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Die s t a b i l e und u n s t a b i l e W Ă€ h r u n g;
Das W e s e n d e r I n f l a t i o n.

Jede Wirtschaft muss ihrem wahren Wesen nach eigentlich
eine stabile sein, denn Wirtschaften als Zeitwort heisst fĂŒr das
Einzelindivifuum Einkommen und Verbrauch in Gleichklang bringen.
Das will bedeuten in der Periode der Naturalwirtschaft die Er-
zeugung der fĂŒr das Leben des Einzelnen oder der Falilie notwen-
digen BedarfsgĂŒter, und auf weiterer Stufe kommt hinzu noch ein
gelegentlicher Tausch darĂŒber hinaus. Wo Erzeugung und Verbauch
von so kleinem Kreise, möglicherweise gar von der Arbeit und dem
Konsum ein und derselben Person getĂ€tigt wird, wo Ort der Erzeu-
gung und der des Verbrauchs Zusammenfallsen, da erscheint uns das
Wirtschaften, wenn wir von der Art und Weise der Bedarfsbefriedi-
gung absehen, nur als der Ablauf eines sich immerfort wiederholen-
den Naturgesetzes. Eine unstabile WĂ€hrung kann nicht existieren,
wo nur ein Verzehren des selbst Erarbeiteten stattfindet und an-
deres ist uns dort nicht erreichbar. Mit der modernen Entwicklung,
ganz besonders der der Arbeitsteilung, mĂŒssen wir unsere Produkte
nunmehr auf den MArkt bringen, der an den Einzelpreisen die letz-
ten Korrekturen trifft und der uns die GĂŒter anbietet, gleichdi-
mensionale Dinge, unter denen wir nach freier Wahl unsere BedĂŒrf-
nisse de[ĂŒbertippt c]ken können. Der Marktmechanismus schuf das Geld im Charak-
ter des Zauschgutes als auch spĂ€terhin in dem des Tauschmittel[ĂŒbertippt z].

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Die beiden ewig kreisenden Pole der Wirtschaft, Erzeugung und 
Verbauch, sind nun weit auseinander gerissen und doch sollen,
wie im allerprimitivsten VerhĂ€ltnis beide in ParallelitĂ€t ge-
bracht werden, sollen durch das Dazwischntreten [sic] des Marktes, des
Konkurrenzkampfes, durch die immer grösseren Ausmaasse [durchgestr. handschr.
(--] der Ge-
meinschaften, durch die ganze Art der Einkommenschichtung und
-verteilung in Form von in Geld ausgefrĂŒckten Nominaleinkommen,
die Ha[ĂŒbertippt r]monie der gerechten GĂŒteraufteilung auf Grund des geleis-
teten Beitrages nicht gestört werden.
Im VerhÀltnis nach aussen tritt jedes wirtschaftliche
Gebilde, das in sich und im Zusammenwirken aller den Weg von Er-
zeugung zu Verbrauch durchmisst, anderen gleich inhaltlichen For-
men als eine selbstĂ€ndige, den Werten nach sich selbst genĂŒgende
und gleichwertige Grösse entgegen. Damit ist nicht ausgedrĂŒckt,
dass innerhalb der Gemeinschaft der gerechte GĂŒteraustausch und
Einkommensbezug auf Grund des wirklich realen Inhalts jeder
Leistung garantiert wĂ€re. In einer i[ĂŒbertippt r]gendiwe verbundenen Gruppe
kann das Sozialprodukt bei Verausgabung aller Einkommen wohl
restlos aufgezehrt sein und die Wirtschaft als Einheit genommen
erscheint gesund und ausbalanziert; trotzdem kann damit in der 
Art der Verteilung jeweils ungleiches zu gleichem werden. Denken
wir beispielsweise an einen selbstĂ€ndigen Haushalt mit Sklaven-
arbeit. Deren Wahren Equivalent wĂ€re meist die ganze Erzeugung;
statt dessen erhalten die Sklaven das physische Existenzminimum
und der Rest ist arbeitsloses Herreneinkommen. Wer aber wird


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sagen, dieser Haushalt sei nicht im Gleichgewicht? Nehmen wir
den Mehrwert der kapitalistischen Wirtschaft, der einer Klasse
an ihrem wahren Einkommen abgezogen wird und der anderen als
«Kapitalprofit» zuzuwachsen; Wir denken noch an Monopolgewinne,
wo sie auftreten und dennoch – das Gleichgewicht der Wirtschaft
als ganzes braucht dadurch nicht gestört zu werden. Wir können
endlich wieder die ganze Welt als e i n e Wirtschaft ansehen,
in der Die Nationen die Rolle der Einzelindividuen spielen -.
Bilanziert dieses Weltwirtschaftsgebilde nicht auch in dem Sinne,
dass es sich selbst genĂŒgt und mit seinen Mitteln haushĂ€lt und
sind nicht auch hier die einzelnen Mitglieder, die abhĂ€ngigen
KoloniallĂ€nder wie dort durch gesellschaftliche, hier durch macht-
politische Momente im wahren Einkommen auf Grund ihrer wirklichen
realen Leistung oftmals und möglicher Weise gekĂŒrzt, um dem Mutter-
lande Kolonialgewinne zu ermöglichen .
Alle die erwĂ€hnten FĂ€lle aber sind solche, wo es sich
um eine Verteilungsfrage handelt, immer aber eine Verteilungsfrage
innerhalb der gegebenen wirtschaftliche Möglichkeiten nur auf
Grund des vorhandenen Vorrats, und da spielt der Grad, in dem ge-
sellschaftliche oder machtpolitische, vielleicht in langer histo--
rischer, immer aber in organischer Entwicklung entstanden[handschr. durchgestr. d]e und
in dem Wesen des modernen Einkommensbezugs in Geldform wie in
der Struktur der Wirtschaft liegenden Momente die Reinheit der
Oekonomik zu trĂŒbern vermögen, keine Rolle. Ganz besonders ist die
Schichtung der Einkommen auf Grund ihrer Entlohnung in sich genau

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ausgeschwungen, ist der Eigenart und Besonderheit des Landes ange-
passt und somit als nichts WillkĂŒrliches anzusehn. Ein einheitli-
ches Geldwesen ist der sichtbare Ausdruck des engen Verkettetseins
vieler, zu einander sich gegenseitig ergĂ€nzenden und bedingenden
Wirtschaft und zeigt uns klar die Grenzen dieser Wirtschaftsein-
heit auf. Die LĂ€nder, die WĂ€hrungen unter sich, kennen keine solida-
rische Haftung und mĂŒssen darum in sich selbst die Lebensmöglich-
keit zu finden wissen. Ist nun das Resultat unserer Untersuchung
nicht dies, dass jedes selbstĂ€ndige Land mit eigener WĂ€hrung als
der Beweis der wirtschaftliche Einheit im VerhĂ€ltnis nach aussen
immer stabil sein muss? D.h. hier, es muss sich selbst genĂŒgen
können und die GĂŒterwerte fĂŒr seinen Kosum [sic?] selbst sich erarbeiten.
Die Valuta ist die Schutzmauer der EinzellĂ€nder vor Ueber-
griffen der anderen. Eine wirtschaftliche Krise muss innerhalb
der WĂ€hrungsgrenze zum Austrage kommen und kann nach aussen nur
mittelbar ĂŒber den Weltmarkt, wie durch Absatzkrisen und dergl.
auch fĂŒr anderen Nationen fĂŒhlbar werden. Durch die Valuta werden
die Störungen in einem Lande auf ihren Wert begrenzt, aber gerade-
aus diesem Grunde muss sie den anderen gegenĂŒber schwankend sein.
Der Stand der Valuta sagt uns darum auch nichts ĂŒber die GĂŒte
einer solchen, denn der Wevchselkurs ist ja nur der Umrechnungskohe-
fizient zwischen verschiedenen gewĂ€hlten Wertmessgrössen;. Das Schwan-
ken der Valuta sagt uns auch nichts nĂ€heres ĂŒber die Art der Stö-
rung, die wir im inneren Wirtschaftsleben aufdecken mĂŒssen und
nicht dort, wo sie wohl sinnfĂ€llig, aber erst in sekundĂ€rer Folge

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in die Erscheinung tritt. Zu jeder Zeit, wir mögen gesunde oder
gestörte WirtschaftsverhĂ€ltnisse zu Grunde legen, mĂŒssen wir un-
seren Konsum mit gleichen werten bezahlt machen. Der normale
Fall ist wohl der, dass wir die Menge selbst erzeugen und dann
aus diesem Vorrat heraus den Austausch der ĂŒberschĂŒssigen Produk-
te gegen solche anderer LĂ€nder bewerkstelligen. GerĂ€t aber der
zum Tausch benötigte Ueberschuss unserer Produkte in Wegfall, und
können oder wollen wir trotzdem auf die Einfuhr nicht verzichten,
so bleibt uns dadurch die Zahlung an das Ausland doch nicht er-
spart. Wo wir keine KonsumgĂŒter als Exportgrössen zur VerfĂŒgung
haben, da mĂŒssen wir Geld und als dieses doch wieder KonsumgĂŒter
oder auch, wenn diese nicht zu erlangen oder durch Ausfuhrverbote
gesperrt sind, die VerfĂŒgung und Nutzniessung ĂŒber Kapitalwerte,
d.h. in zurĂŒckliegenden Perioden ersparte und hergestellte
«BeschaffungsgĂŒter» aus unserem Nationalvermögen abtreten.
Wir können also auch bis zu einem gewissen Grade von vorgetaner
Arbeit zehren und können unsere GlĂ€ubiger an unseren Einkommen
partizipieren lassen. Auf kurze Sicht gesehen, ist es uns wohl
möglich mehr zu verzehren, als wir erzeugen, aber das Ausland wird
uns nicht aus Menschenfreundlichkeit Geschenke darbringen. FĂŒr
den Wert unsere Einfuhr, einer Additionsgrösse aus den stati-
schen Preisden der KonsumgĂŒter, geben wir, soweit unser Export
reicht, Gleichnamiges hin. Den fehlenden Wert darĂŒber hinaus, den
wir mit KapitalgĂŒtern zu decken haben, berechnen wir nicht nach
dem statischen Preis der Produktivmittel, sondern nach dem durch

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Kapitalisierung zu erlangenden, privatwirtschaftlichen Preis.
Das scheinbare plus aber, das wir hier erringen, insofern wir ge-
ringere Mengen verkörperter Arbeit hingeben, um zur Bilanz zu
kommen, wird wett gemacht eben durch den damit verbundenen dau-
ernden Einkommensverlust unserer Wirtschaft. Wir sehen also,
dass das, was wir unter unstabiler WĂ€hrung verstehen, wohl nach
aussen sichtbar wird, aber nicht nach aussen wirken kann. Wir se-
hen auch, dass wir die Umlagerung cer wirk[ĂŒbertippt l]ichen Einkommen auf
Grund des Bestehens von Klassen-oder Personalmonopol nicht als
das Kriterium jener unstabilen WĂ€hrung deuten können. Was also
ist Ursache und Wirkung der unstabilen WĂ€hrung, welche Regeln
mĂŒssen wir befolgen, um die stabile WĂ€hrung uns zu erhalten?
Wir werden sehen, dass diese Betrachtung nicht aus dem Rahmen un-
serer Untersuchung fĂ€llt, und ebenso werden sich neue Gesichts-
punkte fĂŒrndie ErklĂ€rung der Inflation ergeben.
Wir mĂŒssen zu diesem Behufe zurĂŒckgehen zu dem Zeitpunk-
te, da wir 1914 die Bahnen der GoldwĂ€hrung verliessen, nicht um
damit bewusst aus der Weltwirtschaft auszuscheiden. Aber an Wirt-
schaft und Finanzen wurden Forderungen gestellt dergestalt, dass
wirnicht hoffen konnten, Preise und Goldrelation unberĂŒhrt zu
belassen. Da zeugte es wohl von richtiger theoretischer Erkennt-
nis, den Schnitt von den ĂŒbrigen GoldwĂ€hrungslĂ€ndern aus freiem
Willen und Entschluss zu machen, denn ein unbedingtes Haltenwol-
len des MĂŒnzparis hĂ€tte uns nur unseres Goldes beraubt und wir
hĂ€tten doch nicht gegen die Naturnotwendigkeit der Loslösung

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ankĂ€mpfen können. U[ĂŒbertippt n]ter der Herrschaftvder GoldwĂ€hrung war 
die ganze Volkswirtschaft zu intensiver Arbeitsleistung gezwun-
gen aus eigenem Streben heruas und gezwungen durch die gleich
handelnden NachbarlĂ€nder. Die Zahl der Beamten, der Angestellten,
der freien Berufe, der Rentner, Berufe, die scheinbar alle frei
erwĂ€hlbar sind, wurden in Menge im VerhĂ€ltnis doch diktiert von
der Zahl der gĂŒtererstellenden Arbeiter und von der IntensitĂ€t
ihrer Arbeitsleistung. Wir mĂŒssen die Berufsgliederung und die
Einkommensschichtung, die Art der GĂŒtererzeugung( wie z.B.die
Menge der Konsum- und die der GĂŒtererzeugung ) als etwas in jedem
Lande durchaus spezifisches in langer Entwicklung der Kriegsumlagerung
ermessen. Millionen von Produzenten ersten Grades wurden mit
einem Schlage ausschliessliche Konsumenten und nicht nur solche
von GenussgĂŒtern, darĂŒber hinaus auch Konsumenten von Heeresbe-
darf wie Munition, Uniform usw. Es konnten darum die in der Pro-
dukion verbliebenen KrĂ€fte nicht durchwegs in den Dienst der
KonsumgĂŒtererzeugung gestellt werden; vielmehr mussten Werkan-
lagen zum Teil in kostspieliger Umstallung dem Heeresbedarfe
nutzbar gemacht werden. Dazu kam als weiteres, dass wir vom Aus-
lande fast völlig abgeschnittennwaren und also doch die rein
physisch notwendigen GĂŒter in unserem Lande gewinnen mussten.
Die Kriegsindustrie musste finanziert, das Millionenheer musste
entlohnt werden, und zwar traten alle diese neuen Anforderungen
an den Staat mit zwingender Gewalt heran und forderten dringend

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raschen Entschluss. Wir wissen es, dass der Staat aus eigener Kraft
keine Mittel schaffen kann, dass er die Posten fĂŒr seine Ausgaben
auf dem Wege ĂŒber Steuern, Zölle, Einnahmen aus Verwaltung, Bahn
und Post usw. zu gewinnen suchen muss, die Ausgaben des Staates
sind also Unkostenfaktoren in der Produktion und Opfer fĂŒr je-
den Beruf; in jedem Falle aber Abtretung eines Anspruches auf den
GĂŒtervorrat der Nation. Im Kreislauf der Wirtschaftnwurde darge-
tan, wie alle Einkommen inGeld oder geldgleicher Form aus der
GenussgĂŒterproduktion hervorgehen, wie sie Bestandteile des Preis-
ses jener Produkte sind und wiederum die Gesamteinkommen als
Masse in der GĂŒtermasse aufgehen, diese im Konsum aufheben mĂŒssen.
Das sagt soviel, dass das Nominaleinkommen gleich ist dem Realein-
kommen, ausgedrĂŒckt in der Preissumme. Jedes in der Vorkriegswirt-
schaft und in jeder stabilen Wirtschaft in Erscheinung getretene
Einkommen und jeder Teil eines solchen hatte seine volle Dek-
kung und GegenĂŒber im GĂŒtervorrat des Landes, jeder Marktbetrag,
der zur letzten Konsumtion( Beschaffung zum Zwecke der Weiter-
verĂ€usserung blieb wirtschaftlich irrelevant ) auf dem Markte
kaufkrĂ€ftig wurde, hatte die wirtschaftliche Berechtigung dazu,
ja die GĂŒter warteten geradezu auf sein Kommen und auf ihre Ab-
nahme. Die im Gelde verkörperte oder die im kaufkrĂ€ftigen Ein-
kommen, auch wenn es abstrakter Natur wie das Girokonto ist, ruhen-
de Werteinheit bedeutet somit auch etwas durchaus reales, nĂ€mlich
die Arbeitsleistung angewandt auf ein Nautrgut, die es zum Ent-
stehen hat bringen lassen und dann alle die gleichwertigen GĂŒter

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die dafĂŒr erhĂ€ltlich sind. Wir sagten ja schon, dass die Ein-
kommen mit einander wohl in Beziehung stĂŒnden; wenn wir unser
Einkommen in GĂŒtern anlegen, so mag uns im Vergleich dieser
dafĂŒr erlangten Menge mit unserer [schlecht leserlich ĂŒbertippt Lei]stung und im weiteren Ver-
gleich mit der Konsummöglichkeit anderer Berufe die VerhĂ€lt-
nismĂ€ssigkeit der Einkommen unter einander wohl deutlich wer-
den. Wenn Abweichungen in der Bewertung der Einkommen von der
wirklichen Leistung gegeben sind, dann liegen sie an der Quelle,
wo das Einkommen bezogen wird, und es ist dann gewissenmaassen
eine bewusste Tarifisierung, es ist das Ergebnis der von gesellsch =
schaftlichen Momenten beeinflussten Wirtschaftsordnung. Wenn
wir aber die be[ĂŒbertippt z]ogenen Einkommen ihrer Höhe nach aufteilen
in GĂŒtermengen mal Preis, so erhalten wir die Zahl eins; d.h. so-
viel, als dass jedes Einkommen eine reale Parallele im GĂŒter-
vorrat besitzt und jeder, wenn auch nicht das Equivalent seiner
Leistung, sicher aber doch das Equivalent seines Einkommens auf
dem Markte erreichen kann. In der stabilen WĂ€hrung muss der
ökonomische Inhalt der Werteinheit gleich sein, bezogen auf den
Arbeitswert jedes einzelnen Gutes, gemessen auch am Arbeitsauf-
wand jeder einzelnen TĂ€tigkeit, muss ferner gleich sein dem Ex-
trakt aus der ganzen Wirtschaft in der Form RealeinkommenNominaleinkommen
und bei reiner GoldwĂ€hrung endlich gleich dem Arbeitswerte,
der der Einheit zubGrunde liegenden Goldmenge. Wo wir auch das
Maass anlegen, wir(mĂŒssen immer die gleiche Grösse finden.
Wir wurden veranlasst zu diese abweichenden Betrachtungg,

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als wir die Steuerpolitik des Staates unter geregelten wirt-
schaftlichen VerhĂ€ltnissen ins Auge fassten und die Bindungen
nun bis zur letzten Konsequenz verfolgten. Nun haben wir die
Kriegsfinanzeirung der unstabilen WĂ€hrung nĂ€her zu kommen. Der Staat schuf
KaufkrĂ€fte, ohne die vorhandenen seiner BĂŒrger vorhergehend zu
schwĂ€chen. Das ist der grosse Unterschied der vom Staate aus-
gegebenen diskontierten Schatzwechsel von dem Kaufmannswechsel,
dass der PrĂ€sentant des letzteren mit dem Schein eine Quittung
ĂŒber eine Leistung, und zwar eine von der Wirtschaft akzeptierte
Leistung in HĂ€nden hĂ€lt, wĂ€hrend der Staat mit seinem Wechsel
nicht Banknoten, sondern aus dem Nichts geschaffenes Papiergeld,
aber das mit gleicher Wirkung in Verkehr bringt. Damit fand
er eine neue Form der Steuererhebung, denn auch dadurch mussten
die Anteile der einzelnen geschmĂ€lert werden. Es ist in der 
Wirkung gleichgĂŒltig, ob ich freiwillig einem bestimmten Konsum
entsage oder ob anders neben mit nicht durch Vorleistung legi-
timierte Einkommen genau so wie die rechtmĂ€ssigen zu kaufen
vermögen; nur die Methode ist brutaler, da sie die einzelnen
ohne Unterschied besteuert und eben darum nicht jedermann im 
gleichen Maasse trifft. Vom Standpunkt des Staates allerdings
betrachtet, erweist sich diese F[ĂŒbertippt o]rm als die denkbar einfachste,
denn er sit durch das ad hoc geschaffene Geld auch schom in[ĂŒbertippt =]
Besitze der Steuer. Er muss sie nicht eintreiben, sondern wir
mĂŒssen sie ĂŒber uns ergehen lassen. Es sei gesagt, dass wir hier

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kritiklos diese Entwicklung nur schidern wollen. WĂ€hrend wir in 
der stabilen Wirthscaft ein gleichzeitiges und gleichnamiges Ver-
lĂ€ngern sowohl der Einkommens-als auch der GĂŒtergrösse erkennen,
sodaass wir, wenn wir den Preis als eine Indexzahl nehmen, sagen

können: Preis ist gleich RealeinkommenNominaleinkommen also 10010202303505
und so immer die Preishöhe in gleicher Lage ruhen bleibt erleben
wir nun eine sich in entgegengesetzter Richtung verĂ€ndernde Rei-
he. Das Einkommen nur in KonsumgĂŒtern Verwendung finden, dĂŒrfen wir
die ungeheuren realen Arbeitswerte der Kriegsindustire nicht mit
in Ansatz bringen und unsere Gleichung schreitet mit zunehmender
Entwicklung etwa so fort: Preis ist gleich 100−10−202−301−501100....1000....
Das ist nicht so aufzufassen, als ob nun keinerlei KonsumgĂŒter mehr
erzeugt worden wĂ€ren und diese schliesslich bis auf 0 anlangten;
es soll damit vielmehr nur ausgedrĂŒckt sein, dass die Nominalein-
kommen stetig anschwollen, wĂ€hrend die GĂŒtermenge stĂ€ndig die Ten-
denz zur Verringerung aufwies. Periodisch gesehen, war es vielleicht
folgendermassen: 10010 dann 2009 dann <!--markup:1:begin-->\({309<!--markup:1:end--> <!--markup:2:begin-->300<!−−markup:2:end−−>9 dann 3008 usf. mit
immerwĂ€hrender Vergrösserung des ZĂ€hlers. Wir wollen ja aus diesen
schematischen Darstellungen weiter nichts gewinnen als eine Er-
klĂ€rung fĂŒr die Preissteigerung, die nicht, wie von metallistischer
Seite wir hören können, auf dem Misstrauen zum Papiergelde beruht
und gar auf dem Wege ĂŒber die schlechtere Valutaabwertung des
Auslandes eben infolge des Misstrauens zu unserem Gelde zur Wir-
kung gelangte und was dergleichen sinnfĂ€llige TĂ€uschungen der
Kriegserscheinung mehr sind. Die Preissteigerung hat vielmehr einen

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ganz natĂŒrlichen Hintergrund und es bedarf keines Misstrauens,
auch nicht des rein mechanisch quantitativen Einwirkens der Pa-
pergeldmenge aus sich selbst heraus auf die Preise, um ErklĂ€run-
gen fĂŒr die Erscheinung zu finden. Wir könnten analog unserer bis-
herigen AusfĂŒhrungen folgendermaassen erklĂ€ren: Die alten Preise
waren der Ausdruck einer in den rechtmĂ€ssigen Einkommen gegebenen
Arbeitsleistung, nunmehr treten Einkommen ohne solche Arbeitsleis-
tung hinzu, und der schliessliche Erfolg muss der sein, dass die
Preise nominell steigen, denn die Werteinheiten, die gĂŒterheischend
am Markte erscheinen, verkörpern nun in ihrer Mischung von recht-
mĂ€ssigem und unrechtmĂ€ssigem Einkommen zusammengenommen auch als
einzelne Einheit einen geringeren Arbeitswert und darum mĂŒssen
mehr solche Einheiten fĂŒr ein Gut gegeben werden, d.h. die Preise
mĂŒssen steigen. Es werden dadurch wieder alle befriedigt, denn eine
Unterschiedung der kaufkrĂ€ftigen Werteinheiten nach der Berechti-
gung ihrer Entstehung ist nicht möglich als auch nicht statthaft.
Weiterhin wesentlich ist noch der Umstand, dass die Preissteigerung
nicht alle gleichmĂ€ssig betrifft, sondern abgestuft je nach der
Entfernung des Berufes vom GĂŒterbesitz und der GĂŒterproduktion,
etwas in der Reihenfolge Erzeuger, HĂ€ndler, Agenten, Makler, Arbei-
ter, Angestellte, Beamte und schliesslich Rentner, wobei im einzel-
nen vorĂŒbergehende Verschiebungen natĂŒrlich durchaus möglich sind.
Im allgemeinen können wir sagen, dass das eben die beweglichsten Ein-
kommen sich wiederum am schnellsten den wechselnden VerhĂ€ltnissen
anpassen konnten. Jede Erhöhung des Unternehmenrgewinnes hat die

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Tendenz die Löhne zu erhöhen und das fort zu Angestellten und
wieder weiter bis alle Berufsgruppen erhöhes Nominaleinkommen
bezigen haben. Es ist wie wenn durch einen Steinwurf die konzen-
trischen Ringe auf der WasserflĂ€che sich mehr und mehr erweitern.
Mit einem Preise hĂ€ngen alle Preise zusammen und ziehen sich ge-
genseitig gleich wie auch die Einkommen nach. Zwar [ĂŒbertippt h]errschte auf
der Angebotsseite immer wieder das Streben nach Preiserhöhung und
Anpassung an den jeweiligen gerechtfertigten Stand, auf den der
Ausgleich zwischen Einkommen und GĂŒtern gegeben wĂ€re, aber Infla-
tionwelle auf Welle lĂ€sst den Ruhezustand nie eintreten. Bei einer
einmaligen VerrĂŒckung und nachheriger automatischer Anpassung
hĂ€tte die Werteinheit wohl wieder stabil sein können; – ein immer-
wĂ€hrendes und sich immer wiederholendes VerĂ€ndern bedingte den
bekannten Zustand der dauernden UnstabilitĂ€t. AllmĂ€hlich lĂ€sst
sich Ursache und Wirkung nicht mehr als primĂ€r und sekundĂ€r schei-
  1. In der immerwĂ€hrenden Wechselwirkung zeigt sich die vergeb-
liche Jagd nach dem eigenen Schaffen. Die beiden Pole der Wirt-
schaft, Einkommen und Preise, vordem durch die GoldwĂ€hrung gebunden,
sind nun völlig frei und streiten sich u[ĂŒbertippt m] die PrioritĂ€t. Dass die
Politik der Höchstpreise zusammenbrechen musste, ist uns selbstver-
stĂ€ndlich und das ganz besonders, wenn diese nur auf bestimmte
GĂŒterarten angewandt werden sollen. Die Erzeuger der Höchstpreis-
g[ĂŒbertippt ebĂŒhr] gĂŒter erhalten ihr Einkommen ja in Preisen ihres Produktes
abzĂŒglich ihrer Unkosten. Da kann es praktisch vorkommen, dass die
Unkosten ĂŒber den Produktpreis zu stehen kommen; in jedem Falle

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