soll, wird geeignet sein, die Zusam-
menhÀnge unserer Wirtschaft aufzudecken und manche der gestell-
ten Fragen der endlichen Beantwortung ertgegen reifen lassen.
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noch von einer Tauschwirtschaft zu sprechen, wobei aber bei letz-
terer Ausdrucksweise nicht ohne weiteres ersichtlich ist, ob der
Tausch bereits bei Hingabe des Geldes oder erste bei Wiederein-
lösung desselben in Waren als vollendet zu gelten hat. Mag eine
Theorie auch einen Warenkauf mit gleichzeitiger Geldzahlung als
einen Tausch charakterisieren wollen, wobei auch beim stoffwert-
losen Gelde alle Gesetze eines realen Tausches, gleich wie bei
zwei stofflichen GĂŒtern obwalten; bei der Betrachtung der Wirt-
schaft mĂŒssen wir uns wieder begegnen, in deren Grenzen innerhalb
einer bestimmten Periode alles zum letzten definitiven Tausche ,
zum Konsum drÀngt. Nur dadurch wird die Wirtschaft wieder in das
Gleichgewicht gebracht und zugleich zu neuer Leistung angefacht.
Und zu diesem letzten Konsumakte gehören von der volkwirtschaft-
lichen Perspektive aus gesehen alle GĂŒter die verzehrt oder doch
nicht mehr mobil gemacht und nimmer in die Zukunft wirken können.
Auch wenn das Geld stoffwertvolles Gut und etwas die zeitlich
beschrĂ€nkten Produktionsphasen Überdauerndes, gewissermassen
Ewiges darstellt und immer aufÂŽs neue gegen GenussgĂŒter zu tau-
schen bereit ist, auch dann wird, natĂŒrlich immer nur periodisch
gesehen, dieses Stoffgeld zum Stillstand verurteilt sein, wenn
die ĂŒber den Eigenbedarf verfĂŒgungsfreien Waren gegen andere
ebensolche sich ausgetauscht haben und so innerhalb der vorhan-
denen Möglichkeiten der grösste SÀttigungsgrad des Konsums er-
reicht ist. Von diesem Augenblicke an ist das Geld begrifflich
nicht mehr T a u s c hgut, sondern einfach Gut, ein Besitz wie
irgend ein anderer, der in der Hand des Wirtschafters nach vol-
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lendetem Austausch seine ĂŒberschĂŒssigen Produkte in andere Konsum-
gĂŒter mittels jenes Geldes doch im Einzelfall, nie aber in der Gesamt-
heit möglich sein. In anderen Falle, wo das GEld in eienm stoffwert-
losen Material vergegenstÀndlicht ist, und das ganz besonders bei
dem durch den Warenwechsel an die Produktion gebundenen Gelde,
das wiederum eingezogen und damit volkswirtschaftlich vernichtet
wird, bei dem --a--kann von einem definitiven Tausche zwischen Geld und
Ware, wenn ĂŒberhaupt, so doch nur sehr gezwungen und gewagt gespro-
chen werden.
Wohl aber können wir dort, wo freie Menschen in wirtschaft-
liche Beziehungen zueinander treten, diese, wenn sie von einem ge-
schlossenen Wirtschaftsverbande organisiert werden, zusammen genom-
men als Tauschwirtschaft allgemein anerkennen. Das Prinzip der
Äquivalenz, das wir geneigt sind, in den Tausch zu legen, kann durch
MachtverhĂ€ltnisse getrĂŒbt bis schrill gestört werden, aber hier
bei der Betrachtung des Kreislaufes kann es nur darauf ankommen,
innerhalb der ganzen Wirtschaft nachzuweisen, dass trotz dieser
Störung plus und minus sich aufhebt und der GĂŒterausgleich auf
dieser Grundlage sich hat vollziehen können.
Wir mĂŒnden hier in die Frage des Wertes und Mehrwehrtes
ein, ohne hier dem weiter nachforschen und ohne erreichen zu wollen,
wie weit im einzelnen jenes plus oder minus ĂŒber das durchschnitt-
liche Einkommen in der nur gedankanklich möglichen Abstraktion "der
Gesellschaft der Gleichen" hinaus schwingt oder zurĂŒckbleibt. Wir
sahen nur, dass solche M^^ö^^glichkeit besteht, wenn der Arbeitende
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nicht mehr das Werk seiner Arbeit verfĂŒgungsbereit in HĂ€nden
hat, dass die Spanne eine immer grössere zu werden vermag, je
entfernter der Wirtschaftende einer fertigen Ware insbesondere
den Produktionsmitteln steht, je weiter die AbhÀngigkeit reicht,
ohna aber, was wesentlich ist, der Àusserlichen Freiheit verlustig
zu gehen. Wenn, wie wir gesehen haben, ein G^^u^^t sich definitiv nur gegen ein anderes austauschen kann, so ist das natĂŒrlich fĂŒr die
ganze GĂŒterwelt von GĂŒltigkeit und in der Volkswirtschaft kompen-
sieren sich im Endzustande zwei gleiche GĂŒterkomplexe.Die Schwie-
rigkeit, das plastisch zu erkennen, mĂŒssen wir hier im besonderen
darin suchen, dass in der mordernen Wirtschaft, wohl Nutzungen und
selbstÀndige Dienste, die in keinerlei konnexer Beziehung zu deren
Warenwelt stehen, ihrerseits doch an der GĂŒterentnahme aus der
Wirtschaft, am Kuuo uunsum beteiligt sind und im allgemeinen noch darin,
dass die Tauschhandlungen aus einander gerissen und erst durch
den Kredit wieder verbunden werden, ferner dass der Schleier des
Geldes ĂŒber den gĂŒterwirtschaftlichen wesentlichen VorgĂ€ngen
gebreitet liegt. Wir bestreiten zudem nicht, dass alle VorgÀng
hier nicht ihre Wurzeln haben, wollen aber im Ferneren ein Bild geben, das
, ohne das Gesagte zu negieren, den modernen Erscheinungen doch eher
gerecht und uns allgemein verstÀndlicher wird.
Vorher aber wollen wir noch die Auffassung Schumpeters
wiedergeben, der etwa folgendermaassen ausgefĂŒhrt:
"Wirtschaft ist der Kreislauf von produktiven Aufwen-
dungen und konsumtiven Verwendungen innerhalb einer Periode und
und zwar realisieren sich Produktion und Verteilung durch den
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Austausch von produktiven Leistungen sachlicher und persönlicher
Natur gegen GenussgĂŒter. FĂŒr letztere allein gelte der Ausdruck
Sozialprodukt. Die Produktion ist wirtschaftlich nicht anderes
als ein Kombinieren von Produktionsmitteln und damit realisiert
sie in den GeschÀftsakten, im Eigentum von Produktionsmitteln
gegen GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden-und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden- und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter u.s.f. Die Produzenten von produzierten
Produktionsmitteln tauschen gegen GenussgĂŒter und diese wieder
aus gegen Produktionsmittel, mittels deren sie wieder neu zu pro-
duzieren imstande sind. Der Anteil des einzelnen hÀngt von dem
Marktwert seiner TĂ€tigkeit ab. Jedes Subjekt wirft in den gĂŒter-
wirtschaftlichen Automaten seinen Beitrag und erhÀlt durch den
Mechanismus eine GĂŒterquantitĂ€t und alle diese GĂŒterquantitĂ€ten
die Einkommen, erschöpfen das Sozialprodukt. Das Geld nun zerreisst
die Volkswirtschaft, die sonst einen grossen Markt bilden wĂŒrde,
in zwei MĂ€rkte. Auf dem Produktionsmittelmarkt sind die Unterneh-
mer Nachfragende--n-- ,die Konsumenten Anbietende , auf dem GenussgĂŒter-
markt umgekehrt und so vollzieht sich dann der Austausch von
Geld gegen GenussgĂŒter. Die Kuuouunsumenten des GenussgĂŒtermarktes
sind dieselben, die auf dem Produktionsmittelmarkt als Anbietende
auftreten und können auf dem GenussgĂŒtermarkt dasselbe Geld aus-
geben, das sie auf dem Produktionsmittelmarkt eingenommen haben,
wobei die Unternehmer bezĂŒglich ihrer eigenen Leistung den
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Anbietenden auf dem Produktionssmittelmarkt und bezĂŒglich ihrer
eigenen Konsumtion den Nachfragenden auf dem GenussgĂŒtermarkt
beizuzÀhlen sind. Auf dem Produktionsmittelmarkt steht wiederum
nur soviel zur VerfĂŒgung als korporativ--n--auf dem GenussgĂŒtermarkt
ausgegeben wurde und durch Vermittlung der Unternehmer auf den
ersteren gelangt ist.

Soweit Schumpeter.
Wir mögen die Wirtschaft beleuchten, von welcher Seite

wir auch immer wollen, das Zentralproblem werden wir in der GĂŒter-
verteilung zu suchen haben und der SchlĂŒssel, der uns die Pforten
zum Kuuouusum öffnet, den finden wir im Einkommen.Der Konsumtrieb
ist das Schwungrad fĂŒr jegliche Produktion, fĂŒr jegliche Bewegung
im Wirtschaftskörper ĂŒberhaupt. Er ist immer das primĂ€re Moment
und er allein diktiert die Produktion, mag er auch wieder in seiner
möglichen Höhe an die Grösse der derzeitigen Produktion eng ge-
bunden sein. Eine Vorauseskomptierung des wahrscheinlichen Konsums
ist in der Wirklichkeit denn doch immer vom wirklichen Konsum
abhĂ€ngig und folgt ihr der nicht, so entsteht mangels Abnahme derenWare, wenn auch möglicherweise nur ganz lokal, so doch immerhin
dem Wesen nach eine Krise.

Was wir heute verzehren wollen, muss wohl das Erzeugnis

einer frĂŒheren Produktion gewesen sein, aber eben einer solchen
die vom erfahrungsgemĂ€se vorauserwartetem heutigen Kuuoouunsum vor-
geschrieben wurde. mit dem Einkommen, das wir heute ausgeben, kau-
fen wir die GĂŒter frĂŒherer Produktionsepochen. Dazu ist nötig, dass

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die Wirtschaft stets von einem konstinuierlich fortlaufenden GĂŒ-
terstrom durchflutet ist, in dem Ein-und Abfluss, Produktion und
Kuuouunsumtion in gewissen Guuruunzen sich die Wage halten mĂŒssen.Zwang-
los finden wir hier die ErklĂ€rung mancher Krise:nĂ€mlich dann,
wenn wir aus der MuuĂŒuundung mehr KuuouunsumgĂŒter erwarten, als diese uns
fĂŒr den Augenblick zufĂŒhren kann, oder in anderer Variation, wenn
wir einen spĂ€teren Kuuouunsum gewaltsam und stossweise hinaufzuschrau-
ben versuchen und fĂŒr diese dahin zielende, sich aber erst spĂ€ter realisierende TĂ€tigkeit heute schon konsumreife Equivalente ver-
langen. Hier der wirtschaftlichen Entwicklung keine Fesseln anzu-
legen und ihr auf der anderen Seite doch auch wieder schwere
Krisen zu ersparen, hier eine wahre Formel zu entdecken, das sind die
Sorgen und zugleich die Streitpunkte der Geldpolitik in bezug
auf die Geldschöpfung als auch hinsichtlich der Bank--und beson-
ders der Diskontopolitik.

Wir stellen fĂŒr unsere Untersuchung der modernen Wirt-

schaft fest, dass wir in ihr mit dem Faktum von Geldpreisen zu
rechnen haben, die uns in ihren ZahlenausdrĂŒcken zwar keinen Auf-
schluss ĂŒber deren absolute Werte, wohl aber ĂŒber das gegenseitige
VerhĂ€ltnis ihrer absoluten Werte geben. Wir wissen, dass diese Preise
einmal historischoaus dem direkten Tauschverkehr, dann aber als
eine gesellschaftliche Erscheinung begriffen werden mĂŒssen, ohne
indes an dem Kern des Wertbegriffes rĂŒtteln zu wollen, der als
Maass des gegenseitigen AbwĂ€gens nur die wirtschaftlich notwen-
dige, wertvolle und anerkannte Arbeit zulĂ€sst. Wenn nicht grundle-


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gende ProduktionsĂ€nderungen eintreten und besonders dann, wenn
wir in einen Weltmarkt verflochten sind, werden wir in den Preisen
mit gegebenen Grössen zu rechnen haben. Die Werteinheit hat die
Bedeutung, – das sei hier wiederholt – uns nur relative Werte
aufzuzeigen.Wohl aber muss jedes Gut seinen absoluten Wert aus
dem oben besagten Arbeitsfaktor ableiten und wie das im einzelnen,
so gilt es natĂŒrlich fĂŒr jedes andere Gut und alle GĂŒter, fĂŒr die
ganze Produktion der Volkswirtschaft ĂŒberhaupt. Die wirtschaftlich
wertvolle und anerkannte Arbeit, das sind in der modernen Wirtschaft
die Produktionskosten der GĂŒter und diese Aufwende insgesamt das
ist das Einkommen der Nation.

Die Kalkulation ist nicht weiter, als eine Addition von 

aufzuwendenden Produktionskosten, die eben die Einkommensanteile dar-
stellen. Wie sich dann wieder die verschiedenen Einkommenskategorien
in die Preise aufteilen, denn meist mĂŒssen wir praktisch bei ihnen
mit der starren oberen Grenze rechnen, das ist eine Machtfrage, die
uns in diesem Falle nicht interessieren kann, insofern als wir nicht
die Störungen, die in der Wirtschaftsordnung begrĂŒndet sind, im ein-
zelnen zu untersuchen haben. FĂŒr die Betrachtung des Kreislaufes
der Wirtschaft und insbesondeere fĂŒr das Erkennen des Wesens der
Werteinheit genĂŒgt es festgestellt zu haben, dass alle erzeugten
GĂŒter, alle Einkommen in sich enthalten mĂŒssen, dass aber der Zu-
griff zum Realeinkommen, das meist nur aus einer gar nicht mess-
baren Teilbarkeit an einem Gute besteht, fĂŒr den einzelnen gar
nicht möglich ist und als ein Charakteristikum der arbeitsteili-


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gen Verkehrswirtschaft auch gar nicht möglich sein kann. FĂŒglich
muss jeder sein Einkommen in einer Form zur VerfĂŒgung gestellt
haben, die es ihm dennoch ermöglicht, dem realen Wert seines Anteils,
den er iirgendeinem Gute zugefĂŒhrt hat, in anderen gleichen Werten
auf dem Markte zu erreichen. Wir haben alle unsere Arbeitskraft in 
einen Einheitsstrom von Arbeit zusammen getan, in dem alles Per-
sönliche und Individuelle untertaucht, wo aber dennoch jeder gerade
in dem Verbundensein eine Bereicherung der Gesamtheit wie auch des
einzelnen erwartet. Der ganze Arbeitsstrom findet sein Equivalent
im ganzen Arbeitsprodukt, mag auch im einzelnen wiederum der eine
auf Kosten des anderen seinen Vorteil zu erringen suchen.

Zum Realeinkommen, zum KonsumgĂŒtermarkt ist und das Nomi-

naleinkommen das Â«Sesam, öffne dich». Mittels dessen mĂŒssen wir
wieder den Anschluss an die GĂŒterwelt finden, von der wir uns in 
der arbeitsteiligen Wirtschaft mehr und mehr entfernt haben; das
Nominaleinkommen muss insgesamt das Realeinkommen vom Markte wie-
der mobil machen. So ist es uns, – gleich in welcher rechnerischen
Grösse, -die Anweisung auf den Konsumtionsfond und unter Anerken-
nung der QuantitĂ€tstheorie muss der Ausgleich von Einkommens-und
Preishöhe auf dem Markt sich vollziehen. Betonen wollen wir gleich,
dass diesenEndzustand zwar in jeder Wirtschaft erreicht sein muss,
dass aber keine dauernden Preisrevolutionen notwendig sind, die
Zungen der Wirtschaftswage, Nominaleinkommenshöhe und Preisstand zu
equilibrieren.

Wir können sagen:

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Realeinkommen R mal Preis (im Durchschnitt, Index ) P ist

gleich Normaleinkommen N und können diesem Satz sogar allgemeine
GĂŒltigkeit zuerkennen. Vorher aber haben wir schon gesehen, dass
ehedem der Begriff des Normaleinkommens noch möglich war, doch das
System der Preise, d.h. zahlenmĂ€ssig differenzierte Werteinheits-
ausdrĂŒcke sich im Verkehr herauskristallisiert hatten. Wenn nun
dieser nicht mehr imstande ist seine Arbeiter oder Mitglieder in
einem Gute zu entlohnen, das auf Grund seines Stoffwertes in jene
Relation eingezogen werden kann, so muss er an Stelle von Gleich-
wertigem(Tauschgut ) doch Gleichnamiges, Tauschmittel oder Anweisung
auf das Sozialprodukt den Leistenden zur VerfĂŒgung stellen. In
jedem Falle muss die BrĂŒcke geschlagen werden zwischen Einkommen
und Konsumtionsmöglichkeit und in der modernen Wirtschaft ist es
das Vorherrschen der Werteinehit, die in Geld oder der Wirkung
nach geldgleicher Form das Nominaleinkommen, eine, isoliert betrachtet
abstrakte Grösse mit etwas durchaus Realem, dem Produkt der ganzen
Gemeinschaft verbindet. Doch ist die Werteinheit eine Ă€ltere Er-
scheinung nd hat doch ihren Ursprung, wo wir erstmals von Preisen
sprechen; die Funktion, die wir ihr hier zuerkennen, das Bindeglied
des zerrissenen und gespaltenen Tausches zu sein, ist dem gegenĂŒber
eine abgeleitete und setzt die erstere voraus.

In der Kalkulation bedienen wir uns der Werteinheit und

addieren damit die darin ausgedrĂŒckten ArbeitsaufwĂ€nde. Der daraus
sich ergebende Preis ist dann der Kostenfaktor aller Einkommen.


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Die ParalellitĂ€t in der Höhe der Werteinheit zwischen dem Nominal-
einkommen und den Preisen insgesamt: N ist gleich R mal P, ist 
uns damit nichts Verwunderliches. Wir können auf die Wagschale
der GĂŒter nichts legen, ohne auf der anderen, wo die Arbeitsauf-
wĂ€nde und damit die Einkommen sich sammeln, StĂŒcke gleichen Ge-
wichtes, gleiche Mengen von Werteinheiten hinzuzufĂŒgen; ja es fĂŒhrt
kein anderer Weg zur Produktion als durch Aufwendungen von Arbeit
und damit von Einkommen. Der nominelle Preis eines Produktes wird
zerlegt in die prozentualen nominellen Anteile der verschiedenen
Erzeuger und sie erhalten so ihr Nominaleinkommen, prozentuale
Anteile am gesamten Produktionsfond.

Wir sehen, dass in ordnungsmĂ€ssigem Gang der Wirtschaft

die Bindungen so starke sind, dass von einem quantitĂ€tstheoreti-
schem Ausschwingen zwischen Einkommen und Preisen praktisch gar
nicht mehr gesprochen werden kann; beides sind eigentlich eines
und dasselbe. Die GĂŒterpreise finden wir in gewissen Grenzen als
gegebene Grössen vor, denn die Produktionsweise Ă€ndert sich allge-
mein meist nicht spri[ergĂ€nzt: handschriftl. u]nghaft und auch alle anderen neuerzeugten
Produkte ordnen sich in VerhĂ€ltnismĂ€ssigkeit schon ehedem sie
auf den Markt gelangen diesem Netz von Relationen ungefĂ€hr ein.
Mit der Grösse der Produktion und den Preisen wird als abhĂ€ngige
Grösse das Nominaleinkommen in absolut gleicher Höhe geschaffen.
Preiskampf und Preisrevolution kann begrifflich nicht möglich
sein, wenn beide Faktoren jeweils das gleiche bedeuten, wenn sie
nur verschieden aufgeteilt, das eine Mal in nominelle GĂŒterpreise,


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das andere Mal in nominelle Einkommen, gegeneinander gestellt aber
doch sich gegenseitig aufheben mĂŒssen. Der Konsum bestimmt nicht
nur die Höhe, sondern auch die Auswahl der Produktion und je nach
seinen objektiven WertschĂ€tzungen einerseits und den objektiven
BeschaffungswiderstĂ€nden andererseits werden diese oder jene GĂŒter
herangezogen werden. Was aber in diesem Zusammenhang mitbestimmt
das sind die Einkommen, die nicht nur allein von der Form als einer
gesellschaftlichen Einrichtung, sondern auch von der IntensitĂ€t
und der QualitĂ€t der Produktion beeinflusst und geĂ€ndert werden.
Wir deuten damit an, dass in einem gegebenen Land unter gegebenen
ProduktionsverhĂ€ltnissen alle Einkommenskategorien in einem bestimm-
ten VerhĂ€ltnis zu einander stehen mĂŒssen; dass Unternehmer und Ar-
beiter, Bauern, Beamter und freie Berufe nicht willkĂŒrlich nebenein-
ander bestehen, sondern von einer wirtschaftlichen Notwendigkeit
gezwungen sich zu einem harmonischen Ganzen vereinen mĂŒssen. Neben
dem PreisgebĂ€ude oder besser mit dem PreisgebĂ€ude ist auch das
EinkommensgebĂ€ude geschaffen und gebunden, nicht so dass bei beiden
eine absolute Starrheit erreicht wĂ€re, aber doch ein innerer Zusam-
menhang zu konstatieren ist.

Der Kreislauf der Wirtschaft wĂŒrde bei uns in dem Pro-

blem gipfeln, die Einkommen, die das Sozialprodukt aufheben sollen,
so zu ordnen und so unter alle EinkommensempfĂ€nger zu verteilen,
das insgesamt nicht mehr nominelles Einkommens auf dem Markte er-
scheinen kann, als wĂ€hrend der Produktion gleichnamige Einheiten
fĂŒr die erstellten Produkte verausgabt wurden. Darin mĂŒssen sich


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aller, aber auch alle Berufsgruppen teilen. In den GĂŒterkalkulati-
onen finden wir die Substanz fĂŒr alle Einkommen.

In einem Schema wollen wir aufzeigen, wie wir uns die

Abwicklung vorstellen und werden zu diesem Behufe vier Arten
von Einkommen zu unterscheiden haben:


1.) Die an der Produktion und an der Zumarktebringung der Genuss-
gĂŒter unmittelbar Beteiligten, also die Produzenten, HĂ€ndler, Zins-,
Renten- Gehalts- und LohnempfĂ€nger. Sie stellen die primĂ€re Haupt-
einkommensform dar und verkörpern das gesamte Einkommen der Gesell-
schaft. Alle weiteren Einkommen werden aus dieser Masse gespeist.


2.) Die an der Erschaffung des festen «volkswirtschaftlichen
Kapitals» arbeitenden Berufskreise (Bauarbeiter und -unternehmer,
BrĂŒcken-, Eisenbahnbauer usw.); sie schöpfen ihr Einkommen aus
den Ersparnissen aller ĂŒbrigen Gruppen ( 1 ; 3 ; 4 . )


3.) Die freien Berufe, wie Aerzte, Schriftsteller, KĂŒnstler usw., die
aus den freiwilligen Abgaben aller ĂŒbrigen ihren Anteil geltend
machen können .


4.) Die Beamten im Ă¶ffentlichen Dienst, die mittels Steuern jeg-
licher Art durch den Fiskus kaufkrĂ€ftig werden.


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Was an jeder bildlichen Darstellung fehlerhaft sein

muss, ist das stossweise Geschehen der Akte, die sich in Wirklich-
keit natĂŒrlich im organischen Flusse befinden. Das mĂŒssen wir auch
hier berĂŒcksichtigen, wenn wir eine Periode in ein einmaliges Ge-
schehen zusammenpressen. Was uns deutlich werden soll, ist die
Para[ergĂ€nzt handschriftlich: l]ellitĂ€t von Nominaleinkommen mit der Preishöhe der Gesamtpro-
duktion. Wenn nach unserer Zeichnung in der Kalkulation das Produkt
einen Preis von 100 erzielt, so darf fĂŒr jenes Produkt auch nicht
mehr wie 100 Einheiten auf dem Markte kaufkrĂ€ftig werden. Arbeiter,
Angestellte, Produzenten und HĂ€ndler (Gruppe I) geben insgesamt ab
an Beamte durch Steuern und Abgaben 4 mal 3 ist 12, an freie
Berufe 4 mal 2 ist 8, an die Kapitalerstellenden 4 mal 3 ist 12;
treten also von ihren Einkommen ab 12, 8 und 12 ist 32 und es
bleiben ihnen folglich 68 und diese 68 und 32 zusammen auf dem
KonsumgĂŒtermarkt ausgegeben, heben das Produkt von 100 auf.
Weiter ist im Bilde angenommen, dass die verschiedenen sekundĂ€ren
Einkommenszweige sich gegenseitig ZuschĂŒsse leisten, der Einfach-
heit halber hier immer das gleiche. Was an die kapitalerzeugenden
Berufe hingegeben wurde, bedeutet zwar fĂŒr die Abtretenden privat-
wirtschaftliches Kapital ; – privatwirtschaftliches Kapital aber,
das sich in sog. volkswirtschaftlichem Kapital niedergeschlagen
hat in dem Werk derjenigen, welche die Konsummöglichkeit von den
Sparenden erhielten. Diese haben dann, sofern es sich nicht um
direkten Eigenbesitz mit Eigenverantwortung handelt [ergĂ€nzt handschriftlich:, ] einen obligato-
rischen oder schliesslich auch dinglichen Anspruch.


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Halbfabrikate gelten als GenussgĂŒter, denn es ist leicht zu ersehen,
dass diese in der weiterverarbeitenden Produktion in deren Kalku-
lationen als ein fertiger Posten erschienen, fĂŒr den in der voraus-
gegangenen Produktion EinzelarbeitsaufwÀnde entlohnt werden muss-
ten. Zins und Rente wurde ohne weiteres dem Produzenten- und HĂ€nd-
leranteil zugerechnet. Des weiteren sind die Posten fĂŒr Abschrei-
bung und Abnutzung weggelassen, denn ob von der Gesamtheit aus ge-
sehen 20 mal 5 zurĂŒckbehalten, dafĂŒr dann einmal 100 aufgewendet
wurde, ist belanglos und muss sich zum mindesten in grösseren Zeit-
lÀufen ausgleichen.

Das Realeinkommen der Gemeinschaft besteht in der Masse

der erzeugten GĂŒter, das Nominaleinkommen in der Summe ihrer Geld-
preise. Das ist nichts zufĂ€lliges, sondern die notwendige Folge des
Gleichlaufs von Produktion und sie begleitender Einkommensbildung .
Wenn wir sagen, die Preise und in ihnen die Idee der Werteinheit
seien VerhĂ€ltniszahlen zwischen den einzelnen GĂŒterwerten, so dass
diese vergleichbar und gesellschaftlich gĂŒltig austauschbar wer-
den, so mĂŒssen wir auch bekennen, dass innerhalb der Einkommen
selbst der gleiche Geist wie bei den Preisen vorherrscht; auch sie
werden, ohne dass die absolute Leistung mehr erkenntlich ist, doch
nach gesellschaftlicher Wertung geschieden und vergleichbar. Die
Nominaleinkommen sind das Speigelbild der Preise und so können wir
die letzteren auch als VerhĂ€ltniszahlen zwischen Real- und Nominal-
einkommen bezeichnen. Das wir den Preisen die primĂ€re Rolle ein-
rĂ€umen, könnte als gegen die Tatsachen verstossend erschienen, denn


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Ă€usserlich treten tatsĂ€chlich zuerst die Einkommen in Erscheinung
und nehmen möglichst an dem Preise im einzelnen die letzte Kor-
rektur vor; aber die Preise sind nicht nur historisch gegenĂŒber
dem Nominaleinkommen das UrsprĂŒngliche, sondern selbst in der von
uns geschilderten Ordnung bilden sie sich nur in strenger Anlehnung
an einen wirtschaftlichen bereits fixierten, oder wenigstens voraus-
kalkulierten Preis.

Was aber nachzuholen wichtig ist, das ist der Begriff des

Nominaleinkommens, den wir bisher als etwas Gegebenes hingestellt
haben. Wir konnten das tun, nachdem wir im ersten Abschnitt vom
Gelde gesprochen und in ihm das technische Mittel erkannt haben,
das die Verkehrswirtschaft zu funktionieren befĂ€higt. Aber wir
sahen auch, Voraussetzung fĂŒr das Geld ist wiederum das Vorhanden-
und Wirksamsein der Preisidee, wenn auch ursprĂŒnglich nur Stoff-
quantitĂ€ten zum Vergleich gelangen. Das Nominaleinkommen ist nun,
(wenigsten teilweise) dieses Geldeinkommen. Wie weit die beiden
Begriffe sich decken, ist in jedem Einzelfall wohl verschieden;
sie können das völlig tun, wenn das ganze Einkommen in Geld erstat.
tet ist, d.h., wenn keine Möglichkeit besteht, reale GĂŒter direkt als
Einkommen zu erhalten, wĂ€hrend also Real. und Nominaleinkommen sich
stets decken mĂŒssen, weil es nur verschiedene AusdrĂŒcke gleicher
Sache sind, ist das Geldeinkommen nicht ohne weiteres eine 3.Aus-
drucksform dafĂŒr; wird oftmals nur ein Tel [sic] der erstgenannten Be-
griffe sein und kann nur in der Ausschliesslichkeit des Einkom-
mensempfanges in dieser Form zum gleichen Werte werden. Das Geld
lebt, um die GĂŒter auszutauschen, die eine FĂŒlle von Relationen


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darstellen;– wenn es heute nun den Kauf vermittelt durch Hingabe
von Nominaleinkommen gegen GĂŒter, so ist das durch den Schleier
gesehen der gleiche witschaftliche Vorgang. Diese letzte Karte
decken wir auf, wenn wir den Mechanismus kurz erklĂ€ren, wie das
Nominaleinkommen, das Geldeinkommen entsteht. Nach unserer ganzen
AusfĂŒhrung kann es keine Frage sein, dass wir es in engster Anleh-
nung an die GĂŒterproduktion zur Schöpfung bringen mĂŒssen. Stellen
wir dabei die Geldkreation auf Grund des akzeptierten Warenwech-
sels als die der Vollendung am nĂ€chsten kommende Einrichtung hin,
so handeln wir nur folgerichtig unserer bisher beschriebenen Auf-
fassung.

Im Gelde, dem ReprĂ€sentanten unseres Nominaleinkommens

haben wir einen Anspruch an die Allgemeinheit, wĂ€hrend wir iunsere
wertvollen Dienste der privaten Produktion liehen und auch hier-
her die Quelle unseres Einkommens verlegten. Jede Hingabe von Dienst
Nutzung oder Gut bewirkt zuerst einmal ein privates Forderungs-
recht, das wir irgendwann einmal zum Eigengebrauch lebendig wer-
den lassen wollen. Eine solche private Forderung ist die Buchfor-
derung und es ist der Warenwechsel, den der Fabrikant fĂŒr eine wirt-
schaftlich abgenommene Leistung in HĂ€nden hĂ€lt. In diesem Wechsel
sind aber, da viele HĂ€nde dem Unternehmer dienstbar waren, das 
Produkt zu vollenden, auch alle deren Arbeitsleistungen und fĂŒg-
lich deren Einkommen eingeschlossen und hier erlöst uns die Geld-
schöpfung vor weiteren privaten, in's kleinste zu zerlegenden
Forderungsrechten, welche die Arbeiter wiederum ihren Unternehmer


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Unternehmer [sic] geltend machen mĂŒssten. Die starre Berufsgliederung
zeugt davon, dass wir das Vertrauen zur Gemeinschaft, zu der Wirt-
schaft haben, und darum entĂ€ussern wir uns unserer vergegenstĂ€nd-
lichten Arbeit, weil wir erwarten und wissen, dass wir auf dem 
Markte auch ohne dieses Gut oder Teilgut selbst doch der Equi-
valente habhaft werden können. Im privaten Verkehr konnten nur
privaten Forderungen entstehen. Die private Produktion aber ist
so enge mit einander verbunden und in solch' grosser gegensei-
tiger AbhĂ€ngigkeit, dass wir in der Marktwirtschaft, wo alles
in einander greift, wo alle fĂŒr einen und einer fĂŒr alle zusammen
stehen, dass wir dort jedes derartige private Forderungsrecht
in ein Ă¶ffentliches umwandeln und als das Symbol der Forderung
an die Allgemeinheit das Geld der Gemeinschaft, das staatliche
Geld ansehen. Die Reichsbank fĂŒhrt hier nur eine Funktion des
Marktes zu Ende. Jede Forderung ist von der anderen Seite gesehen
aber eine Schuld, also hier eine Schuld, die von der Gesamtheit
getilgt werden muss. Praktisch geschieht das, indem wir bei der
Konsumtion Teile dieser Forderung fortgeben, bis unser ganzes
Forderungsrecht, eben unser Einkommen sich aufgelöst hat und in 
der Wirkung das Forderungsrecht und das Geld aus der Wirtschaft
entfernt ist. Wir haben konsumiert. Mit der letzten Konsumtion
und der letzten Wechseleinlösung ist der Kreislauf beendet.

Dass das Geld uns als etwas anscheinend ewig Bleibendes

in der Wirtschaft gegenĂŒbertritt, beruht auf einer TĂ€uschung.
In Wahrheit entsteht es tĂ€glich mit der Leistung und vergeht mit


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der Konsumtion, gleich wie uns ein grosses Feuerwerk eine dauernde
Helle vorspiegelt, die durch tausende von Raketen, die nacheinander
aufsteigen und wieder in's Nichts zurĂŒckfallen, verursacht wird.

Es könnte hier natĂŒrlich nicht unsere Aufgabe sein, die

Technik genau auseinander zu setzen; was wir vielmehr schildern
wollen, das sind die ZusammenhĂ€nge, sowiet sie das gezeichnete Bild
vollenden mĂŒssen. Zur Verteidigung des Wechsels wollen wir aber
doch die HauteinwĂ€nde betrachten. Seine Sicherheit und seine Eig-
nung zur Geldschöpfung, d.h., ob er wirklich absatzfĂ€hige Konsum-
gĂŒter reprĂ€sentiert, das können wir ruhig xxx dem viel bekritelten
Profitstreben der Privatwirtschaft ĂŒberlassen. Sie hat selbst
das denkbar grösste Interesse daran, Gnade vor den Augen ihrer
Mitmenschen zu finden. Die grösste Sicherheit liegt nicht etwa
in den geforderten prima Unterschriften, sondern in der wirt-
schaftlichen Unmöglichkeit, dass auch nur eine nennenswerte Anzahl
von Wechseln notleidend wĂŒrde. Die Gefahr auch, dass mehrere Wech-
sel fĂŒr ein und dieselbe Ware im Umlaufe sind, ist nicht so hoch
zu bewerten, denn der erste Wechselschuldner, der darauf GlĂ€ubiger
wird, kann den diskontierten Wechselbetrag nucht als Einkommen
geltend werden lassen, d.h. konsumieren; muss er doch sein Accept
wieder einlösen. Im ĂŒbrigen gelangt immer nur ein Prozentsatz
von Wechseln bis zum obersten Organ der Reichsbank, die ĂŒbrigen
können aus dem Umlaufe der gerade freien Gelder gespeist werden.

Doch zurĂŒck zu unserer Betrachtung: Die Einkommensgrösse,

die wir mit dem gesamten erzeugten GĂŒtervorrat gegenĂŒber stellen,
eben in dem Sinne, dass beide nur neben einander zur Entstehung


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kommen können, kann uns nur eine gedanklich mögliche Grösse
sein. Wenn wir das Geldeinkommen mit Nominaleinkommen gleich
setzen und es in Paralelle stellen zum gesamten Realeinkommen,
dann mĂŒssten wir fordern, dass jegliche Einkommen in neu geschöpf-
ter Geldform zur Verteilung gelangen. In Wahrheit wird aber Pro-
duktion in Natura verteilt, es wird mit noch umlaufendem Gelde
bezahlt, es werden Gegenforderungen aus[ergĂ€nzt handschriftl.]fgerechnet, Wechsel dienen
als Zahlungsmittel, Giroguthaben ersetzen neues Geld und so kommt
es, dass wir in diesem ganzen Konglomerat die Einkommensgrösse zu
suchen haben. Was das Geld anlangt, so ist in der Grösse der
Produktion wohl eine obere Grenze geschaffen. nach unten aber ist
der Verkehr souverĂ€n. Denken wir nun daran, dass das gleiche Geld
teilweise als blosses Rechengeld z.B. an den Quartalsterminen
aufzutreten pflegt, des weiteren auch mit tĂ€tig ist, den Kapital-
markt zu speisen. In diesen FĂ€llen steht das Geld fern seiner
eigentlichen primĂ€ren Funktion. Das Geld ist auf der einen Seite
Bescheinigung fĂŒr unsere Leistung, die sich in realem Gute hat 
niederschlagen mĂŒssen, das uf dem Markte erscheinen wird, auf der
anderen Seite ist es eine Anweisung auf wieder ein reales Gut ;
verbunden also, vermittelt uns das Geld den Austausch zwischen
den realen GĂŒtern. Das Nominaleinkommen schiebt sich nur dazwischen
als eine Folgeerscheinung der heutigen Produktionsweise. Diesen
Dienst vermag das Geld, das haben wir bereits im ersten Abschnitt
gesehen, zu leisten, weil es im ZusammenfĂŒgen und Teilen von Wert-
einheiten auch die GĂŒter vergleichbar und teilbar werden lĂ€sst.
Die Werteinheit schafft Preise und lĂ€sst durch sie den GĂŒter-


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austausch möglich werden. Das erste und letzte Glied des modernen
wirtschaftlichen Kreislaufes betrachtet. – die Distribution
scheiden wir aus, – bietet uns wieder das gleiche ursprĂŒngliche
Bild.


Die Wirtschaft erschöpft sich im Austausch von realen

GĂŒtern, und die Werteinheit ist das Instrument, auch dort, wo der 
Tausch dem Bereiche des ZufĂ€lligen entwĂ€chst und sich zu einer
gesellschaftlichswirtschaftlichen Erscheinung erhebt und verdichtet,
auch dort den Gesetzen des Realtausches die freie Bahn zu bereiten.


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alter der geschlossenen Hauswirtschaft, wo deren MItglieder je nach
Eignung durch Geschlecht und Geschicklichkeit, in freier Arbeit den
Unterhalt der Familie beschafften. Von einem Werten in solcher Wirt-
schaft kann man eigentlich nur in dem Sinn sprechen, als die Arbeit
eben nur auf solche Dinge angewandt wurde, denen man den GĂŒterwert
zuerkannte, und d.h. wieder Dinge, die im VerhĂ€ltnis zu der Dringlich-
keit des BedĂŒrfnisses den gleichen Begfriedigungs- und SĂ€ttigungsgrad
erhoffen liessen.

Die wirtschaftliche Entwicklung, die wir als Tatsache

annehmen wollen, schreitet fort. Durch irgendwelche UmstĂ€nde, wie die
Völkerwanderungen, traten die Menschen nicht nur in Beziehungen zu
anderen Wirtschaften ihres Stammes und ihrer Art, sondern auch zu
fremden Völkern mit anderen Sitten, GebrĂ€uchen und Lebensgewohnheiten;
lernen damit fremde BedĂŒrfnisse kennen und schĂ€tzen. Die ersten Tausch-
handlungen werden hier zustande gekommen sein, ohne dass aber eine
Werteinheit dabei nötig war, – ein Gut tauschte das andere aus.


Schon in den AnfĂ€ngen des wirtschaftlichen Verkehrs

spielt die persönliche Qualifikation eine Rolle, insofern als sie
zur Bildung von Berufen drĂ€ngt, ohne aber, wie wir sehen werden, den
reinen Naturaltausch noch zu stören. Wenn der Töpfer und der Korb-
flechter ihre Produkte auszutauschen trachten, so werden sie etwa die
Ueberlegung anstellen: Der Korbflechter, der die irdene Schale benö-
tigt, wird abschĂ€tzen, dass er zwei Tage zu deren Herstellung aufwenden
muss, wĂ€hrend der Töpfer sie vielleicht in einem Tage schon herstellt.
Dem Töpfer, dem der Korb begehrenswert erscheint, wird umgekehrt zwei
Tage Arbeit zu dessen Beschaffung benötigen; der Korbflechter hinwie-

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derum hierzu nur einen Tag. In der Hingabe ihres Erzeugnisses tauschen
die beiden die Arbeit eines Tages- (Ton und Weiden sind mit gleichem
Beschaffungswiederstand zu erreichen, die Geschicklichkeit der Tauschen-
den in ihrem Berufe, ihre persönliche Qualizfikation ist gleich) – sie
tauschen absolute Äquivalente. In dem Maasse aber, in dem die Hauswirt-
schaften an der Geschlossenheit, die eben ihr Wesen ausmachte, verlieren
und die FĂ€den mit anderen solchen anknĂŒpfen, weil sie aus solchem Tun
grössere und jedenfalls reichlichere BedĂŒrfnisbefriedigung erhoffen,
in gleichen Maass arbeiten sie auf eine, wenn auch noch primitive Ar-
beitsteilung hin und helfen eine neue Wirtschaftsverfassung vorberei-
ten.


Die HĂ€ufung der Tauschoperationen vermehrt zugleich die

Schwierigkeit ihrer DurchfĂŒhrung, denn nicht immer wird der Tauschende
den finden, der gerade sein Erzeugnis benötigt und das gewĂŒnschte feil-
bietet. Die GĂŒter sind naturnotwendig auch nicht von gleicher Teilbar-
keit und Dauerhaftigkeit. Wie, wenn ich hundert kleine Dinge oder leicht
verderbliche Genussmittel benötige und nur ein Rind dafĂŒr zu tauschen
in der Lage bin. S o l a n g e wird der Tausch eine ZufĂ€lligkeit blei-
ben, so lange keine Möglichkeit besteht, diese WiderstĂ€nde zu umgehen.
Nicht Menschengeist hat erfunden, sondern die natĂŒrliche, organische
Entwicklung drĂ€ngte darnach und liess aus dem Verkehr selbst heraus
ein allgemein beliebtes, gern in Tausch genommenes Gut erwachsen, das
dank seiner Eigenschaften – widerstandsfĂ€hig, relativ kostbar, teilbar
haltbar und leicht transportierbar – imstande war, jene die Entwicklung
fesselnde Schwierigkeit zu ĂŒberbrĂŒcken und damit den Tausch als allge-
mein geĂŒbte wirtschaftliche Handlung zu legalisieren. Die Geschichtss-

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schreibung erzĂ€hlt uns von Vieh, Muscheln, Fellen und vor allem und
damit betrachten wir bereits wieder eine neue Form der Entwicklung -
von Edelmetallen.

Alle Momente, die wir zu solcher bevorzugten Stellung

fĂŒr nötig erachten, die Edelmetalle vereinten sie in sich bis dass
sie in einer gewissen, irgendwie durch Stamm oder Wahl zusammenhĂ€ngen-
den Gemeinschaft als Universaltauschgut den gesamten Verkehr beherrsch
ten. Jetzt musste jedes Ding beim Tausch das Medium des Edelmetalles
passieren und erhielt seinen Wertausdruck in der Reduktion auf eine
Teilgewichtsmenge des allgemeinen Tauschgutes. Und zwar können wir
sagen, je grösser und weit verzwiegter diese Gemeinschaft der mit
gleichen Maassen Wertenden ist, je grösser und verzweigter ihr Bedarf,
je entwickelter ihr Ă¶ffentliches Leben ist, desto sicherer, zielbewuss-
ter und natĂŒrlicher, desto genauer ausbalanciert werden in der Vielheit
der Beziehungen die GĂŒterwertungen im Verkehr sich herauskristallisie-
ren. Das Edelmetall wird mĂ€hlich, ohne dass wir genau das Datum der
Geburtsstunde werden nennen können, vom Tauschgut zum Tauschmittel
sich wandeln, womit dann auch gleichzeitig begrifflich der Werteinheit
ihr Standort und ihr Wirkungskreis angewiesen wird. Wir haben dabei
wohl den Einwand zu erwarten, dass dann, wenn durchaus gleichwertige,
reale GĂŒter, wie auch hier noch, zum Tausch gelangen, der Charakter des
Tauschgutes noch absolute GĂŒltigkeit besitzt. Anerkannt sei das einst-
weilen aber nur fĂŒr einen dritten, der ohne selbst mit seinen SchĂ€tzun-
gen den gegebenen Zustand gĂŒltig werden liess, neu in den fraglichen
Wirtschaftskörper gestellt werde. Nur der wird die bekannten ErwĂ€gungen
anstellen, wieviel ihm eine Sache wert, wieviel ihm die Beschaffungsar-

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beit wert oder nicht erscheint. FĂŒr das Glied der Wirtschaftsgemein-
schaft selbst werden die relativen Wertbeziehungen in gewissen Grenzen
eine konstante, historisch zu begreifende Grösse darstellen. So weit
eine Beeinflussung seinerseits möglich war, hat er seine Stimme bereits
in die Wagschale geworfen. FĂŒr ihn wird eine Gleichung, wie ein Korb
ist gleich 10 g Gold, so genau sich auch in den objektiven Massen ĂŒber-
einstimmen mag, in seinem wirtschaftlichen Denken noch auch keine ab-
schließende Betrachtung, nicht der endgĂŒltige Zustand sein. Seine gedank-
liche Rechnung wird weiter greifen und etwa die Formel zeigen:
Ein Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale. Gold ist
zur Durchgangsstation, ist nur Mittel um zu seiner Wortgleichung:
Ein Korb ist gleich einer Tonschale, zu gelangen. Wenn alle so zustande
gekommenen Gleichungen objektiv wahr, deren Faktoren wirklich gleich-
wertig sind, gemessen an dem zur Beschaffung notwendigen Arbeitsauf-
wand, denn nur dieser allein kann in der noch primitiven Wirtschafts-
ordnung massgebend sein, dann scheint auch die Berechtigung vorzuliegen,
das wesentliche Moment nicht in der Funktion als Tauschgut sondern als
Tauschmittel zu suchen. Keineswegs verkennen wir dabei die grundlegende
Bedeutung des Tauschgutes, soweit alle spĂ€ter definierten Werteinheiten
historisch auf jenem fussen, und nicht einmal der konsequenteste Formali
mus wird sich dazu verstehen; wir anerkennen aber auch die Notwendigkeit
in der FĂŒlle der relativen WertzusammenhĂ€nge und ihren Schwankungen
einen ruhenden Pol zu suchen oder zu konstruieren, von dem wir ausgehen,
um wieder zu ihm zurĂŒckkehren zu mĂŒssen, der Anfang und Ende jeder
wirtschaftlichen Handlung bedeutet. Dass wir aber gerade zu letzterem

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Behufe das reale Tauschgut benötigen, ist nicht einzusehen, solange
es kein G u t geben kann – und nie wird die Natur uns ein solches
bescheren -, das ĂŒber Zeit und Raum hinaus die absolute Wertkon-
stanz in sich birgt.

Wenn wir nach dem absoluten Werte forschen, sind wir 

nicht erkenntnisreicher geworden, wenn wir wissen, dass ein Korb
nicht nur gleich einer Tonschale sondern auch gleich 10 g Gold ist.
Verbreitert hat sich lediglich die Basis, die Zahl der Relationen
und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Gleichung wahr ist. Ver-
gessen wir doch nicht die ursprĂŒngliche Bedeutung der Werteinheit,
uns beim Tausch Diener zu sein, ihn zu erleichtern. Die Tauschopera-
tionen zwischen Einzelkontrahenten bedĂŒrfen zu DurchfĂŒhrung keines
dritten, realen Gutes, ja, es wĂ€re geradzu unsinnig, ein solches einzu-
schalten. Die Forderung nach dem Â«artgleichen Messwerkzeug» findet
hier sogar zur vollsten Befriedigung seine Lösung. Nachdem wir die
subjektiven SchĂ€tzungen, die die Arbeit erst in jene Richtung in ge-
wisser StĂ€rke gelenkt hat, als Daten hinnehmen können, sehen wir es
in geradezu kristallener Klarheit und SchĂ€rfe, dass der Arbeitsauf-
wand, dessen wirtschaftlicher Wert, der Beschaffungswidersand es ist,
der das natĂŒrlichste, gerechteste Mass uns liefert und zudem noch
unabhĂ€ngig ist von allen absoluten und damit relativen Schwankungen
der einzelnen GĂŒter selbst und untereinander. Ja mögen dies in den 
unwahrscheinlichsten Ausmassen revolutionieren, den Ruhepunkt wer-
den sie erst dann wieder erreichen, wenn sie nach dem natĂŒrlichen
Gesetz der gleichen Arbeitswertmengen, hier ohne jede Störung ĂŒber-

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haupt, Arbeitsmengen als Arbeitszeiten sich ausgependelt haben.

Welche Arbeit, welches Mass, welches Gut könnte dabei

von Schwankungen verschont und als absolut unberĂŒhrt fest gelten?
Keines, auch das Gold nicht, mĂŒssen wir darauf antworten. Auch das Gold
kann auf keinem anderen Wege seinen Tauschwert abgeleitet v
erhalten.

Wenn also eine Reduktion auf Gold als dem sogen. Wertmaass

nicht auch gleichzeitig die GewĂ€hr dafĂŒr bietet, dass auf lanfe Sicht
hinaus keine Aenderung der Produktionsweise eintreten wird und in-
folge grösserer oder geringerer WertschÀtzungen einzutreten braucht,
so ist es unlogisch, auf diesem Punkte schon genĂŒge zu finden. Nie
und nimmer ist das Gold und ist kein Gut von Natur aus ein, ĂŒber den 
Augenblick hinausreichendes absolutes Wertmaass und wenn es darum
das Wesen der Werteinheit ausmachen mĂŒsste auf ein solches Gut
von historisch gĂŒltiger Konstanz basiert zu sein, sie könnte dieser
Funktion in der Wirtschaft nicht gerecht werden.

Aber wir sahen es, wenn wir von ihrer Funktion als Tausch-

mittel sprachen, dass das wesentliche Moment nur das eine sein kann
die relativen Beziehungen der GĂŒterwerte auszudrĂŒcken und dies ver-
mag sie unbeeinflusst von Wertschwankungen fremder GĂŒter als
auch denen ihres Eigenkörpers. Gleich, ob einzelne oder alle oder
ob nur das Gold als Wertmaass seinen Eigenwert Ă€ndert, das Tausch-
mittel Gold wird als Werteinheit die relativen Beziehungen auch
nach völliger Umlagerung doch wieder genau anzugeben vermögen.
Und nochmals sei betont, was die absoluten Wertgrössen anlangt, eine
dahin gehende ErwĂ€gung bereits vor diesem Akte liegen muss und 

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begrifflich nicht damit zusammenhÀngt.

Wann wir ĂŒberhaupt in der geschichtlichen Betrachtung

erstmals mit dem Begriff Werteinheit operieren wollen, muss eine
mehr oder minder willkĂŒrliche ErwĂ€gung sein. Nicht wollen wir von
Werteinheit sprechen etwa beim ersten zufÀlligen Tausch, indem wir
sagen, und wir könnten das, das eine Gut sei gewissermassen die Wert-
einheit des anderen, sondern wollen Werteinheit dann erst als Tat-
sache gelten lassen, wenn eine Gemeinschaft in all ihren wirtschaft-
lichen Handlungen sich zwanglos eines einzigen Wertausdruckes be-
dient. Voraussetzung fĂŒr die Werteinheit ist als eine historische
Entwicklung in einem wirtschaftlichen Verband und die Werteinheit
ist in der GĂŒltigkeit und in der Wahrheit des Ausdruckes um so
allgemeiner und bestimmter, je kulturell entwickelter, je weiter
verzweigt und doch wieder je fester in einander gefĂŒgt das gemein-
same öffentliche und wirtschaftliche Leben sich dort abspielt.
Die kon-s-tinuierliche Linie, die harmonisch-organische
Entwicklung, die die geschlossenen Hauswirtschaften ĂŒberwunden, sie
zu VerbĂ€nden darĂŒber hinaus und diese wiederum vielleicht zu noch
grösseren Gemeinschaften zusammengeschweisst hat, sie schafft dazu
notwendig auch die Ă€usseren Formen und MIttel fĂŒr das rechtliche
und Ă¶ffentliche Leben. Als eine der wesentlichen Normen hat die
Gesellschaft, die wir von nun an zur Verdeutlichung den Staat nennen
wollen, das wirtschaftliche Leben zu regeln und ordnen ĂŒbernommen;
die Sitte prĂ€gt er zu RechtsĂ€tzen und als einen solchen mĂŒssen wir
es ansehen, wenn er die reale Werteinheit durch Namengebung Ă€usser-
lich zu einer staatlichen Kategorie stempelt. Der Staat lĂ€sst StĂŒcke von 
bestimmtem Edelmetallgewicht durch die PrĂ€gung zu seinem, inner-
halb seiner Grenzen gĂŒltigem Gelde werden. Die staatliche AutoritĂ€t

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sollte Wage und Probierstein erĂŒbrigen, das aufblĂŒhende Wirt-
schaftsleben sollte von den starren Fesseln befreit werden.
Die Relationen drĂŒcken sich nimmer in Gewichtsmengen aus, sondern
in einem Teil oder der numerischen Vielheit der staatlich prokla-
mierten, dabei noch durchaus realen Werteinheit, wobei diesen Neu-
ordnung immer nur einer Umrechnung, keineswegs einer Umwertung
gleichbedeutend sen kann. Was wir bisher die Relationen der 
GĂŒterwerte nannten, das sind jetzt die Preise, denn diese sind im 
Grunde nichts anderes als VerhĂ€ltniszahlen. Die Tauschmittelfunk-
tion des Geldes als der Form, oder besser der Werteinheit als des
Inhalts schĂ€lt sich mit jeden weiteren Schritt der Betrachtung
immer deutlicher heraus. Zwar sind die beiderseitigen Objekte
jedes einzelnen Tausches immer noch RealitĂ€ten, und das ist not-
wendig, solange die staatliche AutoritĂ€t noch nict in dem spĂ€-
teren Maasse gefestigt und in lĂ€ngerer Webung eine GewĂ€hr fĂŒr
die reibungslose Abwicklung des Verkehrs gegeben war.

Greifen wir unsere frĂŒhere Gleichung wieder auf, die

lautete:
1 Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale.
Bei der Inbeziehungsetung des Korbes zu den 10 g Gold ist die
reale Uebereinstimmung, wenngleich die 10 g Gold fĂŒr den Korb-
flechter nichts Definitives bedeuten und er im Geiste gleich
wider die dazugehörige Gleichung wie 10 g Gold zu 1 Ton-
schale anstellt, doch ohne weiteres erkenntlich gegeben. Bei der
Reduktion auf den Preis aber, 1 Korb ist gleich 27,90 M ( Fiktion:
Vom reaalen Goldtausch wurde direkt zum Marktwert ĂŒbergegangen
gleich Vergleichung der Vorkriegszeit 1 kg Gold ist gleich

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2.790.- M) fehlt uns zum vollen VerstĂ€ndnis des equivalenten
Tausches wieder eine weitere Gleichung:

2.790,- M zu 1000 g wie 27,90 M zu 10 g,

mit anderen Worten – wir mĂŒssen den MĂŒnzfuss kennen. Noch umstĂ€nd-
licher und verzweigter werden die Vergleiche, wenn der Korbflech-
ter nun gar noch weitere ErwĂ€gungen anstellen muss, um in den Be-
sitz der Tonschale zu gelangen. Das Geld wĂ€re die törichteste Ein-
richtung und wir könnten nicht glauben, dass es solches Geld gĂ€be,
dass der Verkehr zu seiner Erleichterung und Beschleunigung sich
eines solchen I n strumentes bediente oder es eigentlich erst so
recht schuf, das ihn wie eine Zwangsjacke hemmen mĂŒsste, wenn, ja
wenn eben die Funktion des Tausch g u t e s das wesentliche Merk-
mal des Geldes bedeutete.

Das Vorhandensein des realen Tauschgutes kann uns somit

nicht hinden, so sehr es auch das Bild verschleiern kann, den wahren
Charackter des Geldes im Tauschmittel zu erblicken, ja sogar dann
erst den Begriff Geld ĂŒberhaupt anzuwenden, wenn die Werteinheit,
auf die es lautet, ihrem Inhalt und Wesen nach vom Objekt zum MIt-
tel sich gewandelt hat. Wenn die Werteinehit, das Gut Gold, gleich
wie es in jener definiert ist, allein den Gegenpol zu allen anderen
GĂŒter bildet, so ist es naturnotwendig, dass es, ausgenommen den
Fall wirklich einmal zur letzte Befriedigung zu dienen, die histo.
rische Verankerung und damit auch seine SelbststĂ€ndigkeit im mensch-
lichen Denken verliert und uns als Grösse nurmehr in der Vielfalt
der Relationen und Preise etwas zu sagen hat. Die Gewonheit des

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tĂ€glichen Lebens spricht auch nicht mehr von Tausch, sondern von
Kauf, ja selbst der dem Sinn nach richtige Ausdruck Tauschmittel
bildet sich in Konsequenz um in Zahlungsmittel. Ist das nicht
auch, wenn auch nur rein Ă€usserlich eine BestĂ€tigung des von uns
herausgebildeten Gedankenganges? Das konkrete Geld spielt eine
ganz untergeordnete Rolle, seinen Geist erhĂ€lt es durch die Wert-
einheit eingehaucht, auf die es lautet, und die Wirklichkeit die
Grundlage des ganzen Wirtschaftsverkehrs bildet.

Wir streiten hier nicht darĂŒber, ob das Geld stoffwert-

voll oder wertlos zirkulieren muss und kann, das ist eine sekundĂ€re
Frage. Uns ist nur wichtig, ob die Werteinheit real bestimmt und
im Stoffe verankert oder ob sie auch eine abstrakte rein rechneri-
sche Grösse sein kann.Wenn wir sehen und sagten, dass die WErtein-
heit ihrem Wesen nach vom Objekt zum Mittel geworden ist, so ist
ein Teil der Antwort schon voraus genommen, und es bleibt uns nur
noch zu fragen ĂŒbrig, dass, wenn schon das Mittel die Seele der
Werteinheit ausmachen soll, ob es dann losgelöst von jeder Bindung
an eine RealitĂ€t, ob es dennoch in einer solchen sich verkörpern
oder ob es nur eine solche symbolisieren mĂŒsse.Hier bleibt uns
noch genĂŒgend zu lösen ĂŒbrig.

Wiederlegt hoffen wir nur das eine zu haben, dass von dem

Augenblicke an, wo wir von Werteinheit sprechen – in der wirt-
schaftlichen Gemeinschaft, die sich allgemein und immer gleichem
historisch begrĂŒndeten Wertausdruckes bedinet – nicht jeder wirt-
schaftliche Akt, jeder Tausch, Kauf oder Verkauf wie wir es gerade
nennen wollen, immer von neuem die ErwĂ€gung des AbschĂ€tzens

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am Golde notwendig macht. Bewiesen hoffen wir zu haben, dass es in
genanntem Stadium, auch wenn die Werteeinheit noch in stoffwertvol-
lem Material verkörpert ist, es doch nicht mehr ihre Aufgabe sein
kann, absolutes Maass fĂŒr alle ĂŒbrigen Dinge abzugeben, sondern
im Ausdruck der Ein-oder Vielheit die GĂŒter der Aussenwelt kom-
mensurabel zu machen.Ob dann, wenn die Werteinheit ihrem Wesen nach
und funktionell bereits «die reine ObjektivitĂ€t» besitzt, eine Zu-
rĂŒckreduktion auf den historischen Urgrund als Stoff nicht doch
notwendig oder wenigstens wĂŒnschenswert erscheint und unter wel-
chen besonderen UmstĂ€nden das der Fall wĂ€re, kann erst die weite-
re Untersuchung aufklĂ€ren. Die daran sich anknĂŒpfenden Erörterungen

wollen wir darum auch hier abbrechen, um die weiteren Daten der

Entwicklung zu skizzieren.

Soweit wir bisher analysieren konnten, erkannten wir,

dass die Werteinheit zwar eine Wandlung bezĂŒglich ihres Inhaltes
und ihres Wesens erfahren hatte, wĂ€hrend der Equivalenztausch Ă€us-
serlich immer noch aufrecht erhalten blieb. Je mehr nun aber die
Produktion der Grösse und Reichhaltigkeit nach sich steigerte,
desto schwieriger musste es sein, diese gleichen Mengen von Edel-
metallen fĂŒr den Handel zu beschaffen und so konnte es nicht aus-
bleiben, dass man zwar auf der einen seite den Segen der eröhten
ProduktivitĂ€t verspĂŒrte, auf der anderen aber auch die AnhĂ€ufung
von Gold und Silber, diesen toten Schatz, als eine zwcklose Mate-
rial-und Kraftverschwendung erkannte. Wir befinden uns hier an der
Bruchstelle, wo wir zu einer neuen Phase unserer Wirtschaft kommen,

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die mit dem Worte K r e d i t gekennzeichnet ist.Mit Hilfe des
Kredits wurde Gold als ausschliessliches Zahlungs-oder Tausch-
mittel ĂŒberwunden; wir tauschen nicht mehr Ware mit barem Gelde,
sondern Ware auf Kredit gegen eine Forderung. So wirkt die Seele
des Geldes als Werteinheit begrifflich weiter auch dort, wo sie
sich ĂŒner den Stoff erhebt.

Ueberlegen wir aber,dass nur derjenige Kredit geben kann,

der nicht sofort auf das Equivalent seiner Arbeit angewiesen ist;
dass also wirtschaftliche LeistungsfĂ€higkeit Voraussetzung fĂŒr
ein durch KreditgewĂ€hrung entstandenes Forderungsrecht bildet.
Persönlich, sachlich, örtlich und zeitlich gebunden ist es nicht
dazu geeignet im Bedarfsfalle mobil gemacht werden zu können und
so lange das nicht jeder Zeit möglich war, solange das eine ZufĂ€l-
ligkeit und Ausnahmeerscheinung darstellte, solange konnte auch
die KreditgewĂ€hrung, die das Charakteristikum erst dann darstellt,
wenn sie allgemein geĂŒbt ist, nicht die Erlösung aus den Fesseln
des Stoffgeldes uns bescheren. Eine Kompensation der verschiedens-
ten Forderungsrechte wĂ€re zwar begrifflich theoretisch möglich,
denn die Summe aller Soll- und Ahbenposten mĂŒssen von der Perspek-
tive der Volkswirtschaft gesehen sich genau aufheben; hier aber
handelt es sich darum, einen fĂŒr das tĂ€gliche Leben gangbaren, prak-
tischen Ausweg zu finden. Wer wird dieser Schwierigkeiten leichter
Herr werden, als die autonome Wirtschaft selbst, die sich nicht
durch ihre Eigenbehelfe in starre Banden legen lĂ€sst, die vielmehr
aus sich selbst heraus die technischen Mittel gebĂ€ren wird, die
si zu ihrer glatten Abwicklung wird nötig haben. Und diesen TrĂ€ger

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finden wir im Wechsel, der damit die ganze Wirtschaft auf ein
sicheres Fundament stellt. Von seinen sonstigen Rechtstiteln ab-
gesehen bedeutet er in seiner Urform nichts anderes wie eine
Quittung ĂŒber wirtschaftlich gegebenen Kredit. Der Wechsel ist fĂŒr
den Kreditgebenden Legitimationspapier fĂŒr eine wirtschaftliche
Leistung, fĂŒr die Hingabe eines Gutes; er ist gewissermassen das
Protokoll darĂŒber, dass ein Tausch beabsichtigt sei, dass aber erst
der eine der beiden Kontrahenten zu leisten in der Lage war, wĂ€h-
rend der andere urkundlich bestĂ€tigt oder verspricht, den schul-
digen Gegenwert nach einer bestimmten Frist einzulösen. Die dem
Sinna nach unverÀndert fortbestehende Tauschwirtschaft erfÀhrt nur
durch die, zwischen die Tauschhandlungen getretene, aber durch
den Kredit ĂŒberbrĂŒckte Zeitspanne eine Komplizeirung, die uns bei
nachlĂ€ssiger Betrachtung verfĂŒhren könnte, den Tausch, dessen letzte
Handlung erst immer den definitiven Ruhepunkt bedeuten kann, zu
negieren. Die ganze Entwicklung erkennen wir als eine zwangslĂ€ufi-
ge, die gewaltsam zur letzten Spitze treiben muss, wenn wir die
tatsĂ€chliche moderne Wirtschaft unserer Betrachtung zu grunde
legen. Wo neben dem stossweisen Produktionsprozess tausend konsti-
nuierlich fortlaufende Konsumakte einher gehen, da mĂŒssen die
Tauschoperationen dieser Gruppen ihr besonderes GeprĂ€ge erhalten
und werden besondere technische Mittel beanspruchen. Und werden
wir uns klar, dass in der heutigen Wirtschaft wir fast alle sowohl
auf der einen wie auch auf der anderen Seite zu stehen kommen,
dann erkennen wir das ganze Problem nicht mehr als ein privates,

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sondern als ein im höchsten Masse gesellschaftlcihes an, das in
gesellschaftlichen, gesetzlichen Normen den sichtbaren Ausdruck
finden muss. Und die Krönung der ganzen Entwicklung erleben wir
in der Geldschöpfung auf Grund des acceptierten Warenwechsels.
Die TĂ€tigkeit der Instanz, die der Wirtschaft denie Wechsel mit
ihren zufĂ€lligen Summen ausgedrĂŒckt in werteinheiten in staat-
lich begĂŒltigte StĂŒcke auf runde Summen lautend, und dazu frei
ĂŒbertragbar, das ist in Geld umwechselt oder genauer gesaggt, vor-
schiesst, ist, mag sie auch von einem, dem Namen nach privaten In-
stitut wie der Reichsbank geleitet sein, eine durchaus volkswirt-
schaftliche, denn diese Stelle ist der organisierte Ausdruck der
Gemeinschaft, sie handelt im Namen und zum Nutzen der Gesamtheit.

Den Dienst, den solches Geld fĂŒr jene Gemeinschaft leistet,

können wir uns vergegenwĂ€rtigen, wenn wir uns den gesamten Zahlungs-
verkehr – oder wir können ihn auch noch durch alle Ă€ussenren
Formen als Tauschgrundlage erkennen, wenn wir deniesen auf ein allgemein-
nes Abrechnungs_ und Verrechnungsverfahren gestellt denken, wie dies
ohne Geld in der arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dann notwendig
der Fall sein mĂŒsste. Es wĂ€re ein auf die höchste Spitze getriebe-
ner, bargeldloser Verkehr, wie wir ihn uns vielleicht noch technisch,
kaum aber praktisch könnten vorstellen. Aller Zahlungsverkehr des
Landes wird durch den Giroverkehr ihrer Zentralbank vollzogen.
Bendisen hat in seinem «Geld und Kapital» diesen Zustand einmal
angedeutet, bei dem dann die Banknoten nicht Verpflichtung zur Zahlung, sondern Verpflichtung der Zentrale zur Gutschrift wĂ€ren.

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Zwischen einer solchen aus Leistung geborenen G u t s c h r i f t s-
Banknote und unserer Z a h l u n g s m i t t e l-Banknote ist
inhaltlich und in wirtschaftlicher Wirkung kein Unterschied.
Was obiger Variante im tĂ€tigen und tĂ€glichen Leben entgegensteht,
das ist bildlich und drastisch ausgedrĂŒckt der Â«10 Pfennig-Automat»
der rosten muss, wenn wir es nurmehr mit Be-und Entlastung zu tun
haben. Wenn wir eingangs sagtenm die Wirtschaft schiesst vor, um
die Tauschhandlungen zu beendigen, so ist damit auch eigentlich schon
gesagt, dass das Geld als das sichtbare Verrrechnungsmittel darnach
begrifflich ausser Kurs gesetzt sein muss, aber das geschieht in
der Form der Einlösung beim Wechselschuldner als dem sĂ€umigen
Tauschkontrahenten. Er nur allein kann in Wahrheit den Tauschakt
beenden. Wenn in der Erwartung jener letzten Leistung die Wirt-
schaft jene Tauschwerteinheiten sich eigentlich kĂŒnstlich selbst
vorstreckt, so konnte sie das eben nur tun, weil das GĂŒterreservoir
der Wirtschaft infolge gleichen Zuund Abstroms nie geleert ist.
Das kann hier einstweilen nur angedeutet werden.

Wir wollen die Möglichkeit einer weiteren Fortentwick-

lung oder vielleicht wĂ€re es nur eine Umbildung der Anpassung,
nicht ohne weiteres verneinen; wir sind nur fĂŒr den Augenblick
der gegenwĂ€rtigen Verfassung auf der Spitze angelangt. Die Entwickl-
lung von der Buchforderung ĂŒber den Wechsel bis zur Banknote
zeigt deutlcih in jedem Stadium den Fortschritt und zugleich Stand
und Egenart der Wirtschaft. Die Banknote ist enthoben ĂŒber per-
sönliche, sachliche, örtliche und zeitliche Bindung, wie sie der For-
derung und wenn schwĂ€cher, so doch auch dem Wechsel anhaftet.

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Aus ihnen hervorgegangen und gleichen Wesens mit ihnen, dadurch
wurzelnd in der produktiven Leistung der Gemeinschaft die mittel
allgemein gĂŒltigen Wertbegriffen rechnet, so ist die Banknote, sol-
che Werteinheiten reprĂ€sentierend das moderne Geld geworden, das
wie ursprĂŒnglich das reale Tauschgut – das Geld im Gewichte oder
auch bereits im Ausdrucke der Werteinheit – in unserer Wirtschaft
als Tauschmittelfunktion den Verkehr ermöglicht. Jetzt, wo zu den
GĂŒtern in besonderem Maasse noch Diense und Nutzungne als selbs-
stĂ€ndige wirtschaftliche Faktoren treten, mĂŒssen auch diese in
den Kreis der Relationen mit hineingezogen werden und damit taucht
die eingangs gestellte Frage erneut auf, welches Maass denn geeig-
net wĂ€re, die durchaus differenzierten Dinge ihrem absoluten Werte
nach zu bestimmen. Zwar haben wir dem Wert der Waren auch vorher
schon nach der Menge der angewendeten Arbeit bestimmt; dieses
allein war wertbildend ohne RĂŒcksicht auf die Art des der Arbeit
zu gruned liegenden Naturstoffes der an sich wirtschaftlich
wertlos ist. Die Entlohnung der Arbeit bedeutete ehedem die gegen
das gestellte Gut getauschte Ware, worinnen gleiche Arbeitsmengen
in beiden FĂ€llen verkörpert waren. Heute hat nicht jeder Arbeiter
mehr das Produkt seiner Arbeitsleistung in HĂ€nden und darum
mĂŒssen die Beziehungen nicht nur auf die GĂŒterwerte sondern
getrennt von ihnen auch auf deren Einzelfaktoren, die Dienste
erweitert werden. Das Geld und in besonderem Maasse die Kategorie
des stoffwertlosen Papiergeldes ist nur befĂ€higt Relationen
aufzudecken, obgleich dieses " n u r " genĂŒgt, den Mechanismus

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des Wirtschaftslebens in Bewegung zu halten1/2 Wie jedes Teilgut frĂŒh-
her ein einem entsprechenden Teilgewicht dargestellt, so kann
auch bei modernen Bankgelde jeder Faktor des in Arbeitsteilung
entstandenen Produktes in einer entsprechenden Anzahl von Wert-
einheiten symbolisch vergegenstĂ€ndlicht und damit die Distri-
bution ermöglicht werden. Der Begriff der Werteinheit ist heute
so in unser Denken und FĂŒhlen eingehĂ€mmert, dass wir uns im tĂ€g-
lichen Leben nicht die Frage nach deren absoluten Werte stellen
mĂŒssen. Wohl aber muss die Wissenschaft versuchen, das Dunkel
zu durchdringen; insbesondere wird es sich darum handeln, das in
so langer Entwicklung geborene Bankgeld – unser heutiges Geld
schlechthin – um dazu alles, was begrifflich damit verwoben ist
wie Bardeckung, Geldeinlösungspflicht, PrĂ€gefreiheit und mehr
nĂ€her zu analysieren. Die Betrachtung des Kreislaufes der Wirt-
schaft, der Einkommensbildung und GĂŒterverteilung, die den Rahmen
des folgenden Teils abgeben soll, wird geeignet sein, die Zusam-
menhĂ€nge unserer Wirtschaft aufzudecken und manche der gestell-
ten Fragen der endlichen Beantwortung ertgegen reifen lassen.

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II. Der Kreislauf der Wirtschaft; Einkommensbildung und GĂŒterverteilung.

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Wesen und Inhalt der Werteinheit erforschen suchen,

heisst soviel wie die heutige Wirtschaftsverfassung in all ihren
eng verschlungenen ZusammenhĂ€ngen erkennen wollen. Dabei ist es uns
klar, dass wir das VerstĂ€ndnis nicht gewinnen können, etwa aus dem
Studium der MĂŒnzgeschichte, denn Werteinheit ist der viel weitere
Begriff wie Geld: Werteinheit umfasst und umspannt alles, was uns im
tĂ€glichen, wirtschaftlichen Leben in mannigfacheter Form entgegen-
tritt. Was die Werteinehit erreicht, hat seine IndividualitĂ€t verloren
und ist nunmehr in der QuantitĂ€t vor anderen Dingen differenziert.

Sei es Grund und Boden oder Vieh, sei es menschliche TĂ€-

tigkeit vom Dienst des Baerensammlers bis zur höchstqualifiziertes-
ten geistigen oder organisatorischen Arbeit, ob es nun Erz und Kohle
oder gleich der stolze Oceanriese, ein Kindersteinbaukasten oder ein
Wolkenkratzer in der New Yorker City, der millionste Kliescheeabzug
eines Bilderbuches oder ob es das Kunstwerk eines unserer besten
Meister sein ;– Dinge, die wie nie und nimmer vergleichen könnten, in
der Form, dass wie sie auf einen gemeinsamen Ausdruck bringen, sie
scheinen im Spiegel der modernen Wirtschaft gleichgemacht. Der Be-
griff der Werteineheit scheint uns etwas real wirtschaftliches darzustel-
len und es bleiben ĂŒbrig und regieren nurmehr die Zahlen, die sich
gegeneinander wĂ€gen, damit den Mechanismus der Wirtschaft in Gang
setzend.

Wir sagten, die Werteinehit «scheint» eine absolut reale

grösse zu sein und wollen die Beantwortung der Frage, ob die Möglich-
keit einer so beschriebenen Wertgrösse bestehen kann und was deren

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II. Der Kreislauf der Wirtschaft; Einkommensbildung und GĂŒterverteilung.

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D e r K r e i s l a u f d e r W i r t s c h a f t .


So lose auch bei nachlĂ€ssiger Betrachtung eine

Atomisierung des wirtschaftlichen Kreislaufe mit der Wertein-
heit zusammenhĂ€ngen mag, wie wenig solches Unterfangen auch zur
Bereicherung der Erkenntnis ihres Wesens beizutragen befĂ€higt
ist, so wird uns doch gerade aus dieser Anschauung, die eigentlich,
losgelöst von jeder theoretischen Lehrmeinung uns nur die wirt-
schaftlichen Bindungen und die wirtschaftlichen Funktionen der
Werteinheit wird aufdecken können, ein Gewinn fĂŒr unsere Untersu-
chung erwachsen. In ihrem Element, der Wirtschaft, gehorcht sie
nimmer dem Winke der Theorie, die Werteinheit wandelt und formt
sich um aus scheinbar eigener Kraft heraus und die orthodoxe
Lehre weiss keinen Zauberspruch mehr, den Geist, dem jene mĂ€hlich
entwachsen ist, zu bannen. Wir sehen, d a s sind die Ă€usseren
Formen der Werteinheit, d a s vermag sie und wenn wir sie dann
so in das weit verzweigte Getriebe der Wirtschaft hineinverfolgt
und ihr Sein in den feinsten Nerven des Wirtschaftskörpers ver-
spĂŒrt haben, dann mĂŒssen wir mit dem wissenschaftlichen RĂŒstzeug
die Sonde anlegen, um den Kern, den Inhalt und den Geist der Wert-
einheit aus allen Aeusserlichkeiten herauszuschĂ€len.

So wie es historisch gesehen Aufgabe irgendeines Tausch-

gutes war, den zufĂ€lligen Austausch von Waren zwischen Einzelper-
sonen, wie es dann dem staatlichen Stoffgelde oblag den Tauschver-

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kehr innerhalb einer Wirtschaftgemeinschaft zu verwirklichen,
wie in allen Stufen und in jeder Phase der Wirtschaft stets noch
die Werteinheit den Körper, d.i. die Technik annahm, die vonnöten
war, sollte von dieser Seite die Entwicklung nicht gehemmt werden,
so wird auch der schon heiraus erkennbare Geist der Werteinheit
gleich in welcherlei Gestalt er uns in der Geldform begegnen mag,
auch in der modernsten arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dazu be-
rufen sein, um Produktion, Distribution und Konsumtion ein alles
verbindendes Band zu schlingen, mit anderen Worten, dem ganzen
wirtschaftlichen Leben, das jetzt scharf getrennt in diesen deut-
lich unterscheidbaren drei Begriffen aufgehen muss, zu einer flĂŒs-
sigen Abwicklung zu verhelfen. Wir sprechen in jener Zeit von Welt-
wirtschaft und sagen damit, dass die einzelnen Glieder derselben
nur um so fester verbundene, geschlossenere Gebilde darstellen mĂŒs-
sen, die den anderen gegenĂŒber als eine solidarisch haftende Ein-
heit in die Erscheinung tritt. Und jede dieser Einheiten hat wieder-
um ihre eigene Wirtschaftsordnung, ihre eigene Wert-oder Rechnungs-
einheit, lebt ihr eigenes Leben und muss die KrĂ€fte dazu aus sich
selbst schöpfen. Diese KrĂ€fte so in Bewegung zu setzen, dass ein
relatives Maximum an GĂŒtern erzeugt, dieser Vorrat wiederum nach
einem, alle beteiligten Faktoren gleich wertenden SchlĂŒssel ver-
teilt und dabei noch das notwendige " volkwirtschaftliche Kapital "
erĂŒbrigt wird, diesen Mechanismus insgesamt wollen wir den Kreis-
lauf der Wirtschaft nenn. So kam man dazu, je nachdem wohin man
das wesentliche Moment und den Nachdruck verlegte, von einer Geld-
wirtschaft, von einer Kreditwirtschaft und schliesslich doch auch

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noch von einer Tauschwirtschaft zu sprechen, wobei aber bei letz-
terer Ausdrucksweise nicht ohne weiteres ersichtlich ist, ob der
Tausch bereits bei Hingabe des Geldes oder erste bei Wiederein-
lösung desselben in Waren als vollendet zu gelten hat. Mag eine
Theorie auch einen Warenkauf mit gleichzeitiger Geldzahlung als
einen Tausch charakterisieren wollen, wobei auch beim stoffwert-
losen Gelde alle Gesetze eines realen Tausches, gleich wie bei
zwei stofflichen GĂŒtern obwalten; bei der Betrachtung der Wirt-
schaft mĂŒssen wir uns wieder begegnen, in deren Grenzen innerhalb
einer bestimmten Periode alles zum letzten definitiven Tausche,
zum Konsum drĂ€ngt. Nur dadurch wird die Wirtschaft wieder in das
Gleichgewicht gebracht und zugleich zu neuer Leistung angefacht.
Und zu diesem letzten Konsumakte gehören von der volkwirtschaft-
lichen Perspektive aus gesehen alle GĂŒter die verzehrt oder doch
nicht mehr mobil gemacht und nimmer in die Zukunft wirken können.
Auch wenn das Geld stoffwertvolles Gut und etwas die zeitlich
beschrĂ€nkten Produktionsphasen Überdauerndes, gewissermassen
Ewiges darstellt und immer aufÂŽs neue gegen GenussgĂŒter zu tau-
schen bereit ist, auch dann wird, natĂŒrlich immer nur periodisch
gesehen, dieses Stoffgeld zum Stillstand verurteilt sein, wenn
die ĂŒber den Eigenbedarf verfĂŒgungsfreien Waren gegen andere
ebensolche sich ausgetauscht haben und so innerhalb der vorhan-
denen Möglichkeiten der grösste SĂ€ttigungsgrad des Konsums er-
reicht ist. Von diesem Augenblicke an ist das Geld begrifflich
nicht mehr T a u s c hgut, sondern einfach Gut, ein Besitz wie
irgend ein anderer, der in der Hand des Wirtschafters nach vol-

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lendetem Austausch seine ĂŒberschĂŒssigen Produkte in andere Konsum-
gĂŒter mittels jenes Geldes doch im Einzelfall, nie aber in der Gesamt-
heit möglich sein. In anderen Falle, wo das GEld in eienm stoffwert-
losen Material vergegenstĂ€ndlicht ist, und das ganz besonders bei
dem durch den Warenwechsel an die Produktion gebundenen Gelde,
das wiederum eingezogen und damit volkswirtschaftlich vernichtet
wird, bei dem akann von einem definitiven Tausche zwischen Geld und
Ware, wenn ĂŒberhaupt, so doch nur sehr gezwungen und gewagt gespro-
chen werden.

Wohl aber können wir dort, wo freie Menschen in wirtschaft-

liche Beziehungen zueinander treten, diese, wenn sie von einem ge-
schlossenen Wirtschaftsverbande organisiert werden, zusammen genom-
men als Tauschwirtschaft allgemein anerkennen. Das Prinzip der
Äquivalenz, das wir geneigt sind, in den Tausch zu legen, kann durch
MachtverhĂ€ltnisse getrĂŒbt bis schrill gestört werden, aber hier
bei der Betrachtung des Kreislaufes kann es nur darauf ankommen,
innerhalb der ganzen Wirtschaft nachzuweisen, dass trotz dieser
Störung plus und minus sich aufhebt und der GĂŒterausgleich auf
dieser Grundlage sich hat vollziehen können.

Wir mĂŒnden hier in die Frage des Wertes und Mehrwehrtes

ein, ohne hier dem weiter nachforschen und ohne erreichen zu wollen,
wie weit im einzelnen jenes plus oder minus ĂŒber das durchschnitt-
liche Einkommen in der nur gedankanklich möglichen Abstraktion «der
Gesellschaft der Gleichen» hinaus schwingt oder zurĂŒckbleibt. Wir
sahen nur, dass solche Möglichkeit besteht, wenn der Arbeitende

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nicht mehr das Werk seiner Arbeit verfĂŒgungsbereit in HĂ€nden
hat, dass die Spanne eine immer grössere zu werden vermag, je
entfernter der Wirtschaftende einer fertigen Ware insbesondere
den Produktionsmitteln steht, je weiter die AbhĂ€ngigkeit reicht,
ohna aber, was wesentlich ist, der Ă€usserlichen Freiheit verlustig
zu gehen. Wenn, wie wir gesehen haben, ein Gut sich definitiv nur gegen ein anderes austauschen kann, so ist das natĂŒrlich fĂŒr die
ganze GĂŒterwelt von GĂŒltigkeit und in der Volkswirtschaft kompen-
sieren sich im Endzustande zwei gleiche GĂŒterkomplexe.Die Schwie-
rigkeit, das plastisch zu erkennen, mĂŒssen wir hier im besonderen
darin suchen, dass in der mordernen Wirtschaft, wohl Nutzungen und
selbstĂ€ndige Dienste, die in keinerlei konnexer Beziehung zu deren
Warenwelt stehen, ihrerseits doch an der GĂŒterentnahme aus der
Wirtschaft, am Kuuo uunsum beteiligt sind und im allgemeinen noch darin,
dass die Tauschhandlungen aus einander gerissen und erst durch
den Kredit wieder verbunden werden, ferner dass der Schleier des
Geldes ĂŒber den gĂŒterwirtschaftlichen wesentlichen VorgĂ€ngen
gebreitet liegt. Wir bestreiten zudem nicht, dass alle VorgĂ€ng
hier nicht ihre Wurzeln haben, wollen aber im Ferneren ein Bild geben, das
, ohne das Gesagte zu negieren, den modernen Erscheinungen doch eher
gerecht und uns allgemein verstĂ€ndlicher wird.

Vorher aber wollen wir noch die Auffassung Schumpeters

wiedergeben, der etwa folgendermaassen ausgefĂŒhrt:

«Wirtschaft ist der Kreislauf von produktiven Aufwen-

dungen und konsumtiven Verwendungen innerhalb einer Periode und
und zwar realisieren sich Produktion und Verteilung durch den

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Austausch von produktiven Leistungen sachlicher und persönlicher
Natur gegen GenussgĂŒter. FĂŒr letztere allein gelte der Ausdruck
Sozialprodukt. Die Produktion ist wirtschaftlich nicht anderes
als ein Kombinieren von Produktionsmitteln und damit realisiert
sie in den GeschĂ€ftsakten, im Eigentum von Produktionsmitteln
gegen GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden-und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden- und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter u.s.f. Die Produzenten von produzierten
Produktionsmitteln tauschen gegen GenussgĂŒter und diese wieder
aus gegen Produktionsmittel, mittels deren sie wieder neu zu pro-
duzieren imstande sind. Der Anteil des einzelnen hĂ€ngt von dem
Marktwert seiner TĂ€tigkeit ab. Jedes Subjekt wirft in den gĂŒter-
wirtschaftlichen Automaten seinen Beitrag und erhĂ€lt durch den
Mechanismus eine GĂŒterquantitĂ€t und alle diese GĂŒterquantitĂ€ten
die Einkommen, erschöpfen das Sozialprodukt. Das Geld nun zerreisst
die Volkswirtschaft, die sonst einen grossen Markt bilden wĂŒrde,
in zwei MĂ€rkte. Auf dem Produktionsmittelmarkt sind die Unterneh-
mer Nachfragenden, die Konsumenten Anbietende, auf dem GenussgĂŒter-
markt umgekehrt und so vollzieht sich dann der Austausch von
Geld gegen GenussgĂŒter. Die Kuuouunsumenten des GenussgĂŒtermarktes
sind dieselben, die auf dem Produktionsmittelmarkt als Anbietende
auftreten und können auf dem GenussgĂŒtermarkt dasselbe Geld aus-
geben, das sie auf dem Produktionsmittelmarkt eingenommen haben,
wobei die Unternehmer bezĂŒglich ihrer eigenen Leistung den

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Anbietenden auf dem Produktionssmittelmarkt und bezĂŒglich ihrer
eigenen Konsumtion den Nachfragenden auf dem GenussgĂŒtermarkt
beizuzĂ€hlen sind. Auf dem Produktionsmittelmarkt steht wiederum
nur soviel zur VerfĂŒgung als korporativnauf dem GenussgĂŒtermarkt
ausgegeben wurde und durch Vermittlung der Unternehmer auf den
ersteren gelangt ist.
Soweit Schumpeter.
Wir mögen die Wirtschaft beleuchten, von welcher Seite
wir auch immer wollen, das Zentralproblem werden wir in der GĂŒter-
verteilung zu suchen haben und der SchlĂŒssel, der uns die Pforten
zum Kuuouusum öffnet, den finden wir im Einkommen.Der Konsumtrieb
ist das Schwungrad fĂŒr jegliche Produktion, fĂŒr jegliche Bewegung
im Wirtschaftskörper ĂŒberhaupt. Er ist immer das primĂ€re Moment
und er allein diktiert die Produktion, mag er auch wieder in seiner
möglichen Höhe an die Grösse der derzeitigen Produktion eng ge-
bunden sein. Eine Vorauseskomptierung des wahrscheinlichen Konsums
ist in der Wirklichkeit denn doch immer vom wirklichen Konsum
abhÀngig und folgt ihr der nicht, so entsteht mangels Abnahme derenWare, wenn auch möglicherweise nur ganz lokal, so doch immerhin
dem Wesen nach eine Krise.
Was wir heute verzehren wollen, muss wohl das Erzeugnis
einer frĂŒheren Produktion gewesen sein, aber eben einer solchen
die vom erfahrungsgemÀse vorauserwartetem heutigen Kuuoouunsum vor-
geschrieben wurde. mit dem Einkommen, das wir heute ausgeben, kau-
fen wir die GĂŒter frĂŒherer Produktionsepochen. Dazu ist nötig, dass
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die Wirtschaft stets von einem konstinuierlich fortlaufenden GĂŒ-
terstrom durchflutet ist, in dem Ein-und Abfluss, Produktion und
Kuuouunsumtion in gewissen Guuruunzen sich die Wage halten mĂŒssen.Zwang-
los finden wir hier die ErklÀrung mancher Krise:nÀmlich dann,
wenn wir aus der MuuĂŒuundung mehr KuuouunsumgĂŒter erwarten, als diese uns
fĂŒr den Augenblick zufĂŒhren kann, oder in anderer Variation, wenn
wir einen spÀteren Kuuouunsum gewaltsam und stossweise hinaufzuschrau-
ben versuchen und fĂŒr diese dahin zielende, sich aber erst spĂ€ter realisierende TĂ€tigkeit heute schon konsumreife Equivalente ver-
langen. Hier der wirtschaftlichen Entwicklung keine Fesseln anzu-
legen und ihr auf der anderen Seite doch auch wieder schwere
Krisen zu ersparen, hier eine wahre Formel zu entdecken, das sind die
Sorgen und zugleich die Streitpunkte der Geldpolitik in bezug
auf die Geldschöpfung als auch hinsichtlich der Bank--und beson-
ders der Diskontopolitik.
Wir stellen fĂŒr unsere Uvvnvvtersuchung der modernen Wirt-
schaft fest, dass wir in ihr mit dem Faktum von Geldpreisen zu
rechnen haben, die uns in ihren ZahlenausdrĂŒcken zwar keinen Auf-
schluss ĂŒber deren absolute Werte, wohl aber ĂŒber das gegenseitige
VerhÀltnis ihrer absoluten Werte geben. Wir wissen, dass diese Preise
einmal historischoaus dem direkten Tauschverkehr, dann aber als
eine gesellschaftliche Erscheinung begriffen werden mĂŒssen, ohne
indes an dem Kern des Wertbegriffes rĂŒtteln zu wollen, der als
Maass des gegenseitigen AbwÀgens nur die wirtschaftlich notwen-
dige, wertvolle und anerkannte Arbeit zulÀsst. Wenn nicht grundle-

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gende ProduktionsÀnderungen eintreten und besonders dann, wenn
wir in einen Weltmarkt verflochten sind, werden wir in den Preisen
mit gegebenen Grössen zu rechnen haben .Die Werteinheit hat die
Bedeutung, - das sei hier wiederholt - uns nur relative Werte
aufzuzeigen.Wohl aber muss jedes Gut seinen absoluten Wert aus
dem oben besagten Arbeitsfaktor ableiten und wie das im einzelnen,
so gilt es natĂŒrlich fĂŒr jedes andere Gut und alle GĂŒter, fĂŒr die
ganze Produktion der Volkswirtschaft ĂŒberhaupt. Die wirtschaftlich
wertvolle und anerkannte Arbeit, das sind in der modernen Wirtschaft
die Produktionskosten der GĂŒter und diese Aufwende insgesamt das
ist das Einkommen der Nation.
Die Kalkulation ist nicht weiter, als eine Addition von
aufzuwendenden Produktionskosten, die eben die Einkommensanteile dar-
stellen. Wie sich dann wieder die verschiedenen Einkommenskategorien
in die Preise aufteilen, denn meist mĂŒssen wir praktisch bei ihnen
mit der starren oberen Grenze rechnen, das ist eine Machtfrage, die
uns in diesem Falle nicht interessieren kann, insofern als wir nicht
die Störungen, die in der Wirtschaftsordnung begrĂŒndet sind, im ein-
zelnen zu untersuchen haben. FĂŒr die Betrachtung des Kreislaufes
der Wirtschaft und insbesondeere fĂŒr das Erkennen des Wesens der
Werteinheit genĂŒgt es festgestellt zu haben, dass alle erzeugten
GĂŒter, alle Einkommen in sich enthalten mĂŒssen, dass aber der Zu-
griff zum Realeinkommen, das meist nur aus einer gar nicht mess-
baren Teilbarkeit an einem Gvvuvvte besteht, fĂŒr den einzelnen gar
nicht möglich ist und als ein Charakteristikum der arbeitsteili-


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gen Verkehrswirtschaft auch gar nicht möglich sein kann. FĂŒglich
muss jeder sein Einkommen in einer Form zur VerfĂŒgung gestellt
haben, die es ihm dennoch ermöglicht, dem realen Wert seines Anteils,
den er iirgendeinem Gvvutvve zugefĂŒhrt hat, in anderen gleichen Werten
auf dem Markte zu erreichen. Wir haben alle unsere Arbeitskraft in
einen Einheitsstrom von Arbeit zusammen getan, in dem alles Per-
sönliche und Individuelle untertaucht, wo aber dennoch jeder gerade
in dem Verbundensein eine Bereicherung der Gesamtheit wie auch des
einzelnen erwartet. Der ganze Arbeitsstrom findet sein Equivalent
im ganzen Arbeitsprodukt, mag auch im einzelnen wiederum der eine
auf Kvvovvsten des anderen seinen Vvvovvrteil zu erringen suchen.
Zum Realeinkommen, zum KvvovvnsumgĂŒtermarkt ist und das Nomi-
naleinkommen das "Sesam, öffne dich". Mittels dessen mĂŒssen wir
wieder den Anschluss an die GĂŒterwelt finden, von der wir uns in
der arbeitsteiligen Wirtschaft mehr und mehr entfernt haben; das
Nominaleinkommen muss insgesamt das Realeinkommen vom Markte wie-
der mobil machen. So ist es uns, - gleich in welcher rechnerischen
Grösse, -die Anweisung auf den Konsumtionsfond und unter Anerken-
nung der QuantitÀtstheorie muss der Ausgleich von Einkommens-und
Preishöhe auf dem Markt sich vollziehen. Betonen wollen wir gleich,
dass diesenEndzustand zwar in jeder Wirtschaft erreicht sein muss,
dass aber keine dauernden Preisrevolutionen notwendig sind, die
Zvvuvvngen der Wirtschaftswage, Nominaleinkommenshöhe und Preisstand zu
equilibrieren.
Wir können sagen:

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Realeinkommen R mal Preis (im Durchschnitt , Index ) P ist
gleich Nvvovvrmaleinkommen N und können diesem Satz sogar allgemeine
GĂŒltigkeit zuerkennen. Vorher aber haben wir schon gesehen, dass
ehedem der Begriff des Normaleinkommens noch möglich war, doch das
System der Preise, d.h. zahlenmÀssig differenzierte Werteinheits-
ausdrĂŒcke sich im Verkehr herauskristallisiert hatten. Wenn nun
dieser nicht mehr imstande ist seine Arbeiter oder Mitglieder in
einem Gute zu entlohnen, das auf Grund seines Stoffwertes in jene
Relation eingezogen werden kann, so muss er an Stelle von Gleich-
wertigem(Tauschgut ) doch Gleichnamiges, Tauschmittel oder Anweisung
auf das Sozialprodukt den Leistenden zur VerfĂŒgung stellen. In
jedem Falle muss die BrĂŒcke geschlagen werden zwischen Einkommen
und Kvvovvnsumtionsmöglichkeit und in der modernen Wirtschaft ist es
das Vorherrschen der Werteinehit, die in Geld oder der Wirkung
nach geldgleicher Form das Nominaleinkommen, eine, isoliert betrachtet
abstrakte Grösse mit etwas durchaus Realem, dem Produkt der ganzen
Gemeinschaft verbindet. Doch ist die Werteinheit eine Àltere Er-
scheinung nd hat doch ihren Ursprung, wo wir erstmals von Preisen
sprechen; die Funktion, die wir ihr hier zuerkennen, das Bindeglied
des zerrissenen und gespaltenen Tausches zu sein, ist dem gegenĂŒber
eine abgeleitete und setzt die erstere voraus.
In der Kalkulation bedienen wir uns der Werteinheit und
addieren damit die darin ausgedrĂŒckten ArbeitsaufwĂ€nde. Der daraus
sich ergebende Preis ist dann der Kvvovvstenfaktor aller Einkommen.





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Die ParalellitÀt in der Höhe der Werteinheit zwischen dem Nominal-
einkommen und den Preisen insgesamt: N ist gleich R mal P, ist
uns damit nichts Verwunderliches. Wir können auf die Wagschale
der GĂŒter nichts legen, ohne auf der anderen, wo die Arbeitsauf-
wĂ€nde und damit die Einkommen sich sammeln, StĂŒcke gleichen Ge-
wichtes, gleiche Mengen von Werteinheiten hinzuzufĂŒgen; ja es fĂŒhrt
kein anderer Weg zur Produktion als durch Aufwendungen von Arbeit
und damit von Einkommen. Der nominelle Preis eines Produktes wird
zerlegt in die prozentualen nominellen Anteile der verschiedenen
Erzeuger und sie erhalten so ihr Nominaleinkommen, prozentuale
Anteile am gesamten Produktionsfond.
Wir sehen, dass in ordnungsmÀssigem Gang der Wirtschaft
die Bindungen so starke sind, dass von einem quantitÀtstheoreti-
schem Ausschwingen zwischen Einkommen und Preisen praktisch gar
nicht mehr gesprochen werden kann; beides sind eigentlich eines
und dasselbe. Die GĂŒterpreise finden wir in gewissen Grenzen als
gegebene Grössen vor, denn die Produktionsweise Àndert sich allge-
mein meist nicht spr--i--[ergÀnzt: handschriftl. u]nghaft und auch alle anderen neuerzeugten
Produkte ordnen sich in VerhÀltnismÀssigkeit schon ehedem sie
auf den Markt gelangen diesem Netz von Relationen ungefÀhr ein.
Mit der Grösse der Produktion und den Preisen wird als abhÀngige
Grösse das Nominaleinkommen in absolut gleicher Höhe geschaffen.
Preiskampf und Preisrevolution kann begrifflich nicht möglich
sein, wenn beide Faktoren jeweils das gleiche bedeuten, wenn sie
nur verschieden aufgeteilt, das eine Mal in nominelle GĂŒterpreise,

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das andere Mal in nominelle Einkommen, gegeneinander gestellt aber
doch sich gegenseitig aufheben mĂŒssen. Der Kvvovvnsum bestimmt nicht
nur die Höhe, sondern auch die Auswahl der Produktion und je nach
seinen objektiven WertschÀtzungen einerseits und den objektiven
BeschaffungswiderstĂ€nden andererseits werden diese oder jene GĂŒter
herangezogen werden .Was aber in diesem Zusammenhang mitbestimmt
das sind die Einkommen, die nicht nur allein von der Form als einer
gesellschaftlichen Einrichtung, sondern auch von der IntensitÀt
und der QualitÀt der Produktion beeinflusst und geÀndert werden.
Wir deuten damit an, dass in einem gegebenen Land unter gegebenen
ProduktionsverhÀltnissen alle Einkommenskategorien in einem bestimm-
ten VerhĂ€ltnis zu einander stehen mĂŒssen; dass Unternehmer und Ar-
beiter, Bauern, Beamter und freie Berufe nicht willkĂŒrlich nebenein-
ander bestehen, sondern von einer wirtschaftlichen Notwendigkeit
gezwungen sich zu einem harmonischen Ganzen vereinen mĂŒssen. Neben
dem PreisgebÀude oder besser mit dem PreisgebÀude ist auch das
EinkommensgebÀude geschaffen und gebunden, nicht so dass bei beiden
eine absolute Starrheit erreicht wÀre, aber doch ein innerer Zusam-
menhang zu konstatieren ist.
Der Kreislauf der Wirtschaft wĂŒrde bei uns in dem Pro-
blem gipfeln, die Einkommen, die das Sozialprodukt aufheben sollen,
so zu ordnen und so unter alle EinkommensempfÀnger zu verteilen,
das insgesamt nicht mehr nominelles Einkommens auf dem Markte er-
scheinen kann, als wÀhrend der Produktion gleichnamige Einheiten
fĂŒr die erstellten Produkte verausgabt wurden. Darin mĂŒssen sich

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aller, aber auch alle Berufsgruppen teilen. In den GĂŒterkalkulati-
onen finden wir die Substanz fĂŒr alle Einkommen.
In einem Schema wollen wir aufzeigen, wie wir uns die
Abwicklung vorstellen und werden zu diesem Behufe vier Arten
von Einkommen zu unterscheiden haben:

1.) Die an der Produktion und an der Zumarktebringung der Genuss-
gĂŒter unmittelbar Beteiligten, also die Produzenten, HĂ€ndler, Zins-,
Renten- Gehalts- und LohnempfÀnger. Sie stellen die primÀre Haupt-
einkommensform dar und verkörpern das gesamte Einkommen der Gesell-
schaft. Alle weiteren Einkommen werden aus dieser Masse gespeist.

2.) Die an der Evvrvvschaffung des festen "volkswirtschaftlichen
Kapitals" arbeitenden Berufskreise (Bauarbeiter und -unternehmer,
BrĂŒcken-, Eisenbahnbauer usw.); sie schöpfen ihr Einkommen aus
den Ersparnissen aller ĂŒbrigen Gruppen ( 1 ; 3 ; 4 . )

3.) Die freien Berufe, wie Aerzte, Schriftsteller, KĂŒnstler usw., die
aus den freiwilligen Abgaben aller ĂŒbrigen ihren Anteil geltend
machen können .

4.) Die Beamten im öffentlichen Dienst, die mittels Steuern jeg-
licher Art durch den Fiskus kaufkrÀftig werden.

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Was an jeder bildlichen Darstellung fehlerhaft sein
muss, ist das stossweise Geschehen der Akte, die sich in Wirklich-
keit natĂŒrlich im organischen Flusse befinden. Das mĂŒssen wir auch
hier berĂŒcksichtigen, wenn wir eine Periode in ein einmaliges Ge-
schehen zusammenpressen. Was uns deutlich werden soll, ist die
Para[ergÀnzt handschriftlich: l]ellitÀt von Nominaleinkommen mit der Preishöhe der Gesamtpro-
duktion. Wenn nach unserer Zeichnung in der Kalkulation das Produkt
einen Preis von 100 erzielt, so darf fĂŒr jenes Produkt auch nicht
mehr wie 100 Einheiten auf dem Markte kaufkrÀftig werden. Arbeiter,
Angestellte, Produzenten und HĂ€ndler (Gruppe I) geben insgesamt ab
an Beamte durch Steuern und Abgaben 4 mal 3 ist 12, an freie
Berufe 4 mal 2 ist 8, an die Kapitalerstellenden 4 mal 3 ist 12;
treten also von ihren Einkommen ab 12 , 8 und 12 ist 32 und es
bleiben ihnen folglich 68 und diese 68 und 32 zusammen auf dem
KonsumgĂŒtermarkt ausgegeben, heben das Produkt von 100 auf.
Weiter ist im Bilde angenommen, dass die verschiedenen sekundÀren
Einkommenszweige sich gegenseitig ZuschĂŒsse leisten, der Einfach-
heit halber hier immer das gleiche. Was an die kapitalerzeugenden
Berufe hingegeben wurde, bedeutet zwar fĂŒr die Abtretenden privat-
wirtschaftliches Kapital ; - privatwirtschaftliches Kapital aber,
das sich in sog. volkswirtschaftlichem Kapital niedergeschlagen
hat in dem Werk derjenigen, welche die Konsummöglichkeit von den
Sparenden erhielten. Diese haben dann, sofern es sich nicht um
direkten Eigenbesitz mit Eigenverantwortung handelt [ergÀnzt handschriftlich:, ] einen obligato-
rischen oder schliesslich auch dinglichen Anspruch.

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Halbfabrikate gelten als GenussgĂŒter, denn es ist leicht zu ersehen,
dass diese in der weiterverarbeitenden Produktion in deren Kalku-
lationen als ein fertiger Posten erschienen, fĂŒr den in der voraus-
gegangenen Produktion EinzelarbeitsaufwÀnde entlohnt werden muss-
ten. Zins und Rente wurde ohne weiteres dem Produzenten- und HĂ€nd-
leranteil zugerechnet. Des weiteren sind die Posten fĂŒr Abschrei-
bung und Abnutzung weggelassen, denn ob von der Gesamtheit aus ge-
sehen 20 mal 5 zurĂŒckbehalten, dafĂŒr dann einmal 100 aufgewendet
wurde, ist belanglos und muss sich zum mindesten in grösseren Zeit-
lÀufen ausgleichen.
Das Realeinkommen der Gemeinschaft besteht in der Masse
der erzeugten GĂŒter, das Nominaleinkommen in der Summe ihrer Geld-
preise. Das ist nichts zufÀlliges, sondern die notwendige Folge des
Gleichlaufs von Produktion und sie begleitender Einkommensbildung .
Wenn wir sagen, die Preise und in ihnen die Idee der Werteinheit
seien VerhĂ€ltniszahlen zwischen den einzelnen GĂŒterwerten, so dass
diese vergleichbar und gesellschaftlich gĂŒltig austauschbar wer-
den, so mĂŒssen wir auch bekennen, dass innerhalb der Einkommen
selbst der gleiche Geist wie bei den Preisen vorherrscht; auch sie
werden, ohne dass die absolute Leistung mehr erkenntlich ist, doch
nach gesellschaftlicher Wertung geschieden und vergleichbar. Die
Nominaleinkommen sind das Speigelbild der Preise und so können wir
die letzteren auch als VerhÀltniszahlen zwischen Real- und Nominal-
einkommen bezeichnen. Das wir den Preisen die primÀre Rolle ein-
rÀumen, könnte als gegen die Tatsachen verstossend erschienen, denn

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Àusserlich treten tatsÀchlich zuerst die Einkommen in Erscheinung
und nehmen möglichst an dem Preise im einzelnen die letzte Kor-
rektur vor; aber die Preise sind nicht nur historisch gegenĂŒber
dem Nominaleinkommen das UrsprĂŒngliche, sondern selbst in der von
uns geschilderten Ordnung bilden sie sich nur in strenger Anlehnung
an einen wirtschaftlichen bereits fixierten, oder wenigstens voraus-
kalkulierten Preis.
Was aber nachzuholen wichtig ist, das ist der Begriff des
Nominaleinkommens, den wir bisher als etwas Gegebenes hingestellt
haben. Wir konnten das tun, nachdem wir im ersten Abschnitt vom
Gelde gesprochen und in ihm das technische Mittel erkannt haben,
das die Verkehrswirtschaft zu funktionieren befÀhigt. Aber wir
sahen auch, Voraussetzung fĂŒr das Geld ist wiederum das Vorhanden-
und Wirksamsein der Preisidee, wenn auch ursprĂŒnglich nur Stoff-
quantitÀten zum Vergleich gelangen. Das Nominaleinkommen ist nun,
(wenigsten teilweise) dieses Geldeinkommen. Wie weit die beiden
Begriffe sich decken, ist in jedem Einzelfall wohl verschieden;
sie können das völlig tun, wenn das ganze Einkommen in Geld erstat.
tet ist, d.h., wenn keine Möglichkeit besteht, reale GĂŒter direkt als
Einkommen zu erhalten, wÀhrend also Real. und Nominaleinkommen sich
stets decken mĂŒssen, weil es nur verschiedene AusdrĂŒcke gleicher
Sache sind, ist das Geldeinkommen nicht ohne weiteres eine 3.Aus-
drucksform dafĂŒr; wird oftmals nur ein Tel [sic] der erstgenannten Be-
griffe sein und kann nur in der Ausschliesslichkeit des Einkom-
mensempfanges in dieser Form zum gleichen Werte werden. Das Geld
lebt, um die GĂŒter auszutauschen, die eine FĂŒlle von Relationen

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darstellen;- wenn es heute nun den Kauf vermittelt durch Hingabe
von Nominaleinkommen gegen GĂŒter, so ist das durch den Schleier
gesehen der gleiche witschaftliche Vorgang. Diese letzte Karte
decken wir auf, wenn wir den Mechanismus kurz erklÀren, wie das
Nominaleinkommen, das Geldeinkommen entsteht. Nach unserer ganzen
AusfĂŒhrung kann es keine Fvvrvvage sein, dass wir es in engster Anleh-
nung an die GĂŒterproduktion zur Schöpfung bringen mĂŒssen. Stellen
wir dabei die Geldkreation auf Grund des akzeptierten Warenwech-
sels als die der Vollendung am nÀchsten kommende Einrichtung hin,
so handeln wir nur folgerichtig unserer bisher beschriebenen Auf-
fassung.
Ivvmvv Gelde, dem ReprÀsentanten unseres Nominaleinkommens
haben wir einen Anspruch an die Allgemeinheit, wÀhrend wir --i--unsere
wertvollen Dienste der privaten Produktion liehen und auch hier-
her die Quelle unseres Einkommens verlegten. Jede Hingabe von Dienst
Nutzung oder Gvvuvvt bewirkt zuerst einmal ein privates Forderungs-
recht, das wir irgendwann einmal zum Eigengebrauch lebendig wer-
den lassen wollen. Eine solche private Forderung ist die Buchfor-
derung und es ist der Warenwechsel, den der Fabrikant fĂŒr eine wirt-
schaftlich abgenommene Leistung in HÀnden hÀlt. In diesem Wechsel
sind aber, da viele HĂ€nde dem Unternehmer dienstbar waren, das
Produkt zu vollenden, auch alle deren Arbeitsleistungen und fĂŒg-
lich deren Einkommen eingeschlossen und hier erlöst uns die Geld-
schöpfung vor weiteren privaten , in's kleinste zu zerlegenden
Forderungsrechten, welche die Arbeiter wiederum ihren Unternehmer


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Unternehmer [sic] geltend machen mĂŒssten. Die starre Berufsgliederung
zeugt davon, dass wir das Vertrauen zur Gemeinschaft, zu der Wirt-
schaft haben, und darum entÀussern wir uns unserer vergegenstÀnd-
lichten Arbeit, weil wir erwarten und wissen, dass wir auf dem
Markte auch ohne dieses Gut oder Teilgut selbst doch der Equi-
valente habhaft werden können. Ivvmvv privaten Verkehr konnten nur
privaten Forderungen entstehen. Die private Produktion aber ist
so enge mit einander verbunden und in solch' grosser gegensei-
tiger AbhÀngigkeit, dass wir in der Marktwirtschaft, wo alles
in einander greift, wo alle fĂŒr einen und einer fĂŒr alle zusammen
stehen, dass wir dort jedes derartige private Forderungsrecht
in ein öffentliches umwandeln und als das Symbol der Forderung
an die Allgemeinheit das Geld der Gemeinschaft, das staatliche
Geld ansehen. Die Reichsbank fĂŒhrt hier nur eine Funktion des
Marktes zu Ende. Jede Forderung ist von der anderen Seite gesehen
aber eine Schuld, also hier eine Schuld, die von der Gesamtheit
getilgt werden muss. Praktisch geschieht das, indem wir bei der
Kvvovvnsumtion Teile dieser Forderung fortgeben, bis unser ganzes
Forderungsrecht, eben unser Einkommen sich aufgelöst hat und in
der Wirkung das Fvvovvrderungsrecht und das Geld aus der Wirtschaft
entfernt ist. Wir haben konsumiert. Mit der letzten Konsumtion
und der letzten Wechseleinlösung ist der Kreislauf beendet.
Dass das Geld uns als etwas anscheinend ewig Bleibendes
in der Wirtschaft gegenĂŒbertritt, beruht auf einer TĂ€uschung.
In Wahrheit entsteht es tÀglich mit der Leistung und vergeht mit

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der Kvvovvnsumtion, gleich wie uns ein grosses Feuerwerk eine dauernde
Helle vorspiegelt, die durch tausende von Raketen, die nacheinander
aufsteigen und wieder in's Nichts zurĂŒckfallen, verursacht wird.
Es könnte hier natĂŒrlich nicht unsere Aufgabe sein, die
Technik genau auseinander zu setzen; was wir vielmehr schildern
wollen, das sind die ZvvuvvsammenhÀnge, sowiet sie das gezeichnete Bild
vollenden mĂŒssen. Zvvuvvr Verteidigung des Wechsels wollen wir aber
doch die HauteinwÀnde betrachten. Seine Sicherheit und seine Eig-
nung zur Geldschöpfung, d.h., ob er wirklich absatzfÀhige Konsum-
gĂŒter reprĂ€sentiert, das können wir ruhig xxx dem viel bekritelten
Profitstreben der Privatwirtschaft ĂŒberlassen. Sie hat selbst
das denkbar grösste Interesse daran, Gnade vor den Augen ihrer
Mitmenschen zu finden. Die grösste Sicherheit liegt nicht etwa
in den geforderten prima Unterschriften, sondern in der wirt-
schaftlichen Uvvnvvmöglichkeit, dass auch nur eine nennenswerte Anzahl
von Wechseln notleidend wĂŒrde. Die Gefahr auch, dass mehrere Wech-
sel fĂŒr ein und dieselbe Ware im Umlaufe sind, ist nicht so hoch
zu bewerten, denn der erste Wechselschuldner, der darauf GlÀubiger
wird, kann den diskontierten Wechselbetrag nucht als Einkommen
geltend werden lassen, d.h. konsumieren; muss er doch sein Accept
wieder einlösen. Im ĂŒbrigen gelangt immer nur ein Prozentsatz
von Wechseln bis zum obersten Organ der Reichsbank, die ĂŒbrigen
können aus dem Uvvmvvlaufe der gerade freien Gelder gespeist werden.
Doch zurĂŒck zu unserer Betrachtung: Die Einkommensgrösse,
die wir mit dem gesamten erzeugten GĂŒtervorrat gegenĂŒber stellen,
eben in dem Sinne, dass beide nur neben einander zur Entstehung

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kommen können, kann uns nur eine gedanklich mögliche Grösse
sein. Wenn wir das Geldeinkommen mit Nominaleinkommen gleich
setzen und es in Paralelle stellen zum gesamten Realeinkommen,
dann mĂŒssten wir fordern, dass jegliche Einkommen in neu geschöpf-
ter Geldform zur Verteilung gelangen. In Wahrheit wird aber Pro-
duktion in Natura verteilt, es wird mit noch umlaufendem Gelde
bezahlt, es werden Gegenforderungen au--s--[ergÀnzt handschriftl.]fgerechnet, Wechsel dienen
als Zahlungsmittel, Giroguthaben ersetzen neues Geld und so kommt
es, dass wir in diesem ganzen Konglomerat die Einkommensgrösse zu
suchen haben. Was das Geld anlangt, so ist in der Grösse der
Produktion wohl eine obere Gvvrvvenze geschaffen. nach unten aber ist
der Verkehr souverÀn. Denken wir nun daran, dass das gleiche Geld
teilweise als blosses Rechengeld z.B. an den Quartalsterminen
aufzutreten pflegt, des weiteren auch mit tÀtig ist, den Kapital-
markt zu speisen. In diesen FĂ€llen steht das Geld fern seiner
eigentlichen primÀren Funktion. Das Geld ist auf der einen Seite
Bescheinigung fĂŒr unsere Leistung, die sich in realem Gute hat
niederschlagen mĂŒssen, das uf dem Markte erscheinen wird, auf der
anderen Seite ist es eine Anweisung auf wieder ein reales Gut ;
verbunden also, vermittelt uns das Geld den Austausch zwischen
den realen GĂŒtern. Das Nominaleinkommen schiebt sich nur dazwischen
als eine Folgeerscheinung der heutigen Produktionsweise. Diesen
Dienst vermag das Geld, das haben wir bereits im ersten Abschnitt
gesehen, zu leisten, weil es im ZvvuvvsammenfĂŒgen und Teilen von Wert-
einheiten auch die GĂŒter vergleichbar und teilbar werden lĂ€sst.
Die Werteinheit schafft Preise und lĂ€sst durch sie den GĂŒter-

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austausch möglich werden. Das erste und letzte Glied des modernen
wirtschaftlichen Kreislaufes betrachtet. - die Distribution
scheiden wir aus , - bietet uns wieder das gleiche ursprĂŒngliche
Bild.

Die Wirtschaft erschöpft sich im Austausch von realen
GĂŒtern, und die Werteinheit ist das Instrument, auch dort, wo der
Tausch dem Bereiche des ZufÀlligen entwÀchst und sich zu einer
gesellschaftlichswirtschaftlichen Erscheinung erhebt und verdichtet,
auch dort den Gesetzen des Realtausches die freie Bahn zu bereiten.


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alter der geschlossenen Hauswirtschaft, wo deren MItglieder je nach
Eignung durch Geschlecht und Geschicklichkeit, in freier Arbeit den
Unterhalt der Familie beschafften. Von einem Werten in solcher Wirt-
schaft kann man eigentlich nur in dem Sinn sprechen, als die Arbeit
eben nur auf solche Dinge angewandt wurde, denen man den GĂŒterwert
zuerkannte, und d.h. wieder Dinge, die im VerhÀltnis zu der Dringlich-
keit des BedĂŒrfnisses den gleichen Begfriedigungs- und SĂ€ttigungsgrad
erhoffen liessen.
Die wirtschaftliche Entwicklung, die wir als Tatsache
annehmen wollen, schreitet fort. Durch irgendwelche UmstÀnde, wie die
Völkerwanderungen, traten die Menschen nicht nur in Beziehungen zu
anderen Wirtschaften ihres Stammes und ihrer Art, sondern auch zu
fremden Völkern mit anderen Sitten, GebrÀuchen und Lebensgewohnheiten;
lernen damit fremde BedĂŒrfnisse kennen und schĂ€tzen. Die ersten Tausch-
handlungen werden hier zustande gekommen sein, ohne dass aber eine
Werteinheit dabei nötig war, - ein Gut tauschte das andere aus.

Schon in den AnfÀngen des wirtschaftlichen Verkehrs
spielt die persönliche Qualifikation eine Rolle, insofern als sie
zur Bildung von Berufen drÀngt, ohne aber, wie wir sehen werden, den
reinen Naturaltausch noch zu stören. Wenn der Töpfer und der Korb-
flechter ihre Produkte auszutauschen trachten, so werden sie etwa die
Ueberlegung anstellen: Der Korbflechter, der die irdene Schale benö-
tigt, wird abschÀtzen, dass er zwei Tage zu deren Herstellung aufwenden
muss, wÀhrend der Töpfer sie vielleicht in einem Tage schon herstellt.
Dem Töpfer, dem der Korb begehrenswert erscheint, wird umgekehrt zwei
Tage Arbeit zu dessen Beschaffung benötigen; der Korbflechter hinwie-
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derum hierzu nur einen Tag. In der Hingabe ihres Erzeugnisses tauschen
die beiden die Arbeit eines Tages- (Ton und Weiden sind mit gleichem
Beschaffungswiederstand zu erreichen, die Geschicklichkeit der Tauschen-
den in ihrem Berufe, ihre persönliche Quali--z--fikation ist gleich) - sie
tauschen absolute Äquivalente. In dem Maasse aber, in dem die Hauswirt-
schaften an der Geschlossenheit, die eben ihr Wesen ausmachte, verlieren
und die FĂ€den mit anderen solchen anknĂŒpfen, weil sie aus solchem Tun
grössere und jedenfalls reichlichere BedĂŒrfnisbefriedigung erhoffen,
in gleichen Maass arbeiten sie auf eine, wenn auch noch primitive Ar-
beitsteilung hin und helfen eine neue Wirtschaftsverfassung vorberei-
ten.

Die HĂ€ufung der Tauschoperationen vermehrt zugleich die
Schwierigkeit ihrer DurchfĂŒhrung, denn nicht immer wird der Tauschende
den finden, der gerade sein Erzeugnis benötigt und das gewĂŒnschte feil-
bietet. Die GĂŒter sind naturnotwendig auch nicht von gleicher Teilbar-
keit und Dauerhaftigkeit. Wie, wenn ich hundert kleine Dinge oder leicht
verderbliche Genussmittel benötige und nur ein Rind dafĂŒr zu tauschen
in der Lage bin. S o l a n g e wird der Tausch eine ZufÀlligkeit blei-
ben, so lange keine Möglichkeit besteht, diese WiderstÀnde zu umgehen.
Nicht Menschengeist hat erfunden, sondern die natĂŒrliche, organische
Entwicklung drÀngte darnach und liess aus dem Verkehr selbst heraus
ein allgemein beliebtes, gern in Tausch genommenes Gut erwachsen, das
dank seiner Eigenschaften - widerstandsfÀhig, relativ kostbar, teilbar
haltbar und leicht transportierbar - imstande war, jene die Entwicklung
fesselnde Schwierigkeit zu ĂŒberbrĂŒcken und damit den Tausch als allge-
mein geĂŒbte wirtschaftliche Handlung zu legalisieren. Die Geschichtss-
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schreibung erzÀhlt uns von Vieh, Muscheln, Fellen und vor allem und
damit betrachten wir bereits wieder eine neue Form der Entwicklung -
von Edelmetallen.
Alle Momente, die wir zu solcher bevorzugten Stellung
fĂŒr nötig erachten, die Edelmetalle vereinten sie in sich bis dass
sie in einer gewissen, irgendwie durch Stamm oder Wahl zusammenhÀngen-
den Gemeinschaft als Universaltauschgut den gesamten Verkehr beherrsch
ten. Jetzt musste jedes Ding beim Tausch das Medium des Edelmetalles
passieren und erhielt seinen Wertausdruck in der Reduktion auf eine
Teilgewichtsmenge des allgemeinen Tauschgutes. Und zwar können wir
sagen, je grösser und weit verzwiegter diese Gemeinschaft der mit
gleichen Maassen Wertenden ist, je grösser und verzweigter ihr Bedarf,
je entwickelter ihr öffentliches Leben ist, desto sicherer, zielbewuss-
ter und natĂŒrlicher, desto genauer ausbalanciert werden in der Vielheit
der Beziehungen die GĂŒterwertungen im Verkehr sich herauskristallisie-
ren. Das Edelmetall wird mÀhlich, ohne dass wir genau das Datum der
Geburtsstunde werden nennen können, vom Tauschgut zum Tauschmittel
sich wandeln, womit dann auch gleichzeitig begrifflich der Werteinheit
ihr Standort und ihr Wirkungskreis angewiesen wird. Wir haben dabei
wohl den Einwand zu erwarten, dass dann, wenn durchaus gleichwertige,
reale GĂŒter, wie auch hier noch, zum Tausch gelangen, der Charakter des
Tauschgutes noch absolute GĂŒltigkeit besitzt. Anerkannt sei das einst-
weilen aber nur fĂŒr einen dritten, der ohne selbst mit seinen SchĂ€tzun-
gen den gegebenen Zustand gĂŒltig werden liess, neu in den fraglichen
Wirtschaftskörper gestellt werde. Nur der wird die bekannten ErwÀgungen
anstellen, wieviel ihm eine Sache wert, wieviel ihm die Beschaffungsar-
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beit wert oder nicht erscheint. FĂŒr das Glied der Wirtschaftsgemein-
schaft selbst werden die relativen Wertbeziehungen in gewissen Grenzen
eine konstante, historisch zu begreifende Grösse darstellen. So weit
eine Beeinflussung seinerseits möglich war, hat er seine Stimme bereits
in die Wagschale geworfen. FĂŒr ihn wird eine Gleichung, wie ein Korb
ist gleich 10 g Gold, so genau sich auch in den objektiven Massen ĂŒber-
einstimmen mag, in seinem wirtschaftlichen Denken noch auch keine ab-
schließende Betrachtung, nicht der endgĂŒltige Zustand sein. Seine gedank-
liche Rechnung wird weiter greifen und etwa die Formel zeigen:
Ein Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale. Gold ist
zur Durchgangsstation, ist nur Mittel um zu seiner Wortgleichung:
Ein Korb ist gleich einer Tonschale, zu gelangen. Wenn alle so zustande
gekommenen Gleichungen objektiv wahr, deren Faktoren wirklich gleich-
wertig sind, gemessen an dem zur Beschaffung notwendigen Arbeitsauf-
wand, denn nur dieser allein kann in der noch primitiven Wirtschafts-
ordnung massgebend sein, dann scheint auch die Berechtigung vorzuliegen,
das wesentliche Moment nicht in der Funktion als Tauschgut sondern als
Tauschmittel zu suchen. Keineswegs verkennen wir dabei die grundlegende
Bedeutung des Tauschgutes, soweit alle spÀter definierten Werteinheiten
historisch auf jenem fussen, und nicht einmal der konsequenteste Formali
mus wird sich dazu verstehen; wir anerkennen aber auch die Notwendigkeit
in der FĂŒlle der relativen WertzusammenhĂ€nge und ihren Schwankungen
einen ruhenden Pol zu suchen oder zu konstruieren, von dem wir ausgehen,
um wieder zu ihm zurĂŒckkehren zu mĂŒssen, der Anfang und Ende jeder
wirtschaftlichen Handlung bedeutet. Dass wir aber gerade zu letzterem
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Behufe das reale Tauschgut benötigen, ist nicht einzusehen, solange
es kein G u t geben kann - und nie wird die Natur uns ein solches
bescheren - , das ĂŒber Zeit und Raum hinaus die absolute Wertkon-
stanz in sich birgt.
Wenn wir nach dem absoluten Werte forschen, sind wir
nicht erkenntnisreicher geworden, wenn wir wissen, dass ein Korb
nicht nur gleich einer Tonschale sondern auch gleich 10 g Gold ist.
Verbreitert hat sich lediglich die Basis, die Zahl der Relationen
und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Gleichung wahr ist. Ver-
gessen wir doch nicht die ursprĂŒngliche Bedeutung der Werteinheit,
uns beim Tausch Diener zu sein, ihn zu erleichtern. Die Tauschopera-
tionen zwischen Einzelkontrahenten bedĂŒrfen zu DurchfĂŒhrung keines
dritten, realen Gutes, ja, es wÀre geradzu unsinnig, ein solches einzu-
schalten. Die Forderung nach dem "artgleichen Messwerkzeug" findet
hier sogar zur vollsten Befriedigung seine Lösung. Nachdem wir die
subjektiven SchÀtzungen, die die Arbeit erst in jene Richtung in ge-
wisser StÀrke gelenkt hat, als Daten hinnehmen können, sehen wir es
in geradezu kristallener Klarheit und SchÀrfe, dass der Arbeitsauf-
wand, dessen wirtschaftlicher Wert, der Beschaffungswidersand es ist,
der das natĂŒrlichste, gerechteste Mass uns liefert und zudem noch
unabhÀngig ist von allen absoluten und damit relativen Schwankungen
der einzelnen GĂŒter selbst und untereinander. Ja mögen dies in den
unwahrscheinlichsten Ausmassen revolutionieren, den Ruhepunkt wer-
den sie erst dann wieder erreichen, wenn sie nach dem natĂŒrlichen
Gesetz der gleichen Arbeitswertmengen, hier ohne jede Störung ĂŒber-
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haupt, Arbeitsmengen als Arbeitszeiten sich ausgependelt haben.
Welche Arbeit, welches Mass, welches Gut könnte dabei
von Schwankungen verschont und als absolut unberĂŒhrt fest gelten?
Keines, auch das Gold nicht, mĂŒssen wir darauf antworten. Auch das Gold
kann auf keinem anderen Wege seinen Tauschwert abgeleitet v
erhalten.
Wenn also eine Reduktion auf Gold als dem sogen. Wertmaass
nicht auch gleichzeitig die GewĂ€hr dafĂŒr bietet, dass auf lanfe Sicht
hinaus keine Aenderung der Produktionsweise eintreten wird und in-
folge grösserer oder geringerer WertschÀtzungen einzutreten braucht,
so ist es unlogisch, auf diesem Punkte schon genĂŒge zu finden. Nie
und nimmer ist das Gold und ist kein Gut von Natur aus ein, ĂŒber den
Augenblick hinausreichendes absolutes Wertmaass und wenn es darum
das Wesen der Werteinheit ausmachen mĂŒsste auf ein solches Gut
von historisch gĂŒltiger Konstanz basiert zu sein, sie könnte dieser
Funktion in der Wirtschaft nicht gerecht werden.
Aber wir sahen es, wenn wir von ihrer Funktion als Tausch-
mittel sprachen, dass das wesentliche Moment nur das eine sein kann
die relativen Beziehungen der GĂŒterwerte auszudrĂŒcken und dies ver-
mag sie unbeeinflusst von Wertschwankungen fremder GĂŒter als
auch denen ihres Eigenkörpers. Gleich, ob einzelne oder alle oder
ob nur das Gold als Wertmaass seinen Eigenwert Àndert, das Tausch-
mittel Gold wird als Werteinheit die relativen Beziehungen auch
nach völliger Umlagerung doch wieder genau anzugeben vermögen.
Und nochmals sei betont, was die absoluten Wertgrössen anlangt, eine
dahin gehende ErwÀgung bereits vor diesem Akte liegen muss und
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begrifflich nicht damit zusammenhÀngt.
Wann wir ĂŒberhaupt in der geschichtlichen Betrachtung
erstmals mit dem Begriff Werteinheit operieren wollen, muss eine
mehr oder minder willkĂŒrliche ErwĂ€gung sein. Nicht wollen wir von
Werteinheit sprechen etwa beim ersten zufÀlligen Tausch, indem wir
sagen, und wir könnten das, das eine Gut sei gewissermassen die Wert-
einheit des anderen, sondern wollen Werteinheit dann erst als Tat-
sache gelten lassen, wenn eine Gemeinschaft in all ihren wirtschaft-
lichen Handlungen sich zwanglos eines einzigen Wertausdruckes be-
dient. Voraussetzung fĂŒr die Werteinheit ist als eine historische
Entwicklung in einem wirtschaftlichen Verband und die Werteinheit
ist in der GĂŒltigkeit und in der Wahrheit des Ausdruckes um so
allgemeiner und bestimmter, je kulturell entwickelter, je weiter
verzweigt und doch wieder je fester in einander gefĂŒgt das gemein-
same öffentliche und wirtschaftliche Leben sich dort abspielt.
Die kon-s-tinuierliche Linie, die harmonisch-organische
Entwicklung, die die geschlossenen Hauswirtschaften ĂŒberwunden, sie
zu VerbĂ€nden darĂŒber hinaus und diese wiederum vielleicht zu noch
grösseren Gemeinschaften zusammengeschweisst hat, sie schafft dazu
notwendig auch die Ă€usseren Formen und MIttel fĂŒr das rechtliche
und öffentliche Leben. Als eine der wesentlichen Normen hat die
Gesellschaft, die wir von nun an zur Verdeutlichung den Staat nennen
wollen, das wirtschaftliche Leben zu regeln und ordnen ĂŒbernommen;
die Sitte prĂ€gt er zu RechtsĂ€tzen und als einen solchen mĂŒssen wir
es ansehen, wenn er die reale Werteinheit durch Namengebung Àusser-
lich zu einer staatlichen Kategorie stempelt. Der Staat lĂ€sst StĂŒcke von
bestimmtem Edelmetallgewicht durch die PrÀgung zu seinem, inner-
halb seiner Grenzen gĂŒltigem Gelde werden. Die staatliche AutoritĂ€t
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sollte Wage und Probierstein erĂŒbrigen, das aufblĂŒhende Wirt-
schaftsleben sollte von den starren Fesseln befreit werden.
Die Relationen drĂŒcken sich nimmer in Gewichtsmengen aus, sondern
in einem Teil oder der numerischen Vielheit der staatlich prokla-
mierten, dabei noch durchaus realen Werteinheit, wobei diesen Neu-
ordnung immer nur einer Umrechnung, keineswegs einer Umwertung
gleichbedeutend sen kann. Was wir bisher die Relationen der
GĂŒterwerte nannten, das sind jetzt die Preise, denn diese sind im
Grunde nichts anderes als VerhÀltniszahlen. Die Tauschmittelfunk-
tion des Geldes als der Form, oder besser der Werteinheit als des
Inhalts schÀlt sich mit jeden weiteren Schritt der Betrachtung
immer deutlicher heraus. Zwar sind die beiderseitigen Objekte
jedes einzelnen Tausches immer noch RealitÀten, und das ist not-
wendig, solange die staatliche AutoritÀt noch nict in dem spÀ-
teren Maasse gefestigt und in lĂ€ngerer Webung eine GewĂ€hr fĂŒr
die reibungslose Abwicklung des Verkehrs gegeben war.
Greifen wir unsere frĂŒhere Gleichung wieder auf, die
lautete:
1 Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale.
Bei der Inbeziehungsetung des Korbes zu den 10 g Gold ist die
reale Uebereinstimmung, wenngleich die 10 g Gold fĂŒr den Korb-
flechter nichts Definitives bedeuten und er im Geiste gleich
wider die dazugehörige Gleichung wie 10 g Gold zu 1 Ton-
schale anstellt, doch ohne weiteres erkenntlich gegeben. Bei der
Reduktion auf den Preis aber, 1 Korb ist gleich 27,90 M ( Fiktion:
Vom reaalen Goldtausch wurde direkt zum Marktwert ĂŒbergegangen
gleich Vergleichung der Vorkriegszeit 1 kg Gold ist gleich
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2.790.- M) fehlt uns zum vollen VerstÀndnis des equivalenten
Tausches wieder eine weitere Gleichung:
2.790,- M zu 1000 g wie 27,90 M zu 10 g,
mit anderen Worten - wir mĂŒssen den MĂŒnzfuss kennen. Noch umstĂ€nd-
licher und verzweigter werden die Vergleiche, wenn der Korbflech-
ter nun gar noch weitere ErwÀgungen anstellen muss, um in den Be-
sitz der Tonschale zu gelangen. Das Geld wÀre die törichteste Ein-
richtung und wir könnten nicht glauben, dass es solches Geld gÀbe,
dass der Verkehr zu seiner Erleichterung und Beschleunigung sich
eines solchen I vvnvv strumentes bediente oder es eigentlich erst so
recht schuf, das ihn wie eine Zwangsjacke hemmen mĂŒsste, wenn, ja
wenn eben die Funktion des Tausch g u t e s das wesentliche Merk-
mal des Geldes bedeutete.
Das Vorhandensein des realen Tauschgutes kann uns somit
nicht hinden, so sehr es auch das Bild verschleiern kann, den wahren
Charackter des Geldes im Tauschmittel zu erblicken, ja sogar dann
erst den Begriff Geld ĂŒberhaupt anzuwenden, wenn die Werteinheit,
auf die es lautet, ihrem Inhalt und Wesen nach vom Objekt zum MIt-
tel sich gewandelt hat. Wenn die Werteinehit, das Gut Gold, gleich
wie es in jener definiert ist, allein den Gegenpol zu allen anderen
GĂŒter bildet, so ist es naturnotwendig, dass es, ausgenommen den
Fall wirklich einmal zur letzte Befriedigung zu dienen, die histo.
rische Verankerung und damit auch seine SelbststÀndigkeit im mensch-
lichen Denken verliert und uns als Grösse nurmehr in der Vielfalt
der Relationen und Preise etwas zu sagen hat. Die Gewonheit des
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tÀglichen Lebens spricht auch nicht mehr von Tausch, sondern von
Kauf, ja selbst der dem Sinn nach richtige Ausdruck Tauschmittel
bildet sich in K^^o^^nsequenz um in Zahlungsmittel. Ist das nicht
auch, wenn auch nur rein Àusserlich eine BestÀtigung des von uns
herausgebildeten Gedankenganges? Das konkrete Geld spielt eine
ganz untergeordnete Rolle, seinen Geist erhÀlt es durch die Wert-
einheit eingehaucht, auf die es lautet, und die Wirklichkeit die
Grundlage des ganzen Wirtschaftsverkehrs bildet.
Wir streiten hier nicht darĂŒber, ob das Geld stoffwert-
voll oder wertlos zirkulieren muss und kann, das ist eine sekundÀre
Frage. Uns ist nur wichtig, ob die Werteinheit real bestimmt und
im Stoffe verankert oder ob sie auch eine abstrakte rein rechneri-
sche Grösse sein kann.Wenn wir sehen und sagten, dass die WErtein-
heit ihrem Wesen nach vom Objekt zum Mittel geworden ist, so ist
ein Teil der Antwort schon voraus genommen, und es bleibt uns nur
noch zu fragen ĂŒbrig, dass, wenn schon das Mittel die Seele der
Werteinheit ausmachen soll, ob es dann losgelöst von jeder Bindung
an eine RealitÀt, ob es dennoch in einer solchen sich verkörpern
oder ob es nur eine solche symbolisieren mĂŒsse.Hier bleibt uns
noch genĂŒgend zu lösen ĂŒbrig.
Wiederlegt hoffen wir nur das eine zu haben, dass von dem
Augenblicke an, wo wir von Werteinheit sprechen - in der wirt-
schaftlichen Gemeinschaft, die sich allgemein und immer gleichem
historisch begrĂŒndeten Wertausdruckes bedinet - nicht jeder wirt-
schaftliche Akt, jeder Tausch, Kauf oder Verkauf wie wir es gerade
nennen wollen, immer von neuem die ErwÀgung des AbschÀtzens
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am Golde notwendig macht. Bewiesen hoffen wir zu haben, dass es in
genanntem Stadium, auch wenn die Werteeinheit noch in stoffwertvol-
lem Material verkörpert ist, es doch nicht mehr ihre Aufgabe sein
kann, absolutes Maass fĂŒr alle ĂŒbrigen Dinge abzugeben, sondern
im Ausdruck der Ein-oder Vielheit die GĂŒter der Aussenwelt kom-
mensurabel zu machen.Ob dann, wenn die Werteinheit ihrem Wesen nach
und funktionell bereits "die reine ObjektivitÀt" besitzt, eine Zu-
rĂŒckreduktion auf den historischen Urgrund als Stoff nicht doch
notwendig oder wenigstens wĂŒnschenswert erscheint und unter wel-
chen besonderen U^^m^^stÀnden das der Fall wÀre, kann erst die weite-
re Untersuchung aufklĂ€ren. Die daran sich anknĂŒpfenden Erörterungen
wollen wir darum auch hier abbrechen, um die weiteren Daten der
Entwicklung zu skizzieren.
Soweit wir bisher analysieren konnten, erkannten wir,
dass die Werteinheit zwar eine Wandlung bezĂŒglich ihres Inhaltes
und ihres Wesens erfahren hatte, wÀhrend der Equivalenztausch Àus-
serlich immer noch aufrecht erhalten blieb. Je mehr nun aber die
Produktion der Grösse und Reichhaltigkeit nach sich steigerte,
desto schwieriger musste es sein, diese gleichen Mengen von Edel-
metallen fĂŒr den Handel zu beschaffen und so konnte es nicht aus-
bleiben, dass man zwar auf der einen seite den Segen der eröhten
ProduktivitĂ€t verspĂŒrte, auf der anderen aber auch die AnhĂ€ufung
von Gold und Silber, diesen toten Schatz, als eine zwcklose Mate-
rial-und Kraftverschwendung erkannte. Wir befinden uns hier an der
Bruchstelle, wo wir zu einer neuen Phase unserer Wirtschaft kommen,
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die mit dem Worte K r e d i t gekennzeichnet ist.Mit Hilfe des
Kredits wurde Gold als ausschliessliches Zahlungs-oder Tausch-
mittel ĂŒberwunden; wir tauschen nicht mehr Ware mit barem Gelde,
sondern Ware auf Kredit gegen eine Forderung. So wirkt die Seele
des Geldes als Werteinheit begrifflich weiter auch dort, wo sie
sich ĂŒner den Stoff erhebt.
Ueberlegen wir aber,dass nur derjenige Kredit geben kann,
der nicht sofort auf das Equivalent seiner Arbeit angewiesen ist;
dass also wirtschaftliche LeistungsfĂ€higkeit Voraussetzung fĂŒr
ein durch KreditgewÀhrung entstandenes Forderungsrecht bildet.
Persönlich, sachlich, örtlich und zeitlich gebunden ist es nicht
dazu geeignet im Bedarfsfalle mobil gemacht werden zu können und
so lange das nicht jeder Zeit möglich war, solange das eine ZufÀl-
ligkeit und Ausnahmeerscheinung darstellte, solange konnte auch
die KreditgewÀhrung, die das Charakteristikum erst dann darstellt,
wenn sie allgemein geĂŒbt ist, nicht die Erlösung aus den Fesseln
des Stoffgeldes uns bescheren. Eine Kompensation der verschiedens-
ten Forderungsrechte wÀre zwar begrifflich theoretisch möglich,
denn die Summe aller Soll- und Ahbenposten mĂŒssen von der Perspek-
tive der Volkswirtschaft gesehen sich genau aufheben; hier aber
handelt es sich darum, einen fĂŒr das tĂ€gliche Leben gangbaren, prak-
tischen Ausweg zu finden. Wer wird dieser Schwierigkeiten leichter
Herr werden, als die autonome Wirtschaft selbst, die sich nicht
durch ihre Eigenbehelfe in starre Banden legen lÀsst, die vielmehr
aus sich selbst heraus die technischen Mittel gebÀren wird, die
si zu ihrer glatten Abwicklung wird nötig haben. Und diesen TrÀger
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finden wir im Wechsel, der damit die ganze Wirtschaft auf ein
sicheres F^^u^^ndament stellt. Von seinen sonstigen Rechtstiteln ab-
gesehen bedeutet er in seiner Urform nichts anderes wie eine
Quittung ĂŒber wirtschaftlich gegebenen Kredit. Der Wechsel ist fĂŒr
den Kreditgebenden Legitimationspapier fĂŒr eine wirtschaftliche
Leistung, fĂŒr die Hingabe eines Gutes; er ist gewissermassen das
Protokoll darĂŒber, dass ein Tausch beabsichtigt sei, dass aber erst
der eine der beiden Kontrahenten zu leisten in der Lage war, wÀh-
rend der andere urkundlich bestÀtigt oder verspricht, den schul-
digen Gegenwert nach einer bestimmten Frist einzulösen. Die dem
Sinna nach unverÀndert fortbestehende Tauschwirtschaft erfÀhrt nur
durch die, zwischen die Tauschhandlungen getretene, aber durch
den Kredit ĂŒberbrĂŒckte Zeitspanne eine Komplizeirung, die uns bei
nachlĂ€ssiger Betrachtung verfĂŒhren könnte, den Tausch, dessen letzte
Handlung erst immer den definitiven Ruhepunkt bedeuten kann, zu
negieren. Die ganze Entwicklung erkennen wir als eine zwangslÀufi-
ge, die gewaltsam zur letzten Spitze treiben muss, wenn wir die
tatsÀchliche moderne Wirtschaft unserer Betrachtung zu grunde
legen. Wo neben dem stossweisen Produktionsprozess tausend kon--s--ti-
nuierlich fortlaufende Konsumakte einher gehen, da mĂŒssen die
Tauschoperationen dieser Gruppen ihr besonderes GeprÀge erhalten
und werden besondere technische Mittel beanspruchen. Und werden
wir uns klar, dass in der heutigen Wirtschaft wir fast alle sowohl
auf der einen wie auch auf der anderen Seite zu stehen kommen,
dann erkennen wir das ganze Problem nicht mehr als ein privates,
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sondern als ein im höchsten Masse gesellschaftlcihes an, das in
gesellschaftlichen, gesetzlichen Normen den sichtbaren Ausdruck
finden muss. Und die Krönung der ganzen Entwicklung erleben wir
in der Geldschöpfung auf Grund des acceptierten Warenwechsels.
Die TĂ€tigkeit der Instanz, die der Wirtschaft den^^ie^^ Wechsel mit
ihren zufĂ€lligen Summen ausgedrĂŒckt in werteinheiten in staat-
lich begĂŒltigte StĂŒcke auf runde Summen lautend, und dazu frei
ĂŒbertragbar, das ist in Geld umwechselt oder genauer gesaggt, vor-
schiesst, ist, mag sie auch von einem, dem Namen nach privaten In-
stitut wie der Reichsbank geleitet sein, eine durchaus volkswirt-
schaftliche, denn diese Stelle ist der organisierte Ausdruck der
Gemeinschaft, sie handelt im Namen und zum Nutzen der Gesamtheit.
Den Dienst, den solches Geld fĂŒr jene Gemeinschaft leistet,
können wir uns vergegenwÀrtigen, wenn wir uns den gesamten Zahlungs-
verkehr - oder wir können ihn auch noch durch alle Àussenren
Formen als Tauschgrundlage erkennen, wenn wir d--en--iesen auf ein allgemein-
nes Abrechnungs_ und Verrechnungsverfahren gestellt denken, wie dies
ohne Geld in der arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dann notwendig
der Fall sein mĂŒsste. Es wĂ€re ein auf die höchste Spitze getriebe-
ner, bargeldloser Verkehr, wie wir ihn uns vielleicht noch technisch,
kaum aber praktisch könnten vorstellen. Aller Zahlungsverkehr des
Landes wird durch den Giroverkehr ihrer Zentralbank vollzogen.
Bendisen hat in seinem "Geld und Kapital" diesen Zustand einmal
angedeutet, bei dem dann die Banknoten nicht Verpflichtung zur Zahlung, sondern Verpflichtung der Zentrale zur Gutschrift wÀren.
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Zwischen einer solchen aus Leistung geborenen G u t s c h r i f t s-
Banknote und unserer Z a h l u n g s m i t t e l-Banknote ist
inhaltlich und in wirtschaftlicher Wirkung kein Unterschied.
Was obiger Variante im tÀtigen und tÀglichen Leben entgegensteht,
das ist bildlich und drastisch ausgedrĂŒckt der "10 Pfennig-Automat"
der rosten muss, wenn wir es nurmehr mit Be-und Entlastung zu tun
haben. Wenn wir eingangs sagtenm die Wirtschaft schiesst vor, um
die Tauschhandlungen zu beendigen, so ist damit auch eigentlich schon
gesagt, dass das Geld als das sichtbare Verrrechnungsmittel darnach
begrifflich ausser Kurs gesetzt sein muss, aber das geschieht in
der Form der Einlösung beim Wechselschuldner als dem sÀumigen
Tauschkontrahenten. Er nur allein kann in Wahrheit den Tauschakt
beenden. Wenn in der Erwartung jener letzten Leistung die Wirt-
schaft jene Tauschwerteinheiten sich eigentlich kĂŒnstlich selbst
vorstreckt, so konnte sie das eben nur tun, weil das GĂŒterreservoir
der Wirtschaft infolge gleichen Z^^u^^und Abstroms nie geleert ist.
Das kann hier einstweilen nur angedeutet werden.
Wir wollen die Möglichkeit einer weiteren Fortentwick-
lung oder vielleicht wÀre es nur eine Umbildung der Anpassung,
nicht ohne weiteres verneinen; wir sind nur fĂŒr den Augenblick
der gegenwÀrtigen Verfassung auf der Spitze angelangt. Die Entwickl-
lung von der B^^u^^chforderung ĂŒber den Wechsel bis zur Banknote
zeigt deutlcih in jedem Stadium den Fortschritt und zugleich Stand
und Egenart der Wirtschaft. Die Banknote ist enthoben ĂŒber per-
sönliche, sachliche, örtliche und zeitliche Bindung, wie sie der For-
derung und wenn schwÀcher, so doch auch dem Wechsel anhaftet.
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Aus ihnen hervorgegangen und gleichen Wesens mit ihnen, dadurch
wurzelnd in der produktiven Leistung der Gemeinschaft die mittel
allgemein gĂŒltigen Wertbegriffen rechnet, so ist die Banknote, sol-
che Werteinheiten reprÀsentierend das moderne Geld geworden, das
wie ursprĂŒnglich das reale Tauschgut - das Geld im Gewichte oder
auch bereits im Ausdrucke der Werteinheit - in unserer Wirtschaft
als Tauschmittelfunktion den Verkehr ermöglicht. Jetzt, wo zu den
GĂŒtern in besonderem Maasse noch Diense und Nutzungne als selbs-
stĂ€ndige wirtschaftliche Faktoren treten, mĂŒssen auch diese in
den Kreis der Relationen mit hineingezogen werden und damit taucht
die eingangs gestellte Frage erneut auf, welches Maass denn geeig-
net wÀre, die durchaus differenzierten Dinge ihrem absoluten Werte
nach zu bestimmen. Zwar haben wir dem Wert der Waren auch vorher
schon nach der Menge der angewendeten Arbeit bestimmt; dieses
allein war wertbildend ohne RĂŒcksicht auf die Art des der Arbeit
zu gruned liegenden Naturstoffes der an sich wirtschaftlich
wertlos ist. Die Entlohnung der Arbeit bedeutete ehedem die gegen
das gestellte Gut getauschte Ware, worinnen gleiche Arbeitsmengen
in beiden FÀllen verkörpert waren. Heute hat nicht jeder Arbeiter
mehr das Produkt seiner Arbeitsleistung in HĂ€nden und darum
mĂŒssen die Beziehungen nicht nur auf die GĂŒterwerte sondern
getrennt von ihnen auch auf deren Einzelfaktoren, die Dienste
erweitert werden. Das Geld und in besonderem Maasse die Kategorie
des stoffwertlosen Papiergeldes ist nur befÀhigt Relationen
aufzudecken, obgleich dieses " n u r " genĂŒgt, den Mechanismus
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des Wirtschaftslebens in Bewegung zu halten1/2 Wie jedes Teilgut frĂŒh-
her --e--in einem entsprechenden Teilgewicht dargestellt, so kann
auch bei modernen Bankgelde jeder Faktor des in Arbeitsteilung
entstandenen Produktes in einer entsprechenden Anzahl von Wert-
einheiten symbolisch vergegenstÀndlicht und damit die Distri-
bution ermöglicht werden. Der Begriff der Werteinheit ist heute
so in unser Denken und FĂŒhlen eingehĂ€mmert, dass wir uns im tĂ€g-
lichen Leben nicht die Frage nach deren absoluten Werte stellen
mĂŒssen. Wohl aber muss die Wissenschaft versuchen, das Dunkel
zu durchdringen; insbesondere wird es sich darum handeln, das in
so langer Entwicklung geborene Bankgeld - unser heutiges Geld
schlechthin - um dazu alles, was begrifflich damit verwoben ist
wie Bardeckung, Geldeinlösungspflicht, PrÀgefreiheit und mehr
nÀher zu analysieren. Die Betrachtung des Kreislaufes der Wirt-
schaft, der Einkommensbildung und GĂŒterverteilung, die den Rahmen
des folgenden Teils abgeben soll, wird geeignet sein, die Zusam-
menhÀnge unserer Wirtschaft aufzudecken und manche der gestell-
ten Fragen der endlichen Beantwortung ertgegen reifen lassen.
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noch von einer Tauschwirtschaft zu sprechen, wobei aber bei letz-
terer Ausdrucksweise nicht ohne weiteres ersichtlich ist, ob der
Tausch bereits bei Hingabe des Geldes oder erste bei Wiederein-
lösung desselben in Waren als vollendet zu gelten hat. Mag eine
Theorie auch einen Warenkauf mit gleichzeitiger Geldzahlung als
einen Tausch charakterisieren wollen, wobei auch beim stoffwert-
losen Gelde alle Gesetze eines realen Tausches, gleich wie bei
zwei stofflichen GĂŒtern obwalten; bei der Betrachtung der Wirt-
schaft mĂŒssen wir uns wieder begegnen, in deren Grenzen innerhalb
einer bestimmten Periode alles zum letzten definitiven Tausche ,
zum Konsum drÀngt. Nur dadurch wird die Wirtschaft wieder in das
Gleichgewicht gebracht und zugleich zu neuer Leistung angefacht.
Und zu diesem letzten Konsumakte gehören von der volkwirtschaft-
lichen Perspektive aus gesehen alle GĂŒter die verzehrt oder doch
nicht mehr mobil gemacht und nimmer in die Zukunft wirken können.
Auch wenn das Geld stoffwertvolles Gut und etwas die zeitlich
beschrĂ€nkten Produktionsphasen Überdauerndes, gewissermassen
Ewiges darstellt und immer aufÂŽs neue gegen GenussgĂŒter zu tau-
schen bereit ist, auch dann wird, natĂŒrlich immer nur periodisch
gesehen, dieses Stoffgeld zum Stillstand verurteilt sein, wenn
die ĂŒber den Eigenbedarf verfĂŒgungsfreien Waren gegen andere
ebensolche sich ausgetauscht haben und so innerhalb der vorhan-
denen Möglichkeiten der grösste SÀttigungsgrad des Konsums er-
reicht ist. Von diesem Augenblicke an ist das Geld begrifflich
nicht mehr T a u s c hgut, sondern einfach Gut, ein Besitz wie
irgend ein anderer, der in der Hand des Wirtschafters nach vol-
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lendetem Austausch seine ĂŒberschĂŒssigen Produkte in andere Konsum-
gĂŒter mittels jenes Geldes doch im Einzelfall, nie aber in der Gesamt-
heit möglich sein. In anderen Falle, wo das GEld in eienm stoffwert-
losen Material vergegenstÀndlicht ist, und das ganz besonders bei
dem durch den Warenwechsel an die Produktion gebundenen Gelde,
das wiederum eingezogen und damit volkswirtschaftlich vernichtet
wird, bei dem --a--kann von einem definitiven Tausche zwischen Geld und
Ware, wenn ĂŒberhaupt, so doch nur sehr gezwungen und gewagt gespro-
chen werden.
Wohl aber können wir dort, wo freie Menschen in wirtschaft-
liche Beziehungen zueinander treten, diese, wenn sie von einem ge-
schlossenen Wirtschaftsverbande organisiert werden, zusammen genom-
men als Tauschwirtschaft allgemein anerkennen. Das Prinzip der
Äquivalenz, das wir geneigt sind, in den Tausch zu legen, kann durch
MachtverhĂ€ltnisse getrĂŒbt bis schrill gestört werden, aber hier
bei der Betrachtung des Kreislaufes kann es nur darauf ankommen,
innerhalb der ganzen Wirtschaft nachzuweisen, dass trotz dieser
Störung plus und minus sich aufhebt und der GĂŒterausgleich auf
dieser Grundlage sich hat vollziehen können.
Wir mĂŒnden hier in die Frage des Wertes und Mehrwehrtes
ein, ohne hier dem weiter nachforschen und ohne erreichen zu wollen,
wie weit im einzelnen jenes plus oder minus ĂŒber das durchschnitt-
liche Einkommen in der nur gedankanklich möglichen Abstraktion "der
Gesellschaft der Gleichen" hinaus schwingt oder zurĂŒckbleibt. Wir
sahen nur, dass solche M^^ö^^glichkeit besteht, wenn der Arbeitende
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nicht mehr das Werk seiner Arbeit verfĂŒgungsbereit in HĂ€nden
hat, dass die Spanne eine immer grössere zu werden vermag, je
entfernter der Wirtschaftende einer fertigen Ware insbesondere
den Produktionsmitteln steht, je weiter die AbhÀngigkeit reicht,
ohna aber, was wesentlich ist, der Àusserlichen Freiheit verlustig
zu gehen. Wenn, wie wir gesehen haben, ein G^^u^^t sich definitiv nur gegen ein anderes austauschen kann, so ist das natĂŒrlich fĂŒr die
ganze GĂŒterwelt von GĂŒltigkeit und in der Volkswirtschaft kompen-
sieren sich im Endzustande zwei gleiche GĂŒterkomplexe.Die Schwie-
rigkeit, das plastisch zu erkennen, mĂŒssen wir hier im besonderen
darin suchen, dass in der mordernen Wirtschaft, wohl Nutzungen und
selbstÀndige Dienste, die in keinerlei konnexer Beziehung zu deren
Warenwelt stehen, ihrerseits doch an der GĂŒterentnahme aus der
Wirtschaft, am Kuuo uunsum beteiligt sind und im allgemeinen noch darin,
dass die Tauschhandlungen aus einander gerissen und erst durch
den Kredit wieder verbunden werden, ferner dass der Schleier des
Geldes ĂŒber den gĂŒterwirtschaftlichen wesentlichen VorgĂ€ngen
gebreitet liegt. Wir bestreiten zudem nicht, dass alle VorgÀng
hier nicht ihre Wurzeln haben, wollen aber im Ferneren ein Bild geben, das
, ohne das Gesagte zu negieren, den modernen Erscheinungen doch eher
gerecht und uns allgemein verstÀndlicher wird.
Vorher aber wollen wir noch die Auffassung Schumpeters
wiedergeben, der etwa folgendermaassen ausgefĂŒhrt:
"Wirtschaft ist der Kreislauf von produktiven Aufwen-
dungen und konsumtiven Verwendungen innerhalb einer Periode und
und zwar realisieren sich Produktion und Verteilung durch den
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Austausch von produktiven Leistungen sachlicher und persönlicher
Natur gegen GenussgĂŒter. FĂŒr letztere allein gelte der Ausdruck
Sozialprodukt. Die Produktion ist wirtschaftlich nicht anderes
als ein Kombinieren von Produktionsmitteln und damit realisiert
sie in den GeschÀftsakten, im Eigentum von Produktionsmitteln
gegen GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden-und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden- und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter u.s.f. Die Produzenten von produzierten
Produktionsmitteln tauschen gegen GenussgĂŒter und diese wieder
aus gegen Produktionsmittel, mittels deren sie wieder neu zu pro-
duzieren imstande sind. Der Anteil des einzelnen hÀngt von dem
Marktwert seiner TĂ€tigkeit ab. Jedes Subjekt wirft in den gĂŒter-
wirtschaftlichen Automaten seinen Beitrag und erhÀlt durch den
Mechanismus eine GĂŒterquantitĂ€t und alle diese GĂŒterquantitĂ€ten
die Einkommen, erschöpfen das Sozialprodukt. Das Geld nun zerreisst
die Volkswirtschaft, die sonst einen grossen Markt bilden wĂŒrde,
in zwei MĂ€rkte. Auf dem Produktionsmittelmarkt sind die Unterneh-
mer Nachfragende--n-- ,die Konsumenten Anbietende , auf dem GenussgĂŒter-
markt umgekehrt und so vollzieht sich dann der Austausch von
Geld gegen GenussgĂŒter. Die Kuuouunsumenten des GenussgĂŒtermarktes
sind dieselben, die auf dem Produktionsmittelmarkt als Anbietende
auftreten und können auf dem GenussgĂŒtermarkt dasselbe Geld aus-
geben, das sie auf dem Produktionsmittelmarkt eingenommen haben,
wobei die Unternehmer bezĂŒglich ihrer eigenen Leistung den
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Anbietenden auf dem Produktionssmittelmarkt und bezĂŒglich ihrer
eigenen Konsumtion den Nachfragenden auf dem GenussgĂŒtermarkt
beizuzÀhlen sind. Auf dem Produktionsmittelmarkt steht wiederum
nur soviel zur VerfĂŒgung als korporativ--n--auf dem GenussgĂŒtermarkt
ausgegeben wurde und durch Vermittlung der Unternehmer auf den
ersteren gelangt ist.

Soweit Schumpeter.
Wir mögen die Wirtschaft beleuchten, von welcher Seite

wir auch immer wollen, das Zentralproblem werden wir in der GĂŒter-
verteilung zu suchen haben und der SchlĂŒssel, der uns die Pforten
zum Kuuouusum öffnet, den finden wir im Einkommen.Der Konsumtrieb
ist das Schwungrad fĂŒr jegliche Produktion, fĂŒr jegliche Bewegung
im Wirtschaftskörper ĂŒberhaupt. Er ist immer das primĂ€re Moment
und er allein diktiert die Produktion, mag er auch wieder in seiner
möglichen Höhe an die Grösse der derzeitigen Produktion eng ge-
bunden sein. Eine Vorauseskomptierung des wahrscheinlichen Konsums
ist in der Wirklichkeit denn doch immer vom wirklichen Konsum
abhĂ€ngig und folgt ihr der nicht, so entsteht mangels Abnahme derenWare, wenn auch möglicherweise nur ganz lokal, so doch immerhin
dem Wesen nach eine Krise.

Was wir heute verzehren wollen, muss wohl das Erzeugnis

einer frĂŒheren Produktion gewesen sein, aber eben einer solchen
die vom erfahrungsgemĂ€se vorauserwartetem heutigen Kuuoouunsum vor-
geschrieben wurde. mit dem Einkommen, das wir heute ausgeben, kau-
fen wir die GĂŒter frĂŒherer Produktionsepochen. Dazu ist nötig, dass

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die Wirtschaft stets von einem konstinuierlich fortlaufenden GĂŒ-
terstrom durchflutet ist, in dem Ein-und Abfluss, Produktion und
Kuuouunsumtion in gewissen Guuruunzen sich die Wage halten mĂŒssen.Zwang-
los finden wir hier die ErklĂ€rung mancher Krise:nĂ€mlich dann,
wenn wir aus der MuuĂŒuundung mehr KuuouunsumgĂŒter erwarten, als diese uns
fĂŒr den Augenblick zufĂŒhren kann, oder in anderer Variation, wenn
wir einen spĂ€teren Kuuouunsum gewaltsam und stossweise hinaufzuschrau-
ben versuchen und fĂŒr diese dahin zielende, sich aber erst spĂ€ter realisierende TĂ€tigkeit heute schon konsumreife Equivalente ver-
langen. Hier der wirtschaftlichen Entwicklung keine Fesseln anzu-
legen und ihr auf der anderen Seite doch auch wieder schwere
Krisen zu ersparen, hier eine wahre Formel zu entdecken, das sind die
Sorgen und zugleich die Streitpunkte der Geldpolitik in bezug
auf die Geldschöpfung als auch hinsichtlich der Bank--und beson-
ders der Diskontopolitik.

Wir stellen fĂŒr unsere Untersuchung der modernen Wirt-

schaft fest, dass wir in ihr mit dem Faktum von Geldpreisen zu
rechnen haben, die uns in ihren ZahlenausdrĂŒcken zwar keinen Auf-
schluss ĂŒber deren absolute Werte, wohl aber ĂŒber das gegenseitige
VerhĂ€ltnis ihrer absoluten Werte geben. Wir wissen, dass diese Preise
einmal historischoaus dem direkten Tauschverkehr, dann aber als
eine gesellschaftliche Erscheinung begriffen werden mĂŒssen, ohne
indes an dem Kern des Wertbegriffes rĂŒtteln zu wollen, der als
Maass des gegenseitigen AbwĂ€gens nur die wirtschaftlich notwen-
dige, wertvolle und anerkannte Arbeit zulĂ€sst. Wenn nicht grundle-


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gende ProduktionsĂ€nderungen eintreten und besonders dann, wenn
wir in einen Weltmarkt verflochten sind, werden wir in den Preisen
mit gegebenen Grössen zu rechnen haben. Die Werteinheit hat die
Bedeutung, – das sei hier wiederholt – uns nur relative Werte
aufzuzeigen.Wohl aber muss jedes Gut seinen absoluten Wert aus
dem oben besagten Arbeitsfaktor ableiten und wie das im einzelnen,
so gilt es natĂŒrlich fĂŒr jedes andere Gut und alle GĂŒter, fĂŒr die
ganze Produktion der Volkswirtschaft ĂŒberhaupt. Die wirtschaftlich
wertvolle und anerkannte Arbeit, das sind in der modernen Wirtschaft
die Produktionskosten der GĂŒter und diese Aufwende insgesamt das
ist das Einkommen der Nation.

Die Kalkulation ist nicht weiter, als eine Addition von 

aufzuwendenden Produktionskosten, die eben die Einkommensanteile dar-
stellen. Wie sich dann wieder die verschiedenen Einkommenskategorien
in die Preise aufteilen, denn meist mĂŒssen wir praktisch bei ihnen
mit der starren oberen Grenze rechnen, das ist eine Machtfrage, die
uns in diesem Falle nicht interessieren kann, insofern als wir nicht
die Störungen, die in der Wirtschaftsordnung begrĂŒndet sind, im ein-
zelnen zu untersuchen haben. FĂŒr die Betrachtung des Kreislaufes
der Wirtschaft und insbesondeere fĂŒr das Erkennen des Wesens der
Werteinheit genĂŒgt es festgestellt zu haben, dass alle erzeugten
GĂŒter, alle Einkommen in sich enthalten mĂŒssen, dass aber der Zu-
griff zum Realeinkommen, das meist nur aus einer gar nicht mess-
baren Teilbarkeit an einem Gute besteht, fĂŒr den einzelnen gar
nicht möglich ist und als ein Charakteristikum der arbeitsteili-


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gen Verkehrswirtschaft auch gar nicht möglich sein kann. FĂŒglich
muss jeder sein Einkommen in einer Form zur VerfĂŒgung gestellt
haben, die es ihm dennoch ermöglicht, dem realen Wert seines Anteils,
den er iirgendeinem Gute zugefĂŒhrt hat, in anderen gleichen Werten
auf dem Markte zu erreichen. Wir haben alle unsere Arbeitskraft in 
einen Einheitsstrom von Arbeit zusammen getan, in dem alles Per-
sönliche und Individuelle untertaucht, wo aber dennoch jeder gerade
in dem Verbundensein eine Bereicherung der Gesamtheit wie auch des
einzelnen erwartet. Der ganze Arbeitsstrom findet sein Equivalent
im ganzen Arbeitsprodukt, mag auch im einzelnen wiederum der eine
auf Kosten des anderen seinen Vorteil zu erringen suchen.

Zum Realeinkommen, zum KonsumgĂŒtermarkt ist und das Nomi-

naleinkommen das Â«Sesam, öffne dich». Mittels dessen mĂŒssen wir
wieder den Anschluss an die GĂŒterwelt finden, von der wir uns in 
der arbeitsteiligen Wirtschaft mehr und mehr entfernt haben; das
Nominaleinkommen muss insgesamt das Realeinkommen vom Markte wie-
der mobil machen. So ist es uns, – gleich in welcher rechnerischen
Grösse, -die Anweisung auf den Konsumtionsfond und unter Anerken-
nung der QuantitĂ€tstheorie muss der Ausgleich von Einkommens-und
Preishöhe auf dem Markt sich vollziehen. Betonen wollen wir gleich,
dass diesenEndzustand zwar in jeder Wirtschaft erreicht sein muss,
dass aber keine dauernden Preisrevolutionen notwendig sind, die
Zungen der Wirtschaftswage, Nominaleinkommenshöhe und Preisstand zu
equilibrieren.

Wir können sagen:

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Realeinkommen R mal Preis (im Durchschnitt, Index ) P ist

gleich Normaleinkommen N und können diesem Satz sogar allgemeine
GĂŒltigkeit zuerkennen. Vorher aber haben wir schon gesehen, dass
ehedem der Begriff des Normaleinkommens noch möglich war, doch das
System der Preise, d.h. zahlenmĂ€ssig differenzierte Werteinheits-
ausdrĂŒcke sich im Verkehr herauskristallisiert hatten. Wenn nun
dieser nicht mehr imstande ist seine Arbeiter oder Mitglieder in
einem Gute zu entlohnen, das auf Grund seines Stoffwertes in jene
Relation eingezogen werden kann, so muss er an Stelle von Gleich-
wertigem(Tauschgut ) doch Gleichnamiges, Tauschmittel oder Anweisung
auf das Sozialprodukt den Leistenden zur VerfĂŒgung stellen. In
jedem Falle muss die BrĂŒcke geschlagen werden zwischen Einkommen
und Konsumtionsmöglichkeit und in der modernen Wirtschaft ist es
das Vorherrschen der Werteinehit, die in Geld oder der Wirkung
nach geldgleicher Form das Nominaleinkommen, eine, isoliert betrachtet
abstrakte Grösse mit etwas durchaus Realem, dem Produkt der ganzen
Gemeinschaft verbindet. Doch ist die Werteinheit eine Ă€ltere Er-
scheinung nd hat doch ihren Ursprung, wo wir erstmals von Preisen
sprechen; die Funktion, die wir ihr hier zuerkennen, das Bindeglied
des zerrissenen und gespaltenen Tausches zu sein, ist dem gegenĂŒber
eine abgeleitete und setzt die erstere voraus.

In der Kalkulation bedienen wir uns der Werteinheit und

addieren damit die darin ausgedrĂŒckten ArbeitsaufwĂ€nde. Der daraus
sich ergebende Preis ist dann der Kostenfaktor aller Einkommen.


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Die ParalellitĂ€t in der Höhe der Werteinheit zwischen dem Nominal-
einkommen und den Preisen insgesamt: N ist gleich R mal P, ist 
uns damit nichts Verwunderliches. Wir können auf die Wagschale
der GĂŒter nichts legen, ohne auf der anderen, wo die Arbeitsauf-
wĂ€nde und damit die Einkommen sich sammeln, StĂŒcke gleichen Ge-
wichtes, gleiche Mengen von Werteinheiten hinzuzufĂŒgen; ja es fĂŒhrt
kein anderer Weg zur Produktion als durch Aufwendungen von Arbeit
und damit von Einkommen. Der nominelle Preis eines Produktes wird
zerlegt in die prozentualen nominellen Anteile der verschiedenen
Erzeuger und sie erhalten so ihr Nominaleinkommen, prozentuale
Anteile am gesamten Produktionsfond.

Wir sehen, dass in ordnungsmĂ€ssigem Gang der Wirtschaft

die Bindungen so starke sind, dass von einem quantitĂ€tstheoreti-
schem Ausschwingen zwischen Einkommen und Preisen praktisch gar
nicht mehr gesprochen werden kann; beides sind eigentlich eines
und dasselbe. Die GĂŒterpreise finden wir in gewissen Grenzen als
gegebene Grössen vor, denn die Produktionsweise Ă€ndert sich allge-
mein meist nicht spri[ergĂ€nzt: handschriftl. u]nghaft und auch alle anderen neuerzeugten
Produkte ordnen sich in VerhĂ€ltnismĂ€ssigkeit schon ehedem sie
auf den Markt gelangen diesem Netz von Relationen ungefĂ€hr ein.
Mit der Grösse der Produktion und den Preisen wird als abhĂ€ngige
Grösse das Nominaleinkommen in absolut gleicher Höhe geschaffen.
Preiskampf und Preisrevolution kann begrifflich nicht möglich
sein, wenn beide Faktoren jeweils das gleiche bedeuten, wenn sie
nur verschieden aufgeteilt, das eine Mal in nominelle GĂŒterpreise,


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das andere Mal in nominelle Einkommen, gegeneinander gestellt aber
doch sich gegenseitig aufheben mĂŒssen. Der Konsum bestimmt nicht
nur die Höhe, sondern auch die Auswahl der Produktion und je nach
seinen objektiven WertschĂ€tzungen einerseits und den objektiven
BeschaffungswiderstĂ€nden andererseits werden diese oder jene GĂŒter
herangezogen werden. Was aber in diesem Zusammenhang mitbestimmt
das sind die Einkommen, die nicht nur allein von der Form als einer
gesellschaftlichen Einrichtung, sondern auch von der IntensitĂ€t
und der QualitĂ€t der Produktion beeinflusst und geĂ€ndert werden.
Wir deuten damit an, dass in einem gegebenen Land unter gegebenen
ProduktionsverhĂ€ltnissen alle Einkommenskategorien in einem bestimm-
ten VerhĂ€ltnis zu einander stehen mĂŒssen; dass Unternehmer und Ar-
beiter, Bauern, Beamter und freie Berufe nicht willkĂŒrlich nebenein-
ander bestehen, sondern von einer wirtschaftlichen Notwendigkeit
gezwungen sich zu einem harmonischen Ganzen vereinen mĂŒssen. Neben
dem PreisgebĂ€ude oder besser mit dem PreisgebĂ€ude ist auch das
EinkommensgebĂ€ude geschaffen und gebunden, nicht so dass bei beiden
eine absolute Starrheit erreicht wĂ€re, aber doch ein innerer Zusam-
menhang zu konstatieren ist.

Der Kreislauf der Wirtschaft wĂŒrde bei uns in dem Pro-

blem gipfeln, die Einkommen, die das Sozialprodukt aufheben sollen,
so zu ordnen und so unter alle EinkommensempfĂ€nger zu verteilen,
das insgesamt nicht mehr nominelles Einkommens auf dem Markte er-
scheinen kann, als wĂ€hrend der Produktion gleichnamige Einheiten
fĂŒr die erstellten Produkte verausgabt wurden. Darin mĂŒssen sich


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aller, aber auch alle Berufsgruppen teilen. In den GĂŒterkalkulati-
onen finden wir die Substanz fĂŒr alle Einkommen.

In einem Schema wollen wir aufzeigen, wie wir uns die

Abwicklung vorstellen und werden zu diesem Behufe vier Arten
von Einkommen zu unterscheiden haben:


1.) Die an der Produktion und an der Zumarktebringung der Genuss-
gĂŒter unmittelbar Beteiligten, also die Produzenten, HĂ€ndler, Zins-,
Renten- Gehalts- und LohnempfĂ€nger. Sie stellen die primĂ€re Haupt-
einkommensform dar und verkörpern das gesamte Einkommen der Gesell-
schaft. Alle weiteren Einkommen werden aus dieser Masse gespeist.


2.) Die an der Erschaffung des festen «volkswirtschaftlichen
Kapitals» arbeitenden Berufskreise (Bauarbeiter und -unternehmer,
BrĂŒcken-, Eisenbahnbauer usw.); sie schöpfen ihr Einkommen aus
den Ersparnissen aller ĂŒbrigen Gruppen ( 1 ; 3 ; 4 . )


3.) Die freien Berufe, wie Aerzte, Schriftsteller, KĂŒnstler usw., die
aus den freiwilligen Abgaben aller ĂŒbrigen ihren Anteil geltend
machen können .


4.) Die Beamten im Ă¶ffentlichen Dienst, die mittels Steuern jeg-
licher Art durch den Fiskus kaufkrĂ€ftig werden.


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Was an jeder bildlichen Darstellung fehlerhaft sein

muss, ist das stossweise Geschehen der Akte, die sich in Wirklich-
keit natĂŒrlich im organischen Flusse befinden. Das mĂŒssen wir auch
hier berĂŒcksichtigen, wenn wir eine Periode in ein einmaliges Ge-
schehen zusammenpressen. Was uns deutlich werden soll, ist die
Para[ergĂ€nzt handschriftlich: l]ellitĂ€t von Nominaleinkommen mit der Preishöhe der Gesamtpro-
duktion. Wenn nach unserer Zeichnung in der Kalkulation das Produkt
einen Preis von 100 erzielt, so darf fĂŒr jenes Produkt auch nicht
mehr wie 100 Einheiten auf dem Markte kaufkrĂ€ftig werden. Arbeiter,
Angestellte, Produzenten und HĂ€ndler (Gruppe I) geben insgesamt ab
an Beamte durch Steuern und Abgaben 4 mal 3 ist 12, an freie
Berufe 4 mal 2 ist 8, an die Kapitalerstellenden 4 mal 3 ist 12;
treten also von ihren Einkommen ab 12, 8 und 12 ist 32 und es
bleiben ihnen folglich 68 und diese 68 und 32 zusammen auf dem
KonsumgĂŒtermarkt ausgegeben, heben das Produkt von 100 auf.
Weiter ist im Bilde angenommen, dass die verschiedenen sekundĂ€ren
Einkommenszweige sich gegenseitig ZuschĂŒsse leisten, der Einfach-
heit halber hier immer das gleiche. Was an die kapitalerzeugenden
Berufe hingegeben wurde, bedeutet zwar fĂŒr die Abtretenden privat-
wirtschaftliches Kapital ; – privatwirtschaftliches Kapital aber,
das sich in sog. volkswirtschaftlichem Kapital niedergeschlagen
hat in dem Werk derjenigen, welche die Konsummöglichkeit von den
Sparenden erhielten. Diese haben dann, sofern es sich nicht um
direkten Eigenbesitz mit Eigenverantwortung handelt [ergĂ€nzt handschriftlich:, ] einen obligato-
rischen oder schliesslich auch dinglichen Anspruch.


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Halbfabrikate gelten als GenussgĂŒter, denn es ist leicht zu ersehen,
dass diese in der weiterverarbeitenden Produktion in deren Kalku-
lationen als ein fertiger Posten erschienen, fĂŒr den in der voraus-
gegangenen Produktion EinzelarbeitsaufwÀnde entlohnt werden muss-
ten. Zins und Rente wurde ohne weiteres dem Produzenten- und HĂ€nd-
leranteil zugerechnet. Des weiteren sind die Posten fĂŒr Abschrei-
bung und Abnutzung weggelassen, denn ob von der Gesamtheit aus ge-
sehen 20 mal 5 zurĂŒckbehalten, dafĂŒr dann einmal 100 aufgewendet
wurde, ist belanglos und muss sich zum mindesten in grösseren Zeit-
lÀufen ausgleichen.

Das Realeinkommen der Gemeinschaft besteht in der Masse

der erzeugten GĂŒter, das Nominaleinkommen in der Summe ihrer Geld-
preise. Das ist nichts zufĂ€lliges, sondern die notwendige Folge des
Gleichlaufs von Produktion und sie begleitender Einkommensbildung .
Wenn wir sagen, die Preise und in ihnen die Idee der Werteinheit
seien VerhĂ€ltniszahlen zwischen den einzelnen GĂŒterwerten, so dass
diese vergleichbar und gesellschaftlich gĂŒltig austauschbar wer-
den, so mĂŒssen wir auch bekennen, dass innerhalb der Einkommen
selbst der gleiche Geist wie bei den Preisen vorherrscht; auch sie
werden, ohne dass die absolute Leistung mehr erkenntlich ist, doch
nach gesellschaftlicher Wertung geschieden und vergleichbar. Die
Nominaleinkommen sind das Speigelbild der Preise und so können wir
die letzteren auch als VerhĂ€ltniszahlen zwischen Real- und Nominal-
einkommen bezeichnen. Das wir den Preisen die primĂ€re Rolle ein-
rĂ€umen, könnte als gegen die Tatsachen verstossend erschienen, denn


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Ă€usserlich treten tatsĂ€chlich zuerst die Einkommen in Erscheinung
und nehmen möglichst an dem Preise im einzelnen die letzte Kor-
rektur vor; aber die Preise sind nicht nur historisch gegenĂŒber
dem Nominaleinkommen das UrsprĂŒngliche, sondern selbst in der von
uns geschilderten Ordnung bilden sie sich nur in strenger Anlehnung
an einen wirtschaftlichen bereits fixierten, oder wenigstens voraus-
kalkulierten Preis.

Was aber nachzuholen wichtig ist, das ist der Begriff des

Nominaleinkommens, den wir bisher als etwas Gegebenes hingestellt
haben. Wir konnten das tun, nachdem wir im ersten Abschnitt vom
Gelde gesprochen und in ihm das technische Mittel erkannt haben,
das die Verkehrswirtschaft zu funktionieren befĂ€higt. Aber wir
sahen auch, Voraussetzung fĂŒr das Geld ist wiederum das Vorhanden-
und Wirksamsein der Preisidee, wenn auch ursprĂŒnglich nur Stoff-
quantitĂ€ten zum Vergleich gelangen. Das Nominaleinkommen ist nun,
(wenigsten teilweise) dieses Geldeinkommen. Wie weit die beiden
Begriffe sich decken, ist in jedem Einzelfall wohl verschieden;
sie können das völlig tun, wenn das ganze Einkommen in Geld erstat.
tet ist, d.h., wenn keine Möglichkeit besteht, reale GĂŒter direkt als
Einkommen zu erhalten, wĂ€hrend also Real. und Nominaleinkommen sich
stets decken mĂŒssen, weil es nur verschiedene AusdrĂŒcke gleicher
Sache sind, ist das Geldeinkommen nicht ohne weiteres eine 3.Aus-
drucksform dafĂŒr; wird oftmals nur ein Tel [sic] der erstgenannten Be-
griffe sein und kann nur in der Ausschliesslichkeit des Einkom-
mensempfanges in dieser Form zum gleichen Werte werden. Das Geld
lebt, um die GĂŒter auszutauschen, die eine FĂŒlle von Relationen


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darstellen;– wenn es heute nun den Kauf vermittelt durch Hingabe
von Nominaleinkommen gegen GĂŒter, so ist das durch den Schleier
gesehen der gleiche witschaftliche Vorgang. Diese letzte Karte
decken wir auf, wenn wir den Mechanismus kurz erklĂ€ren, wie das
Nominaleinkommen, das Geldeinkommen entsteht. Nach unserer ganzen
AusfĂŒhrung kann es keine Frage sein, dass wir es in engster Anleh-
nung an die GĂŒterproduktion zur Schöpfung bringen mĂŒssen. Stellen
wir dabei die Geldkreation auf Grund des akzeptierten Warenwech-
sels als die der Vollendung am nĂ€chsten kommende Einrichtung hin,
so handeln wir nur folgerichtig unserer bisher beschriebenen Auf-
fassung.

Im Gelde, dem ReprĂ€sentanten unseres Nominaleinkommens

haben wir einen Anspruch an die Allgemeinheit, wĂ€hrend wir iunsere
wertvollen Dienste der privaten Produktion liehen und auch hier-
her die Quelle unseres Einkommens verlegten. Jede Hingabe von Dienst
Nutzung oder Gut bewirkt zuerst einmal ein privates Forderungs-
recht, das wir irgendwann einmal zum Eigengebrauch lebendig wer-
den lassen wollen. Eine solche private Forderung ist die Buchfor-
derung und es ist der Warenwechsel, den der Fabrikant fĂŒr eine wirt-
schaftlich abgenommene Leistung in HĂ€nden hĂ€lt. In diesem Wechsel
sind aber, da viele HĂ€nde dem Unternehmer dienstbar waren, das 
Produkt zu vollenden, auch alle deren Arbeitsleistungen und fĂŒg-
lich deren Einkommen eingeschlossen und hier erlöst uns die Geld-
schöpfung vor weiteren privaten, in's kleinste zu zerlegenden
Forderungsrechten, welche die Arbeiter wiederum ihren Unternehmer


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Unternehmer [sic] geltend machen mĂŒssten. Die starre Berufsgliederung
zeugt davon, dass wir das Vertrauen zur Gemeinschaft, zu der Wirt-
schaft haben, und darum entĂ€ussern wir uns unserer vergegenstĂ€nd-
lichten Arbeit, weil wir erwarten und wissen, dass wir auf dem 
Markte auch ohne dieses Gut oder Teilgut selbst doch der Equi-
valente habhaft werden können. Im privaten Verkehr konnten nur
privaten Forderungen entstehen. Die private Produktion aber ist
so enge mit einander verbunden und in solch' grosser gegensei-
tiger AbhĂ€ngigkeit, dass wir in der Marktwirtschaft, wo alles
in einander greift, wo alle fĂŒr einen und einer fĂŒr alle zusammen
stehen, dass wir dort jedes derartige private Forderungsrecht
in ein Ă¶ffentliches umwandeln und als das Symbol der Forderung
an die Allgemeinheit das Geld der Gemeinschaft, das staatliche
Geld ansehen. Die Reichsbank fĂŒhrt hier nur eine Funktion des
Marktes zu Ende. Jede Forderung ist von der anderen Seite gesehen
aber eine Schuld, also hier eine Schuld, die von der Gesamtheit
getilgt werden muss. Praktisch geschieht das, indem wir bei der
Konsumtion Teile dieser Forderung fortgeben, bis unser ganzes
Forderungsrecht, eben unser Einkommen sich aufgelöst hat und in 
der Wirkung das Forderungsrecht und das Geld aus der Wirtschaft
entfernt ist. Wir haben konsumiert. Mit der letzten Konsumtion
und der letzten Wechseleinlösung ist der Kreislauf beendet.

Dass das Geld uns als etwas anscheinend ewig Bleibendes

in der Wirtschaft gegenĂŒbertritt, beruht auf einer TĂ€uschung.
In Wahrheit entsteht es tĂ€glich mit der Leistung und vergeht mit


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der Konsumtion, gleich wie uns ein grosses Feuerwerk eine dauernde
Helle vorspiegelt, die durch tausende von Raketen, die nacheinander
aufsteigen und wieder in's Nichts zurĂŒckfallen, verursacht wird.

Es könnte hier natĂŒrlich nicht unsere Aufgabe sein, die

Technik genau auseinander zu setzen; was wir vielmehr schildern
wollen, das sind die ZusammenhĂ€nge, sowiet sie das gezeichnete Bild
vollenden mĂŒssen. Zur Verteidigung des Wechsels wollen wir aber
doch die HauteinwĂ€nde betrachten. Seine Sicherheit und seine Eig-
nung zur Geldschöpfung, d.h., ob er wirklich absatzfĂ€hige Konsum-
gĂŒter reprĂ€sentiert, das können wir ruhig xxx dem viel bekritelten
Profitstreben der Privatwirtschaft ĂŒberlassen. Sie hat selbst
das denkbar grösste Interesse daran, Gnade vor den Augen ihrer
Mitmenschen zu finden. Die grösste Sicherheit liegt nicht etwa
in den geforderten prima Unterschriften, sondern in der wirt-
schaftlichen Unmöglichkeit, dass auch nur eine nennenswerte Anzahl
von Wechseln notleidend wĂŒrde. Die Gefahr auch, dass mehrere Wech-
sel fĂŒr ein und dieselbe Ware im Umlaufe sind, ist nicht so hoch
zu bewerten, denn der erste Wechselschuldner, der darauf GlĂ€ubiger
wird, kann den diskontierten Wechselbetrag nucht als Einkommen
geltend werden lassen, d.h. konsumieren; muss er doch sein Accept
wieder einlösen. Im ĂŒbrigen gelangt immer nur ein Prozentsatz
von Wechseln bis zum obersten Organ der Reichsbank, die ĂŒbrigen
können aus dem Umlaufe der gerade freien Gelder gespeist werden.

Doch zurĂŒck zu unserer Betrachtung: Die Einkommensgrösse,

die wir mit dem gesamten erzeugten GĂŒtervorrat gegenĂŒber stellen,
eben in dem Sinne, dass beide nur neben einander zur Entstehung


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kommen können, kann uns nur eine gedanklich mögliche Grösse
sein. Wenn wir das Geldeinkommen mit Nominaleinkommen gleich
setzen und es in Paralelle stellen zum gesamten Realeinkommen,
dann mĂŒssten wir fordern, dass jegliche Einkommen in neu geschöpf-
ter Geldform zur Verteilung gelangen. In Wahrheit wird aber Pro-
duktion in Natura verteilt, es wird mit noch umlaufendem Gelde
bezahlt, es werden Gegenforderungen aus[ergĂ€nzt handschriftl.]fgerechnet, Wechsel dienen
als Zahlungsmittel, Giroguthaben ersetzen neues Geld und so kommt
es, dass wir in diesem ganzen Konglomerat die Einkommensgrösse zu
suchen haben. Was das Geld anlangt, so ist in der Grösse der
Produktion wohl eine obere Grenze geschaffen. nach unten aber ist
der Verkehr souverĂ€n. Denken wir nun daran, dass das gleiche Geld
teilweise als blosses Rechengeld z.B. an den Quartalsterminen
aufzutreten pflegt, des weiteren auch mit tĂ€tig ist, den Kapital-
markt zu speisen. In diesen FĂ€llen steht das Geld fern seiner
eigentlichen primĂ€ren Funktion. Das Geld ist auf der einen Seite
Bescheinigung fĂŒr unsere Leistung, die sich in realem Gute hat 
niederschlagen mĂŒssen, das uf dem Markte erscheinen wird, auf der
anderen Seite ist es eine Anweisung auf wieder ein reales Gut ;
verbunden also, vermittelt uns das Geld den Austausch zwischen
den realen GĂŒtern. Das Nominaleinkommen schiebt sich nur dazwischen
als eine Folgeerscheinung der heutigen Produktionsweise. Diesen
Dienst vermag das Geld, das haben wir bereits im ersten Abschnitt
gesehen, zu leisten, weil es im ZusammenfĂŒgen und Teilen von Wert-
einheiten auch die GĂŒter vergleichbar und teilbar werden lĂ€sst.
Die Werteinheit schafft Preise und lĂ€sst durch sie den GĂŒter-


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austausch möglich werden. Das erste und letzte Glied des modernen
wirtschaftlichen Kreislaufes betrachtet. – die Distribution
scheiden wir aus, – bietet uns wieder das gleiche ursprĂŒngliche
Bild.


Die Wirtschaft erschöpft sich im Austausch von realen

GĂŒtern, und die Werteinheit ist das Instrument, auch dort, wo der 
Tausch dem Bereiche des ZufĂ€lligen entwĂ€chst und sich zu einer
gesellschaftlichswirtschaftlichen Erscheinung erhebt und verdichtet,
auch dort den Gesetzen des Realtausches die freie Bahn zu bereiten.


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alter der geschlossenen Hauswirtschaft, wo deren MItglieder je nach
Eignung durch Geschlecht und Geschicklichkeit, in freier Arbeit den
Unterhalt der Familie beschafften. Von einem Werten in solcher Wirt-
schaft kann man eigentlich nur in dem Sinn sprechen, als die Arbeit
eben nur auf solche Dinge angewandt wurde, denen man den GĂŒterwert
zuerkannte, und d.h. wieder Dinge, die im VerhĂ€ltnis zu der Dringlich-
keit des BedĂŒrfnisses den gleichen Begfriedigungs- und SĂ€ttigungsgrad
erhoffen liessen.

Die wirtschaftliche Entwicklung, die wir als Tatsache

annehmen wollen, schreitet fort. Durch irgendwelche UmstĂ€nde, wie die
Völkerwanderungen, traten die Menschen nicht nur in Beziehungen zu
anderen Wirtschaften ihres Stammes und ihrer Art, sondern auch zu
fremden Völkern mit anderen Sitten, GebrĂ€uchen und Lebensgewohnheiten;
lernen damit fremde BedĂŒrfnisse kennen und schĂ€tzen. Die ersten Tausch-
handlungen werden hier zustande gekommen sein, ohne dass aber eine
Werteinheit dabei nötig war, – ein Gut tauschte das andere aus.


Schon in den AnfĂ€ngen des wirtschaftlichen Verkehrs

spielt die persönliche Qualifikation eine Rolle, insofern als sie
zur Bildung von Berufen drĂ€ngt, ohne aber, wie wir sehen werden, den
reinen Naturaltausch noch zu stören. Wenn der Töpfer und der Korb-
flechter ihre Produkte auszutauschen trachten, so werden sie etwa die
Ueberlegung anstellen: Der Korbflechter, der die irdene Schale benö-
tigt, wird abschĂ€tzen, dass er zwei Tage zu deren Herstellung aufwenden
muss, wĂ€hrend der Töpfer sie vielleicht in einem Tage schon herstellt.
Dem Töpfer, dem der Korb begehrenswert erscheint, wird umgekehrt zwei
Tage Arbeit zu dessen Beschaffung benötigen; der Korbflechter hinwie-

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derum hierzu nur einen Tag. In der Hingabe ihres Erzeugnisses tauschen
die beiden die Arbeit eines Tages- (Ton und Weiden sind mit gleichem
Beschaffungswiederstand zu erreichen, die Geschicklichkeit der Tauschen-
den in ihrem Berufe, ihre persönliche Qualizfikation ist gleich) – sie
tauschen absolute Äquivalente. In dem Maasse aber, in dem die Hauswirt-
schaften an der Geschlossenheit, die eben ihr Wesen ausmachte, verlieren
und die FĂ€den mit anderen solchen anknĂŒpfen, weil sie aus solchem Tun
grössere und jedenfalls reichlichere BedĂŒrfnisbefriedigung erhoffen,
in gleichen Maass arbeiten sie auf eine, wenn auch noch primitive Ar-
beitsteilung hin und helfen eine neue Wirtschaftsverfassung vorberei-
ten.


Die HĂ€ufung der Tauschoperationen vermehrt zugleich die

Schwierigkeit ihrer DurchfĂŒhrung, denn nicht immer wird der Tauschende
den finden, der gerade sein Erzeugnis benötigt und das gewĂŒnschte feil-
bietet. Die GĂŒter sind naturnotwendig auch nicht von gleicher Teilbar-
keit und Dauerhaftigkeit. Wie, wenn ich hundert kleine Dinge oder leicht
verderbliche Genussmittel benötige und nur ein Rind dafĂŒr zu tauschen
in der Lage bin. S o l a n g e wird der Tausch eine ZufĂ€lligkeit blei-
ben, so lange keine Möglichkeit besteht, diese WiderstĂ€nde zu umgehen.
Nicht Menschengeist hat erfunden, sondern die natĂŒrliche, organische
Entwicklung drĂ€ngte darnach und liess aus dem Verkehr selbst heraus
ein allgemein beliebtes, gern in Tausch genommenes Gut erwachsen, das
dank seiner Eigenschaften – widerstandsfĂ€hig, relativ kostbar, teilbar
haltbar und leicht transportierbar – imstande war, jene die Entwicklung
fesselnde Schwierigkeit zu ĂŒberbrĂŒcken und damit den Tausch als allge-
mein geĂŒbte wirtschaftliche Handlung zu legalisieren. Die Geschichtss-

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schreibung erzĂ€hlt uns von Vieh, Muscheln, Fellen und vor allem und
damit betrachten wir bereits wieder eine neue Form der Entwicklung -
von Edelmetallen.

Alle Momente, die wir zu solcher bevorzugten Stellung

fĂŒr nötig erachten, die Edelmetalle vereinten sie in sich bis dass
sie in einer gewissen, irgendwie durch Stamm oder Wahl zusammenhĂ€ngen-
den Gemeinschaft als Universaltauschgut den gesamten Verkehr beherrsch
ten. Jetzt musste jedes Ding beim Tausch das Medium des Edelmetalles
passieren und erhielt seinen Wertausdruck in der Reduktion auf eine
Teilgewichtsmenge des allgemeinen Tauschgutes. Und zwar können wir
sagen, je grösser und weit verzwiegter diese Gemeinschaft der mit
gleichen Maassen Wertenden ist, je grösser und verzweigter ihr Bedarf,
je entwickelter ihr Ă¶ffentliches Leben ist, desto sicherer, zielbewuss-
ter und natĂŒrlicher, desto genauer ausbalanciert werden in der Vielheit
der Beziehungen die GĂŒterwertungen im Verkehr sich herauskristallisie-
ren. Das Edelmetall wird mĂ€hlich, ohne dass wir genau das Datum der
Geburtsstunde werden nennen können, vom Tauschgut zum Tauschmittel
sich wandeln, womit dann auch gleichzeitig begrifflich der Werteinheit
ihr Standort und ihr Wirkungskreis angewiesen wird. Wir haben dabei
wohl den Einwand zu erwarten, dass dann, wenn durchaus gleichwertige,
reale GĂŒter, wie auch hier noch, zum Tausch gelangen, der Charakter des
Tauschgutes noch absolute GĂŒltigkeit besitzt. Anerkannt sei das einst-
weilen aber nur fĂŒr einen dritten, der ohne selbst mit seinen SchĂ€tzun-
gen den gegebenen Zustand gĂŒltig werden liess, neu in den fraglichen
Wirtschaftskörper gestellt werde. Nur der wird die bekannten ErwĂ€gungen
anstellen, wieviel ihm eine Sache wert, wieviel ihm die Beschaffungsar-

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beit wert oder nicht erscheint. FĂŒr das Glied der Wirtschaftsgemein-
schaft selbst werden die relativen Wertbeziehungen in gewissen Grenzen
eine konstante, historisch zu begreifende Grösse darstellen. So weit
eine Beeinflussung seinerseits möglich war, hat er seine Stimme bereits
in die Wagschale geworfen. FĂŒr ihn wird eine Gleichung, wie ein Korb
ist gleich 10 g Gold, so genau sich auch in den objektiven Massen ĂŒber-
einstimmen mag, in seinem wirtschaftlichen Denken noch auch keine ab-
schließende Betrachtung, nicht der endgĂŒltige Zustand sein. Seine gedank-
liche Rechnung wird weiter greifen und etwa die Formel zeigen:
Ein Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale. Gold ist
zur Durchgangsstation, ist nur Mittel um zu seiner Wortgleichung:
Ein Korb ist gleich einer Tonschale, zu gelangen. Wenn alle so zustande
gekommenen Gleichungen objektiv wahr, deren Faktoren wirklich gleich-
wertig sind, gemessen an dem zur Beschaffung notwendigen Arbeitsauf-
wand, denn nur dieser allein kann in der noch primitiven Wirtschafts-
ordnung massgebend sein, dann scheint auch die Berechtigung vorzuliegen,
das wesentliche Moment nicht in der Funktion als Tauschgut sondern als
Tauschmittel zu suchen. Keineswegs verkennen wir dabei die grundlegende
Bedeutung des Tauschgutes, soweit alle spĂ€ter definierten Werteinheiten
historisch auf jenem fussen, und nicht einmal der konsequenteste Formali
mus wird sich dazu verstehen; wir anerkennen aber auch die Notwendigkeit
in der FĂŒlle der relativen WertzusammenhĂ€nge und ihren Schwankungen
einen ruhenden Pol zu suchen oder zu konstruieren, von dem wir ausgehen,
um wieder zu ihm zurĂŒckkehren zu mĂŒssen, der Anfang und Ende jeder
wirtschaftlichen Handlung bedeutet. Dass wir aber gerade zu letzterem

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Behufe das reale Tauschgut benötigen, ist nicht einzusehen, solange
es kein G u t geben kann – und nie wird die Natur uns ein solches
bescheren -, das ĂŒber Zeit und Raum hinaus die absolute Wertkon-
stanz in sich birgt.

Wenn wir nach dem absoluten Werte forschen, sind wir 

nicht erkenntnisreicher geworden, wenn wir wissen, dass ein Korb
nicht nur gleich einer Tonschale sondern auch gleich 10 g Gold ist.
Verbreitert hat sich lediglich die Basis, die Zahl der Relationen
und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Gleichung wahr ist. Ver-
gessen wir doch nicht die ursprĂŒngliche Bedeutung der Werteinheit,
uns beim Tausch Diener zu sein, ihn zu erleichtern. Die Tauschopera-
tionen zwischen Einzelkontrahenten bedĂŒrfen zu DurchfĂŒhrung keines
dritten, realen Gutes, ja, es wĂ€re geradzu unsinnig, ein solches einzu-
schalten. Die Forderung nach dem Â«artgleichen Messwerkzeug» findet
hier sogar zur vollsten Befriedigung seine Lösung. Nachdem wir die
subjektiven SchĂ€tzungen, die die Arbeit erst in jene Richtung in ge-
wisser StĂ€rke gelenkt hat, als Daten hinnehmen können, sehen wir es
in geradezu kristallener Klarheit und SchĂ€rfe, dass der Arbeitsauf-
wand, dessen wirtschaftlicher Wert, der Beschaffungswidersand es ist,
der das natĂŒrlichste, gerechteste Mass uns liefert und zudem noch
unabhĂ€ngig ist von allen absoluten und damit relativen Schwankungen
der einzelnen GĂŒter selbst und untereinander. Ja mögen dies in den 
unwahrscheinlichsten Ausmassen revolutionieren, den Ruhepunkt wer-
den sie erst dann wieder erreichen, wenn sie nach dem natĂŒrlichen
Gesetz der gleichen Arbeitswertmengen, hier ohne jede Störung ĂŒber-

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haupt, Arbeitsmengen als Arbeitszeiten sich ausgependelt haben.

Welche Arbeit, welches Mass, welches Gut könnte dabei

von Schwankungen verschont und als absolut unberĂŒhrt fest gelten?
Keines, auch das Gold nicht, mĂŒssen wir darauf antworten. Auch das Gold
kann auf keinem anderen Wege seinen Tauschwert abgeleitet v
erhalten.

Wenn also eine Reduktion auf Gold als dem sogen. Wertmaass

nicht auch gleichzeitig die GewĂ€hr dafĂŒr bietet, dass auf lanfe Sicht
hinaus keine Aenderung der Produktionsweise eintreten wird und in-
folge grösserer oder geringerer WertschÀtzungen einzutreten braucht,
so ist es unlogisch, auf diesem Punkte schon genĂŒge zu finden. Nie
und nimmer ist das Gold und ist kein Gut von Natur aus ein, ĂŒber den 
Augenblick hinausreichendes absolutes Wertmaass und wenn es darum
das Wesen der Werteinheit ausmachen mĂŒsste auf ein solches Gut
von historisch gĂŒltiger Konstanz basiert zu sein, sie könnte dieser
Funktion in der Wirtschaft nicht gerecht werden.

Aber wir sahen es, wenn wir von ihrer Funktion als Tausch-

mittel sprachen, dass das wesentliche Moment nur das eine sein kann
die relativen Beziehungen der GĂŒterwerte auszudrĂŒcken und dies ver-
mag sie unbeeinflusst von Wertschwankungen fremder GĂŒter als
auch denen ihres Eigenkörpers. Gleich, ob einzelne oder alle oder
ob nur das Gold als Wertmaass seinen Eigenwert Ă€ndert, das Tausch-
mittel Gold wird als Werteinheit die relativen Beziehungen auch
nach völliger Umlagerung doch wieder genau anzugeben vermögen.
Und nochmals sei betont, was die absoluten Wertgrössen anlangt, eine
dahin gehende ErwĂ€gung bereits vor diesem Akte liegen muss und 

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begrifflich nicht damit zusammenhÀngt.

Wann wir ĂŒberhaupt in der geschichtlichen Betrachtung

erstmals mit dem Begriff Werteinheit operieren wollen, muss eine
mehr oder minder willkĂŒrliche ErwĂ€gung sein. Nicht wollen wir von
Werteinheit sprechen etwa beim ersten zufÀlligen Tausch, indem wir
sagen, und wir könnten das, das eine Gut sei gewissermassen die Wert-
einheit des anderen, sondern wollen Werteinheit dann erst als Tat-
sache gelten lassen, wenn eine Gemeinschaft in all ihren wirtschaft-
lichen Handlungen sich zwanglos eines einzigen Wertausdruckes be-
dient. Voraussetzung fĂŒr die Werteinheit ist als eine historische
Entwicklung in einem wirtschaftlichen Verband und die Werteinheit
ist in der GĂŒltigkeit und in der Wahrheit des Ausdruckes um so
allgemeiner und bestimmter, je kulturell entwickelter, je weiter
verzweigt und doch wieder je fester in einander gefĂŒgt das gemein-
same öffentliche und wirtschaftliche Leben sich dort abspielt.
Die kon-s-tinuierliche Linie, die harmonisch-organische
Entwicklung, die die geschlossenen Hauswirtschaften ĂŒberwunden, sie
zu VerbĂ€nden darĂŒber hinaus und diese wiederum vielleicht zu noch
grösseren Gemeinschaften zusammengeschweisst hat, sie schafft dazu
notwendig auch die Ă€usseren Formen und MIttel fĂŒr das rechtliche
und Ă¶ffentliche Leben. Als eine der wesentlichen Normen hat die
Gesellschaft, die wir von nun an zur Verdeutlichung den Staat nennen
wollen, das wirtschaftliche Leben zu regeln und ordnen ĂŒbernommen;
die Sitte prĂ€gt er zu RechtsĂ€tzen und als einen solchen mĂŒssen wir
es ansehen, wenn er die reale Werteinheit durch Namengebung Ă€usser-
lich zu einer staatlichen Kategorie stempelt. Der Staat lĂ€sst StĂŒcke von 
bestimmtem Edelmetallgewicht durch die PrĂ€gung zu seinem, inner-
halb seiner Grenzen gĂŒltigem Gelde werden. Die staatliche AutoritĂ€t

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sollte Wage und Probierstein erĂŒbrigen, das aufblĂŒhende Wirt-
schaftsleben sollte von den starren Fesseln befreit werden.
Die Relationen drĂŒcken sich nimmer in Gewichtsmengen aus, sondern
in einem Teil oder der numerischen Vielheit der staatlich prokla-
mierten, dabei noch durchaus realen Werteinheit, wobei diesen Neu-
ordnung immer nur einer Umrechnung, keineswegs einer Umwertung
gleichbedeutend sen kann. Was wir bisher die Relationen der 
GĂŒterwerte nannten, das sind jetzt die Preise, denn diese sind im 
Grunde nichts anderes als VerhĂ€ltniszahlen. Die Tauschmittelfunk-
tion des Geldes als der Form, oder besser der Werteinheit als des
Inhalts schĂ€lt sich mit jeden weiteren Schritt der Betrachtung
immer deutlicher heraus. Zwar sind die beiderseitigen Objekte
jedes einzelnen Tausches immer noch RealitĂ€ten, und das ist not-
wendig, solange die staatliche AutoritĂ€t noch nict in dem spĂ€-
teren Maasse gefestigt und in lĂ€ngerer Webung eine GewĂ€hr fĂŒr
die reibungslose Abwicklung des Verkehrs gegeben war.

Greifen wir unsere frĂŒhere Gleichung wieder auf, die

lautete:
1 Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale.
Bei der Inbeziehungsetung des Korbes zu den 10 g Gold ist die
reale Uebereinstimmung, wenngleich die 10 g Gold fĂŒr den Korb-
flechter nichts Definitives bedeuten und er im Geiste gleich
wider die dazugehörige Gleichung wie 10 g Gold zu 1 Ton-
schale anstellt, doch ohne weiteres erkenntlich gegeben. Bei der
Reduktion auf den Preis aber, 1 Korb ist gleich 27,90 M ( Fiktion:
Vom reaalen Goldtausch wurde direkt zum Marktwert ĂŒbergegangen
gleich Vergleichung der Vorkriegszeit 1 kg Gold ist gleich

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2.790.- M) fehlt uns zum vollen VerstĂ€ndnis des equivalenten
Tausches wieder eine weitere Gleichung:

2.790,- M zu 1000 g wie 27,90 M zu 10 g,

mit anderen Worten – wir mĂŒssen den MĂŒnzfuss kennen. Noch umstĂ€nd-
licher und verzweigter werden die Vergleiche, wenn der Korbflech-
ter nun gar noch weitere ErwĂ€gungen anstellen muss, um in den Be-
sitz der Tonschale zu gelangen. Das Geld wĂ€re die törichteste Ein-
richtung und wir könnten nicht glauben, dass es solches Geld gĂ€be,
dass der Verkehr zu seiner Erleichterung und Beschleunigung sich
eines solchen I n strumentes bediente oder es eigentlich erst so
recht schuf, das ihn wie eine Zwangsjacke hemmen mĂŒsste, wenn, ja
wenn eben die Funktion des Tausch g u t e s das wesentliche Merk-
mal des Geldes bedeutete.

Das Vorhandensein des realen Tauschgutes kann uns somit

nicht hinden, so sehr es auch das Bild verschleiern kann, den wahren
Charackter des Geldes im Tauschmittel zu erblicken, ja sogar dann
erst den Begriff Geld ĂŒberhaupt anzuwenden, wenn die Werteinheit,
auf die es lautet, ihrem Inhalt und Wesen nach vom Objekt zum MIt-
tel sich gewandelt hat. Wenn die Werteinehit, das Gut Gold, gleich
wie es in jener definiert ist, allein den Gegenpol zu allen anderen
GĂŒter bildet, so ist es naturnotwendig, dass es, ausgenommen den
Fall wirklich einmal zur letzte Befriedigung zu dienen, die histo.
rische Verankerung und damit auch seine SelbststĂ€ndigkeit im mensch-
lichen Denken verliert und uns als Grösse nurmehr in der Vielfalt
der Relationen und Preise etwas zu sagen hat. Die Gewonheit des

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tĂ€glichen Lebens spricht auch nicht mehr von Tausch, sondern von
Kauf, ja selbst der dem Sinn nach richtige Ausdruck Tauschmittel
bildet sich in Konsequenz um in Zahlungsmittel. Ist das nicht
auch, wenn auch nur rein Ă€usserlich eine BestĂ€tigung des von uns
herausgebildeten Gedankenganges? Das konkrete Geld spielt eine
ganz untergeordnete Rolle, seinen Geist erhĂ€lt es durch die Wert-
einheit eingehaucht, auf die es lautet, und die Wirklichkeit die
Grundlage des ganzen Wirtschaftsverkehrs bildet.

Wir streiten hier nicht darĂŒber, ob das Geld stoffwert-

voll oder wertlos zirkulieren muss und kann, das ist eine sekundĂ€re
Frage. Uns ist nur wichtig, ob die Werteinheit real bestimmt und
im Stoffe verankert oder ob sie auch eine abstrakte rein rechneri-
sche Grösse sein kann.Wenn wir sehen und sagten, dass die WErtein-
heit ihrem Wesen nach vom Objekt zum Mittel geworden ist, so ist
ein Teil der Antwort schon voraus genommen, und es bleibt uns nur
noch zu fragen ĂŒbrig, dass, wenn schon das Mittel die Seele der
Werteinheit ausmachen soll, ob es dann losgelöst von jeder Bindung
an eine RealitĂ€t, ob es dennoch in einer solchen sich verkörpern
oder ob es nur eine solche symbolisieren mĂŒsse.Hier bleibt uns
noch genĂŒgend zu lösen ĂŒbrig.

Wiederlegt hoffen wir nur das eine zu haben, dass von dem

Augenblicke an, wo wir von Werteinheit sprechen – in der wirt-
schaftlichen Gemeinschaft, die sich allgemein und immer gleichem
historisch begrĂŒndeten Wertausdruckes bedinet – nicht jeder wirt-
schaftliche Akt, jeder Tausch, Kauf oder Verkauf wie wir es gerade
nennen wollen, immer von neuem die ErwĂ€gung des AbschĂ€tzens

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am Golde notwendig macht. Bewiesen hoffen wir zu haben, dass es in
genanntem Stadium, auch wenn die Werteeinheit noch in stoffwertvol-
lem Material verkörpert ist, es doch nicht mehr ihre Aufgabe sein
kann, absolutes Maass fĂŒr alle ĂŒbrigen Dinge abzugeben, sondern
im Ausdruck der Ein-oder Vielheit die GĂŒter der Aussenwelt kom-
mensurabel zu machen.Ob dann, wenn die Werteinheit ihrem Wesen nach
und funktionell bereits «die reine ObjektivitĂ€t» besitzt, eine Zu-
rĂŒckreduktion auf den historischen Urgrund als Stoff nicht doch
notwendig oder wenigstens wĂŒnschenswert erscheint und unter wel-
chen besonderen UmstĂ€nden das der Fall wĂ€re, kann erst die weite-
re Untersuchung aufklĂ€ren. Die daran sich anknĂŒpfenden Erörterungen

wollen wir darum auch hier abbrechen, um die weiteren Daten der

Entwicklung zu skizzieren.

Soweit wir bisher analysieren konnten, erkannten wir,

dass die Werteinheit zwar eine Wandlung bezĂŒglich ihres Inhaltes
und ihres Wesens erfahren hatte, wĂ€hrend der Equivalenztausch Ă€us-
serlich immer noch aufrecht erhalten blieb. Je mehr nun aber die
Produktion der Grösse und Reichhaltigkeit nach sich steigerte,
desto schwieriger musste es sein, diese gleichen Mengen von Edel-
metallen fĂŒr den Handel zu beschaffen und so konnte es nicht aus-
bleiben, dass man zwar auf der einen seite den Segen der eröhten
ProduktivitĂ€t verspĂŒrte, auf der anderen aber auch die AnhĂ€ufung
von Gold und Silber, diesen toten Schatz, als eine zwcklose Mate-
rial-und Kraftverschwendung erkannte. Wir befinden uns hier an der
Bruchstelle, wo wir zu einer neuen Phase unserer Wirtschaft kommen,

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die mit dem Worte K r e d i t gekennzeichnet ist.Mit Hilfe des
Kredits wurde Gold als ausschliessliches Zahlungs-oder Tausch-
mittel ĂŒberwunden; wir tauschen nicht mehr Ware mit barem Gelde,
sondern Ware auf Kredit gegen eine Forderung. So wirkt die Seele
des Geldes als Werteinheit begrifflich weiter auch dort, wo sie
sich ĂŒner den Stoff erhebt.

Ueberlegen wir aber,dass nur derjenige Kredit geben kann,

der nicht sofort auf das Equivalent seiner Arbeit angewiesen ist;
dass also wirtschaftliche LeistungsfĂ€higkeit Voraussetzung fĂŒr
ein durch KreditgewĂ€hrung entstandenes Forderungsrecht bildet.
Persönlich, sachlich, örtlich und zeitlich gebunden ist es nicht
dazu geeignet im Bedarfsfalle mobil gemacht werden zu können und
so lange das nicht jeder Zeit möglich war, solange das eine ZufĂ€l-
ligkeit und Ausnahmeerscheinung darstellte, solange konnte auch
die KreditgewĂ€hrung, die das Charakteristikum erst dann darstellt,
wenn sie allgemein geĂŒbt ist, nicht die Erlösung aus den Fesseln
des Stoffgeldes uns bescheren. Eine Kompensation der verschiedens-
ten Forderungsrechte wĂ€re zwar begrifflich theoretisch möglich,
denn die Summe aller Soll- und Ahbenposten mĂŒssen von der Perspek-
tive der Volkswirtschaft gesehen sich genau aufheben; hier aber
handelt es sich darum, einen fĂŒr das tĂ€gliche Leben gangbaren, prak-
tischen Ausweg zu finden. Wer wird dieser Schwierigkeiten leichter
Herr werden, als die autonome Wirtschaft selbst, die sich nicht
durch ihre Eigenbehelfe in starre Banden legen lĂ€sst, die vielmehr
aus sich selbst heraus die technischen Mittel gebĂ€ren wird, die
si zu ihrer glatten Abwicklung wird nötig haben. Und diesen TrĂ€ger

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finden wir im Wechsel, der damit die ganze Wirtschaft auf ein
sicheres Fundament stellt. Von seinen sonstigen Rechtstiteln ab-
gesehen bedeutet er in seiner Urform nichts anderes wie eine
Quittung ĂŒber wirtschaftlich gegebenen Kredit. Der Wechsel ist fĂŒr
den Kreditgebenden Legitimationspapier fĂŒr eine wirtschaftliche
Leistung, fĂŒr die Hingabe eines Gutes; er ist gewissermassen das
Protokoll darĂŒber, dass ein Tausch beabsichtigt sei, dass aber erst
der eine der beiden Kontrahenten zu leisten in der Lage war, wĂ€h-
rend der andere urkundlich bestĂ€tigt oder verspricht, den schul-
digen Gegenwert nach einer bestimmten Frist einzulösen. Die dem
Sinna nach unverÀndert fortbestehende Tauschwirtschaft erfÀhrt nur
durch die, zwischen die Tauschhandlungen getretene, aber durch
den Kredit ĂŒberbrĂŒckte Zeitspanne eine Komplizeirung, die uns bei
nachlĂ€ssiger Betrachtung verfĂŒhren könnte, den Tausch, dessen letzte
Handlung erst immer den definitiven Ruhepunkt bedeuten kann, zu
negieren. Die ganze Entwicklung erkennen wir als eine zwangslĂ€ufi-
ge, die gewaltsam zur letzten Spitze treiben muss, wenn wir die
tatsĂ€chliche moderne Wirtschaft unserer Betrachtung zu grunde
legen. Wo neben dem stossweisen Produktionsprozess tausend konsti-
nuierlich fortlaufende Konsumakte einher gehen, da mĂŒssen die
Tauschoperationen dieser Gruppen ihr besonderes GeprĂ€ge erhalten
und werden besondere technische Mittel beanspruchen. Und werden
wir uns klar, dass in der heutigen Wirtschaft wir fast alle sowohl
auf der einen wie auch auf der anderen Seite zu stehen kommen,
dann erkennen wir das ganze Problem nicht mehr als ein privates,

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sondern als ein im höchsten Masse gesellschaftlcihes an, das in
gesellschaftlichen, gesetzlichen Normen den sichtbaren Ausdruck
finden muss. Und die Krönung der ganzen Entwicklung erleben wir
in der Geldschöpfung auf Grund des acceptierten Warenwechsels.
Die TĂ€tigkeit der Instanz, die der Wirtschaft denie Wechsel mit
ihren zufĂ€lligen Summen ausgedrĂŒckt in werteinheiten in staat-
lich begĂŒltigte StĂŒcke auf runde Summen lautend, und dazu frei
ĂŒbertragbar, das ist in Geld umwechselt oder genauer gesaggt, vor-
schiesst, ist, mag sie auch von einem, dem Namen nach privaten In-
stitut wie der Reichsbank geleitet sein, eine durchaus volkswirt-
schaftliche, denn diese Stelle ist der organisierte Ausdruck der
Gemeinschaft, sie handelt im Namen und zum Nutzen der Gesamtheit.

Den Dienst, den solches Geld fĂŒr jene Gemeinschaft leistet,

können wir uns vergegenwĂ€rtigen, wenn wir uns den gesamten Zahlungs-
verkehr – oder wir können ihn auch noch durch alle Ă€ussenren
Formen als Tauschgrundlage erkennen, wenn wir deniesen auf ein allgemein-
nes Abrechnungs_ und Verrechnungsverfahren gestellt denken, wie dies
ohne Geld in der arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dann notwendig
der Fall sein mĂŒsste. Es wĂ€re ein auf die höchste Spitze getriebe-
ner, bargeldloser Verkehr, wie wir ihn uns vielleicht noch technisch,
kaum aber praktisch könnten vorstellen. Aller Zahlungsverkehr des
Landes wird durch den Giroverkehr ihrer Zentralbank vollzogen.
Bendisen hat in seinem «Geld und Kapital» diesen Zustand einmal
angedeutet, bei dem dann die Banknoten nicht Verpflichtung zur Zahlung, sondern Verpflichtung der Zentrale zur Gutschrift wĂ€ren.

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Zwischen einer solchen aus Leistung geborenen G u t s c h r i f t s-
Banknote und unserer Z a h l u n g s m i t t e l-Banknote ist
inhaltlich und in wirtschaftlicher Wirkung kein Unterschied.
Was obiger Variante im tĂ€tigen und tĂ€glichen Leben entgegensteht,
das ist bildlich und drastisch ausgedrĂŒckt der Â«10 Pfennig-Automat»
der rosten muss, wenn wir es nurmehr mit Be-und Entlastung zu tun
haben. Wenn wir eingangs sagtenm die Wirtschaft schiesst vor, um
die Tauschhandlungen zu beendigen, so ist damit auch eigentlich schon
gesagt, dass das Geld als das sichtbare Verrrechnungsmittel darnach
begrifflich ausser Kurs gesetzt sein muss, aber das geschieht in
der Form der Einlösung beim Wechselschuldner als dem sĂ€umigen
Tauschkontrahenten. Er nur allein kann in Wahrheit den Tauschakt
beenden. Wenn in der Erwartung jener letzten Leistung die Wirt-
schaft jene Tauschwerteinheiten sich eigentlich kĂŒnstlich selbst
vorstreckt, so konnte sie das eben nur tun, weil das GĂŒterreservoir
der Wirtschaft infolge gleichen Zuund Abstroms nie geleert ist.
Das kann hier einstweilen nur angedeutet werden.

Wir wollen die Möglichkeit einer weiteren Fortentwick-

lung oder vielleicht wĂ€re es nur eine Umbildung der Anpassung,
nicht ohne weiteres verneinen; wir sind nur fĂŒr den Augenblick
der gegenwĂ€rtigen Verfassung auf der Spitze angelangt. Die Entwickl-
lung von der Buchforderung ĂŒber den Wechsel bis zur Banknote
zeigt deutlcih in jedem Stadium den Fortschritt und zugleich Stand
und Egenart der Wirtschaft. Die Banknote ist enthoben ĂŒber per-
sönliche, sachliche, örtliche und zeitliche Bindung, wie sie der For-
derung und wenn schwĂ€cher, so doch auch dem Wechsel anhaftet.

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Aus ihnen hervorgegangen und gleichen Wesens mit ihnen, dadurch
wurzelnd in der produktiven Leistung der Gemeinschaft die mittel
allgemein gĂŒltigen Wertbegriffen rechnet, so ist die Banknote, sol-
che Werteinheiten reprĂ€sentierend das moderne Geld geworden, das
wie ursprĂŒnglich das reale Tauschgut – das Geld im Gewichte oder
auch bereits im Ausdrucke der Werteinheit – in unserer Wirtschaft
als Tauschmittelfunktion den Verkehr ermöglicht. Jetzt, wo zu den
GĂŒtern in besonderem Maasse noch Diense und Nutzungne als selbs-
stĂ€ndige wirtschaftliche Faktoren treten, mĂŒssen auch diese in
den Kreis der Relationen mit hineingezogen werden und damit taucht
die eingangs gestellte Frage erneut auf, welches Maass denn geeig-
net wĂ€re, die durchaus differenzierten Dinge ihrem absoluten Werte
nach zu bestimmen. Zwar haben wir dem Wert der Waren auch vorher
schon nach der Menge der angewendeten Arbeit bestimmt; dieses
allein war wertbildend ohne RĂŒcksicht auf die Art des der Arbeit
zu gruned liegenden Naturstoffes der an sich wirtschaftlich
wertlos ist. Die Entlohnung der Arbeit bedeutete ehedem die gegen
das gestellte Gut getauschte Ware, worinnen gleiche Arbeitsmengen
in beiden FĂ€llen verkörpert waren. Heute hat nicht jeder Arbeiter
mehr das Produkt seiner Arbeitsleistung in HĂ€nden und darum
mĂŒssen die Beziehungen nicht nur auf die GĂŒterwerte sondern
getrennt von ihnen auch auf deren Einzelfaktoren, die Dienste
erweitert werden. Das Geld und in besonderem Maasse die Kategorie
des stoffwertlosen Papiergeldes ist nur befĂ€higt Relationen
aufzudecken, obgleich dieses " n u r " genĂŒgt, den Mechanismus

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des Wirtschaftslebens in Bewegung zu halten1/2 Wie jedes Teilgut frĂŒh-
her ein einem entsprechenden Teilgewicht dargestellt, so kann
auch bei modernen Bankgelde jeder Faktor des in Arbeitsteilung
entstandenen Produktes in einer entsprechenden Anzahl von Wert-
einheiten symbolisch vergegenstĂ€ndlicht und damit die Distri-
bution ermöglicht werden. Der Begriff der Werteinheit ist heute
so in unser Denken und FĂŒhlen eingehĂ€mmert, dass wir uns im tĂ€g-
lichen Leben nicht die Frage nach deren absoluten Werte stellen
mĂŒssen. Wohl aber muss die Wissenschaft versuchen, das Dunkel
zu durchdringen; insbesondere wird es sich darum handeln, das in
so langer Entwicklung geborene Bankgeld – unser heutiges Geld
schlechthin – um dazu alles, was begrifflich damit verwoben ist
wie Bardeckung, Geldeinlösungspflicht, PrĂ€gefreiheit und mehr
nĂ€her zu analysieren. Die Betrachtung des Kreislaufes der Wirt-
schaft, der Einkommensbildung und GĂŒterverteilung, die den Rahmen
des folgenden Teils abgeben soll, wird geeignet sein, die Zusam-
menhĂ€nge unserer Wirtschaft aufzudecken und manche der gestell-
ten Fragen der endlichen Beantwortung ertgegen reifen lassen.

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D e r K r e i s l a u f d e r W i r t s c h a f t .


So lose auch bei nachlĂ€ssiger Betrachtung eine

Atomisierung des wirtschaftlichen Kreislaufe mit der Wertein-
heit zusammenhĂ€ngen mag, wie wenig solches Unterfangen auch zur
Bereicherung der Erkenntnis ihres Wesens beizutragen befĂ€higt
ist, so wird uns doch gerade aus dieser Anschauung, die eigentlich,
losgelöst von jeder theoretischen Lehrmeinung uns nur die wirt-
schaftlichen Bindungen und die wirtschaftlichen Funktionen der
Werteinheit wird aufdecken können, ein Gewinn fĂŒr unsere Untersu-
chung erwachsen. In ihrem Element, der Wirtschaft, gehorcht sie
nimmer dem Winke der Theorie, die Werteinheit wandelt und formt
sich um aus scheinbar eigener Kraft heraus und die orthodoxe
Lehre weiss keinen Zauberspruch mehr, den Geist, dem jene mĂ€hlich
entwachsen ist, zu bannen. Wir sehen, d a s sind die Ă€usseren
Formen der Werteinheit, d a s vermag sie und wenn wir sie dann
so in das weit verzweigte Getriebe der Wirtschaft hineinverfolgt
und ihr Sein in den feinsten Nerven des Wirtschaftskörpers ver-
spĂŒrt haben, dann mĂŒssen wir mit dem wissenschaftlichen RĂŒstzeug
die Sonde anlegen, um den Kern, den Inhalt und den Geist der Wert-
einheit aus allen Aeusserlichkeiten herauszuschĂ€len.

So wie es historisch gesehen Aufgabe irgendeines Tausch-

gutes war, den zufĂ€lligen Austausch von Waren zwischen Einzelper-
sonen, wie es dann dem staatlichen Stoffgelde oblag den Tauschver-

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II. Der Kreislauf der Wirtschaft; Einkommensbildung und GĂŒterverteilung.

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Wesen und Inhalt der Werteinheit erforschen suchen,

heisst soviel wie die heutige Wirtschaftsverfassung in all ihren
eng verschlungenen ZusammenhĂ€ngen erkennen wollen. Dabei ist es uns
klar, dass wir das VerstĂ€ndnis nicht gewinnen können, etwa aus dem
Studium der MĂŒnzgeschichte, denn Werteinheit ist der viel weitere
Begriff wie Geld: Werteinheit umfasst und umspannt alles, was uns im
tĂ€glichen, wirtschaftlichen Leben in mannigfacheter Form entgegen-
tritt. Was die Werteinehit erreicht, hat seine IndividualitĂ€t verloren
und ist nunmehr in der QuantitĂ€t vor anderen Dingen differenziert.

Sei es Grund und Boden oder Vieh, sei es menschliche TĂ€-

tigkeit vom Dienst des Baerensammlers bis zur höchstqualifiziertes-
ten geistigen oder organisatorischen Arbeit, ob es nun Erz und Kohle
oder gleich der stolze Oceanriese, ein Kindersteinbaukasten oder ein
Wolkenkratzer in der New Yorker City, der millionste Kliescheeabzug
eines Bilderbuches oder ob es das Kunstwerk eines unserer besten
Meister sein ;– Dinge, die wie nie und nimmer vergleichen könnten, in
der Form, dass wie sie auf einen gemeinsamen Ausdruck bringen, sie
scheinen im Spiegel der modernen Wirtschaft gleichgemacht. Der Be-
griff der Werteineheit scheint uns etwas real wirtschaftliches darzustel-
len und es bleiben ĂŒbrig und regieren nurmehr die Zahlen, die sich
gegeneinander wĂ€gen, damit den Mechanismus der Wirtschaft in Gang
setzend.

Wir sagten, die Werteinehit «scheint» eine absolut reale

grösse zu sein und wollen die Beantwortung der Frage, ob die Möglich-
keit einer so beschriebenen Wertgrösse bestehen kann und was deren

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II. Der Kreislauf der Wirtschaft; Einkommensbildung und GĂŒterverteilung.

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D e r K r e i s l a u f d e r W i r t s c h a f t .


So lose auch bei nachlĂ€ssiger Betrachtung eine

Atomisierung des wirtschaftlichen Kreislaufe mit der Wertein-
heit zusammenhĂ€ngen mag, wie wenig solches Unterfangen auch zur
Bereicherung der Erkenntnis ihres Wesens beizutragen befĂ€higt
ist, so wird uns doch gerade aus dieser Anschauung, die eigentlich,
losgelöst von jeder theoretischen Lehrmeinung uns nur die wirt-
schaftlichen Bindungen und die wirtschaftlichen Funktionen der
Werteinheit wird aufdecken können, ein Gewinn fĂŒr unsere Untersu-
chung erwachsen. In ihrem Element, der Wirtschaft, gehorcht sie
nimmer dem Winke der Theorie, die Werteinheit wandelt und formt
sich um aus scheinbar eigener Kraft heraus und die orthodoxe
Lehre weiss keinen Zauberspruch mehr, den Geist, dem jene mĂ€hlich
entwachsen ist, zu bannen. Wir sehen, d a s sind die Ă€usseren
Formen der Werteinheit, d a s vermag sie und wenn wir sie dann
so in das weit verzweigte Getriebe der Wirtschaft hineinverfolgt
und ihr Sein in den feinsten Nerven des Wirtschaftskörpers ver-
spĂŒrt haben, dann mĂŒssen wir mit dem wissenschaftlichen RĂŒstzeug
die Sonde anlegen, um den Kern, den Inhalt und den Geist der Wert-
einheit aus allen Aeusserlichkeiten herauszuschĂ€len.

So wie es historisch gesehen Aufgabe irgendeines Tausch-

gutes war, den zufĂ€lligen Austausch von Waren zwischen Einzelper-
sonen, wie es dann dem staatlichen Stoffgelde oblag den Tauschver-

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kehr innerhalb einer Wirtschaftgemeinschaft zu verwirklichen,
wie in allen Stufen und in jeder Phase der Wirtschaft stets noch
die Werteinheit den Körper, d.i. die Technik annahm, die vonnöten
war, sollte von dieser Seite die Entwicklung nicht gehemmt werden,
so wird auch der schon heiraus erkennbare Geist der Werteinheit
gleich in welcherlei Gestalt er uns in der Geldform begegnen mag,
auch in der modernsten arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dazu be-
rufen sein, um Produktion, Distribution und Konsumtion ein alles
verbindendes Band zu schlingen, mit anderen Worten, dem ganzen
wirtschaftlichen Leben, das jetzt scharf getrennt in diesen deut-
lich unterscheidbaren drei Begriffen aufgehen muss, zu einer flĂŒs-
sigen Abwicklung zu verhelfen. Wir sprechen in jener Zeit von Welt-
wirtschaft und sagen damit, dass die einzelnen Glieder derselben
nur um so fester verbundene, geschlossenere Gebilde darstellen mĂŒs-
sen, die den anderen gegenĂŒber als eine solidarisch haftende Ein-
heit in die Erscheinung tritt. Und jede dieser Einheiten hat wieder-
um ihre eigene Wirtschaftsordnung, ihre eigene Wert-oder Rechnungs-
einheit, lebt ihr eigenes Leben und muss die KrĂ€fte dazu aus sich
selbst schöpfen. Diese KrĂ€fte so in Bewegung zu setzen, dass ein
relatives Maximum an GĂŒtern erzeugt, dieser Vorrat wiederum nach
einem, alle beteiligten Faktoren gleich wertenden SchlĂŒssel ver-
teilt und dabei noch das notwendige " volkwirtschaftliche Kapital "
erĂŒbrigt wird, diesen Mechanismus insgesamt wollen wir den Kreis-
lauf der Wirtschaft nenn. So kam man dazu, je nachdem wohin man
das wesentliche Moment und den Nachdruck verlegte, von einer Geld-
wirtschaft, von einer Kreditwirtschaft und schliesslich doch auch

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noch von einer Tauschwirtschaft zu sprechen, wobei aber bei letz-
terer Ausdrucksweise nicht ohne weiteres ersichtlich ist, ob der
Tausch bereits bei Hingabe des Geldes oder erste bei Wiederein-
lösung desselben in Waren als vollendet zu gelten hat. Mag eine
Theorie auch einen Warenkauf mit gleichzeitiger Geldzahlung als
einen Tausch charakterisieren wollen, wobei auch beim stoffwert-
losen Gelde alle Gesetze eines realen Tausches, gleich wie bei
zwei stofflichen GĂŒtern obwalten; bei der Betrachtung der Wirt-
schaft mĂŒssen wir uns wieder begegnen, in deren Grenzen innerhalb
einer bestimmten Periode alles zum letzten definitiven Tausche,
zum Konsum drĂ€ngt. Nur dadurch wird die Wirtschaft wieder in das
Gleichgewicht gebracht und zugleich zu neuer Leistung angefacht.
Und zu diesem letzten Konsumakte gehören von der volkwirtschaft-
lichen Perspektive aus gesehen alle GĂŒter die verzehrt oder doch
nicht mehr mobil gemacht und nimmer in die Zukunft wirken können.
Auch wenn das Geld stoffwertvolles Gut und etwas die zeitlich
beschrĂ€nkten Produktionsphasen Überdauerndes, gewissermassen
Ewiges darstellt und immer aufÂŽs neue gegen GenussgĂŒter zu tau-
schen bereit ist, auch dann wird, natĂŒrlich immer nur periodisch
gesehen, dieses Stoffgeld zum Stillstand verurteilt sein, wenn
die ĂŒber den Eigenbedarf verfĂŒgungsfreien Waren gegen andere
ebensolche sich ausgetauscht haben und so innerhalb der vorhan-
denen Möglichkeiten der grösste SĂ€ttigungsgrad des Konsums er-
reicht ist. Von diesem Augenblicke an ist das Geld begrifflich
nicht mehr T a u s c hgut, sondern einfach Gut, ein Besitz wie
irgend ein anderer, der in der Hand des Wirtschafters nach vol-

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lendetem Austausch seine ĂŒberschĂŒssigen Produkte in andere Konsum-
gĂŒter mittels jenes Geldes doch im Einzelfall, nie aber in der Gesamt-
heit möglich sein. In anderen Falle, wo das GEld in eienm stoffwert-
losen Material vergegenstĂ€ndlicht ist, und das ganz besonders bei
dem durch den Warenwechsel an die Produktion gebundenen Gelde,
das wiederum eingezogen und damit volkswirtschaftlich vernichtet
wird, bei dem akann von einem definitiven Tausche zwischen Geld und
Ware, wenn ĂŒberhaupt, so doch nur sehr gezwungen und gewagt gespro-
chen werden.

Wohl aber können wir dort, wo freie Menschen in wirtschaft-

liche Beziehungen zueinander treten, diese, wenn sie von einem ge-
schlossenen Wirtschaftsverbande organisiert werden, zusammen genom-
men als Tauschwirtschaft allgemein anerkennen. Das Prinzip der
Äquivalenz, das wir geneigt sind, in den Tausch zu legen, kann durch
MachtverhĂ€ltnisse getrĂŒbt bis schrill gestört werden, aber hier
bei der Betrachtung des Kreislaufes kann es nur darauf ankommen,
innerhalb der ganzen Wirtschaft nachzuweisen, dass trotz dieser
Störung plus und minus sich aufhebt und der GĂŒterausgleich auf
dieser Grundlage sich hat vollziehen können.

Wir mĂŒnden hier in die Frage des Wertes und Mehrwehrtes

ein, ohne hier dem weiter nachforschen und ohne erreichen zu wollen,
wie weit im einzelnen jenes plus oder minus ĂŒber das durchschnitt-
liche Einkommen in der nur gedankanklich möglichen Abstraktion «der
Gesellschaft der Gleichen» hinaus schwingt oder zurĂŒckbleibt. Wir
sahen nur, dass solche Möglichkeit besteht, wenn der Arbeitende

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nicht mehr das Werk seiner Arbeit verfĂŒgungsbereit in HĂ€nden
hat, dass die Spanne eine immer grössere zu werden vermag, je
entfernter der Wirtschaftende einer fertigen Ware insbesondere
den Produktionsmitteln steht, je weiter die AbhĂ€ngigkeit reicht,
ohna aber, was wesentlich ist, der Ă€usserlichen Freiheit verlustig
zu gehen. Wenn, wie wir gesehen haben, ein Gut sich definitiv nur gegen ein anderes austauschen kann, so ist das natĂŒrlich fĂŒr die
ganze GĂŒterwelt von GĂŒltigkeit und in der Volkswirtschaft kompen-
sieren sich im Endzustande zwei gleiche GĂŒterkomplexe.Die Schwie-
rigkeit, das plastisch zu erkennen, mĂŒssen wir hier im besonderen
darin suchen, dass in der mordernen Wirtschaft, wohl Nutzungen und
selbstĂ€ndige Dienste, die in keinerlei konnexer Beziehung zu deren
Warenwelt stehen, ihrerseits doch an der GĂŒterentnahme aus der
Wirtschaft, am Kuuo uunsum beteiligt sind und im allgemeinen noch darin,
dass die Tauschhandlungen aus einander gerissen und erst durch
den Kredit wieder verbunden werden, ferner dass der Schleier des
Geldes ĂŒber den gĂŒterwirtschaftlichen wesentlichen VorgĂ€ngen
gebreitet liegt. Wir bestreiten zudem nicht, dass alle VorgĂ€ng
hier nicht ihre Wurzeln haben, wollen aber im Ferneren ein Bild geben, das
, ohne das Gesagte zu negieren, den modernen Erscheinungen doch eher
gerecht und uns allgemein verstĂ€ndlicher wird.

Vorher aber wollen wir noch die Auffassung Schumpeters

wiedergeben, der etwa folgendermaassen ausgefĂŒhrt:

«Wirtschaft ist der Kreislauf von produktiven Aufwen-

dungen und konsumtiven Verwendungen innerhalb einer Periode und
und zwar realisieren sich Produktion und Verteilung durch den

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Austausch von produktiven Leistungen sachlicher und persönlicher
Natur gegen GenussgĂŒter. FĂŒr letztere allein gelte der Ausdruck
Sozialprodukt. Die Produktion ist wirtschaftlich nicht anderes
als ein Kombinieren von Produktionsmitteln und damit realisiert
sie in den GeschĂ€ftsakten, im Eigentum von Produktionsmitteln
gegen GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden-und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden- und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter u.s.f. Die Produzenten von produzierten
Produktionsmitteln tauschen gegen GenussgĂŒter und diese wieder
aus gegen Produktionsmittel, mittels deren sie wieder neu zu pro-
duzieren imstande sind. Der Anteil des einzelnen hĂ€ngt von dem
Marktwert seiner TĂ€tigkeit ab. Jedes Subjekt wirft in den gĂŒter-
wirtschaftlichen Automaten seinen Beitrag und erhĂ€lt durch den
Mechanismus eine GĂŒterquantitĂ€t und alle diese GĂŒterquantitĂ€ten
die Einkommen, erschöpfen das Sozialprodukt. Das Geld nun zerreisst
die Volkswirtschaft, die sonst einen grossen Markt bilden wĂŒrde,
in zwei MĂ€rkte. Auf dem Produktionsmittelmarkt sind die Unterneh-
mer Nachfragenden, die Konsumenten Anbietende, auf dem GenussgĂŒter-
markt umgekehrt und so vollzieht sich dann der Austausch von
Geld gegen GenussgĂŒter. Die Kuuouunsumenten des GenussgĂŒtermarktes
sind dieselben, die auf dem Produktionsmittelmarkt als Anbietende
auftreten und können auf dem GenussgĂŒtermarkt dasselbe Geld aus-
geben, das sie auf dem Produktionsmittelmarkt eingenommen haben,
wobei die Unternehmer bezĂŒglich ihrer eigenen Leistung den

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Anbietenden auf dem Produktionssmittelmarkt und bezĂŒglich ihrer
eigenen Konsumtion den Nachfragenden auf dem GenussgĂŒtermarkt
beizuzĂ€hlen sind. Auf dem Produktionsmittelmarkt steht wiederum
nur soviel zur VerfĂŒgung als korporativnauf dem GenussgĂŒtermarkt
ausgegeben wurde und durch Vermittlung der Unternehmer auf den
ersteren gelangt ist.
Soweit Schumpeter.
Wir mögen die Wirtschaft beleuchten, von welcher Seite
wir auch immer wollen, das Zentralproblem werden wir in der GĂŒter-
verteilung zu suchen haben und der SchlĂŒssel, der uns die Pforten
zum Kuuouusum öffnet, den finden wir im Einkommen.Der Konsumtrieb
ist das Schwungrad fĂŒr jegliche Produktion, fĂŒr jegliche Bewegung
im Wirtschaftskörper ĂŒberhaupt. Er ist immer das primĂ€re Moment
und er allein diktiert die Produktion, mag er auch wieder in seiner
möglichen Höhe an die Grösse der derzeitigen Produktion eng ge-
bunden sein. Eine Vorauseskomptierung des wahrscheinlichen Konsums
ist in der Wirklichkeit denn doch immer vom wirklichen Konsum
abhÀngig und folgt ihr der nicht, so entsteht mangels Abnahme derenWare, wenn auch möglicherweise nur ganz lokal, so doch immerhin
dem Wesen nach eine Krise.
Was wir heute verzehren wollen, muss wohl das Erzeugnis
einer frĂŒheren Produktion gewesen sein, aber eben einer solchen
die vom erfahrungsgemÀse vorauserwartetem heutigen Kuuoouunsum vor-
geschrieben wurde. mit dem Einkommen, das wir heute ausgeben, kau-
fen wir die GĂŒter frĂŒherer Produktionsepochen. Dazu ist nötig, dass
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die Wirtschaft stets von einem konstinuierlich fortlaufenden GĂŒ-
terstrom durchflutet ist, in dem Ein-und Abfluss, Produktion und
Kuuouunsumtion in gewissen Guuruunzen sich die Wage halten mĂŒssen.Zwang-
los finden wir hier die ErklÀrung mancher Krise:nÀmlich dann,
wenn wir aus der MuuĂŒuundung mehr KuuouunsumgĂŒter erwarten, als diese uns
fĂŒr den Augenblick zufĂŒhren kann, oder in anderer Variation, wenn
wir einen spÀteren Kuuouunsum gewaltsam und stossweise hinaufzuschrau-
ben versuchen und fĂŒr diese dahin zielende, sich aber erst spĂ€ter realisierende TĂ€tigkeit heute schon konsumreife Equivalente ver-
langen. Hier der wirtschaftlichen Entwicklung keine Fesseln anzu-
legen und ihr auf der anderen Seite doch auch wieder schwere
Krisen zu ersparen, hier eine wahre Formel zu entdecken, das sind die
Sorgen und zugleich die Streitpunkte der Geldpolitik in bezug
auf die Geldschöpfung als auch hinsichtlich der Bank--und beson-
ders der Diskontopolitik.
Wir stellen fĂŒr unsere Uvvnvvtersuchung der modernen Wirt-
schaft fest, dass wir in ihr mit dem Faktum von Geldpreisen zu
rechnen haben, die uns in ihren ZahlenausdrĂŒcken zwar keinen Auf-
schluss ĂŒber deren absolute Werte, wohl aber ĂŒber das gegenseitige
VerhÀltnis ihrer absoluten Werte geben. Wir wissen, dass diese Preise
einmal historischoaus dem direkten Tauschverkehr, dann aber als
eine gesellschaftliche Erscheinung begriffen werden mĂŒssen, ohne
indes an dem Kern des Wertbegriffes rĂŒtteln zu wollen, der als
Maass des gegenseitigen AbwÀgens nur die wirtschaftlich notwen-
dige, wertvolle und anerkannte Arbeit zulÀsst. Wenn nicht grundle-

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gende ProduktionsÀnderungen eintreten und besonders dann, wenn
wir in einen Weltmarkt verflochten sind, werden wir in den Preisen
mit gegebenen Grössen zu rechnen haben .Die Werteinheit hat die
Bedeutung, - das sei hier wiederholt - uns nur relative Werte
aufzuzeigen.Wohl aber muss jedes Gut seinen absoluten Wert aus
dem oben besagten Arbeitsfaktor ableiten und wie das im einzelnen,
so gilt es natĂŒrlich fĂŒr jedes andere Gut und alle GĂŒter, fĂŒr die
ganze Produktion der Volkswirtschaft ĂŒberhaupt. Die wirtschaftlich
wertvolle und anerkannte Arbeit, das sind in der modernen Wirtschaft
die Produktionskosten der GĂŒter und diese Aufwende insgesamt das
ist das Einkommen der Nation.
Die Kalkulation ist nicht weiter, als eine Addition von
aufzuwendenden Produktionskosten, die eben die Einkommensanteile dar-
stellen. Wie sich dann wieder die verschiedenen Einkommenskategorien
in die Preise aufteilen, denn meist mĂŒssen wir praktisch bei ihnen
mit der starren oberen Grenze rechnen, das ist eine Machtfrage, die
uns in diesem Falle nicht interessieren kann, insofern als wir nicht
die Störungen, die in der Wirtschaftsordnung begrĂŒndet sind, im ein-
zelnen zu untersuchen haben. FĂŒr die Betrachtung des Kreislaufes
der Wirtschaft und insbesondeere fĂŒr das Erkennen des Wesens der
Werteinheit genĂŒgt es festgestellt zu haben, dass alle erzeugten
GĂŒter, alle Einkommen in sich enthalten mĂŒssen, dass aber der Zu-
griff zum Realeinkommen, das meist nur aus einer gar nicht mess-
baren Teilbarkeit an einem Gvvuvvte besteht, fĂŒr den einzelnen gar
nicht möglich ist und als ein Charakteristikum der arbeitsteili-


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gen Verkehrswirtschaft auch gar nicht möglich sein kann. FĂŒglich
muss jeder sein Einkommen in einer Form zur VerfĂŒgung gestellt
haben, die es ihm dennoch ermöglicht, dem realen Wert seines Anteils,
den er iirgendeinem Gvvutvve zugefĂŒhrt hat, in anderen gleichen Werten
auf dem Markte zu erreichen. Wir haben alle unsere Arbeitskraft in
einen Einheitsstrom von Arbeit zusammen getan, in dem alles Per-
sönliche und Individuelle untertaucht, wo aber dennoch jeder gerade
in dem Verbundensein eine Bereicherung der Gesamtheit wie auch des
einzelnen erwartet. Der ganze Arbeitsstrom findet sein Equivalent
im ganzen Arbeitsprodukt, mag auch im einzelnen wiederum der eine
auf Kvvovvsten des anderen seinen Vvvovvrteil zu erringen suchen.
Zum Realeinkommen, zum KvvovvnsumgĂŒtermarkt ist und das Nomi-
naleinkommen das "Sesam, öffne dich". Mittels dessen mĂŒssen wir
wieder den Anschluss an die GĂŒterwelt finden, von der wir uns in
der arbeitsteiligen Wirtschaft mehr und mehr entfernt haben; das
Nominaleinkommen muss insgesamt das Realeinkommen vom Markte wie-
der mobil machen. So ist es uns, - gleich in welcher rechnerischen
Grösse, -die Anweisung auf den Konsumtionsfond und unter Anerken-
nung der QuantitÀtstheorie muss der Ausgleich von Einkommens-und
Preishöhe auf dem Markt sich vollziehen. Betonen wollen wir gleich,
dass diesenEndzustand zwar in jeder Wirtschaft erreicht sein muss,
dass aber keine dauernden Preisrevolutionen notwendig sind, die
Zvvuvvngen der Wirtschaftswage, Nominaleinkommenshöhe und Preisstand zu
equilibrieren.
Wir können sagen:

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Realeinkommen R mal Preis (im Durchschnitt , Index ) P ist
gleich Nvvovvrmaleinkommen N und können diesem Satz sogar allgemeine
GĂŒltigkeit zuerkennen. Vorher aber haben wir schon gesehen, dass
ehedem der Begriff des Normaleinkommens noch möglich war, doch das
System der Preise, d.h. zahlenmÀssig differenzierte Werteinheits-
ausdrĂŒcke sich im Verkehr herauskristallisiert hatten. Wenn nun
dieser nicht mehr imstande ist seine Arbeiter oder Mitglieder in
einem Gute zu entlohnen, das auf Grund seines Stoffwertes in jene
Relation eingezogen werden kann, so muss er an Stelle von Gleich-
wertigem(Tauschgut ) doch Gleichnamiges, Tauschmittel oder Anweisung
auf das Sozialprodukt den Leistenden zur VerfĂŒgung stellen. In
jedem Falle muss die BrĂŒcke geschlagen werden zwischen Einkommen
und Kvvovvnsumtionsmöglichkeit und in der modernen Wirtschaft ist es
das Vorherrschen der Werteinehit, die in Geld oder der Wirkung
nach geldgleicher Form das Nominaleinkommen, eine, isoliert betrachtet
abstrakte Grösse mit etwas durchaus Realem, dem Produkt der ganzen
Gemeinschaft verbindet. Doch ist die Werteinheit eine Àltere Er-
scheinung nd hat doch ihren Ursprung, wo wir erstmals von Preisen
sprechen; die Funktion, die wir ihr hier zuerkennen, das Bindeglied
des zerrissenen und gespaltenen Tausches zu sein, ist dem gegenĂŒber
eine abgeleitete und setzt die erstere voraus.
In der Kalkulation bedienen wir uns der Werteinheit und
addieren damit die darin ausgedrĂŒckten ArbeitsaufwĂ€nde. Der daraus
sich ergebende Preis ist dann der Kvvovvstenfaktor aller Einkommen.





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Die ParalellitÀt in der Höhe der Werteinheit zwischen dem Nominal-
einkommen und den Preisen insgesamt: N ist gleich R mal P, ist
uns damit nichts Verwunderliches. Wir können auf die Wagschale
der GĂŒter nichts legen, ohne auf der anderen, wo die Arbeitsauf-
wĂ€nde und damit die Einkommen sich sammeln, StĂŒcke gleichen Ge-
wichtes, gleiche Mengen von Werteinheiten hinzuzufĂŒgen; ja es fĂŒhrt
kein anderer Weg zur Produktion als durch Aufwendungen von Arbeit
und damit von Einkommen. Der nominelle Preis eines Produktes wird
zerlegt in die prozentualen nominellen Anteile der verschiedenen
Erzeuger und sie erhalten so ihr Nominaleinkommen, prozentuale
Anteile am gesamten Produktionsfond.
Wir sehen, dass in ordnungsmÀssigem Gang der Wirtschaft
die Bindungen so starke sind, dass von einem quantitÀtstheoreti-
schem Ausschwingen zwischen Einkommen und Preisen praktisch gar
nicht mehr gesprochen werden kann; beides sind eigentlich eines
und dasselbe. Die GĂŒterpreise finden wir in gewissen Grenzen als
gegebene Grössen vor, denn die Produktionsweise Àndert sich allge-
mein meist nicht spr--i--[ergÀnzt: handschriftl. u]nghaft und auch alle anderen neuerzeugten
Produkte ordnen sich in VerhÀltnismÀssigkeit schon ehedem sie
auf den Markt gelangen diesem Netz von Relationen ungefÀhr ein.
Mit der Grösse der Produktion und den Preisen wird als abhÀngige
Grösse das Nominaleinkommen in absolut gleicher Höhe geschaffen.
Preiskampf und Preisrevolution kann begrifflich nicht möglich
sein, wenn beide Faktoren jeweils das gleiche bedeuten, wenn sie
nur verschieden aufgeteilt, das eine Mal in nominelle GĂŒterpreise,

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das andere Mal in nominelle Einkommen, gegeneinander gestellt aber
doch sich gegenseitig aufheben mĂŒssen. Der Kvvovvnsum bestimmt nicht
nur die Höhe, sondern auch die Auswahl der Produktion und je nach
seinen objektiven WertschÀtzungen einerseits und den objektiven
BeschaffungswiderstĂ€nden andererseits werden diese oder jene GĂŒter
herangezogen werden .Was aber in diesem Zusammenhang mitbestimmt
das sind die Einkommen, die nicht nur allein von der Form als einer
gesellschaftlichen Einrichtung, sondern auch von der IntensitÀt
und der QualitÀt der Produktion beeinflusst und geÀndert werden.
Wir deuten damit an, dass in einem gegebenen Land unter gegebenen
ProduktionsverhÀltnissen alle Einkommenskategorien in einem bestimm-
ten VerhĂ€ltnis zu einander stehen mĂŒssen; dass Unternehmer und Ar-
beiter, Bauern, Beamter und freie Berufe nicht willkĂŒrlich nebenein-
ander bestehen, sondern von einer wirtschaftlichen Notwendigkeit
gezwungen sich zu einem harmonischen Ganzen vereinen mĂŒssen. Neben
dem PreisgebÀude oder besser mit dem PreisgebÀude ist auch das
EinkommensgebÀude geschaffen und gebunden, nicht so dass bei beiden
eine absolute Starrheit erreicht wÀre, aber doch ein innerer Zusam-
menhang zu konstatieren ist.
Der Kreislauf der Wirtschaft wĂŒrde bei uns in dem Pro-
blem gipfeln, die Einkommen, die das Sozialprodukt aufheben sollen,
so zu ordnen und so unter alle EinkommensempfÀnger zu verteilen,
das insgesamt nicht mehr nominelles Einkommens auf dem Markte er-
scheinen kann, als wÀhrend der Produktion gleichnamige Einheiten
fĂŒr die erstellten Produkte verausgabt wurden. Darin mĂŒssen sich

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aller, aber auch alle Berufsgruppen teilen. In den GĂŒterkalkulati-
onen finden wir die Substanz fĂŒr alle Einkommen.
In einem Schema wollen wir aufzeigen, wie wir uns die
Abwicklung vorstellen und werden zu diesem Behufe vier Arten
von Einkommen zu unterscheiden haben:

1.) Die an der Produktion und an der Zumarktebringung der Genuss-
gĂŒter unmittelbar Beteiligten, also die Produzenten, HĂ€ndler, Zins-,
Renten- Gehalts- und LohnempfÀnger. Sie stellen die primÀre Haupt-
einkommensform dar und verkörpern das gesamte Einkommen der Gesell-
schaft. Alle weiteren Einkommen werden aus dieser Masse gespeist.

2.) Die an der Evvrvvschaffung des festen "volkswirtschaftlichen
Kapitals" arbeitenden Berufskreise (Bauarbeiter und -unternehmer,
BrĂŒcken-, Eisenbahnbauer usw.); sie schöpfen ihr Einkommen aus
den Ersparnissen aller ĂŒbrigen Gruppen ( 1 ; 3 ; 4 . )

3.) Die freien Berufe, wie Aerzte, Schriftsteller, KĂŒnstler usw., die
aus den freiwilligen Abgaben aller ĂŒbrigen ihren Anteil geltend
machen können .

4.) Die Beamten im öffentlichen Dienst, die mittels Steuern jeg-
licher Art durch den Fiskus kaufkrÀftig werden.

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Was an jeder bildlichen Darstellung fehlerhaft sein
muss, ist das stossweise Geschehen der Akte, die sich in Wirklich-
keit natĂŒrlich im organischen Flusse befinden. Das mĂŒssen wir auch
hier berĂŒcksichtigen, wenn wir eine Periode in ein einmaliges Ge-
schehen zusammenpressen. Was uns deutlich werden soll, ist die
Para[ergÀnzt handschriftlich: l]ellitÀt von Nominaleinkommen mit der Preishöhe der Gesamtpro-
duktion. Wenn nach unserer Zeichnung in der Kalkulation das Produkt
einen Preis von 100 erzielt, so darf fĂŒr jenes Produkt auch nicht
mehr wie 100 Einheiten auf dem Markte kaufkrÀftig werden. Arbeiter,
Angestellte, Produzenten und HĂ€ndler (Gruppe I) geben insgesamt ab
an Beamte durch Steuern und Abgaben 4 mal 3 ist 12, an freie
Berufe 4 mal 2 ist 8, an die Kapitalerstellenden 4 mal 3 ist 12;
treten also von ihren Einkommen ab 12 , 8 und 12 ist 32 und es
bleiben ihnen folglich 68 und diese 68 und 32 zusammen auf dem
KonsumgĂŒtermarkt ausgegeben, heben das Produkt von 100 auf.
Weiter ist im Bilde angenommen, dass die verschiedenen sekundÀren
Einkommenszweige sich gegenseitig ZuschĂŒsse leisten, der Einfach-
heit halber hier immer das gleiche. Was an die kapitalerzeugenden
Berufe hingegeben wurde, bedeutet zwar fĂŒr die Abtretenden privat-
wirtschaftliches Kapital ; - privatwirtschaftliches Kapital aber,
das sich in sog. volkswirtschaftlichem Kapital niedergeschlagen
hat in dem Werk derjenigen, welche die Konsummöglichkeit von den
Sparenden erhielten. Diese haben dann, sofern es sich nicht um
direkten Eigenbesitz mit Eigenverantwortung handelt [ergÀnzt handschriftlich:, ] einen obligato-
rischen oder schliesslich auch dinglichen Anspruch.

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Halbfabrikate gelten als GenussgĂŒter, denn es ist leicht zu ersehen,
dass diese in der weiterverarbeitenden Produktion in deren Kalku-
lationen als ein fertiger Posten erschienen, fĂŒr den in der voraus-
gegangenen Produktion EinzelarbeitsaufwÀnde entlohnt werden muss-
ten. Zins und Rente wurde ohne weiteres dem Produzenten- und HĂ€nd-
leranteil zugerechnet. Des weiteren sind die Posten fĂŒr Abschrei-
bung und Abnutzung weggelassen, denn ob von der Gesamtheit aus ge-
sehen 20 mal 5 zurĂŒckbehalten, dafĂŒr dann einmal 100 aufgewendet
wurde, ist belanglos und muss sich zum mindesten in grösseren Zeit-
lÀufen ausgleichen.
Das Realeinkommen der Gemeinschaft besteht in der Masse
der erzeugten GĂŒter, das Nominaleinkommen in der Summe ihrer Geld-
preise. Das ist nichts zufÀlliges, sondern die notwendige Folge des
Gleichlaufs von Produktion und sie begleitender Einkommensbildung .
Wenn wir sagen, die Preise und in ihnen die Idee der Werteinheit
seien VerhĂ€ltniszahlen zwischen den einzelnen GĂŒterwerten, so dass
diese vergleichbar und gesellschaftlich gĂŒltig austauschbar wer-
den, so mĂŒssen wir auch bekennen, dass innerhalb der Einkommen
selbst der gleiche Geist wie bei den Preisen vorherrscht; auch sie
werden, ohne dass die absolute Leistung mehr erkenntlich ist, doch
nach gesellschaftlicher Wertung geschieden und vergleichbar. Die
Nominaleinkommen sind das Speigelbild der Preise und so können wir
die letzteren auch als VerhÀltniszahlen zwischen Real- und Nominal-
einkommen bezeichnen. Das wir den Preisen die primÀre Rolle ein-
rÀumen, könnte als gegen die Tatsachen verstossend erschienen, denn

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Àusserlich treten tatsÀchlich zuerst die Einkommen in Erscheinung
und nehmen möglichst an dem Preise im einzelnen die letzte Kor-
rektur vor; aber die Preise sind nicht nur historisch gegenĂŒber
dem Nominaleinkommen das UrsprĂŒngliche, sondern selbst in der von
uns geschilderten Ordnung bilden sie sich nur in strenger Anlehnung
an einen wirtschaftlichen bereits fixierten, oder wenigstens voraus-
kalkulierten Preis.
Was aber nachzuholen wichtig ist, das ist der Begriff des
Nominaleinkommens, den wir bisher als etwas Gegebenes hingestellt
haben. Wir konnten das tun, nachdem wir im ersten Abschnitt vom
Gelde gesprochen und in ihm das technische Mittel erkannt haben,
das die Verkehrswirtschaft zu funktionieren befÀhigt. Aber wir
sahen auch, Voraussetzung fĂŒr das Geld ist wiederum das Vorhanden-
und Wirksamsein der Preisidee, wenn auch ursprĂŒnglich nur Stoff-
quantitÀten zum Vergleich gelangen. Das Nominaleinkommen ist nun,
(wenigsten teilweise) dieses Geldeinkommen. Wie weit die beiden
Begriffe sich decken, ist in jedem Einzelfall wohl verschieden;
sie können das völlig tun, wenn das ganze Einkommen in Geld erstat.
tet ist, d.h., wenn keine Möglichkeit besteht, reale GĂŒter direkt als
Einkommen zu erhalten, wÀhrend also Real. und Nominaleinkommen sich
stets decken mĂŒssen, weil es nur verschiedene AusdrĂŒcke gleicher
Sache sind, ist das Geldeinkommen nicht ohne weiteres eine 3.Aus-
drucksform dafĂŒr; wird oftmals nur ein Tel [sic] der erstgenannten Be-
griffe sein und kann nur in der Ausschliesslichkeit des Einkom-
mensempfanges in dieser Form zum gleichen Werte werden. Das Geld
lebt, um die GĂŒter auszutauschen, die eine FĂŒlle von Relationen

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darstellen;- wenn es heute nun den Kauf vermittelt durch Hingabe
von Nominaleinkommen gegen GĂŒter, so ist das durch den Schleier
gesehen der gleiche witschaftliche Vorgang. Diese letzte Karte
decken wir auf, wenn wir den Mechanismus kurz erklÀren, wie das
Nominaleinkommen, das Geldeinkommen entsteht. Nach unserer ganzen
AusfĂŒhrung kann es keine Fvvrvvage sein, dass wir es in engster Anleh-
nung an die GĂŒterproduktion zur Schöpfung bringen mĂŒssen. Stellen
wir dabei die Geldkreation auf Grund des akzeptierten Warenwech-
sels als die der Vollendung am nÀchsten kommende Einrichtung hin,
so handeln wir nur folgerichtig unserer bisher beschriebenen Auf-
fassung.
Ivvmvv Gelde, dem ReprÀsentanten unseres Nominaleinkommens
haben wir einen Anspruch an die Allgemeinheit, wÀhrend wir --i--unsere
wertvollen Dienste der privaten Produktion liehen und auch hier-
her die Quelle unseres Einkommens verlegten. Jede Hingabe von Dienst
Nutzung oder Gvvuvvt bewirkt zuerst einmal ein privates Forderungs-
recht, das wir irgendwann einmal zum Eigengebrauch lebendig wer-
den lassen wollen. Eine solche private Forderung ist die Buchfor-
derung und es ist der Warenwechsel, den der Fabrikant fĂŒr eine wirt-
schaftlich abgenommene Leistung in HÀnden hÀlt. In diesem Wechsel
sind aber, da viele HĂ€nde dem Unternehmer dienstbar waren, das
Produkt zu vollenden, auch alle deren Arbeitsleistungen und fĂŒg-
lich deren Einkommen eingeschlossen und hier erlöst uns die Geld-
schöpfung vor weiteren privaten , in's kleinste zu zerlegenden
Forderungsrechten, welche die Arbeiter wiederum ihren Unternehmer


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Unternehmer [sic] geltend machen mĂŒssten. Die starre Berufsgliederung
zeugt davon, dass wir das Vertrauen zur Gemeinschaft, zu der Wirt-
schaft haben, und darum entÀussern wir uns unserer vergegenstÀnd-
lichten Arbeit, weil wir erwarten und wissen, dass wir auf dem
Markte auch ohne dieses Gut oder Teilgut selbst doch der Equi-
valente habhaft werden können. Ivvmvv privaten Verkehr konnten nur
privaten Forderungen entstehen. Die private Produktion aber ist
so enge mit einander verbunden und in solch' grosser gegensei-
tiger AbhÀngigkeit, dass wir in der Marktwirtschaft, wo alles
in einander greift, wo alle fĂŒr einen und einer fĂŒr alle zusammen
stehen, dass wir dort jedes derartige private Forderungsrecht
in ein öffentliches umwandeln und als das Symbol der Forderung
an die Allgemeinheit das Geld der Gemeinschaft, das staatliche
Geld ansehen. Die Reichsbank fĂŒhrt hier nur eine Funktion des
Marktes zu Ende. Jede Forderung ist von der anderen Seite gesehen
aber eine Schuld, also hier eine Schuld, die von der Gesamtheit
getilgt werden muss. Praktisch geschieht das, indem wir bei der
Kvvovvnsumtion Teile dieser Forderung fortgeben, bis unser ganzes
Forderungsrecht, eben unser Einkommen sich aufgelöst hat und in
der Wirkung das Fvvovvrderungsrecht und das Geld aus der Wirtschaft
entfernt ist. Wir haben konsumiert. Mit der letzten Konsumtion
und der letzten Wechseleinlösung ist der Kreislauf beendet.
Dass das Geld uns als etwas anscheinend ewig Bleibendes
in der Wirtschaft gegenĂŒbertritt, beruht auf einer TĂ€uschung.
In Wahrheit entsteht es tÀglich mit der Leistung und vergeht mit

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der Kvvovvnsumtion, gleich wie uns ein grosses Feuerwerk eine dauernde
Helle vorspiegelt, die durch tausende von Raketen, die nacheinander
aufsteigen und wieder in's Nichts zurĂŒckfallen, verursacht wird.
Es könnte hier natĂŒrlich nicht unsere Aufgabe sein, die
Technik genau auseinander zu setzen; was wir vielmehr schildern
wollen, das sind die ZvvuvvsammenhÀnge, sowiet sie das gezeichnete Bild
vollenden mĂŒssen. Zvvuvvr Verteidigung des Wechsels wollen wir aber
doch die HauteinwÀnde betrachten. Seine Sicherheit und seine Eig-
nung zur Geldschöpfung, d.h., ob er wirklich absatzfÀhige Konsum-
gĂŒter reprĂ€sentiert, das können wir ruhig xxx dem viel bekritelten
Profitstreben der Privatwirtschaft ĂŒberlassen. Sie hat selbst
das denkbar grösste Interesse daran, Gnade vor den Augen ihrer
Mitmenschen zu finden. Die grösste Sicherheit liegt nicht etwa
in den geforderten prima Unterschriften, sondern in der wirt-
schaftlichen Uvvnvvmöglichkeit, dass auch nur eine nennenswerte Anzahl
von Wechseln notleidend wĂŒrde. Die Gefahr auch, dass mehrere Wech-
sel fĂŒr ein und dieselbe Ware im Umlaufe sind, ist nicht so hoch
zu bewerten, denn der erste Wechselschuldner, der darauf GlÀubiger
wird, kann den diskontierten Wechselbetrag nucht als Einkommen
geltend werden lassen, d.h. konsumieren; muss er doch sein Accept
wieder einlösen. Im ĂŒbrigen gelangt immer nur ein Prozentsatz
von Wechseln bis zum obersten Organ der Reichsbank, die ĂŒbrigen
können aus dem Uvvmvvlaufe der gerade freien Gelder gespeist werden.
Doch zurĂŒck zu unserer Betrachtung: Die Einkommensgrösse,
die wir mit dem gesamten erzeugten GĂŒtervorrat gegenĂŒber stellen,
eben in dem Sinne, dass beide nur neben einander zur Entstehung

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kommen können, kann uns nur eine gedanklich mögliche Grösse
sein. Wenn wir das Geldeinkommen mit Nominaleinkommen gleich
setzen und es in Paralelle stellen zum gesamten Realeinkommen,
dann mĂŒssten wir fordern, dass jegliche Einkommen in neu geschöpf-
ter Geldform zur Verteilung gelangen. In Wahrheit wird aber Pro-
duktion in Natura verteilt, es wird mit noch umlaufendem Gelde
bezahlt, es werden Gegenforderungen au--s--[ergÀnzt handschriftl.]fgerechnet, Wechsel dienen
als Zahlungsmittel, Giroguthaben ersetzen neues Geld und so kommt
es, dass wir in diesem ganzen Konglomerat die Einkommensgrösse zu
suchen haben. Was das Geld anlangt, so ist in der Grösse der
Produktion wohl eine obere Gvvrvvenze geschaffen. nach unten aber ist
der Verkehr souverÀn. Denken wir nun daran, dass das gleiche Geld
teilweise als blosses Rechengeld z.B. an den Quartalsterminen
aufzutreten pflegt, des weiteren auch mit tÀtig ist, den Kapital-
markt zu speisen. In diesen FĂ€llen steht das Geld fern seiner
eigentlichen primÀren Funktion. Das Geld ist auf der einen Seite
Bescheinigung fĂŒr unsere Leistung, die sich in realem Gute hat
niederschlagen mĂŒssen, das uf dem Markte erscheinen wird, auf der
anderen Seite ist es eine Anweisung auf wieder ein reales Gut ;
verbunden also, vermittelt uns das Geld den Austausch zwischen
den realen GĂŒtern. Das Nominaleinkommen schiebt sich nur dazwischen
als eine Folgeerscheinung der heutigen Produktionsweise. Diesen
Dienst vermag das Geld, das haben wir bereits im ersten Abschnitt
gesehen, zu leisten, weil es im ZvvuvvsammenfĂŒgen und Teilen von Wert-
einheiten auch die GĂŒter vergleichbar und teilbar werden lĂ€sst.
Die Werteinheit schafft Preise und lĂ€sst durch sie den GĂŒter-

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austausch möglich werden. Das erste und letzte Glied des modernen
wirtschaftlichen Kreislaufes betrachtet. - die Distribution
scheiden wir aus , - bietet uns wieder das gleiche ursprĂŒngliche
Bild.

Die Wirtschaft erschöpft sich im Austausch von realen
GĂŒtern, und die Werteinheit ist das Instrument, auch dort, wo der
Tausch dem Bereiche des ZufÀlligen entwÀchst und sich zu einer
gesellschaftlichswirtschaftlichen Erscheinung erhebt und verdichtet,
auch dort den Gesetzen des Realtausches die freie Bahn zu bereiten.


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alter der geschlossenen Hauswirtschaft, wo deren MItglieder je nach
Eignung durch Geschlecht und Geschicklichkeit, in freier Arbeit den
Unterhalt der Familie beschafften. Von einem Werten in solcher Wirt-
schaft kann man eigentlich nur in dem Sinn sprechen, als die Arbeit
eben nur auf solche Dinge angewandt wurde, denen man den GĂŒterwert
zuerkannte, und d.h. wieder Dinge, die im VerhÀltnis zu der Dringlich-
keit des BedĂŒrfnisses den gleichen Begfriedigungs- und SĂ€ttigungsgrad
erhoffen liessen.
Die wirtschaftliche Entwicklung, die wir als Tatsache
annehmen wollen, schreitet fort. Durch irgendwelche UmstÀnde, wie die
Völkerwanderungen, traten die Menschen nicht nur in Beziehungen zu
anderen Wirtschaften ihres Stammes und ihrer Art, sondern auch zu
fremden Völkern mit anderen Sitten, GebrÀuchen und Lebensgewohnheiten;
lernen damit fremde BedĂŒrfnisse kennen und schĂ€tzen. Die ersten Tausch-
handlungen werden hier zustande gekommen sein, ohne dass aber eine
Werteinheit dabei nötig war, - ein Gut tauschte das andere aus.

Schon in den AnfÀngen des wirtschaftlichen Verkehrs
spielt die persönliche Qualifikation eine Rolle, insofern als sie
zur Bildung von Berufen drÀngt, ohne aber, wie wir sehen werden, den
reinen Naturaltausch noch zu stören. Wenn der Töpfer und der Korb-
flechter ihre Produkte auszutauschen trachten, so werden sie etwa die
Ueberlegung anstellen: Der Korbflechter, der die irdene Schale benö-
tigt, wird abschÀtzen, dass er zwei Tage zu deren Herstellung aufwenden
muss, wÀhrend der Töpfer sie vielleicht in einem Tage schon herstellt.
Dem Töpfer, dem der Korb begehrenswert erscheint, wird umgekehrt zwei
Tage Arbeit zu dessen Beschaffung benötigen; der Korbflechter hinwie-
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derum hierzu nur einen Tag. In der Hingabe ihres Erzeugnisses tauschen
die beiden die Arbeit eines Tages- (Ton und Weiden sind mit gleichem
Beschaffungswiederstand zu erreichen, die Geschicklichkeit der Tauschen-
den in ihrem Berufe, ihre persönliche Quali--z--fikation ist gleich) - sie
tauschen absolute Äquivalente. In dem Maasse aber, in dem die Hauswirt-
schaften an der Geschlossenheit, die eben ihr Wesen ausmachte, verlieren
und die FĂ€den mit anderen solchen anknĂŒpfen, weil sie aus solchem Tun
grössere und jedenfalls reichlichere BedĂŒrfnisbefriedigung erhoffen,
in gleichen Maass arbeiten sie auf eine, wenn auch noch primitive Ar-
beitsteilung hin und helfen eine neue Wirtschaftsverfassung vorberei-
ten.

Die HĂ€ufung der Tauschoperationen vermehrt zugleich die
Schwierigkeit ihrer DurchfĂŒhrung, denn nicht immer wird der Tauschende
den finden, der gerade sein Erzeugnis benötigt und das gewĂŒnschte feil-
bietet. Die GĂŒter sind naturnotwendig auch nicht von gleicher Teilbar-
keit und Dauerhaftigkeit. Wie, wenn ich hundert kleine Dinge oder leicht
verderbliche Genussmittel benötige und nur ein Rind dafĂŒr zu tauschen
in der Lage bin. S o l a n g e wird der Tausch eine ZufÀlligkeit blei-
ben, so lange keine Möglichkeit besteht, diese WiderstÀnde zu umgehen.
Nicht Menschengeist hat erfunden, sondern die natĂŒrliche, organische
Entwicklung drÀngte darnach und liess aus dem Verkehr selbst heraus
ein allgemein beliebtes, gern in Tausch genommenes Gut erwachsen, das
dank seiner Eigenschaften - widerstandsfÀhig, relativ kostbar, teilbar
haltbar und leicht transportierbar - imstande war, jene die Entwicklung
fesselnde Schwierigkeit zu ĂŒberbrĂŒcken und damit den Tausch als allge-
mein geĂŒbte wirtschaftliche Handlung zu legalisieren. Die Geschichtss-
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schreibung erzÀhlt uns von Vieh, Muscheln, Fellen und vor allem und
damit betrachten wir bereits wieder eine neue Form der Entwicklung -
von Edelmetallen.
Alle Momente, die wir zu solcher bevorzugten Stellung
fĂŒr nötig erachten, die Edelmetalle vereinten sie in sich bis dass
sie in einer gewissen, irgendwie durch Stamm oder Wahl zusammenhÀngen-
den Gemeinschaft als Universaltauschgut den gesamten Verkehr beherrsch
ten. Jetzt musste jedes Ding beim Tausch das Medium des Edelmetalles
passieren und erhielt seinen Wertausdruck in der Reduktion auf eine
Teilgewichtsmenge des allgemeinen Tauschgutes. Und zwar können wir
sagen, je grösser und weit verzwiegter diese Gemeinschaft der mit
gleichen Maassen Wertenden ist, je grösser und verzweigter ihr Bedarf,
je entwickelter ihr öffentliches Leben ist, desto sicherer, zielbewuss-
ter und natĂŒrlicher, desto genauer ausbalanciert werden in der Vielheit
der Beziehungen die GĂŒterwertungen im Verkehr sich herauskristallisie-
ren. Das Edelmetall wird mÀhlich, ohne dass wir genau das Datum der
Geburtsstunde werden nennen können, vom Tauschgut zum Tauschmittel
sich wandeln, womit dann auch gleichzeitig begrifflich der Werteinheit
ihr Standort und ihr Wirkungskreis angewiesen wird. Wir haben dabei
wohl den Einwand zu erwarten, dass dann, wenn durchaus gleichwertige,
reale GĂŒter, wie auch hier noch, zum Tausch gelangen, der Charakter des
Tauschgutes noch absolute GĂŒltigkeit besitzt. Anerkannt sei das einst-
weilen aber nur fĂŒr einen dritten, der ohne selbst mit seinen SchĂ€tzun-
gen den gegebenen Zustand gĂŒltig werden liess, neu in den fraglichen
Wirtschaftskörper gestellt werde. Nur der wird die bekannten ErwÀgungen
anstellen, wieviel ihm eine Sache wert, wieviel ihm die Beschaffungsar-
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beit wert oder nicht erscheint. FĂŒr das Glied der Wirtschaftsgemein-
schaft selbst werden die relativen Wertbeziehungen in gewissen Grenzen
eine konstante, historisch zu begreifende Grösse darstellen. So weit
eine Beeinflussung seinerseits möglich war, hat er seine Stimme bereits
in die Wagschale geworfen. FĂŒr ihn wird eine Gleichung, wie ein Korb
ist gleich 10 g Gold, so genau sich auch in den objektiven Massen ĂŒber-
einstimmen mag, in seinem wirtschaftlichen Denken noch auch keine ab-
schließende Betrachtung, nicht der endgĂŒltige Zustand sein. Seine gedank-
liche Rechnung wird weiter greifen und etwa die Formel zeigen:
Ein Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale. Gold ist
zur Durchgangsstation, ist nur Mittel um zu seiner Wortgleichung:
Ein Korb ist gleich einer Tonschale, zu gelangen. Wenn alle so zustande
gekommenen Gleichungen objektiv wahr, deren Faktoren wirklich gleich-
wertig sind, gemessen an dem zur Beschaffung notwendigen Arbeitsauf-
wand, denn nur dieser allein kann in der noch primitiven Wirtschafts-
ordnung massgebend sein, dann scheint auch die Berechtigung vorzuliegen,
das wesentliche Moment nicht in der Funktion als Tauschgut sondern als
Tauschmittel zu suchen. Keineswegs verkennen wir dabei die grundlegende
Bedeutung des Tauschgutes, soweit alle spÀter definierten Werteinheiten
historisch auf jenem fussen, und nicht einmal der konsequenteste Formali
mus wird sich dazu verstehen; wir anerkennen aber auch die Notwendigkeit
in der FĂŒlle der relativen WertzusammenhĂ€nge und ihren Schwankungen
einen ruhenden Pol zu suchen oder zu konstruieren, von dem wir ausgehen,
um wieder zu ihm zurĂŒckkehren zu mĂŒssen, der Anfang und Ende jeder
wirtschaftlichen Handlung bedeutet. Dass wir aber gerade zu letzterem
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Behufe das reale Tauschgut benötigen, ist nicht einzusehen, solange
es kein G u t geben kann - und nie wird die Natur uns ein solches
bescheren - , das ĂŒber Zeit und Raum hinaus die absolute Wertkon-
stanz in sich birgt.
Wenn wir nach dem absoluten Werte forschen, sind wir
nicht erkenntnisreicher geworden, wenn wir wissen, dass ein Korb
nicht nur gleich einer Tonschale sondern auch gleich 10 g Gold ist.
Verbreitert hat sich lediglich die Basis, die Zahl der Relationen
und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Gleichung wahr ist. Ver-
gessen wir doch nicht die ursprĂŒngliche Bedeutung der Werteinheit,
uns beim Tausch Diener zu sein, ihn zu erleichtern. Die Tauschopera-
tionen zwischen Einzelkontrahenten bedĂŒrfen zu DurchfĂŒhrung keines
dritten, realen Gutes, ja, es wÀre geradzu unsinnig, ein solches einzu-
schalten. Die Forderung nach dem "artgleichen Messwerkzeug" findet
hier sogar zur vollsten Befriedigung seine Lösung. Nachdem wir die
subjektiven SchÀtzungen, die die Arbeit erst in jene Richtung in ge-
wisser StÀrke gelenkt hat, als Daten hinnehmen können, sehen wir es
in geradezu kristallener Klarheit und SchÀrfe, dass der Arbeitsauf-
wand, dessen wirtschaftlicher Wert, der Beschaffungswidersand es ist,
der das natĂŒrlichste, gerechteste Mass uns liefert und zudem noch
unabhÀngig ist von allen absoluten und damit relativen Schwankungen
der einzelnen GĂŒter selbst und untereinander. Ja mögen dies in den
unwahrscheinlichsten Ausmassen revolutionieren, den Ruhepunkt wer-
den sie erst dann wieder erreichen, wenn sie nach dem natĂŒrlichen
Gesetz der gleichen Arbeitswertmengen, hier ohne jede Störung ĂŒber-
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haupt, Arbeitsmengen als Arbeitszeiten sich ausgependelt haben.
Welche Arbeit, welches Mass, welches Gut könnte dabei
von Schwankungen verschont und als absolut unberĂŒhrt fest gelten?
Keines, auch das Gold nicht, mĂŒssen wir darauf antworten. Auch das Gold
kann auf keinem anderen Wege seinen Tauschwert abgeleitet v
erhalten.
Wenn also eine Reduktion auf Gold als dem sogen. Wertmaass
nicht auch gleichzeitig die GewĂ€hr dafĂŒr bietet, dass auf lanfe Sicht
hinaus keine Aenderung der Produktionsweise eintreten wird und in-
folge grösserer oder geringerer WertschÀtzungen einzutreten braucht,
so ist es unlogisch, auf diesem Punkte schon genĂŒge zu finden. Nie
und nimmer ist das Gold und ist kein Gut von Natur aus ein, ĂŒber den
Augenblick hinausreichendes absolutes Wertmaass und wenn es darum
das Wesen der Werteinheit ausmachen mĂŒsste auf ein solches Gut
von historisch gĂŒltiger Konstanz basiert zu sein, sie könnte dieser
Funktion in der Wirtschaft nicht gerecht werden.
Aber wir sahen es, wenn wir von ihrer Funktion als Tausch-
mittel sprachen, dass das wesentliche Moment nur das eine sein kann
die relativen Beziehungen der GĂŒterwerte auszudrĂŒcken und dies ver-
mag sie unbeeinflusst von Wertschwankungen fremder GĂŒter als
auch denen ihres Eigenkörpers. Gleich, ob einzelne oder alle oder
ob nur das Gold als Wertmaass seinen Eigenwert Àndert, das Tausch-
mittel Gold wird als Werteinheit die relativen Beziehungen auch
nach völliger Umlagerung doch wieder genau anzugeben vermögen.
Und nochmals sei betont, was die absoluten Wertgrössen anlangt, eine
dahin gehende ErwÀgung bereits vor diesem Akte liegen muss und
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begrifflich nicht damit zusammenhÀngt.
Wann wir ĂŒberhaupt in der geschichtlichen Betrachtung
erstmals mit dem Begriff Werteinheit operieren wollen, muss eine
mehr oder minder willkĂŒrliche ErwĂ€gung sein. Nicht wollen wir von
Werteinheit sprechen etwa beim ersten zufÀlligen Tausch, indem wir
sagen, und wir könnten das, das eine Gut sei gewissermassen die Wert-
einheit des anderen, sondern wollen Werteinheit dann erst als Tat-
sache gelten lassen, wenn eine Gemeinschaft in all ihren wirtschaft-
lichen Handlungen sich zwanglos eines einzigen Wertausdruckes be-
dient. Voraussetzung fĂŒr die Werteinheit ist als eine historische
Entwicklung in einem wirtschaftlichen Verband und die Werteinheit
ist in der GĂŒltigkeit und in der Wahrheit des Ausdruckes um so
allgemeiner und bestimmter, je kulturell entwickelter, je weiter
verzweigt und doch wieder je fester in einander gefĂŒgt das gemein-
same öffentliche und wirtschaftliche Leben sich dort abspielt.
Die kon-s-tinuierliche Linie, die harmonisch-organische
Entwicklung, die die geschlossenen Hauswirtschaften ĂŒberwunden, sie
zu VerbĂ€nden darĂŒber hinaus und diese wiederum vielleicht zu noch
grösseren Gemeinschaften zusammengeschweisst hat, sie schafft dazu
notwendig auch die Ă€usseren Formen und MIttel fĂŒr das rechtliche
und öffentliche Leben. Als eine der wesentlichen Normen hat die
Gesellschaft, die wir von nun an zur Verdeutlichung den Staat nennen
wollen, das wirtschaftliche Leben zu regeln und ordnen ĂŒbernommen;
die Sitte prĂ€gt er zu RechtsĂ€tzen und als einen solchen mĂŒssen wir
es ansehen, wenn er die reale Werteinheit durch Namengebung Àusser-
lich zu einer staatlichen Kategorie stempelt. Der Staat lĂ€sst StĂŒcke von
bestimmtem Edelmetallgewicht durch die PrÀgung zu seinem, inner-
halb seiner Grenzen gĂŒltigem Gelde werden. Die staatliche AutoritĂ€t
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sollte Wage und Probierstein erĂŒbrigen, das aufblĂŒhende Wirt-
schaftsleben sollte von den starren Fesseln befreit werden.
Die Relationen drĂŒcken sich nimmer in Gewichtsmengen aus, sondern
in einem Teil oder der numerischen Vielheit der staatlich prokla-
mierten, dabei noch durchaus realen Werteinheit, wobei diesen Neu-
ordnung immer nur einer Umrechnung, keineswegs einer Umwertung
gleichbedeutend sen kann. Was wir bisher die Relationen der
GĂŒterwerte nannten, das sind jetzt die Preise, denn diese sind im
Grunde nichts anderes als VerhÀltniszahlen. Die Tauschmittelfunk-
tion des Geldes als der Form, oder besser der Werteinheit als des
Inhalts schÀlt sich mit jeden weiteren Schritt der Betrachtung
immer deutlicher heraus. Zwar sind die beiderseitigen Objekte
jedes einzelnen Tausches immer noch RealitÀten, und das ist not-
wendig, solange die staatliche AutoritÀt noch nict in dem spÀ-
teren Maasse gefestigt und in lĂ€ngerer Webung eine GewĂ€hr fĂŒr
die reibungslose Abwicklung des Verkehrs gegeben war.
Greifen wir unsere frĂŒhere Gleichung wieder auf, die
lautete:
1 Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale.
Bei der Inbeziehungsetung des Korbes zu den 10 g Gold ist die
reale Uebereinstimmung, wenngleich die 10 g Gold fĂŒr den Korb-
flechter nichts Definitives bedeuten und er im Geiste gleich
wider die dazugehörige Gleichung wie 10 g Gold zu 1 Ton-
schale anstellt, doch ohne weiteres erkenntlich gegeben. Bei der
Reduktion auf den Preis aber, 1 Korb ist gleich 27,90 M ( Fiktion:
Vom reaalen Goldtausch wurde direkt zum Marktwert ĂŒbergegangen
gleich Vergleichung der Vorkriegszeit 1 kg Gold ist gleich
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2.790.- M) fehlt uns zum vollen VerstÀndnis des equivalenten
Tausches wieder eine weitere Gleichung:
2.790,- M zu 1000 g wie 27,90 M zu 10 g,
mit anderen Worten - wir mĂŒssen den MĂŒnzfuss kennen. Noch umstĂ€nd-
licher und verzweigter werden die Vergleiche, wenn der Korbflech-
ter nun gar noch weitere ErwÀgungen anstellen muss, um in den Be-
sitz der Tonschale zu gelangen. Das Geld wÀre die törichteste Ein-
richtung und wir könnten nicht glauben, dass es solches Geld gÀbe,
dass der Verkehr zu seiner Erleichterung und Beschleunigung sich
eines solchen I vvnvv strumentes bediente oder es eigentlich erst so
recht schuf, das ihn wie eine Zwangsjacke hemmen mĂŒsste, wenn, ja
wenn eben die Funktion des Tausch g u t e s das wesentliche Merk-
mal des Geldes bedeutete.
Das Vorhandensein des realen Tauschgutes kann uns somit
nicht hinden, so sehr es auch das Bild verschleiern kann, den wahren
Charackter des Geldes im Tauschmittel zu erblicken, ja sogar dann
erst den Begriff Geld ĂŒberhaupt anzuwenden, wenn die Werteinheit,
auf die es lautet, ihrem Inhalt und Wesen nach vom Objekt zum MIt-
tel sich gewandelt hat. Wenn die Werteinehit, das Gut Gold, gleich
wie es in jener definiert ist, allein den Gegenpol zu allen anderen
GĂŒter bildet, so ist es naturnotwendig, dass es, ausgenommen den
Fall wirklich einmal zur letzte Befriedigung zu dienen, die histo.
rische Verankerung und damit auch seine SelbststÀndigkeit im mensch-
lichen Denken verliert und uns als Grösse nurmehr in der Vielfalt
der Relationen und Preise etwas zu sagen hat. Die Gewonheit des
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tÀglichen Lebens spricht auch nicht mehr von Tausch, sondern von
Kauf, ja selbst der dem Sinn nach richtige Ausdruck Tauschmittel
bildet sich in K^^o^^nsequenz um in Zahlungsmittel. Ist das nicht
auch, wenn auch nur rein Àusserlich eine BestÀtigung des von uns
herausgebildeten Gedankenganges? Das konkrete Geld spielt eine
ganz untergeordnete Rolle, seinen Geist erhÀlt es durch die Wert-
einheit eingehaucht, auf die es lautet, und die Wirklichkeit die
Grundlage des ganzen Wirtschaftsverkehrs bildet.
Wir streiten hier nicht darĂŒber, ob das Geld stoffwert-
voll oder wertlos zirkulieren muss und kann, das ist eine sekundÀre
Frage. Uns ist nur wichtig, ob die Werteinheit real bestimmt und
im Stoffe verankert oder ob sie auch eine abstrakte rein rechneri-
sche Grösse sein kann.Wenn wir sehen und sagten, dass die WErtein-
heit ihrem Wesen nach vom Objekt zum Mittel geworden ist, so ist
ein Teil der Antwort schon voraus genommen, und es bleibt uns nur
noch zu fragen ĂŒbrig, dass, wenn schon das Mittel die Seele der
Werteinheit ausmachen soll, ob es dann losgelöst von jeder Bindung
an eine RealitÀt, ob es dennoch in einer solchen sich verkörpern
oder ob es nur eine solche symbolisieren mĂŒsse.Hier bleibt uns
noch genĂŒgend zu lösen ĂŒbrig.
Wiederlegt hoffen wir nur das eine zu haben, dass von dem
Augenblicke an, wo wir von Werteinheit sprechen - in der wirt-
schaftlichen Gemeinschaft, die sich allgemein und immer gleichem
historisch begrĂŒndeten Wertausdruckes bedinet - nicht jeder wirt-
schaftliche Akt, jeder Tausch, Kauf oder Verkauf wie wir es gerade
nennen wollen, immer von neuem die ErwÀgung des AbschÀtzens
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am Golde notwendig macht. Bewiesen hoffen wir zu haben, dass es in
genanntem Stadium, auch wenn die Werteeinheit noch in stoffwertvol-
lem Material verkörpert ist, es doch nicht mehr ihre Aufgabe sein
kann, absolutes Maass fĂŒr alle ĂŒbrigen Dinge abzugeben, sondern
im Ausdruck der Ein-oder Vielheit die GĂŒter der Aussenwelt kom-
mensurabel zu machen.Ob dann, wenn die Werteinheit ihrem Wesen nach
und funktionell bereits "die reine ObjektivitÀt" besitzt, eine Zu-
rĂŒckreduktion auf den historischen Urgrund als Stoff nicht doch
notwendig oder wenigstens wĂŒnschenswert erscheint und unter wel-
chen besonderen U^^m^^stÀnden das der Fall wÀre, kann erst die weite-
re Untersuchung aufklĂ€ren. Die daran sich anknĂŒpfenden Erörterungen
wollen wir darum auch hier abbrechen, um die weiteren Daten der
Entwicklung zu skizzieren.
Soweit wir bisher analysieren konnten, erkannten wir,
dass die Werteinheit zwar eine Wandlung bezĂŒglich ihres Inhaltes
und ihres Wesens erfahren hatte, wÀhrend der Equivalenztausch Àus-
serlich immer noch aufrecht erhalten blieb. Je mehr nun aber die
Produktion der Grösse und Reichhaltigkeit nach sich steigerte,
desto schwieriger musste es sein, diese gleichen Mengen von Edel-
metallen fĂŒr den Handel zu beschaffen und so konnte es nicht aus-
bleiben, dass man zwar auf der einen seite den Segen der eröhten
ProduktivitĂ€t verspĂŒrte, auf der anderen aber auch die AnhĂ€ufung
von Gold und Silber, diesen toten Schatz, als eine zwcklose Mate-
rial-und Kraftverschwendung erkannte. Wir befinden uns hier an der
Bruchstelle, wo wir zu einer neuen Phase unserer Wirtschaft kommen,
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die mit dem Worte K r e d i t gekennzeichnet ist.Mit Hilfe des
Kredits wurde Gold als ausschliessliches Zahlungs-oder Tausch-
mittel ĂŒberwunden; wir tauschen nicht mehr Ware mit barem Gelde,
sondern Ware auf Kredit gegen eine Forderung. So wirkt die Seele
des Geldes als Werteinheit begrifflich weiter auch dort, wo sie
sich ĂŒner den Stoff erhebt.
Ueberlegen wir aber,dass nur derjenige Kredit geben kann,
der nicht sofort auf das Equivalent seiner Arbeit angewiesen ist;
dass also wirtschaftliche LeistungsfĂ€higkeit Voraussetzung fĂŒr
ein durch KreditgewÀhrung entstandenes Forderungsrecht bildet.
Persönlich, sachlich, örtlich und zeitlich gebunden ist es nicht
dazu geeignet im Bedarfsfalle mobil gemacht werden zu können und
so lange das nicht jeder Zeit möglich war, solange das eine ZufÀl-
ligkeit und Ausnahmeerscheinung darstellte, solange konnte auch
die KreditgewÀhrung, die das Charakteristikum erst dann darstellt,
wenn sie allgemein geĂŒbt ist, nicht die Erlösung aus den Fesseln
des Stoffgeldes uns bescheren. Eine Kompensation der verschiedens-
ten Forderungsrechte wÀre zwar begrifflich theoretisch möglich,
denn die Summe aller Soll- und Ahbenposten mĂŒssen von der Perspek-
tive der Volkswirtschaft gesehen sich genau aufheben; hier aber
handelt es sich darum, einen fĂŒr das tĂ€gliche Leben gangbaren, prak-
tischen Ausweg zu finden. Wer wird dieser Schwierigkeiten leichter
Herr werden, als die autonome Wirtschaft selbst, die sich nicht
durch ihre Eigenbehelfe in starre Banden legen lÀsst, die vielmehr
aus sich selbst heraus die technischen Mittel gebÀren wird, die
si zu ihrer glatten Abwicklung wird nötig haben. Und diesen TrÀger
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finden wir im Wechsel, der damit die ganze Wirtschaft auf ein
sicheres F^^u^^ndament stellt. Von seinen sonstigen Rechtstiteln ab-
gesehen bedeutet er in seiner Urform nichts anderes wie eine
Quittung ĂŒber wirtschaftlich gegebenen Kredit. Der Wechsel ist fĂŒr
den Kreditgebenden Legitimationspapier fĂŒr eine wirtschaftliche
Leistung, fĂŒr die Hingabe eines Gutes; er ist gewissermassen das
Protokoll darĂŒber, dass ein Tausch beabsichtigt sei, dass aber erst
der eine der beiden Kontrahenten zu leisten in der Lage war, wÀh-
rend der andere urkundlich bestÀtigt oder verspricht, den schul-
digen Gegenwert nach einer bestimmten Frist einzulösen. Die dem
Sinna nach unverÀndert fortbestehende Tauschwirtschaft erfÀhrt nur
durch die, zwischen die Tauschhandlungen getretene, aber durch
den Kredit ĂŒberbrĂŒckte Zeitspanne eine Komplizeirung, die uns bei
nachlĂ€ssiger Betrachtung verfĂŒhren könnte, den Tausch, dessen letzte
Handlung erst immer den definitiven Ruhepunkt bedeuten kann, zu
negieren. Die ganze Entwicklung erkennen wir als eine zwangslÀufi-
ge, die gewaltsam zur letzten Spitze treiben muss, wenn wir die
tatsÀchliche moderne Wirtschaft unserer Betrachtung zu grunde
legen. Wo neben dem stossweisen Produktionsprozess tausend kon--s--ti-
nuierlich fortlaufende Konsumakte einher gehen, da mĂŒssen die
Tauschoperationen dieser Gruppen ihr besonderes GeprÀge erhalten
und werden besondere technische Mittel beanspruchen. Und werden
wir uns klar, dass in der heutigen Wirtschaft wir fast alle sowohl
auf der einen wie auch auf der anderen Seite zu stehen kommen,
dann erkennen wir das ganze Problem nicht mehr als ein privates,
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sondern als ein im höchsten Masse gesellschaftlcihes an, das in
gesellschaftlichen, gesetzlichen Normen den sichtbaren Ausdruck
finden muss. Und die Krönung der ganzen Entwicklung erleben wir
in der Geldschöpfung auf Grund des acceptierten Warenwechsels.
Die TĂ€tigkeit der Instanz, die der Wirtschaft den^^ie^^ Wechsel mit
ihren zufĂ€lligen Summen ausgedrĂŒckt in werteinheiten in staat-
lich begĂŒltigte StĂŒcke auf runde Summen lautend, und dazu frei
ĂŒbertragbar, das ist in Geld umwechselt oder genauer gesaggt, vor-
schiesst, ist, mag sie auch von einem, dem Namen nach privaten In-
stitut wie der Reichsbank geleitet sein, eine durchaus volkswirt-
schaftliche, denn diese Stelle ist der organisierte Ausdruck der
Gemeinschaft, sie handelt im Namen und zum Nutzen der Gesamtheit.
Den Dienst, den solches Geld fĂŒr jene Gemeinschaft leistet,
können wir uns vergegenwÀrtigen, wenn wir uns den gesamten Zahlungs-
verkehr - oder wir können ihn auch noch durch alle Àussenren
Formen als Tauschgrundlage erkennen, wenn wir d--en--iesen auf ein allgemein-
nes Abrechnungs_ und Verrechnungsverfahren gestellt denken, wie dies
ohne Geld in der arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dann notwendig
der Fall sein mĂŒsste. Es wĂ€re ein auf die höchste Spitze getriebe-
ner, bargeldloser Verkehr, wie wir ihn uns vielleicht noch technisch,
kaum aber praktisch könnten vorstellen. Aller Zahlungsverkehr des
Landes wird durch den Giroverkehr ihrer Zentralbank vollzogen.
Bendisen hat in seinem "Geld und Kapital" diesen Zustand einmal
angedeutet, bei dem dann die Banknoten nicht Verpflichtung zur Zahlung, sondern Verpflichtung der Zentrale zur Gutschrift wÀren.
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Zwischen einer solchen aus Leistung geborenen G u t s c h r i f t s-
Banknote und unserer Z a h l u n g s m i t t e l-Banknote ist
inhaltlich und in wirtschaftlicher Wirkung kein Unterschied.
Was obiger Variante im tÀtigen und tÀglichen Leben entgegensteht,
das ist bildlich und drastisch ausgedrĂŒckt der "10 Pfennig-Automat"
der rosten muss, wenn wir es nurmehr mit Be-und Entlastung zu tun
haben. Wenn wir eingangs sagtenm die Wirtschaft schiesst vor, um
die Tauschhandlungen zu beendigen, so ist damit auch eigentlich schon
gesagt, dass das Geld als das sichtbare Verrrechnungsmittel darnach
begrifflich ausser Kurs gesetzt sein muss, aber das geschieht in
der Form der Einlösung beim Wechselschuldner als dem sÀumigen
Tauschkontrahenten. Er nur allein kann in Wahrheit den Tauschakt
beenden. Wenn in der Erwartung jener letzten Leistung die Wirt-
schaft jene Tauschwerteinheiten sich eigentlich kĂŒnstlich selbst
vorstreckt, so konnte sie das eben nur tun, weil das GĂŒterreservoir
der Wirtschaft infolge gleichen Z^^u^^und Abstroms nie geleert ist.
Das kann hier einstweilen nur angedeutet werden.
Wir wollen die Möglichkeit einer weiteren Fortentwick-
lung oder vielleicht wÀre es nur eine Umbildung der Anpassung,
nicht ohne weiteres verneinen; wir sind nur fĂŒr den Augenblick
der gegenwÀrtigen Verfassung auf der Spitze angelangt. Die Entwickl-
lung von der B^^u^^chforderung ĂŒber den Wechsel bis zur Banknote
zeigt deutlcih in jedem Stadium den Fortschritt und zugleich Stand
und Egenart der Wirtschaft. Die Banknote ist enthoben ĂŒber per-
sönliche, sachliche, örtliche und zeitliche Bindung, wie sie der For-
derung und wenn schwÀcher, so doch auch dem Wechsel anhaftet.
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Aus ihnen hervorgegangen und gleichen Wesens mit ihnen, dadurch
wurzelnd in der produktiven Leistung der Gemeinschaft die mittel
allgemein gĂŒltigen Wertbegriffen rechnet, so ist die Banknote, sol-
che Werteinheiten reprÀsentierend das moderne Geld geworden, das
wie ursprĂŒnglich das reale Tauschgut - das Geld im Gewichte oder
auch bereits im Ausdrucke der Werteinheit - in unserer Wirtschaft
als Tauschmittelfunktion den Verkehr ermöglicht. Jetzt, wo zu den
GĂŒtern in besonderem Maasse noch Diense und Nutzungne als selbs-
stĂ€ndige wirtschaftliche Faktoren treten, mĂŒssen auch diese in
den Kreis der Relationen mit hineingezogen werden und damit taucht
die eingangs gestellte Frage erneut auf, welches Maass denn geeig-
net wÀre, die durchaus differenzierten Dinge ihrem absoluten Werte
nach zu bestimmen. Zwar haben wir dem Wert der Waren auch vorher
schon nach der Menge der angewendeten Arbeit bestimmt; dieses
allein war wertbildend ohne RĂŒcksicht auf die Art des der Arbeit
zu gruned liegenden Naturstoffes der an sich wirtschaftlich
wertlos ist. Die Entlohnung der Arbeit bedeutete ehedem die gegen
das gestellte Gut getauschte Ware, worinnen gleiche Arbeitsmengen
in beiden FÀllen verkörpert waren. Heute hat nicht jeder Arbeiter
mehr das Produkt seiner Arbeitsleistung in HĂ€nden und darum
mĂŒssen die Beziehungen nicht nur auf die GĂŒterwerte sondern
getrennt von ihnen auch auf deren Einzelfaktoren, die Dienste
erweitert werden. Das Geld und in besonderem Maasse die Kategorie
des stoffwertlosen Papiergeldes ist nur befÀhigt Relationen
aufzudecken, obgleich dieses " n u r " genĂŒgt, den Mechanismus
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des Wirtschaftslebens in Bewegung zu halten1/2 Wie jedes Teilgut frĂŒh-
her --e--in einem entsprechenden Teilgewicht dargestellt, so kann
auch bei modernen Bankgelde jeder Faktor des in Arbeitsteilung
entstandenen Produktes in einer entsprechenden Anzahl von Wert-
einheiten symbolisch vergegenstÀndlicht und damit die Distri-
bution ermöglicht werden. Der Begriff der Werteinheit ist heute
so in unser Denken und FĂŒhlen eingehĂ€mmert, dass wir uns im tĂ€g-
lichen Leben nicht die Frage nach deren absoluten Werte stellen
mĂŒssen. Wohl aber muss die Wissenschaft versuchen, das Dunkel
zu durchdringen; insbesondere wird es sich darum handeln, das in
so langer Entwicklung geborene Bankgeld - unser heutiges Geld
schlechthin - um dazu alles, was begrifflich damit verwoben ist
wie Bardeckung, Geldeinlösungspflicht, PrÀgefreiheit und mehr
nÀher zu analysieren. Die Betrachtung des Kreislaufes der Wirt-
schaft, der Einkommensbildung und GĂŒterverteilung, die den Rahmen
des folgenden Teils abgeben soll, wird geeignet sein, die Zusam-
menhÀnge unserer Wirtschaft aufzudecken und manche der gestell-
ten Fragen der endlichen Beantwortung ertgegen reifen lassen.
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noch von einer Tauschwirtschaft zu sprechen, wobei aber bei letz-
terer Ausdrucksweise nicht ohne weiteres ersichtlich ist, ob der
Tausch bereits bei Hingabe des Geldes oder erste bei Wiederein-
lösung desselben in Waren als vollendet zu gelten hat. Mag eine
Theorie auch einen Warenkauf mit gleichzeitiger Geldzahlung als
einen Tausch charakterisieren wollen, wobei auch beim stoffwert-
losen Gelde alle Gesetze eines realen Tausches, gleich wie bei
zwei stofflichen GĂŒtern obwalten; bei der Betrachtung der Wirt-
schaft mĂŒssen wir uns wieder begegnen, in deren Grenzen innerhalb
einer bestimmten Periode alles zum letzten definitiven Tausche ,
zum Konsum drÀngt. Nur dadurch wird die Wirtschaft wieder in das
Gleichgewicht gebracht und zugleich zu neuer Leistung angefacht.
Und zu diesem letzten Konsumakte gehören von der volkwirtschaft-
lichen Perspektive aus gesehen alle GĂŒter die verzehrt oder doch
nicht mehr mobil gemacht und nimmer in die Zukunft wirken können.
Auch wenn das Geld stoffwertvolles Gut und etwas die zeitlich
beschrĂ€nkten Produktionsphasen Überdauerndes, gewissermassen
Ewiges darstellt und immer aufÂŽs neue gegen GenussgĂŒter zu tau-
schen bereit ist, auch dann wird, natĂŒrlich immer nur periodisch
gesehen, dieses Stoffgeld zum Stillstand verurteilt sein, wenn
die ĂŒber den Eigenbedarf verfĂŒgungsfreien Waren gegen andere
ebensolche sich ausgetauscht haben und so innerhalb der vorhan-
denen Möglichkeiten der grösste SÀttigungsgrad des Konsums er-
reicht ist. Von diesem Augenblicke an ist das Geld begrifflich
nicht mehr T a u s c hgut, sondern einfach Gut, ein Besitz wie
irgend ein anderer, der in der Hand des Wirtschafters nach vol-
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lendetem Austausch seine ĂŒberschĂŒssigen Produkte in andere Konsum-
gĂŒter mittels jenes Geldes doch im Einzelfall, nie aber in der Gesamt-
heit möglich sein. In anderen Falle, wo das GEld in eienm stoffwert-
losen Material vergegenstÀndlicht ist, und das ganz besonders bei
dem durch den Warenwechsel an die Produktion gebundenen Gelde,
das wiederum eingezogen und damit volkswirtschaftlich vernichtet
wird, bei dem --a--kann von einem definitiven Tausche zwischen Geld und
Ware, wenn ĂŒberhaupt, so doch nur sehr gezwungen und gewagt gespro-
chen werden.
Wohl aber können wir dort, wo freie Menschen in wirtschaft-
liche Beziehungen zueinander treten, diese, wenn sie von einem ge-
schlossenen Wirtschaftsverbande organisiert werden, zusammen genom-
men als Tauschwirtschaft allgemein anerkennen. Das Prinzip der
Äquivalenz, das wir geneigt sind, in den Tausch zu legen, kann durch
MachtverhĂ€ltnisse getrĂŒbt bis schrill gestört werden, aber hier
bei der Betrachtung des Kreislaufes kann es nur darauf ankommen,
innerhalb der ganzen Wirtschaft nachzuweisen, dass trotz dieser
Störung plus und minus sich aufhebt und der GĂŒterausgleich auf
dieser Grundlage sich hat vollziehen können.
Wir mĂŒnden hier in die Frage des Wertes und Mehrwehrtes
ein, ohne hier dem weiter nachforschen und ohne erreichen zu wollen,
wie weit im einzelnen jenes plus oder minus ĂŒber das durchschnitt-
liche Einkommen in der nur gedankanklich möglichen Abstraktion "der
Gesellschaft der Gleichen" hinaus schwingt oder zurĂŒckbleibt. Wir
sahen nur, dass solche M^^ö^^glichkeit besteht, wenn der Arbeitende
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nicht mehr das Werk seiner Arbeit verfĂŒgungsbereit in HĂ€nden
hat, dass die Spanne eine immer grössere zu werden vermag, je
entfernter der Wirtschaftende einer fertigen Ware insbesondere
den Produktionsmitteln steht, je weiter die AbhÀngigkeit reicht,
ohna aber, was wesentlich ist, der Àusserlichen Freiheit verlustig
zu gehen. Wenn, wie wir gesehen haben, ein G^^u^^t sich definitiv nur gegen ein anderes austauschen kann, so ist das natĂŒrlich fĂŒr die
ganze GĂŒterwelt von GĂŒltigkeit und in der Volkswirtschaft kompen-
sieren sich im Endzustande zwei gleiche GĂŒterkomplexe.Die Schwie-
rigkeit, das plastisch zu erkennen, mĂŒssen wir hier im besonderen
darin suchen, dass in der mordernen Wirtschaft, wohl Nutzungen und
selbstÀndige Dienste, die in keinerlei konnexer Beziehung zu deren
Warenwelt stehen, ihrerseits doch an der GĂŒterentnahme aus der
Wirtschaft, am Kuuo uunsum beteiligt sind und im allgemeinen noch darin,
dass die Tauschhandlungen aus einander gerissen und erst durch
den Kredit wieder verbunden werden, ferner dass der Schleier des
Geldes ĂŒber den gĂŒterwirtschaftlichen wesentlichen VorgĂ€ngen
gebreitet liegt. Wir bestreiten zudem nicht, dass alle VorgÀng
hier nicht ihre Wurzeln haben, wollen aber im Ferneren ein Bild geben, das
, ohne das Gesagte zu negieren, den modernen Erscheinungen doch eher
gerecht und uns allgemein verstÀndlicher wird.
Vorher aber wollen wir noch die Auffassung Schumpeters
wiedergeben, der etwa folgendermaassen ausgefĂŒhrt:
"Wirtschaft ist der Kreislauf von produktiven Aufwen-
dungen und konsumtiven Verwendungen innerhalb einer Periode und
und zwar realisieren sich Produktion und Verteilung durch den
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Austausch von produktiven Leistungen sachlicher und persönlicher
Natur gegen GenussgĂŒter. FĂŒr letztere allein gelte der Ausdruck
Sozialprodukt. Die Produktion ist wirtschaftlich nicht anderes
als ein Kombinieren von Produktionsmitteln und damit realisiert
sie in den GeschÀftsakten, im Eigentum von Produktionsmitteln
gegen GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden-und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden- und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter u.s.f. Die Produzenten von produzierten
Produktionsmitteln tauschen gegen GenussgĂŒter und diese wieder
aus gegen Produktionsmittel, mittels deren sie wieder neu zu pro-
duzieren imstande sind. Der Anteil des einzelnen hÀngt von dem
Marktwert seiner TĂ€tigkeit ab. Jedes Subjekt wirft in den gĂŒter-
wirtschaftlichen Automaten seinen Beitrag und erhÀlt durch den
Mechanismus eine GĂŒterquantitĂ€t und alle diese GĂŒterquantitĂ€ten
die Einkommen, erschöpfen das Sozialprodukt. Das Geld nun zerreisst
die Volkswirtschaft, die sonst einen grossen Markt bilden wĂŒrde,
in zwei MĂ€rkte. Auf dem Produktionsmittelmarkt sind die Unterneh-
mer Nachfragende--n-- ,die Konsumenten Anbietende , auf dem GenussgĂŒter-
markt umgekehrt und so vollzieht sich dann der Austausch von
Geld gegen GenussgĂŒter. Die Kuuouunsumenten des GenussgĂŒtermarktes
sind dieselben, die auf dem Produktionsmittelmarkt als Anbietende
auftreten und können auf dem GenussgĂŒtermarkt dasselbe Geld aus-
geben, das sie auf dem Produktionsmittelmarkt eingenommen haben,
wobei die Unternehmer bezĂŒglich ihrer eigenen Leistung den
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Anbietenden auf dem Produktionssmittelmarkt und bezĂŒglich ihrer
eigenen Konsumtion den Nachfragenden auf dem GenussgĂŒtermarkt
beizuzÀhlen sind. Auf dem Produktionsmittelmarkt steht wiederum
nur soviel zur VerfĂŒgung als korporativ--n--auf dem GenussgĂŒtermarkt
ausgegeben wurde und durch Vermittlung der Unternehmer auf den
ersteren gelangt ist.

Soweit Schumpeter.
Wir mögen die Wirtschaft beleuchten, von welcher Seite

wir auch immer wollen, das Zentralproblem werden wir in der GĂŒter-
verteilung zu suchen haben und der SchlĂŒssel, der uns die Pforten
zum Kuuouusum öffnet, den finden wir im Einkommen.Der Konsumtrieb
ist das Schwungrad fĂŒr jegliche Produktion, fĂŒr jegliche Bewegung
im Wirtschaftskörper ĂŒberhaupt. Er ist immer das primĂ€re Moment
und er allein diktiert die Produktion, mag er auch wieder in seiner
möglichen Höhe an die Grösse der derzeitigen Produktion eng ge-
bunden sein. Eine Vorauseskomptierung des wahrscheinlichen Konsums
ist in der Wirklichkeit denn doch immer vom wirklichen Konsum
abhĂ€ngig und folgt ihr der nicht, so entsteht mangels Abnahme derenWare, wenn auch möglicherweise nur ganz lokal, so doch immerhin
dem Wesen nach eine Krise.

Was wir heute verzehren wollen, muss wohl das Erzeugnis

einer frĂŒheren Produktion gewesen sein, aber eben einer solchen
die vom erfahrungsgemĂ€se vorauserwartetem heutigen Kuuoouunsum vor-
geschrieben wurde. mit dem Einkommen, das wir heute ausgeben, kau-
fen wir die GĂŒter frĂŒherer Produktionsepochen. Dazu ist nötig, dass

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die Wirtschaft stets von einem konstinuierlich fortlaufenden GĂŒ-
terstrom durchflutet ist, in dem Ein-und Abfluss, Produktion und
Kuuouunsumtion in gewissen Guuruunzen sich die Wage halten mĂŒssen.Zwang-
los finden wir hier die ErklĂ€rung mancher Krise:nĂ€mlich dann,
wenn wir aus der MuuĂŒuundung mehr KuuouunsumgĂŒter erwarten, als diese uns
fĂŒr den Augenblick zufĂŒhren kann, oder in anderer Variation, wenn
wir einen spĂ€teren Kuuouunsum gewaltsam und stossweise hinaufzuschrau-
ben versuchen und fĂŒr diese dahin zielende, sich aber erst spĂ€ter realisierende TĂ€tigkeit heute schon konsumreife Equivalente ver-
langen. Hier der wirtschaftlichen Entwicklung keine Fesseln anzu-
legen und ihr auf der anderen Seite doch auch wieder schwere
Krisen zu ersparen, hier eine wahre Formel zu entdecken, das sind die
Sorgen und zugleich die Streitpunkte der Geldpolitik in bezug
auf die Geldschöpfung als auch hinsichtlich der Bank--und beson-
ders der Diskontopolitik.

Wir stellen fĂŒr unsere Untersuchung der modernen Wirt-

schaft fest, dass wir in ihr mit dem Faktum von Geldpreisen zu
rechnen haben, die uns in ihren ZahlenausdrĂŒcken zwar keinen Auf-
schluss ĂŒber deren absolute Werte, wohl aber ĂŒber das gegenseitige
VerhĂ€ltnis ihrer absoluten Werte geben. Wir wissen, dass diese Preise
einmal historischoaus dem direkten Tauschverkehr, dann aber als
eine gesellschaftliche Erscheinung begriffen werden mĂŒssen, ohne
indes an dem Kern des Wertbegriffes rĂŒtteln zu wollen, der als
Maass des gegenseitigen AbwĂ€gens nur die wirtschaftlich notwen-
dige, wertvolle und anerkannte Arbeit zulĂ€sst. Wenn nicht grundle-


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gende ProduktionsĂ€nderungen eintreten und besonders dann, wenn
wir in einen Weltmarkt verflochten sind, werden wir in den Preisen
mit gegebenen Grössen zu rechnen haben. Die Werteinheit hat die
Bedeutung, – das sei hier wiederholt – uns nur relative Werte
aufzuzeigen.Wohl aber muss jedes Gut seinen absoluten Wert aus
dem oben besagten Arbeitsfaktor ableiten und wie das im einzelnen,
so gilt es natĂŒrlich fĂŒr jedes andere Gut und alle GĂŒter, fĂŒr die
ganze Produktion der Volkswirtschaft ĂŒberhaupt. Die wirtschaftlich
wertvolle und anerkannte Arbeit, das sind in der modernen Wirtschaft
die Produktionskosten der GĂŒter und diese Aufwende insgesamt das
ist das Einkommen der Nation.

Die Kalkulation ist nicht weiter, als eine Addition von 

aufzuwendenden Produktionskosten, die eben die Einkommensanteile dar-
stellen. Wie sich dann wieder die verschiedenen Einkommenskategorien
in die Preise aufteilen, denn meist mĂŒssen wir praktisch bei ihnen
mit der starren oberen Grenze rechnen, das ist eine Machtfrage, die
uns in diesem Falle nicht interessieren kann, insofern als wir nicht
die Störungen, die in der Wirtschaftsordnung begrĂŒndet sind, im ein-
zelnen zu untersuchen haben. FĂŒr die Betrachtung des Kreislaufes
der Wirtschaft und insbesondeere fĂŒr das Erkennen des Wesens der
Werteinheit genĂŒgt es festgestellt zu haben, dass alle erzeugten
GĂŒter, alle Einkommen in sich enthalten mĂŒssen, dass aber der Zu-
griff zum Realeinkommen, das meist nur aus einer gar nicht mess-
baren Teilbarkeit an einem Gute besteht, fĂŒr den einzelnen gar
nicht möglich ist und als ein Charakteristikum der arbeitsteili-


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gen Verkehrswirtschaft auch gar nicht möglich sein kann. FĂŒglich
muss jeder sein Einkommen in einer Form zur VerfĂŒgung gestellt
haben, die es ihm dennoch ermöglicht, dem realen Wert seines Anteils,
den er iirgendeinem Gute zugefĂŒhrt hat, in anderen gleichen Werten
auf dem Markte zu erreichen. Wir haben alle unsere Arbeitskraft in 
einen Einheitsstrom von Arbeit zusammen getan, in dem alles Per-
sönliche und Individuelle untertaucht, wo aber dennoch jeder gerade
in dem Verbundensein eine Bereicherung der Gesamtheit wie auch des
einzelnen erwartet. Der ganze Arbeitsstrom findet sein Equivalent
im ganzen Arbeitsprodukt, mag auch im einzelnen wiederum der eine
auf Kosten des anderen seinen Vorteil zu erringen suchen.

Zum Realeinkommen, zum KonsumgĂŒtermarkt ist und das Nomi-

naleinkommen das Â«Sesam, öffne dich». Mittels dessen mĂŒssen wir
wieder den Anschluss an die GĂŒterwelt finden, von der wir uns in 
der arbeitsteiligen Wirtschaft mehr und mehr entfernt haben; das
Nominaleinkommen muss insgesamt das Realeinkommen vom Markte wie-
der mobil machen. So ist es uns, – gleich in welcher rechnerischen
Grösse, -die Anweisung auf den Konsumtionsfond und unter Anerken-
nung der QuantitĂ€tstheorie muss der Ausgleich von Einkommens-und
Preishöhe auf dem Markt sich vollziehen. Betonen wollen wir gleich,
dass diesenEndzustand zwar in jeder Wirtschaft erreicht sein muss,
dass aber keine dauernden Preisrevolutionen notwendig sind, die
Zungen der Wirtschaftswage, Nominaleinkommenshöhe und Preisstand zu
equilibrieren.

Wir können sagen:

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Realeinkommen R mal Preis (im Durchschnitt, Index ) P ist

gleich Normaleinkommen N und können diesem Satz sogar allgemeine
GĂŒltigkeit zuerkennen. Vorher aber haben wir schon gesehen, dass
ehedem der Begriff des Normaleinkommens noch möglich war, doch das
System der Preise, d.h. zahlenmĂ€ssig differenzierte Werteinheits-
ausdrĂŒcke sich im Verkehr herauskristallisiert hatten. Wenn nun
dieser nicht mehr imstande ist seine Arbeiter oder Mitglieder in
einem Gute zu entlohnen, das auf Grund seines Stoffwertes in jene
Relation eingezogen werden kann, so muss er an Stelle von Gleich-
wertigem(Tauschgut ) doch Gleichnamiges, Tauschmittel oder Anweisung
auf das Sozialprodukt den Leistenden zur VerfĂŒgung stellen. In
jedem Falle muss die BrĂŒcke geschlagen werden zwischen Einkommen
und Konsumtionsmöglichkeit und in der modernen Wirtschaft ist es
das Vorherrschen der Werteinehit, die in Geld oder der Wirkung
nach geldgleicher Form das Nominaleinkommen, eine, isoliert betrachtet
abstrakte Grösse mit etwas durchaus Realem, dem Produkt der ganzen
Gemeinschaft verbindet. Doch ist die Werteinheit eine Ă€ltere Er-
scheinung nd hat doch ihren Ursprung, wo wir erstmals von Preisen
sprechen; die Funktion, die wir ihr hier zuerkennen, das Bindeglied
des zerrissenen und gespaltenen Tausches zu sein, ist dem gegenĂŒber
eine abgeleitete und setzt die erstere voraus.

In der Kalkulation bedienen wir uns der Werteinheit und

addieren damit die darin ausgedrĂŒckten ArbeitsaufwĂ€nde. Der daraus
sich ergebende Preis ist dann der Kostenfaktor aller Einkommen.


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Die ParalellitĂ€t in der Höhe der Werteinheit zwischen dem Nominal-
einkommen und den Preisen insgesamt: N ist gleich R mal P, ist 
uns damit nichts Verwunderliches. Wir können auf die Wagschale
der GĂŒter nichts legen, ohne auf der anderen, wo die Arbeitsauf-
wĂ€nde und damit die Einkommen sich sammeln, StĂŒcke gleichen Ge-
wichtes, gleiche Mengen von Werteinheiten hinzuzufĂŒgen; ja es fĂŒhrt
kein anderer Weg zur Produktion als durch Aufwendungen von Arbeit
und damit von Einkommen. Der nominelle Preis eines Produktes wird
zerlegt in die prozentualen nominellen Anteile der verschiedenen
Erzeuger und sie erhalten so ihr Nominaleinkommen, prozentuale
Anteile am gesamten Produktionsfond.

Wir sehen, dass in ordnungsmĂ€ssigem Gang der Wirtschaft

die Bindungen so starke sind, dass von einem quantitĂ€tstheoreti-
schem Ausschwingen zwischen Einkommen und Preisen praktisch gar
nicht mehr gesprochen werden kann; beides sind eigentlich eines
und dasselbe. Die GĂŒterpreise finden wir in gewissen Grenzen als
gegebene Grössen vor, denn die Produktionsweise Ă€ndert sich allge-
mein meist nicht spri[ergĂ€nzt: handschriftl. u]nghaft und auch alle anderen neuerzeugten
Produkte ordnen sich in VerhĂ€ltnismĂ€ssigkeit schon ehedem sie
auf den Markt gelangen diesem Netz von Relationen ungefĂ€hr ein.
Mit der Grösse der Produktion und den Preisen wird als abhĂ€ngige
Grösse das Nominaleinkommen in absolut gleicher Höhe geschaffen.
Preiskampf und Preisrevolution kann begrifflich nicht möglich
sein, wenn beide Faktoren jeweils das gleiche bedeuten, wenn sie
nur verschieden aufgeteilt, das eine Mal in nominelle GĂŒterpreise,


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das andere Mal in nominelle Einkommen, gegeneinander gestellt aber
doch sich gegenseitig aufheben mĂŒssen. Der Konsum bestimmt nicht
nur die Höhe, sondern auch die Auswahl der Produktion und je nach
seinen objektiven WertschĂ€tzungen einerseits und den objektiven
BeschaffungswiderstĂ€nden andererseits werden diese oder jene GĂŒter
herangezogen werden. Was aber in diesem Zusammenhang mitbestimmt
das sind die Einkommen, die nicht nur allein von der Form als einer
gesellschaftlichen Einrichtung, sondern auch von der IntensitĂ€t
und der QualitĂ€t der Produktion beeinflusst und geĂ€ndert werden.
Wir deuten damit an, dass in einem gegebenen Land unter gegebenen
ProduktionsverhĂ€ltnissen alle Einkommenskategorien in einem bestimm-
ten VerhĂ€ltnis zu einander stehen mĂŒssen; dass Unternehmer und Ar-
beiter, Bauern, Beamter und freie Berufe nicht willkĂŒrlich nebenein-
ander bestehen, sondern von einer wirtschaftlichen Notwendigkeit
gezwungen sich zu einem harmonischen Ganzen vereinen mĂŒssen. Neben
dem PreisgebĂ€ude oder besser mit dem PreisgebĂ€ude ist auch das
EinkommensgebĂ€ude geschaffen und gebunden, nicht so dass bei beiden
eine absolute Starrheit erreicht wĂ€re, aber doch ein innerer Zusam-
menhang zu konstatieren ist.

Der Kreislauf der Wirtschaft wĂŒrde bei uns in dem Pro-

blem gipfeln, die Einkommen, die das Sozialprodukt aufheben sollen,
so zu ordnen und so unter alle EinkommensempfĂ€nger zu verteilen,
das insgesamt nicht mehr nominelles Einkommens auf dem Markte er-
scheinen kann, als wĂ€hrend der Produktion gleichnamige Einheiten
fĂŒr die erstellten Produkte verausgabt wurden. Darin mĂŒssen sich


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aller, aber auch alle Berufsgruppen teilen. In den GĂŒterkalkulati-
onen finden wir die Substanz fĂŒr alle Einkommen.

In einem Schema wollen wir aufzeigen, wie wir uns die

Abwicklung vorstellen und werden zu diesem Behufe vier Arten
von Einkommen zu unterscheiden haben:


1.) Die an der Produktion und an der Zumarktebringung der Genuss-
gĂŒter unmittelbar Beteiligten, also die Produzenten, HĂ€ndler, Zins-,
Renten- Gehalts- und LohnempfĂ€nger. Sie stellen die primĂ€re Haupt-
einkommensform dar und verkörpern das gesamte Einkommen der Gesell-
schaft. Alle weiteren Einkommen werden aus dieser Masse gespeist.


2.) Die an der Erschaffung des festen «volkswirtschaftlichen
Kapitals» arbeitenden Berufskreise (Bauarbeiter und -unternehmer,
BrĂŒcken-, Eisenbahnbauer usw.); sie schöpfen ihr Einkommen aus
den Ersparnissen aller ĂŒbrigen Gruppen ( 1 ; 3 ; 4 . )


3.) Die freien Berufe, wie Aerzte, Schriftsteller, KĂŒnstler usw., die
aus den freiwilligen Abgaben aller ĂŒbrigen ihren Anteil geltend
machen können .


4.) Die Beamten im Ă¶ffentlichen Dienst, die mittels Steuern jeg-
licher Art durch den Fiskus kaufkrĂ€ftig werden.


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Was an jeder bildlichen Darstellung fehlerhaft sein

muss, ist das stossweise Geschehen der Akte, die sich in Wirklich-
keit natĂŒrlich im organischen Flusse befinden. Das mĂŒssen wir auch
hier berĂŒcksichtigen, wenn wir eine Periode in ein einmaliges Ge-
schehen zusammenpressen. Was uns deutlich werden soll, ist die
Para[ergĂ€nzt handschriftlich: l]ellitĂ€t von Nominaleinkommen mit der Preishöhe der Gesamtpro-
duktion. Wenn nach unserer Zeichnung in der Kalkulation das Produkt
einen Preis von 100 erzielt, so darf fĂŒr jenes Produkt auch nicht
mehr wie 100 Einheiten auf dem Markte kaufkrĂ€ftig werden. Arbeiter,
Angestellte, Produzenten und HĂ€ndler (Gruppe I) geben insgesamt ab
an Beamte durch Steuern und Abgaben 4 mal 3 ist 12, an freie
Berufe 4 mal 2 ist 8, an die Kapitalerstellenden 4 mal 3 ist 12;
treten also von ihren Einkommen ab 12, 8 und 12 ist 32 und es
bleiben ihnen folglich 68 und diese 68 und 32 zusammen auf dem
KonsumgĂŒtermarkt ausgegeben, heben das Produkt von 100 auf.
Weiter ist im Bilde angenommen, dass die verschiedenen sekundĂ€ren
Einkommenszweige sich gegenseitig ZuschĂŒsse leisten, der Einfach-
heit halber hier immer das gleiche. Was an die kapitalerzeugenden
Berufe hingegeben wurde, bedeutet zwar fĂŒr die Abtretenden privat-
wirtschaftliches Kapital ; – privatwirtschaftliches Kapital aber,
das sich in sog. volkswirtschaftlichem Kapital niedergeschlagen
hat in dem Werk derjenigen, welche die Konsummöglichkeit von den
Sparenden erhielten. Diese haben dann, sofern es sich nicht um
direkten Eigenbesitz mit Eigenverantwortung handelt [ergĂ€nzt handschriftlich:, ] einen obligato-
rischen oder schliesslich auch dinglichen Anspruch.


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Halbfabrikate gelten als GenussgĂŒter, denn es ist leicht zu ersehen,
dass diese in der weiterverarbeitenden Produktion in deren Kalku-
lationen als ein fertiger Posten erschienen, fĂŒr den in der voraus-
gegangenen Produktion EinzelarbeitsaufwÀnde entlohnt werden muss-
ten. Zins und Rente wurde ohne weiteres dem Produzenten- und HĂ€nd-
leranteil zugerechnet. Des weiteren sind die Posten fĂŒr Abschrei-
bung und Abnutzung weggelassen, denn ob von der Gesamtheit aus ge-
sehen 20 mal 5 zurĂŒckbehalten, dafĂŒr dann einmal 100 aufgewendet
wurde, ist belanglos und muss sich zum mindesten in grösseren Zeit-
lÀufen ausgleichen.

Das Realeinkommen der Gemeinschaft besteht in der Masse

der erzeugten GĂŒter, das Nominaleinkommen in der Summe ihrer Geld-
preise. Das ist nichts zufĂ€lliges, sondern die notwendige Folge des
Gleichlaufs von Produktion und sie begleitender Einkommensbildung .
Wenn wir sagen, die Preise und in ihnen die Idee der Werteinheit
seien VerhĂ€ltniszahlen zwischen den einzelnen GĂŒterwerten, so dass
diese vergleichbar und gesellschaftlich gĂŒltig austauschbar wer-
den, so mĂŒssen wir auch bekennen, dass innerhalb der Einkommen
selbst der gleiche Geist wie bei den Preisen vorherrscht; auch sie
werden, ohne dass die absolute Leistung mehr erkenntlich ist, doch
nach gesellschaftlicher Wertung geschieden und vergleichbar. Die
Nominaleinkommen sind das Speigelbild der Preise und so können wir
die letzteren auch als VerhĂ€ltniszahlen zwischen Real- und Nominal-
einkommen bezeichnen. Das wir den Preisen die primĂ€re Rolle ein-
rĂ€umen, könnte als gegen die Tatsachen verstossend erschienen, denn


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Ă€usserlich treten tatsĂ€chlich zuerst die Einkommen in Erscheinung
und nehmen möglichst an dem Preise im einzelnen die letzte Kor-
rektur vor; aber die Preise sind nicht nur historisch gegenĂŒber
dem Nominaleinkommen das UrsprĂŒngliche, sondern selbst in der von
uns geschilderten Ordnung bilden sie sich nur in strenger Anlehnung
an einen wirtschaftlichen bereits fixierten, oder wenigstens voraus-
kalkulierten Preis.

Was aber nachzuholen wichtig ist, das ist der Begriff des

Nominaleinkommens, den wir bisher als etwas Gegebenes hingestellt
haben. Wir konnten das tun, nachdem wir im ersten Abschnitt vom
Gelde gesprochen und in ihm das technische Mittel erkannt haben,
das die Verkehrswirtschaft zu funktionieren befĂ€higt. Aber wir
sahen auch, Voraussetzung fĂŒr das Geld ist wiederum das Vorhanden-
und Wirksamsein der Preisidee, wenn auch ursprĂŒnglich nur Stoff-
quantitĂ€ten zum Vergleich gelangen. Das Nominaleinkommen ist nun,
(wenigsten teilweise) dieses Geldeinkommen. Wie weit die beiden
Begriffe sich decken, ist in jedem Einzelfall wohl verschieden;
sie können das völlig tun, wenn das ganze Einkommen in Geld erstat.
tet ist, d.h., wenn keine Möglichkeit besteht, reale GĂŒter direkt als
Einkommen zu erhalten, wĂ€hrend also Real. und Nominaleinkommen sich
stets decken mĂŒssen, weil es nur verschiedene AusdrĂŒcke gleicher
Sache sind, ist das Geldeinkommen nicht ohne weiteres eine 3.Aus-
drucksform dafĂŒr; wird oftmals nur ein Tel [sic] der erstgenannten Be-
griffe sein und kann nur in der Ausschliesslichkeit des Einkom-
mensempfanges in dieser Form zum gleichen Werte werden. Das Geld
lebt, um die GĂŒter auszutauschen, die eine FĂŒlle von Relationen


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darstellen;– wenn es heute nun den Kauf vermittelt durch Hingabe
von Nominaleinkommen gegen GĂŒter, so ist das durch den Schleier
gesehen der gleiche witschaftliche Vorgang. Diese letzte Karte
decken wir auf, wenn wir den Mechanismus kurz erklĂ€ren, wie das
Nominaleinkommen, das Geldeinkommen entsteht. Nach unserer ganzen
AusfĂŒhrung kann es keine Frage sein, dass wir es in engster Anleh-
nung an die GĂŒterproduktion zur Schöpfung bringen mĂŒssen. Stellen
wir dabei die Geldkreation auf Grund des akzeptierten Warenwech-
sels als die der Vollendung am nĂ€chsten kommende Einrichtung hin,
so handeln wir nur folgerichtig unserer bisher beschriebenen Auf-
fassung.

Im Gelde, dem ReprĂ€sentanten unseres Nominaleinkommens

haben wir einen Anspruch an die Allgemeinheit, wĂ€hrend wir iunsere
wertvollen Dienste der privaten Produktion liehen und auch hier-
her die Quelle unseres Einkommens verlegten. Jede Hingabe von Dienst
Nutzung oder Gut bewirkt zuerst einmal ein privates Forderungs-
recht, das wir irgendwann einmal zum Eigengebrauch lebendig wer-
den lassen wollen. Eine solche private Forderung ist die Buchfor-
derung und es ist der Warenwechsel, den der Fabrikant fĂŒr eine wirt-
schaftlich abgenommene Leistung in HĂ€nden hĂ€lt. In diesem Wechsel
sind aber, da viele HĂ€nde dem Unternehmer dienstbar waren, das 
Produkt zu vollenden, auch alle deren Arbeitsleistungen und fĂŒg-
lich deren Einkommen eingeschlossen und hier erlöst uns die Geld-
schöpfung vor weiteren privaten, in's kleinste zu zerlegenden
Forderungsrechten, welche die Arbeiter wiederum ihren Unternehmer


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Unternehmer [sic] geltend machen mĂŒssten. Die starre Berufsgliederung
zeugt davon, dass wir das Vertrauen zur Gemeinschaft, zu der Wirt-
schaft haben, und darum entĂ€ussern wir uns unserer vergegenstĂ€nd-
lichten Arbeit, weil wir erwarten und wissen, dass wir auf dem 
Markte auch ohne dieses Gut oder Teilgut selbst doch der Equi-
valente habhaft werden können. Im privaten Verkehr konnten nur
privaten Forderungen entstehen. Die private Produktion aber ist
so enge mit einander verbunden und in solch' grosser gegensei-
tiger AbhĂ€ngigkeit, dass wir in der Marktwirtschaft, wo alles
in einander greift, wo alle fĂŒr einen und einer fĂŒr alle zusammen
stehen, dass wir dort jedes derartige private Forderungsrecht
in ein Ă¶ffentliches umwandeln und als das Symbol der Forderung
an die Allgemeinheit das Geld der Gemeinschaft, das staatliche
Geld ansehen. Die Reichsbank fĂŒhrt hier nur eine Funktion des
Marktes zu Ende. Jede Forderung ist von der anderen Seite gesehen
aber eine Schuld, also hier eine Schuld, die von der Gesamtheit
getilgt werden muss. Praktisch geschieht das, indem wir bei der
Konsumtion Teile dieser Forderung fortgeben, bis unser ganzes
Forderungsrecht, eben unser Einkommen sich aufgelöst hat und in 
der Wirkung das Forderungsrecht und das Geld aus der Wirtschaft
entfernt ist. Wir haben konsumiert. Mit der letzten Konsumtion
und der letzten Wechseleinlösung ist der Kreislauf beendet.

Dass das Geld uns als etwas anscheinend ewig Bleibendes

in der Wirtschaft gegenĂŒbertritt, beruht auf einer TĂ€uschung.
In Wahrheit entsteht es tĂ€glich mit der Leistung und vergeht mit


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der Konsumtion, gleich wie uns ein grosses Feuerwerk eine dauernde
Helle vorspiegelt, die durch tausende von Raketen, die nacheinander
aufsteigen und wieder in's Nichts zurĂŒckfallen, verursacht wird.

Es könnte hier natĂŒrlich nicht unsere Aufgabe sein, die

Technik genau auseinander zu setzen; was wir vielmehr schildern
wollen, das sind die ZusammenhĂ€nge, sowiet sie das gezeichnete Bild
vollenden mĂŒssen. Zur Verteidigung des Wechsels wollen wir aber
doch die HauteinwĂ€nde betrachten. Seine Sicherheit und seine Eig-
nung zur Geldschöpfung, d.h., ob er wirklich absatzfĂ€hige Konsum-
gĂŒter reprĂ€sentiert, das können wir ruhig xxx dem viel bekritelten
Profitstreben der Privatwirtschaft ĂŒberlassen. Sie hat selbst
das denkbar grösste Interesse daran, Gnade vor den Augen ihrer
Mitmenschen zu finden. Die grösste Sicherheit liegt nicht etwa
in den geforderten prima Unterschriften, sondern in der wirt-
schaftlichen Unmöglichkeit, dass auch nur eine nennenswerte Anzahl
von Wechseln notleidend wĂŒrde. Die Gefahr auch, dass mehrere Wech-
sel fĂŒr ein und dieselbe Ware im Umlaufe sind, ist nicht so hoch
zu bewerten, denn der erste Wechselschuldner, der darauf GlĂ€ubiger
wird, kann den diskontierten Wechselbetrag nucht als Einkommen
geltend werden lassen, d.h. konsumieren; muss er doch sein Accept
wieder einlösen. Im ĂŒbrigen gelangt immer nur ein Prozentsatz
von Wechseln bis zum obersten Organ der Reichsbank, die ĂŒbrigen
können aus dem Umlaufe der gerade freien Gelder gespeist werden.

Doch zurĂŒck zu unserer Betrachtung: Die Einkommensgrösse,

die wir mit dem gesamten erzeugten GĂŒtervorrat gegenĂŒber stellen,
eben in dem Sinne, dass beide nur neben einander zur Entstehung


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kommen können, kann uns nur eine gedanklich mögliche Grösse
sein. Wenn wir das Geldeinkommen mit Nominaleinkommen gleich
setzen und es in Paralelle stellen zum gesamten Realeinkommen,
dann mĂŒssten wir fordern, dass jegliche Einkommen in neu geschöpf-
ter Geldform zur Verteilung gelangen. In Wahrheit wird aber Pro-
duktion in Natura verteilt, es wird mit noch umlaufendem Gelde
bezahlt, es werden Gegenforderungen aus[ergĂ€nzt handschriftl.]fgerechnet, Wechsel dienen
als Zahlungsmittel, Giroguthaben ersetzen neues Geld und so kommt
es, dass wir in diesem ganzen Konglomerat die Einkommensgrösse zu
suchen haben. Was das Geld anlangt, so ist in der Grösse der
Produktion wohl eine obere Grenze geschaffen. nach unten aber ist
der Verkehr souverĂ€n. Denken wir nun daran, dass das gleiche Geld
teilweise als blosses Rechengeld z.B. an den Quartalsterminen
aufzutreten pflegt, des weiteren auch mit tĂ€tig ist, den Kapital-
markt zu speisen. In diesen FĂ€llen steht das Geld fern seiner
eigentlichen primĂ€ren Funktion. Das Geld ist auf der einen Seite
Bescheinigung fĂŒr unsere Leistung, die sich in realem Gute hat 
niederschlagen mĂŒssen, das uf dem Markte erscheinen wird, auf der
anderen Seite ist es eine Anweisung auf wieder ein reales Gut ;
verbunden also, vermittelt uns das Geld den Austausch zwischen
den realen GĂŒtern. Das Nominaleinkommen schiebt sich nur dazwischen
als eine Folgeerscheinung der heutigen Produktionsweise. Diesen
Dienst vermag das Geld, das haben wir bereits im ersten Abschnitt
gesehen, zu leisten, weil es im ZusammenfĂŒgen und Teilen von Wert-
einheiten auch die GĂŒter vergleichbar und teilbar werden lĂ€sst.
Die Werteinheit schafft Preise und lĂ€sst durch sie den GĂŒter-


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austausch möglich werden. Das erste und letzte Glied des modernen
wirtschaftlichen Kreislaufes betrachtet. – die Distribution
scheiden wir aus, – bietet uns wieder das gleiche ursprĂŒngliche
Bild.


Die Wirtschaft erschöpft sich im Austausch von realen

GĂŒtern, und die Werteinheit ist das Instrument, auch dort, wo der 
Tausch dem Bereiche des ZufĂ€lligen entwĂ€chst und sich zu einer
gesellschaftlichswirtschaftlichen Erscheinung erhebt und verdichtet,
auch dort den Gesetzen des Realtausches die freie Bahn zu bereiten.


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alter der geschlossenen Hauswirtschaft, wo deren MItglieder je nach
Eignung durch Geschlecht und Geschicklichkeit, in freier Arbeit den
Unterhalt der Familie beschafften. Von einem Werten in solcher Wirt-
schaft kann man eigentlich nur in dem Sinn sprechen, als die Arbeit
eben nur auf solche Dinge angewandt wurde, denen man den GĂŒterwert
zuerkannte, und d.h. wieder Dinge, die im VerhĂ€ltnis zu der Dringlich-
keit des BedĂŒrfnisses den gleichen Begfriedigungs- und SĂ€ttigungsgrad
erhoffen liessen.

Die wirtschaftliche Entwicklung, die wir als Tatsache

annehmen wollen, schreitet fort. Durch irgendwelche UmstĂ€nde, wie die
Völkerwanderungen, traten die Menschen nicht nur in Beziehungen zu
anderen Wirtschaften ihres Stammes und ihrer Art, sondern auch zu
fremden Völkern mit anderen Sitten, GebrĂ€uchen und Lebensgewohnheiten;
lernen damit fremde BedĂŒrfnisse kennen und schĂ€tzen. Die ersten Tausch-
handlungen werden hier zustande gekommen sein, ohne dass aber eine
Werteinheit dabei nötig war, – ein Gut tauschte das andere aus.


Schon in den AnfĂ€ngen des wirtschaftlichen Verkehrs

spielt die persönliche Qualifikation eine Rolle, insofern als sie
zur Bildung von Berufen drĂ€ngt, ohne aber, wie wir sehen werden, den
reinen Naturaltausch noch zu stören. Wenn der Töpfer und der Korb-
flechter ihre Produkte auszutauschen trachten, so werden sie etwa die
Ueberlegung anstellen: Der Korbflechter, der die irdene Schale benö-
tigt, wird abschĂ€tzen, dass er zwei Tage zu deren Herstellung aufwenden
muss, wĂ€hrend der Töpfer sie vielleicht in einem Tage schon herstellt.
Dem Töpfer, dem der Korb begehrenswert erscheint, wird umgekehrt zwei
Tage Arbeit zu dessen Beschaffung benötigen; der Korbflechter hinwie-

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derum hierzu nur einen Tag. In der Hingabe ihres Erzeugnisses tauschen
die beiden die Arbeit eines Tages- (Ton und Weiden sind mit gleichem
Beschaffungswiederstand zu erreichen, die Geschicklichkeit der Tauschen-
den in ihrem Berufe, ihre persönliche Qualizfikation ist gleich) – sie
tauschen absolute Äquivalente. In dem Maasse aber, in dem die Hauswirt-
schaften an der Geschlossenheit, die eben ihr Wesen ausmachte, verlieren
und die FĂ€den mit anderen solchen anknĂŒpfen, weil sie aus solchem Tun
grössere und jedenfalls reichlichere BedĂŒrfnisbefriedigung erhoffen,
in gleichen Maass arbeiten sie auf eine, wenn auch noch primitive Ar-
beitsteilung hin und helfen eine neue Wirtschaftsverfassung vorberei-
ten.


Die HĂ€ufung der Tauschoperationen vermehrt zugleich die

Schwierigkeit ihrer DurchfĂŒhrung, denn nicht immer wird der Tauschende
den finden, der gerade sein Erzeugnis benötigt und das gewĂŒnschte feil-
bietet. Die GĂŒter sind naturnotwendig auch nicht von gleicher Teilbar-
keit und Dauerhaftigkeit. Wie, wenn ich hundert kleine Dinge oder leicht
verderbliche Genussmittel benötige und nur ein Rind dafĂŒr zu tauschen
in der Lage bin. S o l a n g e wird der Tausch eine ZufĂ€lligkeit blei-
ben, so lange keine Möglichkeit besteht, diese WiderstĂ€nde zu umgehen.
Nicht Menschengeist hat erfunden, sondern die natĂŒrliche, organische
Entwicklung drĂ€ngte darnach und liess aus dem Verkehr selbst heraus
ein allgemein beliebtes, gern in Tausch genommenes Gut erwachsen, das
dank seiner Eigenschaften – widerstandsfĂ€hig, relativ kostbar, teilbar
haltbar und leicht transportierbar – imstande war, jene die Entwicklung
fesselnde Schwierigkeit zu ĂŒberbrĂŒcken und damit den Tausch als allge-
mein geĂŒbte wirtschaftliche Handlung zu legalisieren. Die Geschichtss-

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schreibung erzĂ€hlt uns von Vieh, Muscheln, Fellen und vor allem und
damit betrachten wir bereits wieder eine neue Form der Entwicklung -
von Edelmetallen.

Alle Momente, die wir zu solcher bevorzugten Stellung

fĂŒr nötig erachten, die Edelmetalle vereinten sie in sich bis dass
sie in einer gewissen, irgendwie durch Stamm oder Wahl zusammenhĂ€ngen-
den Gemeinschaft als Universaltauschgut den gesamten Verkehr beherrsch
ten. Jetzt musste jedes Ding beim Tausch das Medium des Edelmetalles
passieren und erhielt seinen Wertausdruck in der Reduktion auf eine
Teilgewichtsmenge des allgemeinen Tauschgutes. Und zwar können wir
sagen, je grösser und weit verzwiegter diese Gemeinschaft der mit
gleichen Maassen Wertenden ist, je grösser und verzweigter ihr Bedarf,
je entwickelter ihr Ă¶ffentliches Leben ist, desto sicherer, zielbewuss-
ter und natĂŒrlicher, desto genauer ausbalanciert werden in der Vielheit
der Beziehungen die GĂŒterwertungen im Verkehr sich herauskristallisie-
ren. Das Edelmetall wird mĂ€hlich, ohne dass wir genau das Datum der
Geburtsstunde werden nennen können, vom Tauschgut zum Tauschmittel
sich wandeln, womit dann auch gleichzeitig begrifflich der Werteinheit
ihr Standort und ihr Wirkungskreis angewiesen wird. Wir haben dabei
wohl den Einwand zu erwarten, dass dann, wenn durchaus gleichwertige,
reale GĂŒter, wie auch hier noch, zum Tausch gelangen, der Charakter des
Tauschgutes noch absolute GĂŒltigkeit besitzt. Anerkannt sei das einst-
weilen aber nur fĂŒr einen dritten, der ohne selbst mit seinen SchĂ€tzun-
gen den gegebenen Zustand gĂŒltig werden liess, neu in den fraglichen
Wirtschaftskörper gestellt werde. Nur der wird die bekannten ErwĂ€gungen
anstellen, wieviel ihm eine Sache wert, wieviel ihm die Beschaffungsar-

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beit wert oder nicht erscheint. FĂŒr das Glied der Wirtschaftsgemein-
schaft selbst werden die relativen Wertbeziehungen in gewissen Grenzen
eine konstante, historisch zu begreifende Grösse darstellen. So weit
eine Beeinflussung seinerseits möglich war, hat er seine Stimme bereits
in die Wagschale geworfen. FĂŒr ihn wird eine Gleichung, wie ein Korb
ist gleich 10 g Gold, so genau sich auch in den objektiven Massen ĂŒber-
einstimmen mag, in seinem wirtschaftlichen Denken noch auch keine ab-
schließende Betrachtung, nicht der endgĂŒltige Zustand sein. Seine gedank-
liche Rechnung wird weiter greifen und etwa die Formel zeigen:
Ein Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale. Gold ist
zur Durchgangsstation, ist nur Mittel um zu seiner Wortgleichung:
Ein Korb ist gleich einer Tonschale, zu gelangen. Wenn alle so zustande
gekommenen Gleichungen objektiv wahr, deren Faktoren wirklich gleich-
wertig sind, gemessen an dem zur Beschaffung notwendigen Arbeitsauf-
wand, denn nur dieser allein kann in der noch primitiven Wirtschafts-
ordnung massgebend sein, dann scheint auch die Berechtigung vorzuliegen,
das wesentliche Moment nicht in der Funktion als Tauschgut sondern als
Tauschmittel zu suchen. Keineswegs verkennen wir dabei die grundlegende
Bedeutung des Tauschgutes, soweit alle spĂ€ter definierten Werteinheiten
historisch auf jenem fussen, und nicht einmal der konsequenteste Formali
mus wird sich dazu verstehen; wir anerkennen aber auch die Notwendigkeit
in der FĂŒlle der relativen WertzusammenhĂ€nge und ihren Schwankungen
einen ruhenden Pol zu suchen oder zu konstruieren, von dem wir ausgehen,
um wieder zu ihm zurĂŒckkehren zu mĂŒssen, der Anfang und Ende jeder
wirtschaftlichen Handlung bedeutet. Dass wir aber gerade zu letzterem

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Behufe das reale Tauschgut benötigen, ist nicht einzusehen, solange
es kein G u t geben kann – und nie wird die Natur uns ein solches
bescheren -, das ĂŒber Zeit und Raum hinaus die absolute Wertkon-
stanz in sich birgt.

Wenn wir nach dem absoluten Werte forschen, sind wir 

nicht erkenntnisreicher geworden, wenn wir wissen, dass ein Korb
nicht nur gleich einer Tonschale sondern auch gleich 10 g Gold ist.
Verbreitert hat sich lediglich die Basis, die Zahl der Relationen
und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Gleichung wahr ist. Ver-
gessen wir doch nicht die ursprĂŒngliche Bedeutung der Werteinheit,
uns beim Tausch Diener zu sein, ihn zu erleichtern. Die Tauschopera-
tionen zwischen Einzelkontrahenten bedĂŒrfen zu DurchfĂŒhrung keines
dritten, realen Gutes, ja, es wĂ€re geradzu unsinnig, ein solches einzu-
schalten. Die Forderung nach dem Â«artgleichen Messwerkzeug» findet
hier sogar zur vollsten Befriedigung seine Lösung. Nachdem wir die
subjektiven SchĂ€tzungen, die die Arbeit erst in jene Richtung in ge-
wisser StĂ€rke gelenkt hat, als Daten hinnehmen können, sehen wir es
in geradezu kristallener Klarheit und SchĂ€rfe, dass der Arbeitsauf-
wand, dessen wirtschaftlicher Wert, der Beschaffungswidersand es ist,
der das natĂŒrlichste, gerechteste Mass uns liefert und zudem noch
unabhĂ€ngig ist von allen absoluten und damit relativen Schwankungen
der einzelnen GĂŒter selbst und untereinander. Ja mögen dies in den 
unwahrscheinlichsten Ausmassen revolutionieren, den Ruhepunkt wer-
den sie erst dann wieder erreichen, wenn sie nach dem natĂŒrlichen
Gesetz der gleichen Arbeitswertmengen, hier ohne jede Störung ĂŒber-

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haupt, Arbeitsmengen als Arbeitszeiten sich ausgependelt haben.

Welche Arbeit, welches Mass, welches Gut könnte dabei

von Schwankungen verschont und als absolut unberĂŒhrt fest gelten?
Keines, auch das Gold nicht, mĂŒssen wir darauf antworten. Auch das Gold
kann auf keinem anderen Wege seinen Tauschwert abgeleitet v
erhalten.

Wenn also eine Reduktion auf Gold als dem sogen. Wertmaass

nicht auch gleichzeitig die GewĂ€hr dafĂŒr bietet, dass auf lanfe Sicht
hinaus keine Aenderung der Produktionsweise eintreten wird und in-
folge grösserer oder geringerer WertschÀtzungen einzutreten braucht,
so ist es unlogisch, auf diesem Punkte schon genĂŒge zu finden. Nie
und nimmer ist das Gold und ist kein Gut von Natur aus ein, ĂŒber den 
Augenblick hinausreichendes absolutes Wertmaass und wenn es darum
das Wesen der Werteinheit ausmachen mĂŒsste auf ein solches Gut
von historisch gĂŒltiger Konstanz basiert zu sein, sie könnte dieser
Funktion in der Wirtschaft nicht gerecht werden.

Aber wir sahen es, wenn wir von ihrer Funktion als Tausch-

mittel sprachen, dass das wesentliche Moment nur das eine sein kann
die relativen Beziehungen der GĂŒterwerte auszudrĂŒcken und dies ver-
mag sie unbeeinflusst von Wertschwankungen fremder GĂŒter als
auch denen ihres Eigenkörpers. Gleich, ob einzelne oder alle oder
ob nur das Gold als Wertmaass seinen Eigenwert Ă€ndert, das Tausch-
mittel Gold wird als Werteinheit die relativen Beziehungen auch
nach völliger Umlagerung doch wieder genau anzugeben vermögen.
Und nochmals sei betont, was die absoluten Wertgrössen anlangt, eine
dahin gehende ErwĂ€gung bereits vor diesem Akte liegen muss und 

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begrifflich nicht damit zusammenhÀngt.

Wann wir ĂŒberhaupt in der geschichtlichen Betrachtung

erstmals mit dem Begriff Werteinheit operieren wollen, muss eine
mehr oder minder willkĂŒrliche ErwĂ€gung sein. Nicht wollen wir von
Werteinheit sprechen etwa beim ersten zufÀlligen Tausch, indem wir
sagen, und wir könnten das, das eine Gut sei gewissermassen die Wert-
einheit des anderen, sondern wollen Werteinheit dann erst als Tat-
sache gelten lassen, wenn eine Gemeinschaft in all ihren wirtschaft-
lichen Handlungen sich zwanglos eines einzigen Wertausdruckes be-
dient. Voraussetzung fĂŒr die Werteinheit ist als eine historische
Entwicklung in einem wirtschaftlichen Verband und die Werteinheit
ist in der GĂŒltigkeit und in der Wahrheit des Ausdruckes um so
allgemeiner und bestimmter, je kulturell entwickelter, je weiter
verzweigt und doch wieder je fester in einander gefĂŒgt das gemein-
same öffentliche und wirtschaftliche Leben sich dort abspielt.
Die kon-s-tinuierliche Linie, die harmonisch-organische
Entwicklung, die die geschlossenen Hauswirtschaften ĂŒberwunden, sie
zu VerbĂ€nden darĂŒber hinaus und diese wiederum vielleicht zu noch
grösseren Gemeinschaften zusammengeschweisst hat, sie schafft dazu
notwendig auch die Ă€usseren Formen und MIttel fĂŒr das rechtliche
und Ă¶ffentliche Leben. Als eine der wesentlichen Normen hat die
Gesellschaft, die wir von nun an zur Verdeutlichung den Staat nennen
wollen, das wirtschaftliche Leben zu regeln und ordnen ĂŒbernommen;
die Sitte prĂ€gt er zu RechtsĂ€tzen und als einen solchen mĂŒssen wir
es ansehen, wenn er die reale Werteinheit durch Namengebung Ă€usser-
lich zu einer staatlichen Kategorie stempelt. Der Staat lĂ€sst StĂŒcke von 
bestimmtem Edelmetallgewicht durch die PrĂ€gung zu seinem, inner-
halb seiner Grenzen gĂŒltigem Gelde werden. Die staatliche AutoritĂ€t

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sollte Wage und Probierstein erĂŒbrigen, das aufblĂŒhende Wirt-
schaftsleben sollte von den starren Fesseln befreit werden.
Die Relationen drĂŒcken sich nimmer in Gewichtsmengen aus, sondern
in einem Teil oder der numerischen Vielheit der staatlich prokla-
mierten, dabei noch durchaus realen Werteinheit, wobei diesen Neu-
ordnung immer nur einer Umrechnung, keineswegs einer Umwertung
gleichbedeutend sen kann. Was wir bisher die Relationen der 
GĂŒterwerte nannten, das sind jetzt die Preise, denn diese sind im 
Grunde nichts anderes als VerhĂ€ltniszahlen. Die Tauschmittelfunk-
tion des Geldes als der Form, oder besser der Werteinheit als des
Inhalts schĂ€lt sich mit jeden weiteren Schritt der Betrachtung
immer deutlicher heraus. Zwar sind die beiderseitigen Objekte
jedes einzelnen Tausches immer noch RealitĂ€ten, und das ist not-
wendig, solange die staatliche AutoritĂ€t noch nict in dem spĂ€-
teren Maasse gefestigt und in lĂ€ngerer Webung eine GewĂ€hr fĂŒr
die reibungslose Abwicklung des Verkehrs gegeben war.

Greifen wir unsere frĂŒhere Gleichung wieder auf, die

lautete:
1 Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale.
Bei der Inbeziehungsetung des Korbes zu den 10 g Gold ist die
reale Uebereinstimmung, wenngleich die 10 g Gold fĂŒr den Korb-
flechter nichts Definitives bedeuten und er im Geiste gleich
wider die dazugehörige Gleichung wie 10 g Gold zu 1 Ton-
schale anstellt, doch ohne weiteres erkenntlich gegeben. Bei der
Reduktion auf den Preis aber, 1 Korb ist gleich 27,90 M ( Fiktion:
Vom reaalen Goldtausch wurde direkt zum Marktwert ĂŒbergegangen
gleich Vergleichung der Vorkriegszeit 1 kg Gold ist gleich

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2.790.- M) fehlt uns zum vollen VerstĂ€ndnis des equivalenten
Tausches wieder eine weitere Gleichung:

2.790,- M zu 1000 g wie 27,90 M zu 10 g,

mit anderen Worten – wir mĂŒssen den MĂŒnzfuss kennen. Noch umstĂ€nd-
licher und verzweigter werden die Vergleiche, wenn der Korbflech-
ter nun gar noch weitere ErwĂ€gungen anstellen muss, um in den Be-
sitz der Tonschale zu gelangen. Das Geld wĂ€re die törichteste Ein-
richtung und wir könnten nicht glauben, dass es solches Geld gĂ€be,
dass der Verkehr zu seiner Erleichterung und Beschleunigung sich
eines solchen I n strumentes bediente oder es eigentlich erst so
recht schuf, das ihn wie eine Zwangsjacke hemmen mĂŒsste, wenn, ja
wenn eben die Funktion des Tausch g u t e s das wesentliche Merk-
mal des Geldes bedeutete.

Das Vorhandensein des realen Tauschgutes kann uns somit

nicht hinden, so sehr es auch das Bild verschleiern kann, den wahren
Charackter des Geldes im Tauschmittel zu erblicken, ja sogar dann
erst den Begriff Geld ĂŒberhaupt anzuwenden, wenn die Werteinheit,
auf die es lautet, ihrem Inhalt und Wesen nach vom Objekt zum MIt-
tel sich gewandelt hat. Wenn die Werteinehit, das Gut Gold, gleich
wie es in jener definiert ist, allein den Gegenpol zu allen anderen
GĂŒter bildet, so ist es naturnotwendig, dass es, ausgenommen den
Fall wirklich einmal zur letzte Befriedigung zu dienen, die histo.
rische Verankerung und damit auch seine SelbststĂ€ndigkeit im mensch-
lichen Denken verliert und uns als Grösse nurmehr in der Vielfalt
der Relationen und Preise etwas zu sagen hat. Die Gewonheit des

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tĂ€glichen Lebens spricht auch nicht mehr von Tausch, sondern von
Kauf, ja selbst der dem Sinn nach richtige Ausdruck Tauschmittel
bildet sich in Konsequenz um in Zahlungsmittel. Ist das nicht
auch, wenn auch nur rein Ă€usserlich eine BestĂ€tigung des von uns
herausgebildeten Gedankenganges? Das konkrete Geld spielt eine
ganz untergeordnete Rolle, seinen Geist erhĂ€lt es durch die Wert-
einheit eingehaucht, auf die es lautet, und die Wirklichkeit die
Grundlage des ganzen Wirtschaftsverkehrs bildet.

Wir streiten hier nicht darĂŒber, ob das Geld stoffwert-

voll oder wertlos zirkulieren muss und kann, das ist eine sekundĂ€re
Frage. Uns ist nur wichtig, ob die Werteinheit real bestimmt und
im Stoffe verankert oder ob sie auch eine abstrakte rein rechneri-
sche Grösse sein kann.Wenn wir sehen und sagten, dass die WErtein-
heit ihrem Wesen nach vom Objekt zum Mittel geworden ist, so ist
ein Teil der Antwort schon voraus genommen, und es bleibt uns nur
noch zu fragen ĂŒbrig, dass, wenn schon das Mittel die Seele der
Werteinheit ausmachen soll, ob es dann losgelöst von jeder Bindung
an eine RealitĂ€t, ob es dennoch in einer solchen sich verkörpern
oder ob es nur eine solche symbolisieren mĂŒsse.Hier bleibt uns
noch genĂŒgend zu lösen ĂŒbrig.

Wiederlegt hoffen wir nur das eine zu haben, dass von dem

Augenblicke an, wo wir von Werteinheit sprechen – in der wirt-
schaftlichen Gemeinschaft, die sich allgemein und immer gleichem
historisch begrĂŒndeten Wertausdruckes bedinet – nicht jeder wirt-
schaftliche Akt, jeder Tausch, Kauf oder Verkauf wie wir es gerade
nennen wollen, immer von neuem die ErwĂ€gung des AbschĂ€tzens

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am Golde notwendig macht. Bewiesen hoffen wir zu haben, dass es in
genanntem Stadium, auch wenn die Werteeinheit noch in stoffwertvol-
lem Material verkörpert ist, es doch nicht mehr ihre Aufgabe sein
kann, absolutes Maass fĂŒr alle ĂŒbrigen Dinge abzugeben, sondern
im Ausdruck der Ein-oder Vielheit die GĂŒter der Aussenwelt kom-
mensurabel zu machen.Ob dann, wenn die Werteinheit ihrem Wesen nach
und funktionell bereits «die reine ObjektivitĂ€t» besitzt, eine Zu-
rĂŒckreduktion auf den historischen Urgrund als Stoff nicht doch
notwendig oder wenigstens wĂŒnschenswert erscheint und unter wel-
chen besonderen UmstĂ€nden das der Fall wĂ€re, kann erst die weite-
re Untersuchung aufklĂ€ren. Die daran sich anknĂŒpfenden Erörterungen

wollen wir darum auch hier abbrechen, um die weiteren Daten der

Entwicklung zu skizzieren.

Soweit wir bisher analysieren konnten, erkannten wir,

dass die Werteinheit zwar eine Wandlung bezĂŒglich ihres Inhaltes
und ihres Wesens erfahren hatte, wĂ€hrend der Equivalenztausch Ă€us-
serlich immer noch aufrecht erhalten blieb. Je mehr nun aber die
Produktion der Grösse und Reichhaltigkeit nach sich steigerte,
desto schwieriger musste es sein, diese gleichen Mengen von Edel-
metallen fĂŒr den Handel zu beschaffen und so konnte es nicht aus-
bleiben, dass man zwar auf der einen seite den Segen der eröhten
ProduktivitĂ€t verspĂŒrte, auf der anderen aber auch die AnhĂ€ufung
von Gold und Silber, diesen toten Schatz, als eine zwcklose Mate-
rial-und Kraftverschwendung erkannte. Wir befinden uns hier an der
Bruchstelle, wo wir zu einer neuen Phase unserer Wirtschaft kommen,

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die mit dem Worte K r e d i t gekennzeichnet ist.Mit Hilfe des
Kredits wurde Gold als ausschliessliches Zahlungs-oder Tausch-
mittel ĂŒberwunden; wir tauschen nicht mehr Ware mit barem Gelde,
sondern Ware auf Kredit gegen eine Forderung. So wirkt die Seele
des Geldes als Werteinheit begrifflich weiter auch dort, wo sie
sich ĂŒner den Stoff erhebt.

Ueberlegen wir aber,dass nur derjenige Kredit geben kann,

der nicht sofort auf das Equivalent seiner Arbeit angewiesen ist;
dass also wirtschaftliche LeistungsfĂ€higkeit Voraussetzung fĂŒr
ein durch KreditgewĂ€hrung entstandenes Forderungsrecht bildet.
Persönlich, sachlich, örtlich und zeitlich gebunden ist es nicht
dazu geeignet im Bedarfsfalle mobil gemacht werden zu können und
so lange das nicht jeder Zeit möglich war, solange das eine ZufĂ€l-
ligkeit und Ausnahmeerscheinung darstellte, solange konnte auch
die KreditgewĂ€hrung, die das Charakteristikum erst dann darstellt,
wenn sie allgemein geĂŒbt ist, nicht die Erlösung aus den Fesseln
des Stoffgeldes uns bescheren. Eine Kompensation der verschiedens-
ten Forderungsrechte wĂ€re zwar begrifflich theoretisch möglich,
denn die Summe aller Soll- und Ahbenposten mĂŒssen von der Perspek-
tive der Volkswirtschaft gesehen sich genau aufheben; hier aber
handelt es sich darum, einen fĂŒr das tĂ€gliche Leben gangbaren, prak-
tischen Ausweg zu finden. Wer wird dieser Schwierigkeiten leichter
Herr werden, als die autonome Wirtschaft selbst, die sich nicht
durch ihre Eigenbehelfe in starre Banden legen lĂ€sst, die vielmehr
aus sich selbst heraus die technischen Mittel gebĂ€ren wird, die
si zu ihrer glatten Abwicklung wird nötig haben. Und diesen TrĂ€ger

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finden wir im Wechsel, der damit die ganze Wirtschaft auf ein
sicheres Fundament stellt. Von seinen sonstigen Rechtstiteln ab-
gesehen bedeutet er in seiner Urform nichts anderes wie eine
Quittung ĂŒber wirtschaftlich gegebenen Kredit. Der Wechsel ist fĂŒr
den Kreditgebenden Legitimationspapier fĂŒr eine wirtschaftliche
Leistung, fĂŒr die Hingabe eines Gutes; er ist gewissermassen das
Protokoll darĂŒber, dass ein Tausch beabsichtigt sei, dass aber erst
der eine der beiden Kontrahenten zu leisten in der Lage war, wĂ€h-
rend der andere urkundlich bestĂ€tigt oder verspricht, den schul-
digen Gegenwert nach einer bestimmten Frist einzulösen. Die dem
Sinna nach unverÀndert fortbestehende Tauschwirtschaft erfÀhrt nur
durch die, zwischen die Tauschhandlungen getretene, aber durch
den Kredit ĂŒberbrĂŒckte Zeitspanne eine Komplizeirung, die uns bei
nachlĂ€ssiger Betrachtung verfĂŒhren könnte, den Tausch, dessen letzte
Handlung erst immer den definitiven Ruhepunkt bedeuten kann, zu
negieren. Die ganze Entwicklung erkennen wir als eine zwangslĂ€ufi-
ge, die gewaltsam zur letzten Spitze treiben muss, wenn wir die
tatsĂ€chliche moderne Wirtschaft unserer Betrachtung zu grunde
legen. Wo neben dem stossweisen Produktionsprozess tausend konsti-
nuierlich fortlaufende Konsumakte einher gehen, da mĂŒssen die
Tauschoperationen dieser Gruppen ihr besonderes GeprĂ€ge erhalten
und werden besondere technische Mittel beanspruchen. Und werden
wir uns klar, dass in der heutigen Wirtschaft wir fast alle sowohl
auf der einen wie auch auf der anderen Seite zu stehen kommen,
dann erkennen wir das ganze Problem nicht mehr als ein privates,

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sondern als ein im höchsten Masse gesellschaftlcihes an, das in
gesellschaftlichen, gesetzlichen Normen den sichtbaren Ausdruck
finden muss. Und die Krönung der ganzen Entwicklung erleben wir
in der Geldschöpfung auf Grund des acceptierten Warenwechsels.
Die TĂ€tigkeit der Instanz, die der Wirtschaft denie Wechsel mit
ihren zufĂ€lligen Summen ausgedrĂŒckt in werteinheiten in staat-
lich begĂŒltigte StĂŒcke auf runde Summen lautend, und dazu frei
ĂŒbertragbar, das ist in Geld umwechselt oder genauer gesaggt, vor-
schiesst, ist, mag sie auch von einem, dem Namen nach privaten In-
stitut wie der Reichsbank geleitet sein, eine durchaus volkswirt-
schaftliche, denn diese Stelle ist der organisierte Ausdruck der
Gemeinschaft, sie handelt im Namen und zum Nutzen der Gesamtheit.

Den Dienst, den solches Geld fĂŒr jene Gemeinschaft leistet,

können wir uns vergegenwĂ€rtigen, wenn wir uns den gesamten Zahlungs-
verkehr – oder wir können ihn auch noch durch alle Ă€ussenren
Formen als Tauschgrundlage erkennen, wenn wir deniesen auf ein allgemein-
nes Abrechnungs_ und Verrechnungsverfahren gestellt denken, wie dies
ohne Geld in der arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dann notwendig
der Fall sein mĂŒsste. Es wĂ€re ein auf die höchste Spitze getriebe-
ner, bargeldloser Verkehr, wie wir ihn uns vielleicht noch technisch,
kaum aber praktisch könnten vorstellen. Aller Zahlungsverkehr des
Landes wird durch den Giroverkehr ihrer Zentralbank vollzogen.
Bendisen hat in seinem «Geld und Kapital» diesen Zustand einmal
angedeutet, bei dem dann die Banknoten nicht Verpflichtung zur Zahlung, sondern Verpflichtung der Zentrale zur Gutschrift wĂ€ren.

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Zwischen einer solchen aus Leistung geborenen G u t s c h r i f t s-
Banknote und unserer Z a h l u n g s m i t t e l-Banknote ist
inhaltlich und in wirtschaftlicher Wirkung kein Unterschied.
Was obiger Variante im tĂ€tigen und tĂ€glichen Leben entgegensteht,
das ist bildlich und drastisch ausgedrĂŒckt der Â«10 Pfennig-Automat»
der rosten muss, wenn wir es nurmehr mit Be-und Entlastung zu tun
haben. Wenn wir eingangs sagtenm die Wirtschaft schiesst vor, um
die Tauschhandlungen zu beendigen, so ist damit auch eigentlich schon
gesagt, dass das Geld als das sichtbare Verrrechnungsmittel darnach
begrifflich ausser Kurs gesetzt sein muss, aber das geschieht in
der Form der Einlösung beim Wechselschuldner als dem sĂ€umigen
Tauschkontrahenten. Er nur allein kann in Wahrheit den Tauschakt
beenden. Wenn in der Erwartung jener letzten Leistung die Wirt-
schaft jene Tauschwerteinheiten sich eigentlich kĂŒnstlich selbst
vorstreckt, so konnte sie das eben nur tun, weil das GĂŒterreservoir
der Wirtschaft infolge gleichen Zuund Abstroms nie geleert ist.
Das kann hier einstweilen nur angedeutet werden.

Wir wollen die Möglichkeit einer weiteren Fortentwick-

lung oder vielleicht wĂ€re es nur eine Umbildung der Anpassung,
nicht ohne weiteres verneinen; wir sind nur fĂŒr den Augenblick
der gegenwĂ€rtigen Verfassung auf der Spitze angelangt. Die Entwickl-
lung von der Buchforderung ĂŒber den Wechsel bis zur Banknote
zeigt deutlcih in jedem Stadium den Fortschritt und zugleich Stand
und Egenart der Wirtschaft. Die Banknote ist enthoben ĂŒber per-
sönliche, sachliche, örtliche und zeitliche Bindung, wie sie der For-
derung und wenn schwĂ€cher, so doch auch dem Wechsel anhaftet.

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Aus ihnen hervorgegangen und gleichen Wesens mit ihnen, dadurch
wurzelnd in der produktiven Leistung der Gemeinschaft die mittel
allgemein gĂŒltigen Wertbegriffen rechnet, so ist die Banknote, sol-
che Werteinheiten reprĂ€sentierend das moderne Geld geworden, das
wie ursprĂŒnglich das reale Tauschgut – das Geld im Gewichte oder
auch bereits im Ausdrucke der Werteinheit – in unserer Wirtschaft
als Tauschmittelfunktion den Verkehr ermöglicht. Jetzt, wo zu den
GĂŒtern in besonderem Maasse noch Diense und Nutzungne als selbs-
stĂ€ndige wirtschaftliche Faktoren treten, mĂŒssen auch diese in
den Kreis der Relationen mit hineingezogen werden und damit taucht
die eingangs gestellte Frage erneut auf, welches Maass denn geeig-
net wĂ€re, die durchaus differenzierten Dinge ihrem absoluten Werte
nach zu bestimmen. Zwar haben wir dem Wert der Waren auch vorher
schon nach der Menge der angewendeten Arbeit bestimmt; dieses
allein war wertbildend ohne RĂŒcksicht auf die Art des der Arbeit
zu gruned liegenden Naturstoffes der an sich wirtschaftlich
wertlos ist. Die Entlohnung der Arbeit bedeutete ehedem die gegen
das gestellte Gut getauschte Ware, worinnen gleiche Arbeitsmengen
in beiden FĂ€llen verkörpert waren. Heute hat nicht jeder Arbeiter
mehr das Produkt seiner Arbeitsleistung in HĂ€nden und darum
mĂŒssen die Beziehungen nicht nur auf die GĂŒterwerte sondern
getrennt von ihnen auch auf deren Einzelfaktoren, die Dienste
erweitert werden. Das Geld und in besonderem Maasse die Kategorie
des stoffwertlosen Papiergeldes ist nur befĂ€higt Relationen
aufzudecken, obgleich dieses " n u r " genĂŒgt, den Mechanismus

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des Wirtschaftslebens in Bewegung zu halten1/2 Wie jedes Teilgut frĂŒh-
her ein einem entsprechenden Teilgewicht dargestellt, so kann
auch bei modernen Bankgelde jeder Faktor des in Arbeitsteilung
entstandenen Produktes in einer entsprechenden Anzahl von Wert-
einheiten symbolisch vergegenstĂ€ndlicht und damit die Distri-
bution ermöglicht werden. Der Begriff der Werteinheit ist heute
so in unser Denken und FĂŒhlen eingehĂ€mmert, dass wir uns im tĂ€g-
lichen Leben nicht die Frage nach deren absoluten Werte stellen
mĂŒssen. Wohl aber muss die Wissenschaft versuchen, das Dunkel
zu durchdringen; insbesondere wird es sich darum handeln, das in
so langer Entwicklung geborene Bankgeld – unser heutiges Geld
schlechthin – um dazu alles, was begrifflich damit verwoben ist
wie Bardeckung, Geldeinlösungspflicht, PrĂ€gefreiheit und mehr
nĂ€her zu analysieren. Die Betrachtung des Kreislaufes der Wirt-
schaft, der Einkommensbildung und GĂŒterverteilung, die den Rahmen
des folgenden Teils abgeben soll, wird geeignet sein, die Zusam-
menhĂ€nge unserer Wirtschaft aufzudecken und manche der gestell-
ten Fragen der endlichen Beantwortung ertgegen reifen lassen.

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D i e L e h r m e i n u n g e n


Der M e t a l l i s m u s .
Der N o m i n a l i s m u s .


Sind wir dem Wesen des Geldes in funktioneller Hinsicht

bei der vergangenen Betrachtung nĂ€her gekommen und konnten wir
das gewonnene Bild uns formen, ohne dass wir uns mit Entschieden-
het zu einer herrschenden Theorie bekannten, – haben wir dort
nur das tatsĂ€chliche Geschehen kritiklos hingenommen und es ver-
sucht, die einzelnen Daten zu organischem Fluss an einander zu rei-
hen, so mĂŒssen wir jetzt den Geldtheorien unser Ohr leihen, deren je-
de mit Bestimmtheit und seltenem Fanatismus ihren Standpunkt fĂŒr
den allein richtigen vertritt.

Eine eigentliche wissenschaftliche Forschung nach dem 

Wesen des Geldes beginnt naturgemĂ€ss mit dem Metallismus, einer
Geldlehre, deren Inhalt uns noch ganz deutlich werden wird. Dieses
theoretische Besinnen erfĂŒllte darauf denn auch ausnahmslos und
ohne Widerspruch die Geister und heute sogar können wir noch sagen,
dass die alten klassischen Gesetzte jenes orthodoxen Metallismus
ohne nennenswerte Redivierung [sic] im Schwange sind und immer noch
Grundlage auch aller spĂ€teren, selbst der modernsten Entwicklung.

In den AnfĂ€ngen des Geldverkehrs war das Geld und damit

sprechen wir von allen Geldstoff schlechthin, auch wenn er schon
staatlicher PrÀgung unterzogen war, doch eigentlich nichts anderes,
als ein Gut wie eben die ĂŒbrigen GĂŒter alle, das sich nur


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bei Tauschbedarf in das Tauschgut vorĂŒbergehend in " Geld"
wandelte und so jeweils durch das Heraustreten aus dem allgemeinen
GĂŒterkreis in den ihm entgegen stehenden, ihn bewegenden Geld-
kreis automatisch die nötige Geldmenge schuf. Die Warenbewegung
ist das primĂ€re, gegenĂŒber der Geldbewegung und zieht diese nach
sich. Und gleich wie von Wirtschaft zu Wirtschaft so floss das
Gold wechselnd von Gemeinschaft zu Gemeinschaft gewissermaassen
im intervalutaren Verkehr als das allgemein beliebte und gebrĂ€uch-
liche Geldtauschgut, als ein Weltgeld.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts aber bedingte der

natĂŒrliche Mangel an Edelmetallen ein Verlassen oder wenigstens
doch E[ergĂ€nzt handschriftl.]einschrĂ€nken dieses Systems des sich selbst regulierenden
Zu- und Abstroms von Geld, von Gold. Damit ging eine verwandte
Tendenz Hand in Hand, nĂ€mlich ein Bestreben, das ersparte Edelme-
tall in den Tresor der Banken aufzuspeichern und mehr und mehr
den goldersetzenden Banknoten die Hauptrolle im Geldverkehr zu 
ĂŒberlassen. Das schien der herrschenden metallistischen Geldauf-
fassung nicht zu widersprechen, denn selbst der fĂŒrhende National-
ökonom jener Epoche – Ricardo – sagt ĂŒber jene papierenen Umlaufs-
mittel, die wohl gleichartig funktionierend doch nicht Metall –
(Waren) geld waren:" Ein Geldumlauf ist in seinem vollkommensten
Zustand, wenn es gĂ€nzlich in Papiergeld besteht, aber in einem
Papiergeld von gleichem Werte wie das Gold, das es zu vertreten
erklĂ€rt. Der Gebrauch von Papier anstatt von Gold ersetzt das
kostspieligste durch das billigste Material und befĂ€higt das


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Land, ohne irgendjemand zu benachteiligen, alles Gold, das es frĂŒher
zu diesem Zwecke benĂŒtzte gegen Rohstoffe, Werkzeuge und Nahrungs-
mittel einzutauschen, durch deren Gebrauch sein Wohlstand und seine
GenĂŒsse vermehrt werden."

Ist nun aber dieses Papiergeld nur Stellvertreter des

Edelmetalles und dieses allein nur das eigentliche Geld, das trotz
des grössten Anreizes zu seiner Förderung dennoch zum Verkehr nim-
mer ausreicht, und zudem noch als volkswirtschaftlich unrentabel
gelten muss; ist das Papiergeld – die Banknoten – also nur Symbol
eines gedachten Goldquantums, dann allerdings muss notwendig die
Frage auftauchen, wie gross muss diese Papiergeldmenge oder wie
gross wĂ€re wohl die im Verkehr benötigte Goldmenge, deren Wert das
Papier vorstellen mĂŒsste? Wenn der Metallismus diese Menge nicht
mit einer ökonomischen Erscheinung in der Wirtschaft verkettet
und aus einer Denkgrösse eine messbare werden lĂ€sst, dann wird er
in der modernen Wirtschaft zu sehr dem schwankenden Rohre gleichen,
als dass man es wagen könnte, die Geldschöpfung so zu basieren.
Ricarod [sic] schreibt noch im gleichen Kapitel darĂŒber: Das Publikum
vor allen VerĂ€nderungen im Werte der Umlaufsmittel zu schĂŒtzen
ausser denjenigen welchen der MĂŒnzwert selbst unterworfen ist, und
den Umlauf gleichzeitig mit einem möglichst wenig kostspieligen
Metall zu bewerkstelligen, heisst den vollkommensten Zustand zu
erreichen." Dazu empfiehlt er dann die Einlösbarkeit der Noten
in Barren Gold und umgekehrt; etwa[hanschriftlich durchgestrichens] dieselben GrundsĂ€tze, die zur
Herrschaft der GeldwĂ€hrung bei uns in Uebung waren und die Knapp


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als Hylodromie und Hylophantismus in seine Theorie einreihte.

Wenn allerdings, so muss auch Ricardo enden, bei unge-

wöhnlichen Gelegenheiten, wo eine allgemeine Panik das Land er-
greift, jedermann die Edelmetalle besitzen möchte, als die bequems-
te Form, sein Vermögen zu realisieren, dann ist auch diese Ordnung
nicht mehr durchfĂŒhrbar. Das eigentliche Geld des Metallismus,
das Edelmetall verschwindet aus dem Verkehr und keine Zentralbank
der Welt könnte sog. r u n s im grossen Maass begegnen. Dann muss
das Papiergeld,(die Banknote ) [ergĂ€nzt handschriftl.,] dieses nur auf Vertrauen beruhende
Geldsurrogat, gerade in den Zeiten des völlig geschwundenen Ver-
trauens dennoch Geldienste [sic] leisten.

Solange unsere Betrachtung nur dem Metallismus gilt,

haben wir den Begriff der Werteinheit nicht besonders zu erklĂ€ren
und zu definieren. Wenn wir hier von Geld sprechen und wir verste-
hen gwöhnlich [sic] darunter das chartale StĂŒck, das Zahlungsmittel, dann
sprechen wir gleichzeitig von Werteinheit, denn in jenem System
gibt es begrifflich keinen Unterschied zwischen Werteinheit und
Zahlungsmittel; hier ist Werteinheit gleichbedeutend mit einem
bestimmten Quantum Gold und ist so identisch mit der MĂŒnze selbst.
Die MĂŒnze ist also Zahlungsmittel und Wertmaass zu gleicher Zeit.
Dem spĂ€terhin von anderer Richtung eingeworfenen Gedanken der ab-
strakten Werteinheit, einer reinen Denkgrösse als dem angeblichen
Wertmesser, lehnt die alte klassische Schule ab. Deren prominente
Vertreter Adam Smith und Ricardo standen auf dem Boden der objek-
tiven Wertlehre, derart, dass sie als BestimmungsgrĂŒnde des Wertes


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der Waren die Faktoren Arbeit, Kapital und [darĂŒber handschriftlicht ergĂ€nzt: .... .......... ] und Rente gelten liessen.
Ersterer nicht immer in konsequenter DurchfĂŒhrung, Ricardo aber in seinen principles um so geschlossener.

Die MĂŒnze ist eine Ware wie andere mit den gleichen

WertbestimmungsgrĂŒnden. Preise und Ausdruck des VerhĂ€ltnisses
des objektiven Wertes des Goldes mit dem der zu vergleichenden
Ware und ein G[handschriftlich o, e ergĂ€nzt]ldwert existiert nur soweit, als wir darunter einen
Goldwert; eben den objektiv messbaren Wert der Goldmenge verste-
hen. FĂŒr den strengsten Metallisten kommt ĂŒberhaupt nur der Ge-
brauchswert des Goldes als Vergleichsmaass in Frage; er schĂ€tzt
rein subjektiv nach Lust-oder Unlustempfinden, was natĂŒrlich zur
Folge haben muss, dass dort, wo vollwertiges Metallgeld im Kurse
ist, die gesetzliche Zahlungskraft damit bedeutungslos ist.

Nach Diehl aber ist beispielsweise zur DurchfĂŒhrung ge-

regelter Preisbildung ein Geldgut, also ein wertvoller Geldstoff
notwendig, denn er will den Kern der Preisbildung in der wohl sehr
fragwĂŒrdigen Formel begriffen wissen:
" Nun schĂ€tzt ihr an einem allgemein[handschriftlich durchgestrichene] beliebten Gegenstand, z.B.
dem Golde ab, wie viel ihr fĂŒr meine Ware geben wollt? "
Diese metallische Lehre konnte nur so lange unangefochten blei-
ben, so lange die tatsĂ€chliche Uebung sich aus jenen SĂ€tzen erklĂ€ren
liess. Sobald aber papierne, oder auch nur unterwertige Umlaufmit-
tel in den Vordergrund des Verkehrs ge[handschriftlich durchgestrichen: d]rĂŒckt waren, wurden, den
Metallismus verneinende und bekĂ€mpfende Stimmen laut. Ihnen wieder-
um musste dieser entgegentreten und in seinem System jenen neuen


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Zahlungsmitteln Raum geben. Die Bezeichnung Geld geriet ja fĂŒr
jegliches «Papier» ohne weiteres in Wegfall, denn eigentliches
Geld war immer nur das 100 %ige Metallgeld. Banknoten waren doch
immer nur â€“ man mag die absolute Notwendigeit ihres Entstehens
und ihrer Zirkulation eingesehen haben oder nicht, – Geldsurro-
gat, jederzeit umtauschbares Kreditpapier, das seinen Wert nur von
dem durch sie reprĂ€sentiertem in Hintergrunde ruhenden Golde lieh,
das seinerseits wie bei der Dritteldeckung in der Gesamtheit sogar
nur eine vorgestellte Mengengrösse sein musste. TatsĂ€chlich wurde
denn auch nur die Einlösepflicht der Banknoten in Zeiten der Not
und Gefahren ohne weiteres aufgehoben, ohne dass jene an Wert
oder UmlaufsfÀhigkeit verloren.

1797 beispielsweise wurde in England infolge seines

Runs die Barzahlung eingestellt und erst 1819 wieder aufgenommen.
22 Jahre herrschte ein Zustand vor, den die Metallisten nur mit
grösstem Zwang zu erklĂ€ren imstande sind, denn hier gab es kein
real gegebenes, sondern höchstens ein historisch ĂŒberliefertes Maass,
den Wert des alleinigen, tatsĂ€chlichen Geldes, der Banknoten, zu regu-
lieren. Wenn ganz besonders in solchen Zeiten jenes Geld keine in-
flationistischen Wirkungen zeitigt, dann beruht es auf keiner natĂŒr-
lichen Eigenschaft dieser Zahlungsmittel, sondern ist Resultat einer
bewussten Geldpolitik, wie solche denn auch von jeglicher Richtung
der Geldlehre als unerlĂ€sslich notwendig erklĂ€rt wird. Wir stimmen
dem Metallismus auch noch hierin zu, dass die volkswirtschaftlich
schĂ€dlichen, preissteigernden Wirkungen wohhl ein geringer Uebel


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sein werden, wenn die Banknotenausgabe in der engen VerknĂŒpfung an
einen Stoff geschieht. FĂŒr uns ist es aber gewissermassen nur ein gra-
dueller Unterschied von dem Zustande, da die Ausgabe allein von
volkswirtschaftlicher Einsicht geleitet wird. Die Goldgebundenheit
gehört also nicht zu den unterscheidenden wesentlichen Merkmalen. Das
muss denn insbesondere der Gipfelpunkt jeder nominalistischen Auffas-
sung sein, klassische Regeln fĂŒr seine elastische Geldschöpfung mit den
Banknoten als Hauptgeldart, möglicherweise sogar als seiner einzigen
Form, aufzustellen. Vieles ist im letzten Abschnitt ĂŒber die Frage
der praktisch geĂŒbten Geldschöpfung schon gesagt worden. Hier sei nur
angedeutet, dass jegliche Bankpolitik dabei weitgehende ErwÀgungen
anzustellen hat. Es ist z.B. wesentlich, ob die neue Werte schaffen-
de Produktion dem GenussgĂŒter- oder dem Produktivmittelmarkt zu-
fliesst, wie gross der Vorrat an GenussgĂŒtern in der Wirtschaft sei
und welche Menge davon der Vollendung entgegenreift. Wichtig sind
ferner alle Fragen, welche die Lage der Nation im intervalutarischen
Verkehr beleuchten und beeinflussen können.

In diesem Zusammenhang ist es bedeutungslos, ob

wir Bendixen zustimmen, der die Geldschöpfung und KreditgewĂ€hrung
der Produktion folgen lĂ€sst, oder ob wir Hahn beipflichten, der 
die Kreditgeldschöpfung als das primĂ€re und erst die Produktion an-
fachende Moment begriffen wissen will.

WĂ€hrend also bei den Metallisten die ErklĂ€rung

der Banknoten auf


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die Frage der Stoffgebundenheit und auf die der Art und Höhe der 
Einlösbarkeit hinauslĂ€uft, verkĂŒnden die Nominalisten [handschriftlich durchgestrichen a und handschriftlich ergĂ€nzt: i]n ihrer
reinen Theorie hierinnen vollkommene Freiheit und wenn sie auch,
wie beispielsweise Knapp und Bendixen aus politischen ErwĂ€gungen
die Deckung [handschriftlich durchgestrichen a und handschriftlich ergĂ€nzt: i]n weniger starken Grenzen beibehalten wollen. Was
die Metallisten zur ErklĂ€rung des Geldwertes nötig haben, kommt
bei den Nominalisten, die den eigentlichen Geldwert nicht kennen,
in Wegfall. FĂŒr sie ist die Frage nach dem Stoff des Geldes eigent-
lich nicht die erste, das ist vielmehr die nach dem Gebunden-oder
Nichtgebundensein an ein Metall und darum finden wir in der Lite-
ratur, obwohl sich ziemlich deckend mit Metallismus und Nominalis-
mus, Metall- und PapierwĂ€hrung, die Bezechnung gebundene und freie
WĂ€hrung. Nicht das ist der Unterschied, dass der Nominalist eine
WĂ€hrung mit einer rein nominellen abstrakten Werteinheit fĂŒr prak-
tisch möglich hĂ€lt; nein, auch bei reiner MtallwĂ€hrung und sei
auch nur Gold im Umlaufe, da wo jegliche als Zahlungsmittel ver-
körperte Werteinheit real als ein Quantum Edelmetall zu greifen
und als solches von den Metallisten die abstrakte Werteinheit zur Beherr-
scherin der Wirtschaft aufgeschwingen.

Nun aber wiederum sehen wir die Metallisten im Angriff,

die immer von neuem die Frage nach dem Werte des Geldes in die
Debatte werfen, die nach ihrer Ansicht und in ihrem System den 
Zentralmittelpunkt abgeben muss. Die Nominalisten argumentieren


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in der Verteidigung, dass es nur eine historische Tatsache sei,
dass das G[handschriftlich durchgestrichen o und ergĂ€nzt e]ld Eigenwert besitzen mĂŒsse, und nur einstmals es not-
wendig war, um in der Beziehungssetzung aller anderen GĂŒter zu
jenem beliebtesten und gebrĂ€uchlisten Gut, Wertrelationen fĂŒr
jene zu erzielen. Einmal lebendig, leben diese fort und sind
schliesslich dann nur noch ZĂ€hler zu dem Generalnenner Geld im 
Ausdruck einer, entweder von der Gemeinschaft oder durch immerwĂ€h-
renden rekurrenten Anschluss vom Staate bezeichneten, immer aber
aus dem Gemeinschaftsleben geborenen Werteinheit. Das Geld als ab-
strakte Werteinheit, als eine nur in de Vorstellung lebende Grösse
kann keinen selbstĂ€ndigen, keinen objektiven Wert haben; das Geld-
stĂŒck hat vielmehr nur den Wert, auf den es lautet. Beim Nominalis-
mus versinnbildlicht das GeldstĂŒck nur einen Wert, der ihm von
ausserhalb zugelegt ist, beim Metallismus ist das GeldstĂŒck TrĂ€ger
und Verkörperung des Wertes in sich selbst. FĂŒr den Nominalismus
muss es darum bedeutungslos, unter UmstĂ€nden sogar störend sein,
wenn seine gedankliche Rechengrösse in ihrer Reinheit durch nur
die Erkenntnis trĂŒbenden Stoff dargestellt wird;– ist doch fĂŒr ihn
die Art der kursierenden Vermittlungsbehelfe von durchaus neben-
sĂ€chlicher Bedeutung. Die Werteinheit kann nicht aus sich selbst
heraus einen Eigenwert haben, denn der so vielfach geĂ€nderte rekur-
rente Anschluss hat die Beziehungen zu dem Urstoff, auf den basiert
in erster Tauschgemeinschaft Relationen und Preise zustande kamen,
verloren und ist als Grösse darum zu sehr verwischt, als dass wir
auch bei Kenntnis des Urstoffs noch einen Wertmesser daraus kon-


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struieren könnten. Jeder, der Werteinheit zugrundegelegte Stoff
ist in einer Hinsicht willkĂŒrlich, istvetwas ZufĂ€lliges. Er muss
aus dem gesamten GĂŒterkreise entnommen sein und, sollen die Geld-
preise in der Höhe unverĂ€ndert bleiben, so muss das die neue WĂ€h-
rung begrĂŒndende staatliche Gesetz den MĂŒnzpreis und rekurrenten
Anschluss in engster Anlehnung an den schon vorher vom MĂŒnzmetall
innegehabten objektiven Tauschwert, seinen Preis in der alten WĂ€h-
rung fixieren. Nur in dem ersten Falle des staatlichen Eingriffs
hat der Gesetzgeber nichts anderes zu bedenken, als nur einer be-
stimmten Stoffmenge einen Namen beizulegen, und sie staatliche [sic]
zu begĂŒltigen. Daraufhin mĂŒssen selbst bei NamensĂ€nderung der
Werteinheit die Bindungen mit der alten WĂ€hrung so enge sein, dass
das teils mit langfristigen, tĂ€glich neu sich formenden und ander-
erseits tÀglich wieder endenden wirtschaftlichen Aktionen rech-
nende öffentliche Leben keinerlei Szörung [sic] hiedurch erleidet. Die
NominalitĂ€t der Schulden ist ein HauptstĂŒtzpunkt und Argument der 
nominalistischen Lehre und ist besonders von Knapp klar heraus ge-
arbeitet worden. Der Wert eines Metalls ist wie der jeder Ware
aus naturgesetzten GrĂŒnden schwankend, ist jedenfalls schwankender
als die sei langer Zeit geĂŒbte und vorgestellte Wertgrösse der 
nominalen Einheit des Geldes.

Wenn der Staat, insbesondere aus ZweckmĂ€ssigkeitsgrĂŒnden

um den intervalutaren Verkehr zu erleichtern, der werteinheit eine
Metallbasis schafft, so ist damit eigentlich die Reinheit der Tau-
sche von Gebrauchswerten schon gestört, denn es gehört zur Politik


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des Staates, den einmal fixierten gesetzlichen MĂŒnzpreis im Gleich-
gewicht zu belassen. Des weiteren ist es, was die Erhaltung der
MĂŒnzparitĂ€ten den anderen LĂ€ndern gegenĂŒber anbetrifft, in solchem
Zustande der gleichen WĂ€hrungen nimmer klar ersichtlich, wie weit
die staatlichen Verwaltungsmassnahmen, wie etwa[handschriftlich durchgestrichen s] Kreditgebung oder
Schuldenprolongationen, an der Wahrung der ParitĂ€t ihr Teil hat,
wĂ€hrend nach einem Grundgesetz der metallistischen Lehre die Pa-
ritĂ€ten sich auf natĂŒrlichem Wege ohne jeden Eingriff lediglich
infolge des Aussenhandels ganz von selbst einspielen mĂŒssen.

Wenn die subjektive GebrauchswertschĂ€tzung des Goldes die

Grundlage der Bewertungen aller ĂŒbrigen GĂŒter bedeutete, dem gegen-
ĂŒber bei vollwertigen Metallgeld die gesetzliche Zahlkraft neben-
sĂ€chlich sein, dann wĂ€re das wĂŒsteste Durcheinander im Wirtschafts-
leben ohne jegliche feste Werte die unausbleibliche Folge. Prak-
tisch anwendbare Bedeutung gewinnt der Geldstoff erst dann, wenn
wir annehmen, dass der gesetzliche MĂŒnzpreis den Mittelwert aus
allen subjektiven SchĂ€tzungen darstellt und so den Wert bildet,
dem sich dann alle am Verkehr Beteiligten unterordnen mĂŒssen.
Diesem Mittelwert aber haftet dann nichts mehr subjektives an,
denn das ist dann der rein objektive aus den Produktionsfaktoren
zusammengesetzte Wert wie Smith und Ricardo das darlegen, wie
die Sozialisten und alle Objektivisten dies unternahmen. FĂŒr diese
alle ist die subjektive SchĂ€tzung durchaus nichts nebensĂ€chliches
aber sie gibt nur den anstoss zum Umfang der Produktion. Aus dieser
selbst ergibt sich der objektive Wert, der dann die Grundlegung


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der [fehlt? auf die] Preise angewendete Messgrösse wird. Zur StĂ€rkung des Nomina-
lismus fĂŒhrt das dann, insofern wir erkenne [fehlt? n], dass dieser wohl sub-
jektiv bedingte objektive Wert der jeweiligen sozialen Gemein-
schaft in der Vorstellung seiner wirklichen Grösse nach immer un-
fassbarer wird. Die Resultante [sic] aus einst wirksamen, subjektiven
SchĂ€tzungen wird in weiterer Entwicklung eine immer tiefer wur-
zelnde mit der ganzen Wirtschaft verflochtene Rechengrösse, der ge-
genĂŒber dann allerdings einzelne abweichende SchĂ€tzungen wirt-
schaftlich irrelevant bleiben mĂŒssen. Mit dem Stoffwert der Wertein-
heit leugnet der Nominalismus doch nicht einen gewissen ökonomi-
schen Inhalt derselben. Mit der Postulierung der abstrakten Wert-
einheit sagt der Nominalismus noch nicht, dass von der Geldseite her 
eine Einwirkung auf die Preise unmöglich wĂ€re, und gerade das Suchen
und Formen dieser Lehre nach einer geordneten «klassischen Geld-
schöpfung» als seiner(notwendigen Krönung lĂ€sst uns erfahren, dass
man auch hier die ZusammenhĂ€nge zwischen Geld und Warenseite er-
kennt. Uns allen ist der Bendix'sche Gedanke, der in grossen ZĂŒ-
gen der vor dem Kriege angewandten praktischen Politik entsprach,
bekannt. Bendixen aber hĂ€tte nicht nötig gehabt, die Fehde gegen
die QuantitĂ€tstheorie aufzunehmen. Soweit er eine rein mechanisch
quantitative Einwirkung der Geldsummen auf die Warenpreise leug-
net, können wir in[handschriftlih durchgestrichen --n- und hand. ergĂ€nzt: s] ohne weiteres zustimmen, aber dennoch gelangen
alle subjektiven Einkommen in der mannigfachsten aber immer in 
Geld ausdrĂŒckbaren VerfĂŒgungs- und abtretungsbereiter Form auf
den Markt und wirken ĂŒber die ewig gĂŒltigen Gesetze von Angebot


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und Nachfrage auf die Preise. In deren Höhe spiegelt sich der
eigentliche sog. Geldwert wieder. Dahin zielend mĂŒssen wir aber
auch die so ausgelegte QuantitĂ€tstheorie gelten lassen. Auf dem
Warenmarkt können wir den ökonomischen Inhalt der Werteinheit
in tausendfacher Form verkörpert finden .- Das wird in kommender
AusfĂŒhrung nach ganz deutlich werden.

Kein Nominalismus wird sich dazu verstehen, das wĂ€hrend

des Krieges ausgegebene ungedeckte Papiergeld als mit seinem
System vereinbar anzuerkennen, aber wĂ€hrend der Metallismus diesen
doch jahrelang wirklichen Zustand als normal und als nicht wis-
senschaftlich erklĂ€renswert histellt, dem Papiergeld den Geld-
charakter abspricht, sagt uns doch hier der Nominalismus, dass und 
wie dieses willkĂŒrlich geschöpfte Geld nicht deshalb, weil es
nicht metallisch gedeckt war, sondern weil es kein GegenĂŒber in 
den wirtschaftlichen GĂŒtern fand, die es als Einkommen auftretend,
kaufend hĂ€tte vernichten können; wie es darum schon den Keim der
Inflation in sich trug. Wiederum wird es deutlich, dass erst das 
Bindeglied zwischen Einkommensbildung oder Produktion und Ein-
kommensvernichtung oder Konsumtion, – ein Geld von theoretischer
Einsicht geschöpft, dem Nominalismus die Seele einhaucht. Betont
sein nochmals, nicht deshalb schuf jenes Papiergeld Inflation,
weil, sein Wert nicht verankert war in Gold, – obwohl das ja
durch sinnfĂ€llig tĂ€uschende Manipulation der Reichsbank offi-
ziell so schien – sondern deshalb weil es nicht gebunden war
an die vielerlei Dinge der GĂŒterwelt, die ihm hĂ€tten Wertgrund-


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lage sein mĂŒssen und die sogar allein ihm hĂ€tten Wert, volkswirt-
schaftlichen Wert verleihen können. Ja, wĂ€re der Staat im Stande
gewesen, die gleich grosse nominelle Menge an Gold auszugeben, so
hĂ€tte bei absolut gesperrten Grenzen und völliger Isoliertheit
auch im intervalutaren Verkehr oder besser im gĂ€nzlichen Wegfall
desselben aus oben besagten GrĂŒnden die Preise doch inflationis-
tische AufblÀhung erfahren. Damit soll gesagt sein, dass mindes-
tens, soweit das Existenzminimum nachgefragt wurde, in diesem
Falle auch Gold hĂ€tte inflationistisch wirken mĂŒssen. Eine ande-
re Frage ist die, ob nicht die Hoffnung auf Wiederherstellung
der alten internationalen VerhĂ€ltnisse ein ungewöhnliches Sparen
des Goldes herbeigefĂŒhrt und damit die inflationistische Wirkung
abgeschwÀcht hÀtte.

So kann der Nominalismus innerhalb seines Systems in ge-

rader Linie auch das staatliche Papiergeld einreihen, das nicht
wie ihm vorgeworfen wurde, damit gutgeheissen und entschuldigt,
sondern lediglich eine Atomisierung erfuhr. Wie ganz anders muss
hier der Metallismus weltfremde Kombinationen anstellen, um den 
Erscheinungen der gestörten Wirtschaft Rechnung zu tragen, und
zwar muss auch hier die subjektive SchĂ€tzung zurecht gebogen
werden in der Form, dass nun der Kaufende gar doppelt schĂ€tze.
Der(erste Vergleich findet zwischen Ware und Gold statt und lĂ€sst
in der Seele des KĂ€ufers einen Preis entstehen, der aber nicht
etwa [hand. gestrichen s] der wirkliche Tauschwert ist; vielmehr folgt daraus erst
die zweite SchĂ€tzung des Minderwerts des Papiergeldes gegenĂŒber


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dem Golde, die dann zu einem Aufschlag auf den Goldwert fĂŒhrt, bis
so schließlich die Preishöhe beiden Parteien genehm ist. Die In-
flation beruhe also auf einem Musstrauen [sic: i] zum Papiergelde, das nicht
nur quantitativ, sondern auch qualitativ in dieser Richtung wirke.
Wenn Diehl meint, der Staat mĂŒsse auch die Warenpreise fixieren,
wenn er wertloses [sic: vertippt S] Papiergeld schaffe, so ist nach allen Erfahrungen
des Krieges und der Nachkriegszeit, die zur GenĂŒge die Unmöglich-
keit, ja, wir können sogar sagen den Widersinn dieser Forderung
dargetan haben, diese Forderung uns kaum mehr verstĂ€ndlich.Als
die letzte und modernste Erscheinung an der wir die Theorie proben
wollen, betrachten wir noch die Erscheinung der Weltteuerung, un-
ter der ganz besonders das Land des Metallismus – England – zu
leiden hat. VerhĂ€ltnisse, die wir nicht zu untersuchen haben, brach-
ten es mit sich, dass auch hier eine allgemeine Preissteigerung
Platz griff, wĂ€hrend das Geldsystem unverĂ€ndert gelassen wurde.
Das Pfund Sterling hat sich also im Werte gesenkt, nicht nominell
zwar, aber doch realiter, da jetzt fĂŒr eine Einheit entsprechend
weniger GĂŒter erhĂ€ltlich sind wie vor dem und umgekehrt fĂŒr die
gleiche GĂŒtermenge mehr Gold zu leisten ist. wĂ€re das Wirtschaft–
ten wirklich ein Tausch von realen GĂŒtern, von Gold und Ware gewe-
sen, dann hĂ€tte in diesem Falle die Preishöhe die gleiche bleiben
mĂŒssen.Bei freier Konkurrenz Goldproduzenten aber musste die-
se Entwicklung an der mangelnden RentabilitĂ€t der Goldbergwerke
die natĂŒrliche Grenze finden.TatsĂ€chlich wurde von Grundbesitzern
auch schon eine Aenderung des MĂŒnzfusses zu deren Gunsten gefor-


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dert, von der englischen Regierung aber unter dem Hinweis abge–
lehnt, das Gold ja der Wertmesser sei und dafĂŒr also nicht mehr
gezahlt werden dĂŒrfe, als sein Wert in WĂ€hrung. Das war dem metal-
listischen Gedanken nach durchaus folgerichtig [sic: Tippfehler: g statt f], demgegenĂŒber
es aber dann eine Durchbrechung des eben ausgesprochenen Satzes
bedeutet, wenn den Goldproduzenten es notwendig gestattet ist,
Gold fĂŒr industrielle Zwecke zu höheren Preisen abzugeben, wenn
ihnen ProduktionsprĂ€mien gewĂ€hrt und steuerliche VergĂŒnstigungen
eingerĂ€umt werden. So war in England beispielsweise wĂ€hrend des
Krieges die Einlösung der Noten in Gold aufgehoben, ohne dass
allerdings der MĂŒnzfuß anders proklamiert worden wĂ€re. Es ent-
zieht sich unserer Kenntnis, wie weit [sic: weit wie hand. sinus-Zeichen darĂŒber] die Bank von England in die -
sem Zeitraum denn noch Gold mit Opfern erworben hat, indem sie fĂŒr
dasselbe einen höheren, als den MĂŒnzpreis zahlen musste, eben dem
Preis, den das Gold auf Grund seiner Produktionskosten im Ver-
hĂ€ltnis zu anderen GĂŒtern erforderte. Die Goldzirkulation im 
Innern fĂ€llt ja weg und nach dieser Richtung hin fĂ€llt ja
der Grund zum Ankauf, wie denn ĂŒberhaupt bei PrĂ€gefreiheit dieser
letzte Fall praktisch nicht möglich werden kann.Aber auch damit,
dass er nur zu Kriegszeiten an die OberflĂ€che gelangt, ist
gleichzeitig deutlich, dass der Gebrauchswert, auf den sich die
Metallisten stĂŒtzen, nun ĂŒber die proklamierte Vertrelation
hinausschiesst und dem Verkehr ein anderer Wert zu Grunde ge-
legt ist, ein Tauschwert des Goldes, der alte historische MĂŒnz-
preis; – die Nominalisten fallen ein: -Eben das Pfund Sterling


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als Name, als ĂŒberlieferte, gedankliche Wertvorstellung.

So haben wir in Rede und Gegenrede Nominalismus und Me-

tallismus zu uns sprechen lassen, Obwohl wir uns dabei nicht grund-
sĂ€tzlich auf die Seite der Nominalisten zu schlagen beabsichtigten,
haben wir doch gegen den orthodoxen Metallismus, der keinerlei Un-
terscheidung zwischen Geld und Ware, eben nicht einmal die Beson-
derheit der Ware Geld, wenn wir sie so nennen wollen, berĂŒcksicht-
tigt, so viele EinwĂ€nde machen mĂŒssen, dass unsere Stellungnahme
nunmehr bereits nĂ€her der nominalittischen Anschauung zu erkennen
ist. Weitere AusfĂŒhrungen werden dies noch zu unterbauen haben.


Die

W a r e n w e r t t h e o r i e

des
G e l d e s .


Eine weitere Betrachtung bleibt uns nun(noch vorbehalten,

das ist die insbesondere von Siegfried B u d g e vertretene
Funktionswert-oder Warenwerttheorie des Geldes. Ihr gegenĂŒber haben
wir die Anweisungstheorie Schumpeters zu setzen, die wohl keine eige
ne Richtung in diesem Sinne verkörpert, sich vielmehr in den meis-
ten Punkten mehr dem Nominalismus nĂ€hert, die aber schon der Be-
zeichnung nach sich uns als ein Pendant der erstgenannten Theorie
vorstellt. Dass die Geldauffassung als eine Anweisung die Körper-
lichkeit des Geldes als Ware nicht ausschliesst, ist kein einigendes


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Band, ja vielmehr ein trennendes, denn fĂŒr Schumpeter ist auch in 
dem Warengelde dennoch nur der Anweisungscharakter das Entschei-
dende und das Unterscheidende von jeglichen anderen Warengattun-
gen. Die Warenwerttheorie des Geldes steht gewissermassen zwi-
schen den Polen der nominalistischen und metallistischen Lehre,
der ersteren insofern, als sie die Möglichkeit, wenigstens die
theoretische, einer WĂ€hrung mit stoffwertlosem unkörperlichem Gel-
de anerkennt; dabei aber, und dieses im Gegensatz zum Nominalis_
mus, den Gedanken der abstrakten Werteinheit nicht gelten lassen
will. Sie neigt sich zur metallistischen Lehre, insofern sie dem
Gelde einen Eigenwert und ihm als TrĂ€ger eines solchen damit auch
die Funktion des Wertmessers zuschreiben will; sie entfernt sich
von der metallistischen Lehre in dem Hervorkehren nicht des sub-
jektiven Gebrauchswertes eines Stoffgeldes sondern in der Prokla-
mierung des Tauschwertes Geld. Solange reine GoldwĂ€hrung mit
freier PrĂ€gung besteht, ist der Geldwert gleichbedeutend mit Gold-
wert, wobei dieser einer Wechselwirkung unterliegt, die einmal von 
der Goldmenge aus die Preise beeinflusst, auf der anderen Seite
aber in ihrer Menge ursprĂŒnglich von den Preisen [sic: vertippt: Precsen] bewegt wird.
Immer mĂŒssen die Tauschmittel die P reissummen realisieren. Hier
wĂ€re zu bedenken, wie weit bei reiner GoldwĂ€hrung die quantitĂ€ts-
theoretischen Beziehungen zwischen Geld und Warensefte reichen.

Das konnten wir ja bereits im Beispiele Englande [sic: Engalnde] beobach-

ten, dass der Stand fĂŒr Warenpreise ĂŒber die RentabilitĂ€t der Pro-
duktion des Geldstoffes entscheidet, die eben bei freiem PrĂ€gerecht


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auch den ungĂŒnstigst Gold Produzierenden noch Arbeitslohn und
durchschnittlichen Kapitalprofit abwerfen muss. Der MĂŒnzwert darf
nicht unter dem gesellschaftlich notwendigen Herstellungswert des
Goldes, das ist sein statischer Konkurrenzpreis plus Schlagsatz,
sinken. Budge kleidet das in den Satz: " Der objektive Wert des
Goldes bildet sich als Resultante der WertschĂ€tzungen all derer,
die auf Gold reflektieren und kristallisiert sich im Beschaffungs-
aufwand des nachgefragten Goldquantums." Dabei ist die rein quan-
titative, die Motive gĂ€nzlich unberĂŒcksichtigt lassende Nachfrage
nicht etwa ein dynamisches Problem, sondern einfach die gegebene
statisch [hand. unterstrichen]e Nachfrage [hand. darĂŒber:, zusammen mit dem statischen Angebot] [hand. durchgestrichen also] starre Grössen, aus denen der objektive
Beschaffungswert des Goldes messbar wird. War beim Metallismus
das Wertmaass das Gold im Sinn der subjektiven SchĂ€tzung, und [hand. durchgestrichen z]war
im Grundgedanken des Metallismus ein Goldwert als eine feste Grös-
se, als ein Tauschwert, ein objektiver Beschaffungswert gar nicht
vonnöten, so ist hier bei der Warenwerttheorie des Geldes dieser
dort vorherrschende subjektive Gebrauchswert, soweit es die Einzel-
person anlangt, völlig ausgeschaltet und an seine Stelle eine
objektiv messbare Grösse getreten, die infolge der gegenseitigen
Bedingtheit des Goldes einmal als Ware und dann als Geld in der
Statik gleich ist dem Werte des Geldes wie er sich in der Zirku-
lation des Geldes herausgebildet hat. Der Geldwert, der in dieser
Theorie, wie wir nun beim Papiergeld sehen werden, eine hervorragen-
de Rolle spielt, ist in diesem Falle eben ein Goldwert in gleicher
Grösse fĂŒr alle. Eine in dieser Auffassung wurzelnde Variante


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metallistischer Auffassung ist hier wohl ersichtlich. Besonders
gravierend aber wird die Unterscheidung von den ĂŒbrigen Schulen,
wenn es ich um die ErklĂ€rung des staatlichen Papiergeldes han-
delt. Ihr Bestreben geht dahin, dem Papiergled die theoretische
Gleichberechtigung neben dem Metallgeld einzurĂ€umen. Die Lehre
des Metallismus, demzufolge Geld Tauschgut und Gegenstand subjek-
tiver SchĂ€tzung sei, soll nunmehr auch auf das Papiergeld Anwen-
dung finden. Weil mit dem Gelde, so wird erklĂ€rt, nicht nur gekauft
und ausgedrĂŒckt, sondern auch geschĂ€tzt und gemessen wird, darum
mĂŒsste man dem Gelde neben der Tauschmittel – auch die Wertmaass-
funktion zuerkennen, also eine Eigenschaft, die ohne weiteres die
Notwendigkeit seiner Stofflichkeit ( des Warencharakters des 
Geldes ) in sich schliesse. Als Ware aber mĂŒsse das Geld sich
dem einzigen Gesetz des Warenwertes ĂŒberhaupt unterordnen. Wie
aber lassen sich beim stoffwertlosen Papiergeld all diese Gesetze
verwirklichen?

Da Papier – und Metallgeld bei gesperrter PrĂ€gung vom

Staate nicht willkĂŒrlich ausgegeben, vielmehr in Seltenheit gehal-
ten wird, muss es die Wirtschaft als das Beschaffungsgut des Tau-
sches zum Monopolpreis kaufen. Derart wird solches Geld zu einem
Monopo[ĂŒbertippt c l] ; ist Monopolgeld geworden, als Geld kenntlich an einer
bestimmten bekannten Form, und Monopol in seiner relativen
Seltenheit; zur Ware und zum Tauschgut charakterisiert durch die
allen Waren anhaftenden Eigenschaften, Brauchbarkeit, NĂŒtzlichkeit
und Kostspieligkeit. Darauf stĂŒtzt sich auch der Zwangskurs des


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Staates und hinwiederum die Kaufkraft des Geldes.

Der Kauf ist, so wird ohne weiteres dargetan, ein Tausch

und jeder Tausch bringt Opfer, bringt Kosten mit sich. Opfer
aber bringt man nur fĂŒr Dinge, welche Wert haben, folglich muss
auch das Geld Wert haben und wertvolles Gut, es muss eine Ware
sein. Die Höhe des Wertes, die Kaufkraft des Geldes ist keine
an sich feststehende Grösse, sondern erst das Resultat des Aus-
tausches von Ware gegen Geld, also von zwei Wertdingen, und sie wird
zu einer allgemein brauchbaren Rechen-und Messgrösse erst dadurch,
dass alle anderen GĂŒter zwecks Auffindung ihrer Relationen mit
eben jener besonderen Ware Geld in Vergleich und Beziehung ge-
bracht werden. FĂŒr den objektiven Wert der GĂŒter gibt es also den
Geldpreis, fĂŒr den objektiven Wert des Geldes dagegen keinen ein-
heitlichen Ausdruck. Das Geld, auch nicht das Gold in dieser Eigen-
schaft, hat bei der Warenwerttheorie, die wir hier noch kritiklos
hinnehmen, keinen Preis, sondern nur einen Wert. Ein Pfund Gold
ist gleich M 1395.--, das bedeutet keine Preisgebung des Goldes,
sondern ist eine IdentitĂ€tsvergleichung. Als das allgemeine Tausch-
mittel ist das Geld Wertding und steht in Beziehung zu allen an-
deren kostenden Dingen der Aussenwelt; ist nur in seiner Beson-
derheit ihr Wertmaass und nur weil es dieses ist, und weil es
aus rein praktischen GrĂŒnden in Teile, in Geldeinheiten zerleg-
bar geschaffen wurde, darum wird es auch zum Preismaass, gewisser-
maassen nur eines auf den Hauptnenner gesetzten Ausdrucks schon
vorher erzielten Wertes. NaturgemÀss muss dieses Papiergeld, das


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im inneren Verkehr zur wertvollen Ware erhoben wurde, im inter-
nationalen Verkehr entthront werden; dort herrscht die Waren-
wĂ€hrung im Sinne der wertvollen Stofflichkeit. Diesen Tatsachen
Rechnung tragend, erwuchs Heyn's System mit der Forderung des
Papiergeldumlaufes im innern und des Goldes im Aussenhandel,
die sog. GeldkernwĂ€hrung.

Es ist selbstverstĂ€ndlich, dass die Hauptangriffe gegen

die vorgetragene Theorie aus dem Lager der nominalistischen
Schule erfolgten und hinweiderum [sic] ein Hauptvertreter der Waren-
theorie, Siegfried Bugge [sic?], seine Polemiken in der Hauptsache
gegen Bendixen und Schumpeter fĂŒhrte. Was wir im grossen Rahmen
unserer Betrachtungen dazu beitragen wollen, wird sich in die
folgenden Darlegungen unserer Gedanken zwanglos einfĂŒgen.


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